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Kannst du knicken!

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In Obertiefenbach gibt es eigentlich zahlreiche Hecken. Doch die meisten sind kaum noch als solche zu erkennen. Peter Schmitt wollte das ändern – mit einer besonderen Methode.

Nach dem Knicken sieht der Heckenstreifen zunächst kahl aus
Foto: Peter Schmitt

Der Hecke kommt – vor allem im Niederwildrevier – eine besondere Bedeutung zu. Sie bietet nicht nur Lebensraum, Deckungs- und Überwinterungsmöglichkeit sowie Äsung für Wild, Kleinsäuger, Vögel, Reptilien, Amphibien und Insekten. Sie trägt auch zum Wind-, Immissions- sowie Erosionsschutz bei und hält nicht ­zuletzt Freizeitsuchende davon ab, bestimmte Bereiche im Revier zu beunruhigen. All diese Aufgaben kann eine Hecke aber nur ­erfüllen, wenn sie regelmäßig und fachgerecht gepflegt, also zurückgeschnitten wird. Meist geschieht das durch Auf-den-Stock-Setzen. Dabei wird der Bewuchs niedrig gekappt, sodass die Hecke neu ausschlägt. Wir wandten eine ­andere Methode an, die dem ­gegenüber viele Vorteile hat.

Die Ausgangssituation

Die über 30 Jahre alte Hecke wurde nach dem Pflanzen sich selbst überlassen. Da sie zwischen einem Feld und einem Wirtschaftsweg steht, bildeten ein rein seitlicher Beschnitt sowie das Mulchen der Randbereiche die einzigen Eingriffe. Mit fatalen Folgen: Die Hecke bietet weder Windschutz noch Deckung oder Nahrung für die Tierwelt.

Durch die Beschattung ist fast keine Kraut- und Buschschicht in Bodennähe mehr vorhanden. Ökologisch wertvolle Pflanzenarten werden unterdrückt.
Foto: Peter Schmitt
Zahlreiche abgestorbene Äste und Triebe zeigen: Der Pflanzenbestand ist vergreist und müsste dringend verjüngt werden.
Foto: Peter Schmitt
Der rein seitliche Beschnitt führte zu vermehrtem Höhenkonkurrenzdruck. Die Gehölze wuchsen zu Bäumen durch, dadurch erfolgt der Kronenschluss erst in großer Höhe. Die Außenbereiche der Hecke sind struktur- und übergangslos.
Foto: Peter Schmitt

Die Pflege

Wenn immer möglich sollte es gar nicht dazu kommen, dass eine Hecke ihrer typischen Erscheinung entwächst. Deshalb sollte sie alle fünf bis zehn Jahre im Zeitraum vom 1. Oktober bis Ende Februar bei trockenen Temperaturen über 0 °C gepflegt werden. Aber auch wenn die Hecke bereits durchgewachsen ist, kann man sie wieder auf Vordermann bringen. Dann empfiehlt es sich, Jahr für Jahr abschnittsweise vorzugehen, um mehrere unterschiedliche, aneinandergrenzende Biotope zu erhalten, was zu einer größeren Artenvielfalt führt, als würde die komplette Hecke auf einen Rutsch geschnitten werden.
Wie eingangs geschildert, haben wir die Gewächse nicht einfach auf den Stock gesetzt. Werden anstatt dessen Bäume und Sträucher mit einem Halteband aus Rinde, Kambium und Stammsubstanz geknickt, hat das viele Vorteile. Der größte: Der Baum oder Strauch bleibt am Leben. Sowohl am Wurzelanlauf als auch in der Krone treibt das Gewächs noch im Folgejahr wieder aus.

Bei Gewächsen mit zahlreichen Ausschlägen können aufgrund der notwendigen Arbeitsschritte nicht alle Stämme geknickt werden. Ein Teil davon wird auf den Stock gesetzt, d. h. tief gekappt. Die nun gut erreichbare Hälfte wird wieder geknickt.
Foto: Peter Schmitt
Auch Bäume können geknickt werden. Wird deren Durchmesser jedoch zu groß, muss aus Arbeits­sicherheitsgründen gefällt werden. Blieben sie, würden sie die Hecke zu sehr beschatten sowie Habicht, Uhu und Krähen als Ansitzwarte dienen. Vorsicht: Überhälter müssen ggf. je nach Landesrecht erhalten bleiben.
Foto: Peter Schmitt
Der Stamm wird zu etwa drei Vierteln eingesägt, der Baum anschließend gefühlvoll umgedrückt.
Foto: Peter Schmitt
Die Pflanzen werden immer in eine Richtung gelegt. Das erleichtert das Arbeiten.
Foto: Peter Schmitt

Das Ergebnis

Durch das Knicken des Großteils der Bäume und Sträucher wird der Kronenschluss auf Bodenniveau abgesenkt. Das Astwerk begrünt nicht nur sofort im Frühjahr, sondern dient auch als Rankhilfe für bspw. Brombeere, Hundsrose, Kletten und Waldrebe. Zusätzlich kommt es zu Stockausschlägen und Wasserreisern am liegenden Stamm. Die Hecke regeneriert sich schneller und wird deutlich dichter, als wenn die Pflanzen nur gekappt worden wären.

Weitere Artikel rund um das Geschehen im WILD & HUND-Testrevier gibt es hier.

Aufnahme vom November: Schon im ersten Herbst erfüllt die Hecke wieder all ihre wichtigen Aufgaben und bildet einen übermannshohen, dichten Unterschlupf.
Foto: Peter Schmitt
Neben den grünen Kronen sorgen Wasserreiser am liegenden Stamm und üppiger Stockausschlag ebenfalls für Deckung.
Foto: Peter Schmitt
Früchte von Hundsrose, aber auch von bspw. Weißdorn und Pfaffenhütchen, finden sich wieder reichlich.
Foto: Peter Schmitt
Schon Ende März – also einen Monat nach dem Pflegeeingriff – haben die Kronen der geknickten Bäume ausgeschlagen. Beim gewöhnlichen Auf-den-Stock-Setzen wäre das nicht möglich.
Foto: Peter Schmitt

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