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Ackern gegen den Verbiss

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Panung Und Anlage von Wildäsungsflächen im Waldrevier:
Wildäcker im Wald sollen Ruhezonen bilden und Schäden an den Kulturen verhindern. Ohne genaue Planung geht es aber hierbei nicht. Die richtigen Stellen müssen gefunden werden, das Pflanzgut ist an den vorkommenden Wildarten auszurichten, Maschineneinsätze sind zu koordinieren, und dabei darf die Revierkasse nicht gesprengt werden.

 

Von Jörg Rahn

Damit die Anlage von Wildäckern finanziell nicht zu einem Fass ohne Boden wird, sollte genau geplant werden. Im Feldrevier bieten sich immer wieder stillgelegte Agrarflächen zur Nutzung als Wildacker an, doch auch im Waldrevier lassen sich Flächen finden. Häufig sind sie durch Umstände wie Waldbrand, Windwurf oder gar einen Kahlschlag vorgegeben. Es können aber auch Wege- und Grabenränder, Lichtungen, aufgegebene Holzlagerplätze, Schneisen, Feuerschutzstreifen oder auch Trassen von Strom- und Telekommunikationsleitungen sein. Bei der Suche nach geeigneten Flächen sollten die naturschutzrelevanten Gebiete nicht mit einbezogen werden. Das heißt, dort, wo seltene Pflanzen und Tiere wachsen oder leben, darf kein Wildacker angelegt werden. Oft sind gerade die Wegeränder oder Schneisen Refugien für „Rote-Liste-Arten“ und müssen deshalb vorher besonders intensiv begutachtet werden.

Wertvolle kleine Wildflächen

Wird die zukünftige Wildackerfläche aber nicht durch irgendwelche Umstände vorgegeben, sollten folgende Überlegungen in die Planungen einbezogen werden: Das Einverständnis des jeweiligen Waldbesitzers sowie die Beachtung der einzelnen Ausführungsbestimmungen der jeweiligen Landesjagdgesetze vorausgesetzt, sollten Wildäcker, die nicht allein der Futterge-winnung dienen, stets in störungsarmen Revierteilen angelegt werden. Nur dort hat das Wild die Möglichkeit, die Flächen entsprechend seinem natürlichen Äsungsrhythmus auch tagsüber aufzusuchen. Optimal sind Flächen, die in den Tageseinständen des Wildes liegen. Hierbei muss man sich im Klaren sein, dass jede Dickung nur über einen begrenzten Zeitraum Deckung bietet, so dass das störungsfreie Umfeld fast eine gleichrangige Bedeutung hat. Für Wildäcker im Wald gilt: Mehrere kleine Flächen sind wertvoller als eine große. Denn große Äsungsflächen haben den Nachteil, dass sie dem Wild kein Sicherheitsgefühl vermitteln und folglich tagsüber kaum aufgesucht werden, es sichert länger und öfter – Zeit, die dem Äsungsvorgang verloren geht.

Gerade große Blößen fallen auch den Waldspaziergängern eher auf, und Freiflächen im Wald laden stets zum Picknick, zur Rast oder zum regelmäßigen Besuch ein. Zu kleine Wildäcker dagegen lassen sich nur schwer und mit höheren Kosten bewirtschaften. Optimal ist eine Flächengröße von 0,2 bis 0,3 Hektar. Dass das Wild dabei nicht über vielbefahrene Straßen oder Bahnlinien gelockt wird, ist eine Selbstverständlichkeit.

Schneisenbreite nicht untschreiten

Bei der Anlage größerer, dauerhafter Wildäcker muss die waldbauliche Planung für die umliegenden Bestände unbedingt berücksichtigt werden. Was passiert in absehbarer Zeit auf diesen Flächen? Bieten sie später geeignete Tageseinstände? Sind sie durch ihre Altersklassen- oder Artenstruktur besonders schäl- oder verbissgefährdet?
Bei der Pflanzung neuer Waldbestände bietet es sich an, einen der Rückewege, auf denen das Holz aus dem Bestand gezogen wurde, als Wildäsungsfläche zu nutzen. Hierbei sollte eine Schneisenbreite von 15 bis 20 Metern nicht unterschritten werden, da die Äste der Bäume im Laufe der Jahre immer weiter in die Schneise wachsen und sie in kürzester Zeit als Wildacker unbrauchbar machen. Lange schmale Wildäsungsflächen werden vom Wild auch tagsüber gerne aufgesucht, da sie bei Gefahr mit wenigen Fluchten in der Deckung verschwunden sind. Diesem Sicherheitsbedürfnis des Wildes kann man entgegenkommen, indem man zum Beispiel Althölzer, die um den Wildacker liegen, mit schattenertragenden Büschen oder Bäumen unterpflanzt.

Eine längere Sonneneinstrahlung fördert den Pflanzenwuchs

Häufige Störungen, dazu zählt auch die Jagd, können zu erheblichen Wildschäden in unmittelbarer Nachbarschaft von Wildäckern führen. Kleine, versteckt angelegte Wildäcker ohne Bejagung in den Einstandsbereichen kommen sowohl dem Wild als auch dem Wald zu Gute.

Die Exposition der Flächen nach der Himmelsrichtung ist mitentscheidend für die spätere Annahme durch das Wild. Flächen mit Nord-Süd-Ausdehnung haben im gleichen Waldbestand eine höhere Besonnungszeit als solche mit Ost-West-Ausdehnung. Eine längere Sonneneinstrahlung fördert den Pflanzenwuchs und ist dem Wild behaglicher als ein kaltes Gesamtklima zum Beispiel in Nordausrichtung. Bei der Standortwahl sollten deshalb auch Mulden und andere Vertiefungen wegen der größeren Nachtfrostgefahr gemieden werden.

Äsungspflanzen, die in Schattenlagen aufwachsen, werden oft nur zögerlich oder gar nicht angenommen. Dies gilt auch für Pflanzen, die unter Nährstoffmangel leiden. Die Entwicklung der Pflanzen auf einem Waldwildacker hinkt jener im Feld etwa um 14 Tage hinterher. Dies kann besonders für den Massenertrag einer Wintereinsaat von Bedeutung sein. Neben der Größe, Lage und Sonneneinstrahlung spielt die Erreichbarkeit eines Wildackers eine wichtige Rolle. Da die Flächen in der Regel mehrfach im Jahr mit Trecker und Anbaugeräten bearbeitet werden müssen, sollte eine geeignete, aber unauffällige Zufahrtsmöglichkeit bestehen.

Flachgründigen Einarbeiten der Saat

Beim Gebrauch der Fräse ist in der Regel nur ein Arbeitsgang nötig, ein Grubber dagegen muss häufiger ran. Stark verqueckte Flächen erfahren durch nur einen Fräsvorgang eine starke Vermehrung der Quecke. Die Pflanze wird zerstückelt und treibt aus fast jedem Teil wieder aus. Zur Beseitigung der Quecke ist meist ein vier- bis fünfmaliges Fräsen in einem Abstand von etwa 14 Tagen notwendig. Mit einer Federzinkenegge kann man die Quecke von der Fläche abziehen und anschließend „entsorgen“. Natürlich kann man sie auch chemisch bekämpfen, dann allerdings vor der Bodenbearbeitung. Die ungefähren Kosten für die Maschinen und Geräte zur Wildackerbewirtschaftung sind der Tabelle zu entnehmen.

Der Einsatz einer Drillmaschine bei der Einsaat ist nur bei wirklich gut vorbereiteten Wildäckern sinnvoll. Bei Mischungen verschiedener Samengrößen können sich die „Körner“ durch die Vibration des Gerätes leicht entmischen – das gewünschte Ziel der flächigen Verteilung der Wildackerpflanzen wird verfehlt.

Gerade kleinere Wildäcker lassen sich auch mit der Hand einsäen. Dazu hängt man sich am besten eine Düngermolle vor den Bauch, in der das Saatgut mitgeführt wird. Bei ungeübten Kräften kann allerdings auch diese Art der Einsaat zu einer schlechten Verteilung des Saatgutes führen. Ein flachgründiges Einarbeiten mit der Egge oder eine sehr flach eingestellte Fräse ist empfehlenswert. So erhält das Samenkorn besseren Kontakt zum Boden, wird nicht zu tief eingebracht und kann von Vögeln nicht so leicht aufgenommen werden. Für kleinkörnige Saaten (Klee, Raps) eignet sich die Kleegeige hervorragend. Mit ihr können die Samen gleichmäßig und weitgehend lückenlos ausgebracht werden.

Die Bodenvorbereitung kleinerer, mit dicken Baumstubben versehener Freiflächen lässt sich wunderbar durch Sauen bewerkstelligen, indem die Fläche als Schwarzwildkirrung benutzt wird. Das Eingraben von Mais führt hier zu verstärkter Wühltätigkeit, wodurch der Boden allmählich schier gemacht wird. Ein späteres Einsäen von beispielsweise Waldstaudenroggen bietet sich dann an.

Von Deckung gesäumte Äsungsstreifen, wie entlang einer Leitungsstraße, werden vom Wild bevorzugt angenommen

 

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