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Tiro, Tiro!

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Entenjagd: jetzt vorbereiten

Nur noch zwei Wochen, dann geht endlich die Entenjagd auf. Doch von nichts kommt nichts.
Wie Sie die Breitschnäbel zum Einfallen bringen, weiß Revierjäger Sascha Schmitt.

 

„Jagd vorbei!“: erst wenn der Jagdleiter dieses Kommando gegeben hat, darf der für Nachsuchen bestimmte Hundeführer seinen Hund schallen und schicken

Von Sascha Schmitt

Wer direkt zu Beginn der Jagdzeit auf Enten große Strecken erzielen möchte, muss bereits jetzt mit den Vorbereitungen beginnen. Die meisten Jäger kennen die Gewässer in ihrem Revier, die regelmäßig von den Enten in der Abenddämmerung angeflogen werden. Um möglichst viele von ihnen an einen Teich oder See zu bekommen, muss der Jäger etwas nachhelfen – und zwar mit gezielter Ankirrung der Breitschnäbel. Hat man intensiv genutzte Fischzuchten im Revier oder auch Klär-Becken einer Klär-Anlage, kann man sich das Kirren unter Umständen sparen, weil die Enten davon magisch angezogen werden.

Bodenbewuchs kurz halten

Als Kirrgut eignen sich alle Getreidesorten einschließlich Mais und Druschabfälle. Die Menge des Kirrguts muss so bemessen sein, dass es innerhalb einer Nacht von den Enten aufgenommen wird. Wie bei der Schwarzwild-Kirrung ist auch hier nicht die Menge des Kirrgutes der Schlüssel zum Erfolg, sondern die Regelmäßigkeit, mit der sie beschickt wird.

Grundsätzlich darf kein Kirr-Material ins Wasser kommen. Also bleibt nur das Ausbringen des Getreides direkt am Ufer oder auf einer schwimmenden Futterinsel. Bringt man das Futter an der Uferzone aus, sollte man den Platz weit genug von der nächsten Aufhakmöglichkeit für Greife anlegen. Um Fuchs und Co. das Anschleichen an die Breitschnäbel zu erschweren, hält man den Bodenbewuchs rund um den Futterplatz mit der Motorsense kurz. Schließlich will man die Enten zu für die kommende Jagd an das Gewässer binden und nicht den Beutegreifern die Nahrungssuche vereinfachen. Deshalb sollte an den Entengewässern auch die Fangjagd intensiv betrieben werden. Ebenso hat in der Nähe jeder Enten-Kirrung eine mit Gift beschickte Rattenfutterkiste ihren Platz, damit den grauen Nagern das ausgebrachte Futter verleidet wird.

Um zu verhindern, dass große Mengen des Getreides von anderen Wasservögeln aufgenommen werden, empfiehlt es sich, die Enten-Kirrung erst am Nachmittag zu beschicken. Doch nicht nur an die Kirrung muss gedacht werden, sondern auch die Schützenstände müssen eingerichtet werden. Sie dürfen nicht nur in erster Linie den anstreichenden Enten den Blick auf die wartenden Jäger verwehren, sondern auch genügend Schussfeld bieten.

Wirkung geht vor Deckung

Hier muss der alte Spruch „Wirkung geht vor Deckung“ die Maxime sein. Sind die Ufer des zu bejagenden Gewässers mit Weiden, Erlen, Schilf oder ähnlich hoher Vegetation bewachsen, kann man die Schützen in dieser natürlichen Deckung postieren. Durch den Bewuchs gegen Sicht geschützt, setzt sich der Jäger auf seinen Sitzstock.

Vor allem in trockenen Schilfpartien und zwischen Büschen oder Erlen lassen sich im Handumdrehen Stände freischneiden. Sollte es sich bei dem Gewässer um eine schützenswerte Fläche, zum Beispiel um ein 20-C-Biotop handeln, darf der Randbewuchs aber nicht gestutzt werden. Hier müssen dann künstliche Deckungsmöglichkeiten geschaffen werden, oder man muss sich mit den vorhandenen Standmöglichkeiten zufrieden geben.

Künstliche Schirme aus Tarnnetz, Fichtenreisern oder Strohballen eignen sich für die Enten-Jagd auch an Gewässern mit nicht bewachsenen Ufern. Die Stände werden so angelegt, dass die Jäger mit dem Wind auf die Wasserfläche blicken, weil die Enten so gut wie immer gegen den Wind einfallen und die Jäger so das zustreichende Wild früh sehen können. Die Schützen müssen so angestellt werden, dass sie sich nicht gegenseitig gefährden. Schüsse auf das Wasser, außer bei der Nachsuche, sind aus Sicherheitsgründen nicht erlaubt.

Breitschnäbel leichter überlisten

Sind die Stände fertiggestellt und ist die Kirrung angenommen, sollte man den Entenstrich bereits während der Schonzeit an mehreren Abenden beobachten. So kann man sich bereits im Vorfeld ein Bild über die zu erwartende Strecke machen und den Zeitraum des Hauptfluges genau taxieren. Die Anzahl der Schützen richtet sich nach der Höhe der zu erwartenden Strecke. Sicherlich sind die Maßstäbe von Jäger zu Jäger unterschiedlich, aber eine Strecke von mindestens zwei Breitschnäbeln je Schütze sollte erreicht werden, wenn sich der Aufwand rechnen soll.

Es empfiehlt sich, die erste Entenjagd direkt am Anfang der Jagdzeit zu organisieren. Die Breitschnäbel sind in dieser Zeit noch nicht durch Bejagung vorsichtig geworden und lassen sich leichter überlisten.

Wenn also die Kirrung stetig angenommen ist, wenn bei den abendlichen Beobachtungen genügend Enten in Anblick kommen und wenn man den Zeitraum des Hauptfluges kennt, kann es losgehen.

Zur Ausrüstung gehört neben der vertrauten Flinte auch ein Hut, der das Gesicht überschattet und mehr der Tarnung als der Zierde dient. Trotz der Abneigung vieler Jäger gegen Tarnkleidung eignet sich diese für die Entenjagd besser als alles andere. Ein Sitzstock und ausreichend Munition sollten ebenfalls am Mann sein.

Die Stände werden mindestens eine Stunde vor Beginn des Hauptfluges bezogen. Jeder Jäger wird vom Jagdleiter über die Gefahren-Bereiche und die vermutete Anflug-Richtung informiert. Sind die Stände schließlich bezogen, muss Ruhe herrschen. Enten reagieren zwar nicht übermäßig sensibel auf Geräusche, aber das ist noch lange keine Grund, quer über den Teich zu brüllen. Ebenso muss jede unnötige Bewegung unterbleiben, denn Enten äugen hervorragend.

Ein Wort noch zu eventuell mitgeführten Hunden: Es kommen nur Hunde mit auf den Stand, die über absolute Ruhe und Appell verfügen. Hunde, die beim Anblick der ersten Enten die Nerven verlieren und laut werden oder in den Riemen springen, wenn geschossen wird, stören nicht nur ihren Besitzer, sondern die ganze Jagd. Zum Einsatz kommen die Hunde erst nach dem Abblasen, und dann auch nur jene Vierläufer, die der Jagdleiter festgelegt hat.

Wenn die ersten Enten anstreichen, müssen aber auch die Jäger die Nerven behalten. Oft schauen dann alle zum Himmel, als würden sie sich ein Feuerwerk bestaunen. Die Enten eräugen die hellen Gesichter in der Deckung, sind gewarnt und drehen ab. Das selbe passiert auch, wenn man zu früh und zu hektisch die Waffe hochreißt oder die Deckung verlässt. Wenn die Enten kommen, heißt es Ruhe bewahren aber jederzeit bereit sein.

Verschossene Patronenhülsen sammeln

An kleineren Gewässern hat sich die Ernennung eines „Zeremonien-Meisters“ bewährt. Dieser wird natürlich vor der Jagd festgelegt und gibt das Kommando zum Schießen. Egal, ob er erst ein paar Breitschnäbel einfallen lässt, sie dann durch lauten Ruf hochmacht und dann alle gemeinsam schießen, oder ob er bei anstreichenden Enten allen die „Schießerlaubnis“ erteilt. Der Überraschungseffekt und die Chance, dass alle zu Schuss kommen, wenn die eingefallenen Enten hochgemacht werden, ist größer, als wenn jeder losschießt, wenn er es für richtig hält. Besonders überpassionierten und ungeübten Schützen wird die Jagd erleichtert, weil sie so überhaupt nicht in die Versuchung kommen, zu weit zu schießen und die Enten zu vergrämen.

Hat man den ersten „Feuer-Überfall“ hinter sich, wird jetzt auf anstreichende Enten ohne Kommando geschossen, bis keine mehr über das Gewässer streicht. Dann muss sofort wieder Ruhe einkehren. Die Waffen werden nachgeladen, und man wartet auf die nächsten Enten. Am Besten stellt man vor der Jagd an die Schützenstände kleine Eimer, in die die Jäger dann ihre verschossenen Patronenhülsen werfen können. Jeder Schütze sollte sich außerdem genau einprägen, wo die von ihm beschossene Ente eingefallen ist, um nach der Jagd den Hundeführer einweisen zu können.

Die Entenjagd dauert so lange an, bis die Hauptflugzeit vorbei ist, oder das Licht für sauberes Schießen einfach nicht mehr ausreicht. Dann heißt es für alle Schützen: „Hahn in Ruh!“ Der Jagdleiter holt jeden von seinem Stand ab und lässt sich die Zahl der getroffenen Enten melden.

Jetzt erst werden die Breitschnäbel Stand für Stand nachgesucht. Und wie man dabei am besten vorgeht, lesen Sie im nächsten Heft.

„Waidmannsheil!“: Das Warten auf die Enten hat sich gelohnt, der Jäger hat Beute gemacht. Brav hat sein Hund die Enten approtiert. Jetzt nur noch schnell die Breitschnäbel versorgen, damit am nächsten Tag ein köstlicher Enten-Braten genossen werden kann

 

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