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Fehler vermeiden

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Bauprinzipien für Reviereinrichtungen:
Ob ein Hochsitz fünf oder 15 Jahre hält, ist nicht allein eine Frage des richtigen Holzschutzmittels. Entscheidend sind die Qualität des Baustoffes Holz sowie seine richtige Verarbeitung. Hans-Ulrich Herding fasst zusammen, worauf es ankommt.

 

Beim Holzbau unterscheidet man den chemischen Holzschutz – also die Behandlung der Holzoberfläche mit wasserabweisenden und bakterien- oder pilztötenden Mitteln – vom konstruktiven Holzschutz. Das Prinzip des konstruktiven Schutzes ist recht einfach: Alle Teile eines hölzernen Bauwerkes werden so angeordnet beziehungsweise bearbeitet, dass sie entweder vom Regen nicht erreicht werden oder nach einem Regenguss möglichst schnell und vollständig abtrocknen.

Glatte Oberflächen und eine gute Belüftung sind dafür ausschlaggebend. Insbesondere beim Bau geschlossener Hochsitze wird in vielen Revieren auf die Imprägnierung der Holzoberflächen mit Farbe oder Holzschutzmittel großen Wert gelegt. Die Bauteile enthalten allerdings sehr oft so genannte „Stauräume“, in denen sich das Wasser oft zu lange aufhält und dabei das Pilz- und Bakterienwachstum fördert. Häufig sieht man Kanzeln, bei denen das Regenwasser, das vom Dach oder von der Außenhülle eines Hochsitzes abläuft, durch vorstehende Teile, wie Fensterbrett oder Kanzelboden, ins Innere der Einrichtung gelangt. Wenn darin dann Teppichboden verlegt oder Isoliermaterial eingebracht ist, dauert es unter Umständen Wochen, bis nach einem ergiebigen Regenfall das Innere der Kanzel wieder abgetrocknet ist. Solche Fehler können die Lebensdauer einer Hochsitzeinrichtung gut und gerne halbieren. Dabei lassen sie sich relativ leicht vermeiden, wenn man ein paar wichtige Prinzipien beachtet.

Gute Abdichtung vom Dach zur Wand ist nötig

Den Dachüberstand muss man entsprechend großzügig gestalten, will man verhindern, dass der Regen die Außenwände einer Kanzel erreicht. Ein Mindestmaß von 25 Zentimetern sollte nicht unterschritten werden, selbst 30 oder 40 Zentimeter sind bei geräumigen Kanzeln nicht übertrieben.

Wer Hochsitzdächer aus wasserfesten Platten, wie Faserbeton, Betoplan oder ähnlichem herstellt, kennt das Problem, dass bei allen geraden, nach innen abfallenden Dachflächen das ablaufende Wasser nicht einfach am äußeren Rand abtropft, sondern infolge der Adhäsion in Form von Tropfen an der Unterseite der Platte verbleibt. Es fließt dort unter Umständen bis an die Seitenwand der Kanzel und schließlich in den Innenraum. Um dem vorzubeugen, muss der Übergang vom Dach zur Wand gut abgedichtet sein. Viel besser ist es, man würde dafür sorgen, dass das Wasser am Rand der Dachplatte abtropft. Man erreicht dies am einfachsten, in dem man unter der Platte etwa einen Zentimeter vom Rand entfernt einen Streifen Silikon aufträgt. Das Wasser kann dieses Hindernis nicht überwinden, es tropft herab. Als Alternative ist natürlich auch das Aufnageln oder Aufschrauben dünner Leisten möglich.

Werden starke Sperrholzplatten verwendet, kann man mit der Handkreissäge eine zwei bis drei Millimeter tiefe Nut einsägen. Auch eine solche Nut ist für einen wandernden Wassertropfen ein un-überwindbares Hindernis.

Einfach und preiswert

Da die Herstellung von Hochsitz-dächern aus wasserfesten Platten recht kostspielig ist, werden in aller Regel preiswerte Bretter oder alte Schaltafeln verarbeitet. Dachpappen oder Schweißbahnen machen die Holzdächer regendicht. Auch bei dieser Konstruktion ist natürlich darauf zu achten, dass die Dichtfolie an den Rändern des Daches so verarbeitet ist, dass das Regenwasser abtropft. Die Folie muss um die Ränder des Daches herumgezogen werden. An der Unterseite befestigt man sie mit Pappnägeln oder dünnen Leisten. Um das Brechen der Folie an den Kanten zu verhindern, wird sie vor der Verarbeitung an einem warmen Ort gelagert. Sie ist dann recht geschmeidig und lässt sich relativ gut biegen.

Ebenfalls wichtig ist, dass die Bretter des Daches fest miteinander verbunden sind. Sie würden sich sonst bei Wind gegeneinander verschieben und den darüber befindlichen Regenschutz zerreißen. Zusätzlich zu mehreren Querverbindungen sollte eine oder mehrere Diagonalen eingezogen werden.

Bei starkem Wind, der den Regen fast waagerecht vor sich hertreibt, kann auch ein noch so großer Dachüberstand nicht verhindern, dass die Außenwandflächen nass werden. Das auftreffende Wasser muss schnell und vollständig nach unten ablaufen und von dort abtropfen. Dazu sollte die Außenhülle glatt gehobelt und mit einem wasserabweisenden Anstrich versehen werden.

Werden die Wände aus unbesäumten Brettern oder so genannten „Abschwarten“ hergestellt, setzt man diese dachziegelartig übereinander. Stülpschalbretter werden quer, Bretter mit Nut und Feder nach Möglichkeit hochkant verarbeitet.

Kritische Punkte in der Außenhülle von Hochsitzen sind Fenster und Tür. Es ist äußerst schwierig, Fensteröffnungen so zu konstruieren und anzufertigen, dass kein Wasser ins Innere des Hochsitzes fließen kann. Sehr viel einfacher und preiswerter ist es dagegen, zusätzlich zu den innenanschlagenden Glas- oder Plexiglasscheiben an der Außenseite Klappen anzubringen. Sie werden über der Öffnung mit Scharnieren befestigt und beim Ansitz mit Knebeln oder Stützen hochgestellt. Eine mit Silikon und Schrauben über der Klappe befestigte Leiste leitet das von der Wand ablaufende Wasser ab und verhindert, dass es hinter die Klappe gelangt. Der ideale Baustoff für Fensterklappen ist wasserfestes und oberflächengehärtetes Sperrholz in der Stärke von vier bis sechs Millimetern. Es ist leicht, genügend stabil und hält viele Jahre lang. Wer seine Hochsitzfenster ohne Rahmen aus Plexiglas fertigt, sollte sie wie die oben genannten Klappen an die Außenseite der Wand montieren. Dann bleiben die Innenwände, die meist mit geräuschdämmendem Teppichboden ausgeschlagen sind und daher besonders empfindlich auf Nässe reagieren, garantiert trocken.

Wasser darf weder ins Innere

Reicht die Tür bis fast an das Dach heran, ist der obere Türspalt durch den Dachüberstand vor eindringendem Wasser geschützt. Bei Türöffnungen, die ungeschützt liegen, wird unmittelbar über dem oberen Spalt eine drei bis vier Zentimeter dicke Leiste angebracht, die das Wasser ableitet. Die beiden seitlichen Türspalte werden mit Leisten abgedeckt, die bei einer außen anschlagenden Tür an der Tür selbst befestigt werden. Diese Leisten dienen dann gleichzeitig als Anschläge. Eine Tür wird, wenn sie nach außen zu öffnen ist, grundsätzlich nach unten hin so lang belassen, dass das daran ablaufende und abtropfende Wasser weder ins Innere der Kanzel noch an den Fußboden der Kanzel gelangen kann. Türen mit Innenanschlag werden unten mit einer Leiste mit Tropfkante versehen, die das Wasser ableitet.

Fußboden sollte auf das Innenmaß des Aufbaus zugeschnitten sein

Viele Jäger bauen den Boden und die Seitenwände eines Hochsitzes getrennt voneinander. Um dann sicher zu stellen, dass sich die Bauteile später auch tatsächlich miteinander montieren lassen, fertigen sie den Fußboden im Übermaß an und stellen die Seitenwände darauf. Der nach allen Seiten überstehende Boden fängt dann das ablaufende Regenwasser wie eine Dachrinne auf und leitet einen großen Teil davon in das Innere der Kanzel weiter. Gleichzeitig wird die Unterkonstruktion des Fußbodens nass. Da die Bauteile relativ windgeschützt liegen, trocknen sie nur langsam wieder ab. Das bedeutet, sie werden sehr bald morsch und müssen ausgetauscht werden. Beschleunigt wird der Prozess, wenn auf dem Kanzelboden ein Teppich liegt, der sich wie ein Schwamm voll saugt und das Wasser lange speichert.

Der Fußboden eines Hochsitzes sollte daher grundsätzlich auf das Innenmaß des Aufbaus zugeschnitten sein. Seitenwände (und gegebenenfalls die Tür) werden von außen angesetzt und verschraubt. Das sorgt für einen immer trockenen Fußboden und für eine vergleichsweise lange Lebensdauer der Trägerkonstruktion.

Die Stützen und Streben, die den Hochsitzaufbau auf die gewünschte Ansitzhöhe bringen, werden idealerweise aus naturgewachsenen Stangen hergestellt. Geeignet sind Lärche, Fichte und Douglasie. Das Holz sollte aus dichten Beständen stammen, in denen die Stämme besonders lang sind, sich zur Spitze hin lediglich um rund einen Zentimeter je laufendem Meter verjüngen und keine nennenswerten Äste tragen. Ungeeignet sind die Stämme einzelstehender Nadelbäume, die meist wie Weihnachtsbäume bis zum Boden mit dicken Zweigen bestückt sind. Die gewonnenen Stangen von solchen Bäumen sind unter anderem daran zu erkennen, dass sie sich zur Spitze hin sehr verjüngen. Auch sind die Jahresringe besonders stark ausgeprägt.

Wichtig ist die richtige Verarbeitung

Das Stangenholz wird geschält und vorgetrocknet. Dabei verliert es an Gewicht, was die Arbeit wesentlich erleichtert, auch wenn das beim Trocknen austretende Harz störend ist. Eine Imprägnierung der vollständig getrockneten Stangen mit einem guten Holzschutzmittel kann die Lebensdauer nur bedingt verlängern, denn das Mittel dringt kaum in die glatte Holzoberfläche ein. Viel wichtiger ist die richtige Verarbeitung.

Bei der Befestigung des Bockgerüstes am Boden des Hochsitzes ist darauf zu achten, dass die oberen Schnittflächen der tragenden Hölzer, die besonders empfindlich für Verwitterung sind, regengeschützt unter dem Kanzelboden liegen. Dies gilt nicht nur für die vier Eckstützen eines Hochsitzes, sondern auch für die oberen Querstreben und die Diagonalen. Fichtenstangen, die schnell gewachsen und daher relativ weich und empfindlich sind, werden schon nach fünf Jahren morsch, wenn man sie von außen an den Rahmen des Fußbodens anschlägt. Werden sie ins Trockene gebracht, können sie problemlos eine ganze Pachtperiode überstehen.

Regelmäßige Kontrolle ist nötig

Hochsitzpfosten werden grundsätzlich nicht in die Erde eingegraben, sondern auf Betonplatten gesetzt. Damit der Hochsitz bei Wind nicht abhebt, treibt man Erdanker aus Winkelstahl oder besonders widerstandsfähigem Hartholz, wie Eiche oder Robinie, in die Erde. Stützen und Erdanker werden dann miteinander verschraubt oder durch Nägel verbunden. Diese Erdanker sind später regelmäßig zu kontrollieren und rechtzeitig auszutauschen, wenn man bemerkt, dass das Holz zu faulen beginnt. Bei den Kontrollen sollte man Brennnesseln oder andere Wildkräuter, die unter dem Hochsitz wachsen, abschlagen. Sie behindern das Abtrocknen der unteren Stangenabschnitte nach einem Regen.

Auch eine noch so überlegte und sorgfältige Verarbeitung kann nicht verhindern, dass das Holz mit den Jahren morsch wird. Die Zersetzung beginnt vor allem an den Schnittflächen, also den Enden.

Die Anschlusspunkte beziehungsweise Verbindungsstellen des Holzes sollte man daher in einem gewissen Abstand von den Stangenenden legen. Der Überstand sollte mindestens 15 Zentimeter bei dünnen Diagonalen und Querstreben und mindestens 25 Zentimeter bei stärkeren Holzquerschnitten betragen. Besonders empfindlich sind Stirnflächen, die horizontal liegen und unmittelbar dem Regen ausgesetzt sind. Um ihre Lebensdauer zu verlängern, empfiehlt es sich, Kappen aus Kunststoff oder dünnem Metallblech aufzusetzen. Solche Minidächer sind auch auf den meisten Telegrafenmasten zu finden. Sie erfüllen dort den gleichen Zweck.

Wer für den Bau des Bockgerüstes Kanthölzer verwendet, sollte sie unbedingt mit einem Holzschutzmittel behandeln. Die bearbeiteten Holzoberflächen nehmen Wasser viel leichter auf als die glatten Außenflächen von Stangen. Sie verrotten daher auch schneller.

Die wesentlichen tragenden Hölzer des Bockgerüstes, beispielsweise die Träger eines Podestes, kann man aus besonders langlebigem, kesseldruckimprägniertem Kiefernholz herstellen. Das erhöht zwar die Baukosten, reduziert aber den Aufwand für spätere Ausbesserungsarbeiten erheblich.

Wer bei der Verarbeitung von Holz keine gravierenden Fehler begeht, spart langfristig betrachtet nicht nur Zeit und Geld, er bewahrt unter Umständen noch etwas viel wichtigeres – seine Gesundheit.

Für den Hochsitzbau werden die Stangen geschält und trocken abgelagert, bevor man sie verwendet

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