Für Jagd… und Sport

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Beretta DT 10 „TRIDENT SPORTING“:
Mit dem klangvollen italienischen Namen Beretta verbindet jeder Jäger Jagdwaffen von hoher Eleganz und Präzision. Sportschützen in aller Welt ernten mit Berettawaffen auf vielen Wettbewerben Lorbeer. Björn Ebeling testete die DT 10 „Trident Sporting“ und sagt, ob sie gleichermaßen für Wettkampf und Jagd geeignet ist.

 

Von Björn Ebeling

Viva Italia!“ Unter diesem Jubel verließ ich den Skeetstand nach dem Debüt mit der „DT 10“. Volles Haus und nur ein zweiter Treffer waren angeschrieben, was die jagdliche Runde zum Genuss werden ließ. Die Mitschützen schauten nun genauer hin. „Was ist das für eine Flinte?“ fragte der Erste. „‘Ne Beretta DT 10“, antwortete ich. „Schön, tolles Holz“ und nach dem „Zeig mal“ wandert sie schließlich von Hand zu Hand.

Mit der gleichen Neugier hatte auch ich wenige Tage zuvor den Koffer geöffnet, das Holz bewundert, die Flinte hastig zusammengesetzt und erste Anschlagübungen gemacht. Eine sportliche Flinte mit der Tendenz zur Vielseitigkeit – also ebenso geeignet zur Jagd – soll sie sein. Daher hatte ich anstatt „Trap“ oder „Skeet“ das Modell „Sporting“ gewählt, weil es für das Parcoursschießen vorgesehen ist und wechselnde Anforderungen geradezu verlangt. Doch die Ernüchterung folgte auf dem Fuß. Schon bei meinen ersten Trockenübungen blieb ich mit der Schaftkappe etwas hängen, und die aus der Mündung ragenden Choke-Einsätze störten die Optik.

Die zwei Zentimeter dicke Gummischaftkappe ist äußerlich durch ihre abgerundete Form eigentlich auf einen schnellen Anschlag ausgelegt und würde vielleicht nach kurzer Eingewöhnungsphase nicht mehr „hängen“. Weitere Experimente damit erübrigten sich aber, weil zu Testzwecken ebenfalls eine „GEL TEK“-Schaftkappe von Beretta zur Verfügung gestellt wurde. Mit der „GEL TEK“ soll der Rückstoß noch weniger spürbar sein als mit den handelsüblichen Gummi-Modellen. Der Schlüssel hierzu ist eine „weiche“ Silikon-Füllung, die den Schaftabschluss bei jedem Schuss optimal an die Schulter anpasst – wieder einmal ein sinnvolles Einsatzgebiet dieser Kunststoffmasse.

Das Anbringen erfolgt sehr einfach

Die Beschichtung der Kappe besteht aus Polymer, das gleichsam elastisch ist und die Vorteile des Silikon folglich zur Geltung bringen kann. Das Anbringen erfolgt bei allen Beretta-Flinten sehr einfach, innerhalb von fünf Minuten. Nach Demontage der Originalkappe werden zwei Führungselemente mit dem Schaft verschraubt, auf die schließlich das GEL-Stück aufgesetzt und mittels einer Metallspange festgeklemmt werden kann.

Nach den Umbaumaßnahmen wurden die Übungen wiederholt und die Flinte glitt „vorschriftsmäßig“ an die Wange. Da ist es dann auch nicht so wichtig, dass bei montierter „GEL TEK“-Kappe die Passungen zum Holz nicht so optimal sind wie bei der Originalkappe und sich ein kleiner Spalt zeigt. Den angepriesenen Vorteil in Form der „Rückstoßdämpfung“ bekam man selbst bei den ohnehin schon angenehmen 24 Gramm-Patronen noch zu spüren, was die Investition von 47,95 Euro für die praktische Neuheit lohnend macht.

Die Vorteile zeigen sich in der Praxis

Die „Sporting“ wird serienmäßig mit Optima-Chokes geliefert, die über die eigentliche Mündung des Laufbündels zwei Zentimeter hinausragen und auch noch farbliche Markierungen aufweisen. Für den Sportschützen kein Problem, unter Jägern nicht so gern gesehen. Allerdings hat dieses System einige Vorteile: Bei herkömmlichen Chokes werden die Schrote beim Passieren der Würgebohrung abrupt gestaucht. Die Optima Choke-Einsätze haben einen langen Übergang und messen insgesamt neun Zentimeter. Dadurch können die Schrote den Lauf „geordnet“ verlassen.

Zudem ist der Laufinnendurchmesser um 0,2 Millimeter erhöht, was die Reibung der Garbe verringern und deren Geschwindigkeit gegenüber herkömmlichen Bohrungen geringfügig erhöhen soll.

Mit dem geringeren Reibungsverlust soll eine Schonung der einzelnen Schrote einhergehen: Letztlich werden uneffektive Randschrote und Geschwindigkeitsverluste vermieden. Sowohl der Rückstoß als auch das Hochschlagen der Waffe werden zusätzlich gemindert.

Wegen der etwas größeren Laufbohrung verändert sich allerdings die Wirkung der Chokes: Ein 3/4-Choke ist beispielsweise als Voll-Choke anzusehen, weil sich der Querschnitt im Verhältnis gesehen entsprechend mehr verengt als bei herkömmlichen Läufen. Ein „echter“ Voll-Choke ist folglich bei den Optima-Chokes nicht lieferbar. Das Einsetzen von mündungslangen, herkömmlichen Chokes sollte aus obigen Gründen ebenso unterbleiben, so dass man mit den „Töpfen“ am Lauf leben muss, wenn von den genannten Vorteilen gezehrt werden soll.

In der Praxis zeigten sich die Vorteile von „Optima“: Beim Schießen entsteht ein etwas anderer Knall, und der Treffer auf einer Wurfscheibe versetzt auch alte Hasen in schlichtes Staunen, weil die Tauben schneller – und deutlicher – brechen. Offensichtlich eine Folge der geringer abgebremsten Schrote, denn die Wirkung der verwendeten Patrone kannte ich schon seit einigen tausend Schuss.

Die Gleichmäßigkeit der Garbe findet ihren Zeugen in Form der Papierscheibe, die gleichbleibend minimal Randschrote offenbart. Das Rad ist damit natürlich noch nicht neu erfunden, denn Treffen muss man nach wie vor noch selbst. Letztlich wird aber die Effizienz auf dem Schießstand und auf der Jagd wenigstens statistisch erhöht. Beim Fehlschuss bleibt auch weiterhin nur der Trost, dass es beim nächsten Mal vielleicht besser klappt.

Beide Läufe des 71 Zentimeter langen Bündels schießen gut zusammen und auf die Distanz von 25 Metern Fleck. Bei einer Jagd- oder Trapflinte wäre eine leicht erhöhte Treffpunktlage wünschenswert. Für die Sporting- und Skeetmodelle ist dies jedoch genau richtig.

Höchste Holzqualität

Die Büchsenmacher im Hause Beretta verstehen ihr Handwerk und legen hinsichtlich der Verarbeitung der Waffe ein Zeugnis traditioneller Handwerkskunst ab. Die Brünierung ist makellos bis ins Detail. Selbst an den Lötstellen finden sich keine Ungleichmäßigkeiten, wie häufig bei anderen Modellen. Die Metallflächen sind sauber poliert und weisen zum Teil einen schönen Sonnenschliff auf. Die Übergänge von Metall zu Metall und von Metall zu Holz wurden auf das Sorgfältigste gepasst. Natürlich entsteht eine solche Waffe nicht durch reine Handarbeit – heutzutage kommt man um moderne Maschinen nicht mehr herum.

Die Basküle ist silbergrau mit goldenem Beretta-Schriftzug. Im Unterschied zu den meisten Modellen der Beretta-Flintenreihe verriegelt die „DT 10“ nicht mit dem üblichen Flankenverschluss, sondern mit seitlichen Haken, die in den muschelierten Backen der Basküle ihre Widerlager finden. Eine kleine Besonderheit, die nur wenige Beretta-Modelle aufweisen, so auch das Spitzenmodell „SO 5“. Dieser Verschluss erweist sich als sehr stabil, auch wenn manche den Haken nicht so recht trauen, da sie nicht so mächtig sind wie die Laufhaken zum Beispiel bei einer Perazzi. Sie müssen aber gar nicht so breit ausfallen, da die Verriegelung ja oberhalb der eigentlichen „Knickstelle“ erfolgt und hier nicht mehr die Kräfte erforderlich sind wie bei einer Verriegelung „nur“ durch untenliegende Laufhaken.

Leider wurde der Verschlusshebel ergonomisch gestaltet – leider, weil er dadurch sehr groß ausfällt, was das harmonische Gesamtbild etwas stört.

Das Holz der Testwaffe war von höchster Qualität und mit einem Hartöl behandelt, das nahezu den Eindruck eines Lackschaftes vermittelte. Der Hinterschaft mit Pistolengriff und ausgearbeitetem Handballen wirkt schon fast etwas wuchtig. Der Vorderschaft in Halbbiberschwanzform dagegen ist genau richtig proportioniert. Gewöhnlich werden die Sporting-Modelle mit einfachem Vorderschaft und Schnabelabschluss ausgeliefert. Die Halbbiberschwanzform ist optional erhältlich. Extrem fein geschnitten ist die Fischhaut, die sich auch auf der Oberseite des Pistolengriffes findet. Eine gesteigerte Qualität, die bei einem Preis von 4 995 Euro für die „Trident Sporting“ auch verlangt werden kann. Die „DT 10“ ist damit nicht die Flinte für jedermanns Geldbeutel, im Fall der Fälle rechnet sich der Preis aber, weil man bei dem hohen Verarbeitungs- und Qualitätsniveau von einer einmaligen Anschaffung ausgehen kann.

Der Abzug steht mit einem Widerstand von 1,7 Kilogramm weich, und er verfügt über eine Umschaltung. Er stand Pate für die Modellbezeichnung „DT“. Das bedeutet „Detachable Trigger“, also herausnehmbare Abzugsgruppe und auswechselbarer Abzug. Das Bauteil kann ohne Werkzeug entnommen werden. Dazu wird zunächst der Verschlusshebel bei zerlegter Flinte in Nullstellung gebracht, dann der Sicherungsschieber in die vorderste Rast noch über den Zustand „entsichert“ hinaus positioniert, der Verschlusshebel wieder gedrückt und dann die gesamte Gruppe herausgenommen. Bedauerlicherweise ist dieser Vorgang nirgends in den Katalogen und Bedienungsanleitungen beschrieben, so dass erst bei Kettner nachgefragt werden musste.

Ein Optimum an Sicherheit

Der Abzug selbst ist mit einer Schraube befestigt. Ein Schraubenzieher und ein gelbeloxierter Wechselabzug mit breitem Abzugblatt werden in einer gesonderten Box mitgeliefert, so dass das Züngel schnell ausgetauscht oder in der Länge verstellt werden kann, je nach ergonomischen Anforderungen. Zwei Ersatzschlagbolzen und ein Wechselkorn machen die Zubehörbox vollständig. Die Sicherung wirkt auf die Schlagstücke und gibt somit ein Optimum an Sicherheit her.

Bei der Jagd muss man entweder neue Wege gehen und ohne Gewehrriemen auskommen, da keine Riemenbügel montiert sind, oder letzteres nachholen lassen. Als Alternative bieten sich die im Handel erhältlichen Klemmriemen an, die den Nachteil haben, die Brünierung an den entsprechenden Stellen des Laufes in Mitleidenschaft zu ziehen. Bei einem Gewicht von 3,7 Kilogramm wäre ein Riemen auf der Jagd schon recht nützlich. Bei den häufigen Jagdarten wie Vorstehtreiben, Ansitz im Taubenschirm oder Anstand auf dem Entenstrich wird allerdings von mir die „nackte“ Flinte bevorzugt, und da ist die „DT 10“ genau richtig.

Ob weite Enten an Fließgewässern oder Raufußhühner in der schwedischen Taiga – die Italienerin war nicht zuletzt wegen der Wechselchokes immer dabei! Der beschriebenen Vielseitigkeit der Flinte werden auch die Patronenlager gerecht, die von der 12/65er- bis zur 12/76er-Hülse alles „verdauen“.

Unter dieser Prämisse ist offensichtlich auch die Balance der Waffe gewählt worden. Der Schwerpunkt liegt genau unter dem Scharnierbolzen, so dass weder eine „Kopf“- noch „Heck“-Lastigkeit besteht und der Einsatzbereich nicht von vornherein festgelegt ist. Manch einer wird lieber eine leichte Kopflastigkeit bevorzugen, weil die Flinte dann mehr ins Gesicht „springt“. Hierzu kann ein längeres Laufbündel (76 Zentimeter) gewählt werden, was automatisch zur gewünschten Gewichtsverlagerung führt.

Die „DT 10“ ist sicher eine teure Investition. Wer sich jedoch für sie entscheidet, bekommt eine hochwertige Waffe unterhalb des Preisniveaus einer „K 80“ oder „MX 8“, die mit ihrem Ausstattungspaket nicht nur eine Schönwetterflinte für den Schießstand ist, sondern in allen Lagen begeistern kann.

 


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