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Der „Multi-Sitz“: Allzeit bereit

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Jungfüchse im Frühsommer, den Bock in der Blattzeit, im Herbst die Tauben. Das alles an einem Platz im Revier, und das alles vom selben Sitz aus.

 

Volle Deckung: Der „Multi-Sitz“im jagdlichen Einsatz. Tarnnetz und obere Querlatte sind angebracht, so dass man gut gedeckt sitzen und sicher schießen kann.

Am Koppelwall fliegen wieder die Tauben. Samstags könnte ich ansitzen, aber leider fehlt dort natürliche Deckung. Die Nuss- und Holundersträucher sind seit dem letzten Pflegeschnitt kaum hüfthoch nachgewachsen, und die niedrige Ansitzleiter, die dort für Fuchs und Bock aufgestellt ist, eignet sich trotz Verblendung nicht für die Jagd auf die Geringelten. Also muss ein aus dünnen Lärchenstangen hergestellter Taubenschirm an anderer Stelle im Revier abmontiert und am Koppelwall wieder aufgebaut werden.

Ein wenig kurios wirkt das Bild der beiden fast nebeneinander stehenden Ansitzeinrichtungen schon, und so nutze ich die Wartezeit auf die Tauben, um über eine Ansitzeinrichtung nachzudenken, die zum einen als Schirm und zum anderen als niedriger Sitz für den Büchsenschuss eingesetzt werden kann. Die Tauben lassen ein wenig auf sich warten, und ich habe die zündende Idee: der „Multi-Sitz“.

Die Basis für den Sitz bildet ein Schirm für den Ansitz auf Tauben oder Krähenvögel. Und das schöne am „Multi-Sitz“ ist, dass er sich fast genauso einfach nachbauen lässt. Er besteht aus vier Eckpfosten, vierzehn gleichlangen Querverbindungen, drei Diagonalen, einem Sitzbrett, zwei Trittbrettern und einer Rückenlehne. Die Maße der Bauteile sind der Materialliste zu entnehmen.

Seine Vielseitigkeit verdankt der „Multi-Sitz“ je fünf Querhölzern, die in bestimmten Abständen in die beiden Seitenteile eingesetzt sind. Sie dienen als Auflagen für das Sitzbrett und/oder die beiden Trittbretter. Außerdem kann die Rückenlehne dort eingehängt werden. Die vielfältigen Möglichkeiten sind auf den Abbildungen und in der Zeichnung zu sehen.

Die auf den Abbildungen gezeigte transportable Ausführung des Sitzes ist aus Kanthölzern bzw. Dachlatten zusammengeschraubt, die bei möglichst niedrigem Gewicht eine hohe Festigkeit vor allem an den Verbindungsstellen garantieren. Der Bau eines stationären „Multi-Sitzes“ aus Fichten- oder Lärchenstangen ist ebenfalls denkbar, die Konstruktion sollte allerdings mit einigen zusätzlichen Diagonalen verstrebt werden.

Der erste Einsatzbereich des „Multi- Sitzes“ ist die Jagd auf Tauben und Rabenvögel. Bei einer Bauhöhe von 1,75 Meter vorn und 1,95 Meter hinten bietet sie einem größeren Jäger ausreichende Deckung, wenn er in der Einrichtung steht (kleinere Jäger können die Einrichtung einige Zentimeter niedriger fertigen).

Nun wird sicher kein Jäger einen ganzen Taubentag im Stehen zubringen wollen. Es gibt verschiedene Möglichkeiten, ein Sitzbrett zu installieren. Die unteren Querhölzer in den beiden Seitenteilen sind 45 Zentimeter über dem Erdboden (Stuhlhöhe) angebracht. Darauf kann man das Sitzbrett auflegen. Wenn man in Augenhöhe das Tarnnetz etwas ausschneidet, kann man im Sitzen die anfliegenden Tauben früh erkennen und für den Schuss rechtzeitig und ohne gesehen zu werden aufstehen.

Tauben im Sitzen

Wem eine Sitzhöhe von 45 Zentimetern zu niedrig ist, kann das Sitzbrett auch auf das nächsthöhere Querholzpaar in einer Höhe von 70 Zentimeter über dem Erdboden auflegen. Aus dieser erhöhten, aber noch recht bequemen Sitzposition heraus kann man das Fluggeschehen über dem Schirm besser beobachten und darüber hinaus sehr schnell aufstehen und schießen. Statt des Sitzbrettes kann auch die im weiteren Text beschriebene und in den Abbildungen gezeigte Rückenlehne als Sitzauflage verwendet werden. Sie wird so aufgelegt, dass sie nach vorn abfällt. Das ist bequemer.

Einige erfahrene Taubenjäger schießen grundsätzlich im Sitzen, weil sie befürchten, sich durch die Bewegung beim Aufstehen zu verraten. Für diese Jäger ist 25 Zentimeter über dem zweiten Querholzpaar ein drittes Paar angebracht. Wird das Sitzbrett hier aufgelegt, liegt die Sitzhöhe fast einen Meter über dem Erdboden. Für die Füße legt man die beiden Trittbretter auf die untere Auflage. Bei einer Breite von 25 Zentimeter je Brett ergibt sich ein „Fußboden“ in einer Tiefe von immerhin 50 Zentimetern. Die um 20 Zentimeter hochgezogene „Rückwand“ verschafft zwar einen zusätzlichen Sichtschutz, dennoch sitzt der Jäger hier vergleichsweise offen. Die Verkleidung der Seiten und der Front des Sitzes reichen nur etwa bis zur Schulterhöhe. Geduldiges Stillsitzen, gute Tarnkleidung und das Abdecken der hellen Hände und des Gesichtes sind also Voraussetzungen für den Erfolg.

Die Rückenlehne kann bei allen drei Sitzhöhen verwendet werden. Sie ist aus dem gleichen Brett herausgesägt, aus dem schon die Trittbretter und das Sitzbrett gefertigt wurden. An den beiden Enden ist sie ausgeklinkt, so dass beidseitig nur noch kleine Fortsätze mit quadratischem Querschnitt verbleiben (siehe Foto links oben und links). Die Länge ist so bemessen, dass sie, wie in der Zeichnung dargestellt, an den Querhölzern eingehängt werden kann. Die von der Rückseite her aufgeschraubte Dachlatte stellt die Rückenlehne in eine leicht schräge Position, wenn man sie bis an die hinteren Stützen schiebt.

Das Sitzbrett und die beiden Trittbretter lassen sich auch als Dach des Schirmes verwenden, wenn man sie auf die oberen Querlatten der Seitenteile auflegt. Das schützt nicht nur vor kleineren Regenschauern, es bringt vor allem einen Sichtschutz nach oben, den man beispielsweise bei der Bejagung der Krähenvögel unbedingt benötigt. Zwei oder drei Bretter werden so aufgelegt, dass zwischen ihnen ein genügend großer Spalt zum Beobachten und Schießen bleibt.

Der „Multi-Sitz“ ist aber nicht nur als Schirm für die Bejagung von Flugwild geeignet: Er lässt sich auch zu einer niedrigen Ansitzeinrichtung für den Büchsenschuss umbauen, wenn Sauen in der Feldflur zu Schaden gehen oder in der Blattzeit der heimliche alte Bock treibt.
Dazu bedient man sich der vierten Auflage in den Seitenteilen. Sie befindet sich 1,20 Meter über dem Erdboden. Wird das Sitzbrett an dieser Stelle aufgelegt, kann man wie in einer niedrigen offenen Kanzel ansitzen. Die Querlatten am oberen Rand dienen als Gewehrauflage. Sie befinden sich 55 Zentimeter über Sitzhöhe. Das entspricht den Verhältnissen bei einer Ansitzleiter. Die Rückenlehne wird an den oberen Querhölzern eingehängt.

Je ein Trittbrett legt man auf die beiden unteren Auflagen und verschiebt das obere Brett ein Stück nach hinten. Dadurch entsteht eine Art Treppe, über die man recht bequem aufbaumen kann. Die Füße werden auf dem oberen Trittbrett abgestellt. Bei einer Sitzhöhe von 1,2 Meter ergibt sich eine Augenhöhe von etwa zwei Metern. Das reicht für viele Einsätze vollkommen aus.

Für die Drückjagd

Auch als Drückjagdbock ist der „Multi-Sitz“ einsetzbar. Seine Innenmaße von etwa 100 x 85 Zentimetern bieten den nötigen Platz. Sitz und Rückenlehne bleiben an den oben beschriebenen Stellen, allerdings empfiehlt es sich, beide Trittbretter auf die zweite Auflage zu legen und beim Aufbaumen die untere Querlatte im Vorderteil als Hilfssprosse zu nutzen. Die vergrößerte Standfläche erhöht die Bewegungsfreiheit und erlaubt außerdem schnelles Aufstehen und Drehen, wenn das Wild hinter der Ansitzeinrichtung anwechselt.

Die Montage wird am Beispiel der gezeigten mobilen und leichten Ausführung gezeigt. Stationäre „Multi-Sitze“, die ständig der Witterung ausgesetzt sind, sollten aus etwas stärkeren Profilen hergestellt werden, weil das Holz schneller altert und dabei an Festigkeit verliert.

Der Bau beginnt mit dem maßgenauen Zuschnitt der Bretter, Latten und Kanthölzer. Die Maße sind der Zeichnung und der Materialliste zu entnehmen. Von den vier senkrecht stehenden Pfosten sind die hinteren um 20 Zentimeter länger, was die Deckung von der Rückseite her erhöht. Es werden zunächst die beiden Seitenteile aus je zwei Pfosten, fünf Querhölzern und einer Diagonalen zusammengeschraubt. Die beiden Seitenteile sind spiegelbildlich anzufertigen, und zwar so, dass die Querlatten von innen an den Pfosten liegen. Die Maße können der Zeichnung entnommen werden. An jedem Verbindungspunkt dreht man zwei Holzschrauben ein und trägt zusätzlich wasserfesten Holzleim auf.

Die beiden Seitenwände werden nun durch zwei vordere und zwei hintere Querhölzer miteinander verbunden. Allerdings kommen hier keine Holzschrauben sondern acht Millimeter starke Schlossschrauben mit Scheiben und Muttern zum Einsatz. In gleicher Weise wird auch die Diagonale in der Rückwand befestigt. Für den Transport kann der Sitz nach dem Lösen dieser Schrauben zerlegt und auf einem kleinen Pkw-Anhänger oder sogar auf dem Dachgepäckträger transportiert werden.

Unter das Sitzbrett und die Trittbretter werden an den Enden kurze Stücke von Dachlatten quer aufgeschraubt, die verhindern, dass sie seitlich von den Auflagen abrutschen. Der Aufbau der Rückenlehne ist auf dem Detailfoto links oben und in der Skizze rechts dargestellt. Sie ist an beiden Enden so ausgeschnitten, dass an der obenliegenden Kante lediglich zwei kleine Fortsätze verbleiben, die beim Einsatz der Lehne auf den Querhölzern in den Seiten aufliegen. Am unteren Rand der Rückenlehne wird von der Rückseite her eine Dachlatte angeschraubt, die das Brett in eine schräge und bequeme Position bringen, wenn man es bis an die beiden hinten Pfosten schiebt.

Die Verkleidung

Die Verkleidung des mobilen „Multi-Sitzes“ wird aus vier Tarnnetz-Stücken hergestellt. Für die beiden Seiten wird je ein passendes Stück zugeschnitten und mit einem Klammergerät oder mit U-Nägeln ausschließlich an den Pfosten (nicht an den Querhölzern) befestigt. Das Netz in der Rückseite kann man nur an der oberen und unteren Querlatte antackern, denn sonst ließe sich der Sitz nicht zerlegen. Das Netz für die Frontseite wiederum darf nur am oberen Querholz befestigt werden. Es hängt locker wie ein Vorhang und lässt sich beim Auf- und Abbauen zur Seite drücken. Damit das Netz bei Wind nicht ins Flattern kommt, schlägt man auf Kniehöhe zwei kleine Nägel in die Pfosten, an denen das Netz eingehängt werden kann. Wer kein altes BW-Tarnnetz hat, kann das Bauwerk natürlich auch mit Fichtenzweigen verblenden.

Wenn man den fertigen „Multi-Sitz“ aufstellt, sollte man auf jeden Fall Steinplatten unter die vier Eckpfosten legen. So kann das Holz nicht faulen, und der Sitz wird bei Belastung nicht in den Boden gedrückt. Und jetzt können Sie je nach Belieben entweder von „ganz unten“, „mitten drin“ oder von „Hoher Warte“ auf Tauben, Krähen, Füchse, Rehe oder Sauen jagen.

Ganz unten: Der „Multi-Sitz“ als Tauben- oder Krähenstand. Zur Verdeutlichung der Sitzposition wurden das vordere Tarnnetz und die obere Querlatte abgenommen.

 

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