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In der Kürze liegt die Würze

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Er ist ein Nest- und Jungwildräuber, verursacht Schäden in Hafer und Mais und ist für Erdhunde eine Gefahr bei der Baujagd. Er bietet uns spannende Jagd, ansehnliche Trophäen und schmeckt hervorragend – der Dachs. Aber es bleiben uns maximal 92 Tage, um Grimbart auf die Schwarte zu rücken. Deshalb geben erfahrene Dachsjäger hier ihre Tricks an Sie weiter.

 

Die gezielte und effektive Jagd auf Dachse ist zwangsläufig an den Bau gebunden. Je nach Gelände-Verhältnissen muss der Jäger entscheiden, ob er eine Leiter in der Nähe der Röhre postiert oder sich mit dem Sitzstock einen geeigneten Platz sucht

Revierjagdmeister Elmar Eickhoff gerät heute noch ins Schmunzeln, wenn er an diese Dachs-Episode denkt: „Eines Morgens saß ich auf Füchse an, direkt neben einem alten Westwall-Bunker aus dem Krieg. Durch und durch war der Wall mit Röhren von Fuchs und Dachs ausgehöhlt. Ich harrte auf meiner Leiter, um Reineke zu überlisten, doch nichts regte sich. Kurz vor sieben baumte ich ab, um die auf Rehböcke ansitzenden Jagdgäste abzuholen.“ Aber weil Berufsjäger immer wissen müssen, was sich im Revier tut, wählte Eickhoff nicht den direkten Weg zum Auto: „Ich pirschte um ein Maisfeld herum, um zu sehen, ob Rehwild auf der angrenzenden Wiese steht.“ Auch hier war die Bühne leer, und so machte er kehrt, um an seinem Sitz vorbei zum Wagen zu gelangen: „Ich ging recht zügig und alles andere als leise zurück, kam wieder zu meinem Sitz und fiel vor Schreck fast um – da saß ein Jungdachs direkt am Fuß der Leiter und schaute mich aus drei Meter Entfernung völlig verdutzt an. Ich konnte gar nicht so schnell reagieren, da war Grimbart schon verschwunden. Ich hätte mich natürlich schwarz ärgern können, denn wann wartet ein Dachs schon mal unter der Leiter auf seinen Jäger?“

Der Schreck am Morgen hatte aber nicht zur Folge, dass Eickhoff seine erfolgreiche Dachsjagd-Taktik änderte. „In der späten Dämmerung und nachts ist es am besten“, so der Berufsjäger, „und immer am Bau, denn draußen im Feld ist Grimbart ein reiner Zufallstreffer.“

Das von ihm jahrelang betreute Niederwildrevier verbarg die Dachsbaue jedoch im dichten Unterwuchs der Auwälder oder eben im Gestrüpp des ehemaligen Westwalls. „Da hatte man vom Boden aus keine Übersicht, also musste an jeden Bau eine Leiter“, erklärt Elmar Eickhoff seine Vorliebe für Ansitzeinrichtungen am Bau. „25 Meter entfernt, ohne viel Schnörkel und Komfort, aber unbedingt aus dem Wind. So sitzt man unentdeckt, sieht wesentlich mehr und kann sicher schießen“, fügt er hinzu.

Auf Tuchfühlung

Wenn er dann schießt, hält Eickhoff übrigens nichts von kleinkalibrigen Einsteckläufen: „Die Schuss-Entfernungen betragen selten mehr als 30 Meter, und das Licht ist nun wirklich nicht das beste. Da bin ich im linken Schrotlauf meines Drillings mit 40-Gramm-Vorlage in vier Millimeter wesentlich besser bestückt.“ Sogar den sonst im rechten Schrotlauf eingebauten Einstecklauf lässt er zu Hause, wenn es auf Dachs geht. „Manchmal läuft Grimbart eben nicht von mir weg, sondern direkt auf die Leiter zu und ist plötzlich fast auf Tuchfühlung. Da wirkt eine 2,75er-Streupatrone im rechten Schrotlauf Wunder“, so Eickhoff. „Und außerdem“, fährt er fort, „ist es doch ein Witz, mit einer .22 Magnum auf ein Stück Wild zu schießen, das die Größe und Masse eines schwachen Frischlings hat. Da nehm’ ich lieber gleich die große Kugel.“

Für alle Fälle gerüstet

Auch mit der Falle machte Elmar Eickhoff schon Beute, wenngleich die Fangjagd für ihn nur zweite Wahl ist: „Einfach etwas Dörrobst in die Betonrohrfalle. Das ist zwar keine Garantie für den Fang, aber einen Versuch ist es allemal wert.“

Ganz und gar nichts von Hochsitzen am Dachsbau hält Wildmeister Günter Walter, der in einem Revier im südlichen Baden-Württemberg für die Niederwildhege verantwortlich ist: „Ich muss mobil sein, um auf die jeweilige Windrichtung reagieren zu können. Da ist man mit der Leiter viel zu sehr angebunden.“ Vor allem in der Dachs-Ranz, Anfang August, ist der erfahrene Raubwildjäger zur Stelle: „Bereits in der Abenddämmerung oder am frühen Morgen sitze ich am Bau.“ Dabei führt er entweder eine Doppelflinte mit zwei Abzügen (rechts 2,7 Millimeter Streu, links 3,7 Millimeter mit 36-Gramm Vorlage) oder seinen speziell für die Raubwildjagd angefertigten Drilling. „Die .222 Remington als Kugel, ein zylindrisch gebohrter rechter Schrotlauf und ein enger linker. Da ist man für alle Fälle gerüstet“, so Günter Walter. „Aber breit muss Grimbart stehen, sonst gibt das nichts mit Schrot“, fügt er warnend hinzu.

Betonrohrfalle hat sich bewährt

Auf eine Rekord-Strecke von 27 Dachsen innerhalb einer Jagdsaison kann Revierjäger Erich Kaiser zurückblicken. Neben der klassischen Nachtjagd setzt er auch auf den Ansitz am Bau in der Morgendämmerung, wenn Grimbart von seinen nächtlichen Streifzügen heimkehrt. „Vor allem in der Ranz hat man da morgens gute Chancen.“ Doch Kaiser kennt noch einen hevorragenden Platz, den heutzutage fast jeder im Revier hat: „Schwarzwildkirrungen sind wahre Magnete für Grimbart. Viele meiner Dachse habe ich beim nächtlichen Sauansitz erlegt.“ Doch dem jungen Berufsjäger ist auch klar, dass manch Hochwildjäger da anders denkt: „Oft wird halt leider nicht auf den Dachs geschossen, weil man auf die Sauen wartet. Da werden viele Chancen vertan, genau wie beim Fuchs.“

Seine Erfolge mit der Lockjagd hält Erich Kaiser übrigens für reinen Zufall: „Ich kann mich an zwei Fälle erinnern, als ein Dachs auf die Hasenklage reagierte.“ Doch genau wie seine Berufskollegen räumt er der Jagd mit dem Mauspfeifchen und der Hasen- oder Karnickelklage so gut wie keine Chancen ein.

Als Ausrüstung baut er auf eine Kombinierte mit lichtstarkem Zielfernrohr. „Am besten mit Leuchtpunkt“, so Kaiser. Das Schrotkaliber sollte seiner Meinung nach nicht kleiner als 12/70 sein, in der Kugel schwört er auf die .22 Magnum, die Hornet, die .222 oder andere 5,6er. Die Zweifel an der .22 Magnum teilt er nicht: „Man darf natürlich nicht zu weit schießen. Aber wenn man dem Dachs die kleine Kugel auf Kirrungs-Entfernung halbsspitz von hinten anträgt, zeigt die Magnum eine hervorragende Wirkung.“

Ebenfalls hervorragend hat sich bei ihm die Betonrohrfalle bewährt: „Ich habe damit wirklich sehr gute Ergebnisse erzielt und möchte auf keinen Fall darauf verzichten.“

Ansitz bei schlechtem Wetter nahezu aussichtslos

Beim Ansitz am Bau bringt Revierjäger Sascha Schmitt die meisten Dachse zur Strecke. Um auf die jeweiligen Windverhältnisse reagieren zu können, gibt er jedoch nicht der Ansitzleiter, sondern dem Sitzstock den Vorzug: „Bereits einige Tage vor dem geplanten Ansitz, bereite ich mir mehrere Plätze in guter Schrotschuss-Distanz vom Bau entfernt vor. Dann kann ich punktgenau vor Ort entscheiden, welcher Platz der Beste ist.“ Besonders wichtig ist für ihn, zur rechten Zeit am rechten Ort zu sein. „Ich schaue mir die Baue regelmäßig genau an. Wenn ich dann anhand von Geschleif, Spuren oder frischen Aborten sehe, dass sich da was getan an, bin ich abends zur Stelle.“

Ausgerüstet ist Schmitt mit einer Bockbüchsflinte in 16/70 und .222 Remington. „Als Schrotgröße wähle ich immer 3,5 Millimeter, denn auch beim Dachs geht für mich Deckung vor Tiefenwirkung.“ Damit Grimbart im Feuer bleibt, achtet der Berufsjäger aber genau darauf, wie das Stück steht: „Wichtig ist, dass man den Dachs nie spitz von vorn oder hinten mit Schrot beschießt. So verliert man ihn hundertprozentig.“ Sein Rezept ist einfach: „Möglichst ein paar Meter von der Röhre entfernt muss er verhoffen, und zwar breit.“

Nach seinen Erfahrungen haben sich Ansitze bei schlechtem Wetter als nahezu aussichtslos erwiesen. Optimale Voraussetzungen bestehen jedoch bei ruhiger, sonniger Witterung. Die beste Zeit, den Dachs am Bau zu bejagen sind für ihn die Dämmerung und die späten Abendstunden. „Aber ja nicht zu spät an den Bau gehen! Denn der Dachs kann, vor allem wenn es richtig heiß und trocken ist, schon recht früh erscheinen.“

In den Morgenstunden schätzt er dagegen die Chancen etwas geringer ein: „Entweder schlieft der Dachs schon sehr früh wieder ein, oder er verbummelt sich unterwegs und kommt erst spät zurück. Da muss man schon ganz früh sitzen und jede Menge Geduld mitbringen. Da sitz’ ich doch lieber abends.“ Aber nach dem Ansitz am Bau ist für den Berufsjäger noch nicht Hahn in Ruh: „Wer in seinem Revier einzeln stehende Obstbäume oder Streuobstwiesen hat, sollte diese in hellen Mondnächten unbedingt kontrollieren. Schon von weitem sieht man, wenn sich da ein Dachs am Fallobst gütlich tut.“

Bei der Fangjagd baut er auf eine große Kastenfalle, die er auf Zwangspässen in der Nähe der Dachsburg aufstellt. Und die Jagd mit der Falle ist für ihn ein Muss: „Wer in den paar Wochen, die uns für den Dachs bleiben, darauf verzichtet, schneidet sich ins eigene Fleisch. Kein Mensch kann doch gleichzeitig den Sauen nachstellen und an der Dachsburg Strecke machen. Die Falle jagt jede Nacht, und wenn ein Jungfuchs drin ist, soll’s mir auch recht sein.“

Vergeblich auf den Dachs gewartet

Keine Hoffnungen macht der Revierjäger allerdings den Anhängern der Reizjagd: „Ich habe schon so oft beim Fuchsansitz die Mauspfeife erfolgreich eingesetzt, aber ein Dachs kam mir dabei nie.“

Auch von der Anlage von Luderplätzen oder extra für Grimbart beschickten Luderschächten rät er ab: „Egal, wo ich Luderplätze für den Fuchs angelegt habe, einen Dachs habe ich dort niemals gespürt. Der holt sich wohl lieber Würmer und Jungwild – aber auch Mais. Deshalb ist die Sau-Kirrung immer besser als jeder Luderplatz.“

Unvergleichliche Spannung

Vier Ärzte, fünf Meinungen sagt man oft scherzhaft. Doch die vier von uns befragten Berufsjäger glänzen gottlob nicht durch völlig unterschiedliche Taktiken, sondern unterstreichen einmal mehr die alte Weisheit „wer den Bau hat, hat den Dachs“. Ob man dann dort mit der Doppelflinte, dem Drilling oder einer anderen Kombinierten ansitzt, eine Leiter baut oder sich auf dem Sitzstock niederlässt, bleibt den jeweiligen Gelände-Verhältnissen und den persönlichen Vorlieben überlassen.

Eine Sünde wäre es nur, wenn man einen Bau im Revier hat, es dort aber gar nicht versucht. Denn diese Spannung ist unvergleichlich: Wenn zuerst die schwarz-weiße Maske auftaucht, sich Grimbart dann vorsichtig und nach allen Seiten sichernd aus der Röhre schält, sich streckt, sich den Sand aus der Schwarte schüttelt, sich breit stellt. Wer das versäumt, bleibt um einen Reiz der Jagd ärmer.

Vor allem in der Ranz, Anfang August, ist der Dachs viel unterwegs. Oft kehrt Meister Grimbart dann erst in den früeh Morgenstunden von seinen nächtlichen Beutezügen und Liebestouren zurück. Eine hervorragende Chance für den Jäger, ihn davei abzupassen

 

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