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Hege geht durch den Magen

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WINTERFÜTTERUNG FÜR FASANE

Ausgeräumte Feldflur, späte Wintereinbrüche und allerlei Fressfeinde – die Nahrungssuche in der kalten Jahreszeit stellt den Fasan auf eine harte Probe. Wie mit richtiger Fütterung dem Besatz geholfen wird, zeigt Revierjagdmeister Elmar Eickhoff.

Fasan
Foto: Bildagentur Schilling

Keine andere Niederwildart benötigt die Fütterung dringender als der Fasan. Schon in der klassischen Jagdliteratur von zentraler Bedeutung, ist sie in der heutigen Zeit noch um ein Vielfaches gestiegen, denn die Lebensraumverhältnisse für Feldhühner sind deutlich schlechter geworden. Auch wegen seiner Körpergröße ist der Fasan in der Zeit vom Ende der Ernte bis zum Frühling, wo er im Wintergetreide wieder Deckung findet, auf die Gabe von Körnerfutter angewiesen. Die Fasanenfütterung wird in eine indirekte und eine direkte Fütterung unterteilt.

Die indirekte Variante erfolgt durch Anlegen spezieller Wildäcker. Neben der Ansaat von Wildackermischungen, die der Fasan hauptsächlich im Sommerhalbjahr nutzt, ist vor allem der Anbau von Äsung für den Winter wichtig. Als winterharte Grünäsung eignen sich besonders die Kohl- und Rapsarten. Entscheidend ist, dass Fasane in der Hauptnotzeit von Januar bis März auch bei Schneelage an die energiereichen Körner und Blätter kommen können.

Es gilt der alte Hegespruch: Hungermonat allerwärts ist der Monat März! Dann sind die Energiereserven verbraucht. Kommt zudem, wie in den letzten Jahren, ein später Wintereinbruch hinzu, wird es für den Fasan problematisch. Damit die Pflanzen zu dieser Zeit noch Äsung bieten, müssen sie also frosthart und standfest sein. Bei den Körnerfrüchten erfüllt nur der Mais diese Ansprüche. Alle anderen Arten kippen vorher um, und die Körner verschimmeln oder keimen. Sie sind somit für die Hege wertlos. Bei den Grünäsungspflanzen eignet sich der Westfälische Furchenkohl die Ansprüche am besten. Neben der Äsung bieten diese beiden Pflanzenarten auch die erforderliche Deckung im Winter.

Schädlingsförderung?

In landwirtschaftlichen Fachzeitschriften wird aufgefordert, zur Bekämpfung des Maiszünslers (Schadinsekt) die Maisstoppel nach der Ernte zu mulchen und tief unterzupflügen. Deshalb bekommen einige Jäger diesbezüglich Probleme mit den ansässigen Bauern. Diese fordern, aus demselben Grund, Mais- Wildäcker ebenso schon im Herbst unterzupflügen. Dadurch würden sie für das Wild wertlos werden. Nach Auskunft der zuständigen Landwirtschaftskammer ist es aber völlig ausreichend, von März bis Anfang April den übergebliebenen Mais gründlich abzumulchen und dann tief unterzupflügen.

Mais dient dem Fasan im Winter als Äsung und Deckung. Foto: Klaus Schneider

Bei der direkten Fasanenfütterung werden verschiedenen Körnerarten in Futterautomaten oder Fasanenschütten ausgebracht. Druschabfälle und Hinterkorn sind ebenso geeignet. Diese sollten trocken unter Fasanenschütten gestreut werden, damit sie nicht schimmeln. Zum Anfang des Fütterungszeitraumes hat es sich bewährt, Mais zu verwenden. Weizen zum Beispiel keimt im Herbst schnell, wenn er auf den feuchten Boden kommt. Mais hat gegenüber anderem Körnerfutter auch eine höhere Lockwirkung. Spätestens im Januar sollte aber auf Weizen umgestellt werden. Dadurch verfetten die Fasane nicht, was vor allem zum Beginn der Legephase wichtig ist.

Fasanenschütten können mit Dachlatten so verbaut werden, dass Schalenwild nicht an das angebotene Futter gelangt. Von einer Schütte profitieren nicht nur die Feldhühner, sondern auch viele andere Vogelarten. Diese „Mitfresser“ erfüllen eine wichtige Funktion: Nach dem Motto „viele Augen sehen viel“, warnen sie das Wild vor den zahlreichen Fressfeinden, die gerade im Winter eine große Gefahr darstellen. Ein Vorteil der Fasanenschütten zu Futterautomaten sind ganzjährig trockene Huderstellen unter der Abdeckung. Zudem kann der Fasan bei hoher Schneelage die Körner besser finden und artgerecht durch Kratzen und Scharren erreichen.

Die Fasanenfütterung von Funke Jagd- und Revierbedarf hat sich im Revier des Autors bestens bewährt. Foto: Elmar Eickhoff

Der Vorteil der Futterautomaten ist, dass das Futter über einen längeren Zeitraum zuverlässig vorrätig ist. Wenn sich beispielsweise ein Taubenschwarm auf eine Fasanenschütte konzentriert, kann die Futtermenge für eine Woche an einem Tag in deren Kröpfen verschwinden. Ideal ist es, wenn sich in kurzer Entfernung zur Schütte zusätzlich ein Automat befindet.

Bei den Futterautomaten gibt es die unterschiedlichsten Modelle. Weit verbreitet sind Plastikfässer oder -rohre mit Futterschleusen. Am einfachsten ist es, seitlich mehrere Löcher in das Futterbehältnis zu bohren. Der Nachteil dabei ist, dass das Futter durch herabtropfendes Wasser schimmeln kann. Weiterhin können die Löcher von Ratten durch Fraß geweitet werden, sodass das Futter ganz aus dem Fass ausläuft.

Eher geeignet sind spezielle Futterspiralen oder verschiedene Plexiglastrichter. Ein Vorteil dieser Fütterung ist die gute Sichtbarkeit der Körner und somit eine bessere Annahme. Gut bewährt haben sich die Futterrohre der Firma Funke. Durch das montierte Dreibein sind sie leicht zu transportieren und bieten eine ausreichende Kapazität. Die Futteröffnung ist leicht verstellbar, sodass man Mais und Weizen problemlos ausbringen kann. Der Abstand der Futterlöcher zum Boden verhindert, dass andere Vögel an die Körner kommen.

Dementsprechend sollte der Fasan gedeckt kommen und gehen können. Die Deckung sollte also oben dicht und unten licht sein, damit ihn Greifvögel von oben nicht gefährden können und er Bodenraubwild frühzeitig eräugen kann. Ideale Standorte sind Nadelholzremisen, Fasanenspirae- Anpflanzungen und richtig auf den Stock gesetzte Hecken. Das heißt, dass die Stäucher ungefähr kniehoch angesägt und dann so geknickt werden, dass sie den Boden nicht berühren. Wenn die Hecken sehr dicht sind, sollte ein Teil des Schnittgutes abtransportiert und nur wenige Zweige locker und möglichst hoch über dem Boden aufgeschichtet werden. Transportable Fütterungen können auch in temporären Deckungsflächen wie etwa Senfschlägen aufgestellt werden. Am besten in der Feldmitte, weil Raubwild dadurch das Beutemachen erschwert wird.

Aber wie viele Fütterungen sind ideal? Ganz einfach: je mehr, desto besser! Grundsätzlich sollte in jeder größeren Deckungsfläche eine betrieben werden. Wichtig ist, dass der Fasan auch im Winter seinen Lebensraum großflächig nutzen kann. Wenige Futterstellen führen zu Wildmassierungen, die dem Besatz schaden können. Denn so werden schneller Krankheiten übertragen, und das Raubwild kann effektiver jagen.

Fasan
Die ausgeräumte Feldflur zur Winterzeit bietet wenig Deckung und Äsung. Foto: Christian Knittel

Der größte Fehler, der bei der Fütterung des Fasans gemacht wird, ist das Einstellen der Körnergaben mit dem Ende der Jagdzeit. Gerade wenn die größte Not beginnt, werden mancherorts auch heute noch die Fasane sich selbst überlassen. Die Hoffnung, dass der Nachbar diese Hege übernimmt, hat immer auch zur Folge, dass das Wild das Revier verlassen muss und wahrscheinlich auch in der Brutzeit nur teilweise zurückkehrt. Das würde den verantwortungslosen Revierinhaber zwar vor allem selbst treffen, für den Gesamtbesatz ist aber eine ganzjährige flächendeckende Lebensraumnutzung wichtig.

Die Fasanenfütterung soll in erster Linie das Nahrungsangebot verbessern. Ein weiterer wichtiger Aspekt: Ein satter Fasan braucht sich kein Futter mehr zu suchen, muss weniger Zeit deckungslos verbringen und kann dabei auch nicht mehr so leicht von Prädatoren erbeutet werden. Die Winterverluste, vor allem durch Greifvögel, betragen örtlich bis zu 70 Prozent der Population.

Schütte in einer Nadelholzremise: Die Feldhühner sind nach oben hin gedeckt, unter den Ästen herrscht freie Sicht. Foto: Elmar Eickhoff
Durch richtig auf den Stock gesetzte Hecken (Hintergrund) wird der ähnliche Deckungseffekt wie in der Nadelholzremise erreicht. Foto: Elmar Eickhoff

Die Fütterung von Wildtieren steht heute generell in der Kritik, meist emotional und ideologisch begründet. Sie sei unnatürlich und der Fasan ein von den Jägern hochgepäppelter Fremdling. Unsere Kulturlandschaft ist aber sowieso unnatürlich und bietet vielen Wildtieren im Sommer ein durch die Menschen geschaffenes Futter-Dorado, um sie dann im Winter in ausgeräumter Feldflur darben zu lassen. Wenn man den Maßstab der biologischen Landwirtschaft an Jagd und Hege legt, wird auch die Einstufung des Fasans als unnatürlicher Fremdling fragwürdig. Er war nämlich früher bei uns als Kartoffel, Mais und viele andere Feldfrüchte, die das begehrte Biosiegel tragen dürfen.

Zudem werden bei uns – selbstverständlich – Singvögel im Winter gefüttert. Zwar ohne die „bösen Absichten“ des Beutemachens. Doch alle Maßnahmen der Fasanenhege, wie Fütterung, Lebensraumverbesserung und Prädatorenbejagung, helfen auch vielen bedrohten nicht jagbaren Tierarten und sind deshalb naturschutzrelevant. Aus Sicht eines Berufsjägers bleibt nur das Fazit, dass ein bejagbarer Fasanenbesatz vielerorts nur mit der Möglichkeit der Fütterung im Winterhalbjahr erhalten werden kann.

Jede Freifläche, die das Wild – auch zur Nahrungssuche – überwinden muss, kann Gefahr aus der Luft bedeuten. Foto: Karl-Heinz Volkmar

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