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SLOWAKISCHER RAUHBART – RASSEPORTRÄT – Der raue Graue

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In den züchterischen Anfängen wurde der silbergraue Vorstehhund mit dem Bart als Rauhaar-Weimaraner bezeichnet. Während er in Deutschland weitgehend unbekannt ist, erfreut sich der Jagdhund in seinem Ursprungsland, der Slowakei, jedoch großer Beliebtheit.

Text Anton Fichtlmeier

Was war das für ein Hund, der dort den Fasan hochgemacht hat? Grau wie ein Weimaraner, rau wie ein Drahthaar? Leider ergab sich keine Gelegenheit mehr, den betreffenden Hundeführer zu befragen. Erst einige Zeit später, rein zufällig, entdeckte ich ein Bild dieses Hundes in einer Rassebeschreibung über den Rauhaarigen Weimaraner, der eigentlich Slovenský hrubosrstý stavač, zu deutsch: Slowakisch Rauhbart, heißt. Ein Ansprechpartner für eine Welpenvermittlung oder ein Züchter in Deutschland waren jedoch nicht ausfindig zu machen. Erst bei diversen weiteren Recherchen führte die Suche direkt ins Ursprungsland dieses Hundes, in die Slowakei. Die eigentliche Entstehung dieser Rasse begann in den frühen 1950er Jahren. Damals fielen mehrere atypische Welpen in Würfen des Böhmisch Rauhbart (Český fousek). Zwar hatten die Welpen dieselbe rauhaarige Fellstruktur wie der Fousek, allerdings waren sie grau. Warum, lässt sich heute nicht mehr nachvollziehen.

Eine Geschichte besagt, dass dieser erste rauhaarige, graue Welpe, der Rüde „Bobi Selle“, in einem Wurf des Züchters Ladislav Greznarik in Šaľa gewölft wurde. Dieser Züchter war damals in der Entwicklung der Drahthaarviszla sehr aktiv. Man vermutet deshalb, dass er bei seinen experimentellen Verpaarungen auch Vorstehhunde der Rassen Böhmisch Rauhbart, Drahthaar oder Weimaraner verwendete. „Bobi Selle“ wurde später mit einer Weimaraner-Hündin aus Österreich verpaart. Aus diesem Wurf soll wiederum ein weiterer Rüde („Hlas z. Karpat“) einn andere österreichische Weimaraner-Hündin gedeckt haben.

Graue, rauhaarige Welpen kamen auch in einem Wurf von Zigmund Gazi von Pila zur Welt. Michal Urban, Schriftführer und Vorstand der Zuchtkommission des slowakischen Zuchtvereins, berichtet von einem Züchter, der mit seiner Český fousek-Hündin von einem erfolgreichen Deckakt mit einem Český fousek-Rüden nach Hause fuhr. Auf dem Heimweg besuchte er einen Freund, der einen Weimaraner-Rüden besaß. Dabei wurde seine Hündin von diesem ein zweites Mal belegt. In diesem Wurf fielen neben typischen Böhmisch Rauhbart-Welpen auch zwei rauhaarige, graue, die später als Rauhaarige Weimaraner ins Zuchtbuch eingetragen wurden. Sehr früh wurde von der Slowakischen Jäger-Vereinigung ein experimentelles Zuchtbuch gegründet, in das diese Hunde zuerst als „Rauhaar Weimaraner“ eingeschrieben wurden (Hrubosrstý weimarský stavač). Die slowakische Jäger-Vereinigung bat nun den Weimaraner Klub Deutschlands, diese Hunde als eine Drahthaar-Variante des Weimaraners anzuerkennen.
Im Vergleich: Slowakischer Rauhbart (l.) und Kurzhaar-Weimaraner
Der damalige Präsident des deutschen Weimaraner Klubs, Dr. Werner Petri, bestätigte den Eingang der Anfrage, die aber mit Vorstandsbeschluss vom September 1974 abgelehnt wurde. Die Begründung: Die rauhaarigen, grauen Vorstehhunde wurden aufgrund der Einkreuzung fremder Rassen nicht als dritte, rauhaarige Weimaraner-Variante anerkannt. In der ehemaligen Tschechoslowakei waren die rauhaarigen, robusten Hunde jedoch schon sehr verbreitet und beliebt. Aus diesem Grund entschloss sich die slowakische Jäger-Vereinigung, den rauhaarigen Grauen von den Weimaranern abzukoppeln und als eigene Rasse zu etablieren. Sie bewarb sich beim Welthundeverband (FCI) um die Anerkennung der Hunde als selbstständige slowakische Vorstehhundrasse. Bereits 1970 hatte man begonnen, die vorhandene Population in drei Blutlinien aufzuteilen, die miteinander gekreuzt wurden:

1. Hunde, die mit silbergrauer Farbe in Würfen der Český fousek gefallen waren                   2. Hunde, die ursprünglich aus Fousek-Würfen stammten, bei denen aber mehrmals Weimaraner eingekreuzt worden waren                                                                               3. Hunde, die hauptsächlich vom Weimaraner-Rüden „Buben v. Zehnthof“ abstammten (Quelle: HANS RÄBER)

Dieser SHS ähnelt vom Typ her eher seinem böhmischen Verwandten,dem Český fousek.
Somit wurden bis 1981 zirka 403 Hunde dieser neuen Rasse in das Stammbuch eingetragen. Im Jahr 1982 erfolgte die erste offizielle Anerkennung durch die FCI unter dem Namen Slovenský hrubosrstý stavač (SHS). Erst nach einem zweiten Anlauf bei der Generalversammlung der FCI 1983 in Madrid wurde der „Slowakische Rauhbart“ als eigenständige Rasse in der Klassifikation „Gruppe 7, Vorstehhunde, mit der Standard-Nr.
320“ anerkannt. Im Jahr 2005 hatten die Mitglieder des Klubs damit begonnen, eine neue
Blutlinie für den SHS aufzubauen. Gesundheit, Fellfarbe, Fellstruktur und Körperbau waren durch Unachtsamkeiten bei der Zuchtauswahl etwas ins Hintertreffen geraten. Urban nahm die Möglichkeiten der Genetik zu Hilfe. Zudem wurden alle Zuchtschritte im Zuchtbuchregister eingetragen, und erst nachdem vier Generationen für den Eintrag in die Ahnentafel vorlagen, wurden die SHS wieder ins normale Zuchtbuch übernommen.
Nach strenger züchterischer Selektion teilt sich die Population heute in drei unterschiedliche Linien auf, die separat gehalten werden sollen. Schon jetzt sind deutliche Erfolge zu erkennen. Die Hunde sind gesund, zeigen sehr gute Jagdanlagen, und die Haarqualität ist wieder besser geworden. Auch auf die jagdlichen Leistungen wird im Ursprungsland sehr viel Wert gelegt. Jährlich organisieren die slowakischen Klubvorstände zwei Ausstellungen sowie Anlage-, Schweiß- und Klubpokal-Prüfungen.
Apportierfreude ist eine von vielen positiven Eigenschaften des Slowakischen Rauhbarts.

Momentan werden in der Slowakei zirka 400 registrierte SHS geführt. Zur Zucht eingesetzt werden 18 Hündinnen und zwölf Rüden. 2010 sind 42 Welpen in elf Würfen gefallen. Anfang 2009 fielen in Österreich einer und 2010 in Holland zwei Würfe (www.merlinhoeve.nl). In Deutschland leben heute acht SHS, manche jagdlich geführt, manche als Rettungshunde eingesetzt. Selbst in Irland, Schweden und Amerika finden sich inzwischen Züchter des SHS. In England stehen bereits mehr als 400 registrierte SHS, die überwiegend aus Schönheitszuchten stammen. Dort treten mittlerweile auch typische Inzuchtprobleme auf, weil stets mit demselben Rüden gedeckt wird.

FOTO: EVA-MARIA KRÄMER
Bei einem Besuch 2008 in der Slowakei fiel auf, dass sich alle Hunde freundlich und sehr führerbezogen präsentierten. Im Feld zeigten sie eine angenehme, flotte Suche, an den Remisen gutes Vorstehverhalten. Auch der Apport von Enten aus dem Schilf machte ihnen große Freude. Es bestätigte sich alles, was zuvor diverse Hundeführer schilderten. Lediglich die Fellbeschaffenheit konnte noch nicht überzeugen. Sie erinnerte eher an irische Wolfshunde. Teilweise waren die Vierläufer am Bauch fast nackt und besaßen nur einen dünnen Flaum an Deckhaar. „Wir konzentrieren uns erst einmal auf die Farbe, das mit der rauen Decke bekommen wir auch noch in den Griff“, erklärte Zuchtwart Michael Urban. Das war 2008, und er sollte recht behalten. Heute scheinen Fellstruktur und Farbe tatsächlich dem Standard entsprechend verankert zu sein.
Ein junger Rüde mit zu weichem, flaumigem Haar.
Die meisten Vertreter dieser vielseitigen Vorstehhunde sind sehr sozialverträglich gegenüber Artgenossen und Menschen. Sie zeigen ein angenehmes Temperament, das auch für einen Erstlingsführer gut zu handhaben ist. Ruhig und konzentriert in der Arbeitsweise, sind sie leichtführig und kurz in der Suche. Daneben zeigen sie großen Finderwillen und gut Wildschärfe. Die einzige Züchterin Österreichs führt eine ihrer Hündinnen jagdlich und eine im Rettungshundedienst. Für beide Arbeitsrichtungen eignen sich die SHS sehr gut. Wichtig ist nur, dass sie beschäftigt werden. Dietmar Mauel, Ansprechpartner für SHS in Deutschland, führt seinen Rüden zum Stöbern auf Schwarzwild sowie zur Nachsuche und ist begeistert. Die Liebhaber und jagdlichen Führer dieser Rasse sind in Deutschland noch selten. Ebenso ist die Rasse nicht vom Jagdgebrauchshundverband (JGHV) anerkannt. Die wenigen Führer hoffen jedoch, dass der positive Trend im Zuchtgeschehen anhält und sich der SHS im Laufe der kommenden Jahre etablieren wird.

Buchtipp

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