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Verboten und gefordert

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Der Nordische Krähenfang:
Anfang Dezember meldete das „Hamburger Abendblatt“, dass der Kreis Stormarn den Einsatz des Nordischen Krähenfang beantragte. Dies wurde jedoch abgelehnt. Im Kreis Borken hingegen lief unter Leitung der „Biolgischen Station Zwillbrock“ fünf Jahre lang ein Versuch mit dem Nordischen Krähenfang, der gerade ausgewertet wird. Grund genug, einmal nachzuschauen, was das eigentlich für eine Fangvorrichtung ist. In der WILD UND HUND 8 von 1967 sind wir fündig geworden.

 

Von Reg.- Oberamtmann H.- J. Hassel

Im Herbst 1966 wurde ich auf Krähenfänge als stille Helfer des Jägers hingewiesen. Dies brachte uns die so lange gesuchte Hilfe. Wir bauten die für den Jäger empfohlene Falle drei mal zwei mal zwei Meter in der alten Form (siehe Skizze letzte Seite). Die ersten Fallen wurden Mitte Oktober in der Nähe der Müllabladeplätze im Hochwald aufgestellt. Die Anfangserfolge waren verblüffend. Gefüttert wurde mit Brot, gekochten Kartoffeln und Schlachtabfällen.

Getrübte Freude über Anfangserfolge

Die erste Lockkrähe fing ich in einem mit Maschendraht bespannten Kasten aus Brettern, 150 mal 100 mal 30 Zentimeter groß. Der Kasten wird wie die Knüppelfalle für Marder oder die Ziegelsteinmausefalle gestellt. An den Abzugsstock kommt ein Stückchen Fleisch. Bald konnte ich alle meine Jagdfreunde mit Lockkrähen versorgen. Erfolg: Der Jägermeister des Keises Münsingen gab bei der Jahresversammlung mit Gehörnschau im Mai bekannt, dass über 3 000 Krähen gefangen wurden.

Die Freude über die schönen Anfangserfolge wurde bald getrübt. Die Fangergebnisse ließen teilweise aus unbekannten Gründen nach. Später konnte man im Schnee feststellen, dass ein Fang regelmäßig kontrolliert worden war. Sobald aber eine Falle bei Tag gestört wird, werden die Krähen ängstlich und schlüpfen nicht mehr hinein. Andere Fänge wurden geöffnet oder umgeworfen. Die Motive für diese Störungen waren verschieden. Neugierde, falsche Tierliebe, falsche Einstellung zum Vogelschutz, Zerstörungsdrang, Gehässigkeit usw. mögen die Gründe sein. Wir versuchten auf verschiedene Art, diesem Übel zu begegnen. An den Fallen hängten wir Tafeln auf: „Krähenfang zum Schutze der Singvögel, bitte wegbleiben!“ Dies blieb ohne Erfolg, genau wie erste erläuternde Bekanntmachungen durch Bürgermeisterämter.

Grundsätzlich darf eine Falle nur bei Nacht kontrolliert werden

Erst die nächste Bekanntmachung mit dem Wortlaut: „Die im Jagdrevier X aufgestellte Krähenfalle wurde erneut geöffnet. Für Angaben, die zur Ermittlung des Täters führen, wird eine hohe Belohnung gezahlt. Diese Angaben werden auf Wunsch vertraulich behandelt“, wirkte, und damit hörten Störungen für längere Zeit auf.

Besonders schwierig ist die Auswahl des Fangplatzes: Die Zufahrt sollte bis auf 50 Meter Entfernung möglich sein; der Platz sollte Deckung bieten gegen Sicht und vom Weg so weit entfernt sein, dass das Hin- und Herfliegen nicht gehört wird. Er soll nicht unter Schlafbäumen sein, da auch eine nächtliche Störung übelgenommen wird. Der Idealplatz ist in einer drei bis sechs Meter hohen Fichtendickung, die sich in der Nähe eines Müllplatzes befindet. Eine Lücke von drei mal vier Metern Größe ist immer zu finden. Grundsätzlich darf eine Falle nur bei Nacht kontrolliert werden. In einer Dickung kann man aber völlig ungesehen herankommen, wenn man vorher die auf den Bäumen sitzenden Krähen und Elstern aus der Ferne vertrieben hat. Somit kann man in der Dickung bei Tag füttern, Wasser auffüllen und feststellen, ob geleert werden muss. Aber auch hier dürfen die Krähen nur bei Nacht herausgenommen werden.

Auch der beste und nicht gestörte Fangplatz ist keine Dauereinrichtung. Schon nach wenigen Wochen lassen die Ergebnisse nach. Die alten Fraßreste und der Kot zwingen ebenfalls dazu, die Falle umzustellen. Wenn der Platz nicht gestört worden war, genügt es, sie um 50 Meter zu versetzen.

Das Töten der gefangenen Vögel ist keine schöne Arbeit

Ein guter Fangplatz muss selbst vor guten Freunden geheimgehalten werden. Auch empfehle ich, bei Tageskontrollen keinen Umweg zu scheuen, damit Beobachter nicht auf den Zweck aufmerksam werden. Bei Nacht muss man in der Nähe des Platzes ohne Licht fahren. Wenn jemand in der Nähe ist, darf die Falle nicht kontrolliert werden.
Das Töten der gefangenen Vögel ist keine schöne Arbeit. In einem Taschenbuch für Vogelschutz steht: „Es ist ein selbstverständliches Gebot der Tierliebe, dass die gefangenen Krähen qualfrei und schnell und nur von verantwortungsbewussten, erwachsenen Menschen getötet werden dürfen.“ Leider wird nicht beschrieben, wie das geschehen soll. Wir machten die Erfahrung, dass diese berechtigte Forderung durch einen festen Schlag mit einem fingerdicken, etwa 50 Zentimeter langen Stock auf den Kopf der mit Lederhandschuhen gehaltenen Krähe erfüllt wird. Ist man zu zweit, leuchtet einer mit der Taschenlampe und hält einen Sack bereit. Der zweite fängt eine Krähe, hält sie an Flügeln und Ständern fest und tötet sie wie erwähnt. Muss diese Arbeit alleine erledigt werden, hängt man die Lampe nach dem Fangen einer Krähe an die Wand, damit beide Hände frei sind.

Einschlupfleiter von unten mit Nägeln versehen

Trotz der guten Fangergebnisse mit der von Dr. Keil und Polizeirat Mihm empfohlenen Falle suchte ich neue Wege. Unbefriedigend war vor allem der Elsternfang. Neben 724 Krähen fing ich nur 38 Elstern. Bei der von mir verwandten Falle handelt es sich um einen Käfig drei Meter lang, zwei Meter breit und zwei Meter hoch. Nach der Mitte hin ist der Käfig tiefer (1,5 Meter hoch). Hier liegt die Einschlupfleiter. Immer wieder beobachtete ich, dass Krähen und Elstern sich auf die zwei Meter hohen Stirnseiten setzten. Nur ungern flogen sie zur Einschlupfleiter. Anlässlich eines Briefwechsels erhielt ich von Herrn Mihm die Empfehlung, die Einschlupfleiter von unten mit Nägeln zu versehen, damit ein Entweichen nicht möglich ist. Nach diesem Versuch hatte ich mehrmals längere Zeit Elstern in der Falle, ohne dass sie entkamen. Entscheidend ist hierbei, dass nur je eine Sitzstange an den Stirnseiten angebracht wird, und zwar so hoch, dass der Flug von Sitzstange zu Sitzstange unmittelbar unter der Leiter vorbeiführt.
Um im Frühjahr die mageren Fangergebnisse zu erhöhen, machte ich mehrere Versuche: Ich baute neue Leitern und konstruierte einen Einschlupf in Bodenhöhe. Alles umsonst. Schließlich baute ich eine Falle ebenfalls drei mal zwei Meter, jedoch nur 1,80 Meter hoch, die aber oben eben ist. Die Einschlupfleiter liegt oben drauf, so dass das Aufsitzen auf die Leiter einladender ist. Die beiden Sitzstangen befinden sich 30 Zentimeter unterhalb der oberen Drahtverspannung und 30 Zentimter von den Stirnseiten entfernt. Diese Falle stellte ich unmittelbar neben eine von alter Bauart. Futter und Lockvögel waren gleich. Nach vier Tagen waren in die neue Falle vier Krähen und sieben Elstern, in die alte Falle eine Krähe eingeschlüpft. Damit ist die Form der Krähenfalle nach dem Muster der norwegischen Massenkrähenfalle verbessert worden.

Bei meinen Bemühungen, Elstern zu fangen, hat sich folgendes gezeigt: Während des Winters schlüpft die Elster nur in ärgster Not zu den Krähen in die Falle. Mehrere Elstern wurden von Krähen getötet. Als ich im Frühjahr eine Lock-Elster hatte, entfernte ich sämtliche Krähen aus einer Falle und wechselte die Leiter aus. An der neuen Leiter setzte ich zehn Zentimeter lange Nägel von unten fünf Zentimeter nebeneinander und so schräg, dass das Schlupfloch nur noch etwa zehn Zentimeter breit ist. Als Futter verwendete ich gekochten Rindermagen und gekochte Schwarten. Der Erfolg innerhalb von fünf Tagen: Zehn Elstern, zwei Krähen, ein Bussard. Die Krähen wurden zusammen mit acht Elstern entfernt, der Bussard erhielt die Freiheit. Von diesem Zeitpunkt an blieb der Erfolg wieder aus. Vermutlich war der Bussard daran schuld.

Für den Fang der Elstern ist es notwendig, die Einschlupflöcher durch schmale Leisten auf etwa sieben Zentimeter Breite zu verringern, damit Krähen und Greifvögel nicht hindurchkommen. Auf die gleiche Weise werden sich auch Eichelhäher fangen lassen, wenn man ihnen das gewünschte Futter bietet (Eicheln).

Ab- und Aufbauen jeweils innerhalb weniger Minuten

Die neue Falle ist auch leichter zu befördern als die alte. Wer für seinen Pkw einen Gepäckträger hat, befestigt auf beiden Seiten je ein 3,5 Meter langes, zwölf Zentimeter breites und drei Zentimeter starkes Brett. Hierauf werden alle sieben Fallenteile gelegt und mit einem Strick befestigt.

Das Ab- und Aufbauen ist jeweils innerhalb weniger Minuten möglich, wenn die einzelnen Teile zusammengesteckt werden können. Zu diesem Zweck habe ich mir zwei Millimeter starke Bleche schneiden lassen in der Größe 9×5 Zentimeter (Stärke der Holzrahmen 6×3 Zentimeter). Diese Bleche erhalten im Abstand von sechs Zentimetern für das Befestigen auf der Schmalseite vier Löcher. Durch den freibleibenden Teil wird in der Mitte ein sieben Millimeter großes Loch gebohrt. Von unten her wird nun das Blech in der Breite des Loches aufgesägt. Durch diesen Ausschnitt kommt beim Zusammenstecken eine kräftige Schraube senkrecht in die Langseite. Beim Aufbauen wird die Langseite festgehalten und die Schmalseite eingehakt. Für die Dachteile werden die Haltebleche an die Langseiten geschraubt, mit Ausschnitt zur Mitte. Erst zum Schluss kommt die Leiter darauf und wird von innen befestigt (Haken oder Draht). Ein Auseinandernehmen der Falle ist erst dann möglich, wenn die Leiter entfernt ist. Oben wird das Zurückschieben der Dachteile durch die Leiter verhindert. Vorn und hinten können die Schmalseiten erst dann angehoben werden, wenn die Dachteile entfernt sind. Wenn die Tür durch ein Vorhangschloss gesichert ist, kann die Falle nur mit Gewalt geöffnet oder zerlegt werden. Als Maschendraht empfehle ich eine Maschenweite von fünf Zentimetern. Er hat die erforderliche Stärke für das Befördern, läßt den Schnee hindurchfallen und Kleinvögel wieder entweichen. Elstern und Eichelhäher kommen nicht hindurch.

Während der Aufzucht – das Fangen einstellen

Die Einschlupfleiter wurde von mir oft abgeändert und auf die verschiedensten Möglichkeiten hin erprobt. Dabei vertrat ich die Ansicht, dass das Hineinschlüpfen wichtiger ist als das Entkommen. Deshalb empfehle ich auch vier bis sechs Einschlupflöcher, die jedoch von unten mit Nägeln versehen werden, damit die Krähen und Elstern vor dem Herausfliegen zurückschrecken. Alle übrigen Sprossen werden mit drei Drähten der Länge nach miteinander verbunden.

Zum Schluss möchte ich noch darum bitten, während der Aufzucht der Jungkrähen das Fangen einzustellen. Die jungen Vögel müssten sonst elend zugrunde gehen, was als rohe Tierquälerei angesehen werden muss. Und nun wünsche ich allen Krähenfängern zum Wohle des Niederwildes und der Kleinvogelwelt guten Erfolg!

Sind die Krähen ungestört, sitzen sie ruhig auf den Sitzstangen. Natürlich muss man den Lockkrähen Futter und Wasser in den Käfig stellen. Eine Entnahme der gefangenen Vögel sollte immer nur bei Dunkelheit geschehen. Die Hinweisschilder mit der Sondergenehmigung, dienen der Aufklärung unwissender Spaziergänger, die zufällig den Krähenfang entdecken.

 

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