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Ein Tag bei den Laiki – Schwarzwildspezialisten vom Allerfeinsten

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Unser Autor Hans-Georg Schumann, ein fachkundiger Rüdemann, schildert seine ganz persönlichen Eindrücke von einer Laika-GP in Brandenburg.

 

Nicht bei allen teilnehmenden Laika-Hunden lief auf der Rotfährte alles so glatt wie beim Suchensieger „Edkij vom schwarzen Diamant“, der vom Anschuss an nach guter Riemenarbeit sicher zum ausgelegten Stück fand

Hans-Georg Schumann

Wer kennt ihn bei uns schon näher, den schwarzweiß gezeichneten Vierläufer vom Typ Grönlandhund? Kurz gedrungener, aber sehr beweglicher Körperbau, mit über dem festen Rücken getragener Ringelrute und „Stehohren“. So präsentieren sich uns die Russisch-Europäischen (RE) Laiki. Ihre Hauptaufgabe besteht darin, während der freien Suche gefundenes Wild, in unseren Revieren Schwarzwild, zu verbellen und so lange anhaltend zu stellen, bis der Jäger herangekommen ist.

Niemals hätte ich mir als „alter DD – Mann“ und Verbandsrichter träumen lassen, einmal an einer Gebrauchsprüfung der Rasse „Laika“ teilzunehmen. Doch ich bekam überraschend eine Einladung vom Laika-Club; wohlbemerkt nicht etwa als Richter, sondern um die Suche mit der Kamera zu begleiten. Ich sagte zu, denn ich war neugierig und gespannt auf einen Tag im brandenburgischen Suchenrevier Friesack bei Nauen.

Mitte Oktober trafen sich hier sechs Suchengespanne zur „jagdlichen Meisterprüfung“, einer Gebrauchsprüfung (GP). Um es vorweg zu sagen, ich war beeindruckt von der Vielseitigkeit und den Leistungen dieser Hunde. Was ich zu sehen bekam, hatte ich nicht erwartet.

Von Jägern, die es nicht besser wissen (können), wird die Russisch-Europäische Laika auf Grund ihres Farbschlages oft abfällig als „Blendlaterne“ abgetan. Damit tut man diesem arbeitswilligen und interessant zu führenden Hund unrecht. Gerade die Schwarz-Weiß-Färbung hat beim Drücken auf Sauen, beispielsweise im dichten Schilf, für den begleitenden Jäger wie für die vorgestellten Schützen eine jederzeit erkennbare „Signalwirkung“.

Zwar Leistungsunterschiede

Doch nun zur GP. Nach der Begrüßung der Teilnehmer und der Schlachtenbummler durch den Prüfungsleiter E. Genschner/Friesack, ging es ins Revier. Das erste Prüfungsfach, die Schweißarbeit, zeigte bereits starke Leistungsunterschiede besonders der Hunde. Es galt, eine mit Wildschweiß gespritzte, etwa 600 Meter lange Übernacht-Fährte mit zwei Haken und zwei Wundbetten auszuarbeiten. Und das in einem Revier, das mit Verleitfährten von Rot-, Schwarz- und Rehwild wirklich reichlich gesegnet ist.

Einige der Hunde taten sich dementsprechend schwer. Wie bei anderen Prüfungen auch, entschieden neben den gezeigten Leistungen auch die Tagesform sowie die unverzichtbare kleine Portion Suchenglück über die Platzierungen. Da ich vier Schweißarbeiten vom Anschuss bis zum Stück begleitete, konnte ich mir ein eigenes Urteil bilden.

Souverän, sicher, mit stoischer Ruhe, sich bei Verleitungen immer wieder selbst einbögelnd und verbessernd, die frischen Gebräche der Sauen einfach ignorierend, fand der spätere Suchensieger „Edkij vom Schwarzen Diamant“ mit seinem Führer R. Bläsche/Bötzow in eindrucksvoller Leistung zum Stück. Das „Waidmannsheil“ der Richtergruppe war verdient.

Das ist Laika-Domäne!

Die eigentliche Domäne der Laika ist die weiträumige, freie Waldsuche, wobei nur von ihnen gefundenes Wild gestellt und verbellt werden darf. Damit haben diese Hunde einen ähnlichen Aufgabenbereich wie die Jämthunde bei der Elchsuche in Skandinavien. In unseren Revieren stellen ausschließlich Sauen das Suchenwild dar. Das setzt aber voraus, dass eine Laika absolut rot-, dam- und rehwildrein sein muss.

Dieses Prägen ausschließlich auf Schwarzwild kommt jedoch nicht von ungefähr, es ist den Hunden nicht angewölft. Deshalb muss es regelrecht antrainiert werden. Das erfordert eine Menge Einfühlungsvermögen und Kleinarbeit des Hundeführers.
Auch hierbei zeigte die RE-Laika Edkij die bestechendste Leistung mit einer sehr selbständigen Suche, ohne dass dabei jemals der Kontakt zum Hundeführer abriss.
Weitere Fächer ähnelten denen von Vorstehhundprüfungen, wie Folgen frei bei Fuß, Ablegen, Verhalten auf dem Stand, Wasserarbeit, Schussfestigkeit und Schleppenarbeit mit Bringen von Feder- und Haarwild.

Es war für mich schon ein ungewohnter Anblick, die Laiki beim Apportieren zu sehen. Bei der Wasserarbeit konnte man sehr deutlich beobachten, dass die Passion am und im Wasser, vor allem der Finderwille beim Stöbern im Schilf bei diesen Hunden sehr unterschiedlich ausgeprägt ist.

Im Vergleich zu meinem äußerst wasserpassionierten DD zeigten sich die Grenzen der Laiki jedoch deutlich. Wasser ist ja auch nicht ihre „Schokoladenseite“. Es kommt dem Hundeführer darauf an, dass anlässlich einer Stöberjagd gelegentlich erlegte Enten gefunden und gebracht werden. Ein reiner Wasser-Gebrauchshund ist die Laika nicht. Trotzdem Hochachtung vor manchen der gezeigten Leistungen.

Am Abend wurde durch die Richter Bilanz gezogen. Der Suchensieger stand, wie erwähnt, fest und bekam einen I. Preis zugesprochen. Der kräftige, bedächtig, aber gezielt arbeitende Rüde machte so nebenbei an diesem Prüfungstag noch das Leistungszeichen Btr. und überzeugte durch hervorragende Leistungen in fast allen Fächern. Es gab außerdem noch einen II. und zwei III. Preise. Eine westsibirische Laika schied leider aus.

So brachte mir als DD-Mann dieser Prüfungstag einen bisher noch nicht gekannten Einblick in die Vielseitigkeit dieser Rasse. Ich kenne die Laiki eigentlich schon seit mehreren Jahren aus unserer Pachtjagd in Brandenburg. Unser Jagdpächter führt nämlich mit großer Passion selbst zwei Rüden der RE-Laika an Sauen. Diese Hunde haben sich im Laufe der Jagdpraxis zu ausgesprochenen Spezialisten entwickelt. Besonders beim Suchen und Finden von Schwarzwild in unwegsamem Schilfgelände sowie knüppeldichten Kieferndickungen sind sie zu wahren Meistern dieses Fachs geworden.

Unser Jagdfreund Heiner kann sich deshalb in den Wintermonaten vor Einladungen zu Saudrückjagden, auch im Landesforst, kaum noch retten. Er erlegt als Durchgehschütze vor seinen Hunden auf fast jeder dieser Jagden seine Sauen. Dabei führt er seit langem mit gutem Erfolg eine kurzläufige Doppelflinte im Kaliber 12.

Schnelles Binden einzelner Sauen

Schwarzwildjagd mit der Laika bietet einen wesentlichen Vorteil, wie ich selbst schon mehrfach bestätigt bekam. Die schwarzweißen Hunde binden nämlich in erstaunlich kurzer Zeit nach dem Sprengen der Rotte ein oder zwei der Sauen durch Stellen und Verbellen. Das hat zur Folge, dass der Rest der Rotte versucht, sich klammheimlich aus dem Gefahrenbereich zu verkrümeln. Diese Sauen wechseln die draußen vorstehenden Schützen meist relativ ruhig an.

Soviel steht jedenfalls für mich fest: Saujagd mit erfahrenen Laiki ist eine beeindruckende und effektive Art der Bejagung. Man muss sie einfach einmal miterlebt haben, um ein Wörtchen mitreden zu können.

 


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