ANZEIGE

Alles im Kasten?

17048

Besonders in Sachen Fangjagd probieren wir im Testrevier so einiges aus. Peter Schmitt zeigt, was sich in puncto Kastenfallen bewährt hat und was nicht.

Foto: Peter Schmit

Auf einen Blick

Eine Sache ist für uns belegt, auch wenn sie nicht nur für Kastenfallen, sondern generell für alle Fanggeräte gilt: Je länger die Standzeit, desto besser die Ergebnisse! Ausnahmen mag es beim Waschbären geben, den man auch wenige Tage nach dem Neuplatzieren einer Kastenfalle fängt, aber den Altfuchs verführt man in der Regel nicht vor mindestens einem halben Jahr Standzeit. Oft zeigten Fallen im Testrevier an derselben Stelle erst ab dem zweiten Standjahr ihr wahres Potenzial. Eine Regel besagt: Je länger die Kastenfalle, desto besser fängt sie. Wir können das nur in einem ­bestimmten Rahmen belegen. So arbeiteten wir mit einer Holzkastenfalle, die mit vorschaltbaren Meter-Segmenten beliebig ­verlängert werden kann. Das Konstrukt mit über 4 m fing aber deutlich schlechter, als die Fallen des gleichen Herstellers (fallenbauer.de) mit 2 oder 2,5 m. Andererseits stimmt die Regel in diesem Sinne, dass Fallen unter 1,8 bzw. 2 m meist lediglich Marder und Katzen fangen. Eine Ausnahme in bei­derlei Sinn bildet nur die Verlängerung mit Betonrohren (s. „Betonrohr-Kastenfalle“).

Festhalten können wir nach Einsatz zahlreicher Kastenfallen: Die Auslösung per ebenerdiger Wippe schlägt Stolperdraht und Köderabzug um Längen! Mit Letzteren beschränkte sich die Ausbeute eigentlich komplett auf Stubentiger und Marder. Vollkommen unbrauchbar sind Wippauslösungen, die höher stehen als das Boden-Niveau der Falle. Diesbezüglich konnten wir per Fotofalle festhalten, dass sie von Mardern erkannt und sogar geplant übersprungen werden! Also falls Sie ein solches Fanggerät noch Ihr Eigen nennen, passen Sie das Bodenniveau der Oberkante der Wippe an. Ein weiterer Fakt: Die längere Wippe schlägt die kurze, vorausgesetzt, sie löst trocken aus.

Stolperschnüre, egal welcher Stärke, sind zusammen mit erhöhter Wippe mit Abstand die schlechteste Auslösung.
Foto: Fabian Neubert
Je kleiner die Kastenfalle, desto schwieriger wird es, Wild zu fangen. 2- bzw. 2,5-m-Versionen haben sich besser bewährt.
Foto: Michael Breuer

Achtung Untergrund

Waren Kastenfallen vor einigen Jahren eigentlich nur aus Holz oder Metall (Drahtkastenfallen) erhältlich, hat sich das mittlerweile geändert. Heute sind auch Modelle aus Recycling-Kunststoff (bspw. „Trapper-Box“, trapperprofi.de) oder Metall (Körper komplett lichtdicht geschlossen, bspw. „Krefelder Waschbärfalle“, kr-fuchsfalle.de) auf dem Markt.
Von Drahtkastenfallen lassen wir im Testrevier – abgesehen vom Jungfuchsfang – die Finger. Im Landesjagdgesetz heißt es nämlich: „Verboten ist (…) Fanggeräte, die nicht unversehrt fangen (…), zu verwenden.“ Die Praxis zeigte: Drahtkastenfallen können in keinem Fall so verblendet werden, dass sich Wild darin nicht unnötig verletzen kann. Die Gitterstruktur verleitet Marder sowie Iltis, sich darin zu verbeißen, und es kommt zu entsprechenden Verletzungen im Bereich des Fanges und der Zähne, beim Waschbär an den Branten.
Auch Holzkastenfallen haben ihre Schwächen, wenn sie nicht sorgsam aufgestellt werden. So sollten diese Fanggeräte immer – je nach Größe – auf zwei bis vier Gehwegplatten aufgestellt werden. Dazu wird ein Fallenbett ausgehoben und die Gehwegplatten so in den Erdboden eingelassen, dass die Falle auf den Platten, sonst luftig, aber mit dem Eingang trotzdem ebenerdig steht. Wer seine Holzkastenfalle direkt in den Erdboden einlässt, wird, je nach Feuchtigkeit des Untergrunds, nur drei, höchstens vier Jahre etwas davon haben – egal, ob Fichte, Lärche oder Tropenholz als Baumaterial dient. Besonders beim Fang von Ratte, Marder oder Iltis wird eine stockige Holzkastenfalle meist so zügig durchnagt, dass am Morgen nur das Nachsehen und ein kaputtes Fanggerät zurückbleiben.
An Stellen, die starken Temperatur- oder Feuchtigkeitsschwankungen unterliegen, oft in Gewässernähe, kommt es bei manchen Holzkastenfallen zu Funktionsstörungen durch quellendes oder schrumpfendes Material. In ­solchen Fällen haben wir sehr gute ­Erfahrungen mit Kastenfallen aus Recycling-Kunststoff gemacht. Nach einiger Zeit des Verwitterns fing sich damit abgesehen vom Dachs alles heimische Raubwild, auch der Altfuchs. Zukünftig werden wir einige Körper ­irreparabler Holzkastenfallen durch Kunststoffbretter ersetzen. Das gewährleistet einen leichteren Einbau ­direkt in den Boden, eine vielfach ­längere ­Lebensdauer sowie einen besseren Tierschutz durch nicht schrumpfendes Material, was zum Lichteinfall etwa bei flach fallenden Fangklappen führen kann.

Auf Drahtkastenfallen sollte, abgesehen vom Jungfuchsfang, aus Tierschutzgründen verzichtet werden.
Foto: Jens Krüger
Holzkastenfallen auf in den Boden eingelassenen Gewegplatten zu positionieren, erhöht deren Haltbarkeit enorm.
Foto: Fabian Neubert

Mehr Trichter = mehr Fänge?

Haben wir zu Anfang noch im großen Stil aufwendige Trichter nach dem Reusenprinzip gebaut, die das Wild zu den Fallen­eingängen führen sollten, sehen wir mittlerweile von solchen Bollwerken ab. Wildkamera-Aufnahmen und Fangzahlen zeigen: Ein Trichter wird kein Stück Raubwild dazu bewegen, in eine Falle einzufahren, wenn es das nicht von vornherein will! Teilweise etliche Meter lange Gebilde führen oft nur dazu, dass Passanten unnötig auf das Fanggerät aufmerksam werden.
Demhingegen fangen im Testrevier Fallen generell nachweislich besser Füchse und Dachse, wenn sie und deren Eingänge möglichst gut und natürlich verblendet sind. Das ist aufgrund der ­Gestänge und des in der Regel die komplette Falle abdeckenden Deckels deutlich schwieriger als bei Betonrohrfallen. Bei anderen Ziel-Wildarten fällt das ausgiebige äußerliche Verblenden weniger ins Gewicht.

Solche Trichter-Bauwerke führen weder zu mehr Fängen noch helfen sie, die Falle geheim zu halten.
Foto: Max Sattler
Betonrohrfalle? Von wegen! Eine Holzkastenfalle mit senkrechten Schiebern wurde verlängert und perfekt verblendet.
Foto: Peter Schmitt

Betonrohre helfen

Kastenfallen lassen sich einerseits ­super verblenden, andererseits vergrößern, wenn sie mit Betonrohren verlängert werden. Das ist natürlich nur sinnvoll, wenn die Kastenfalle senkrecht fallende Schieber hat und der Einlauf in etwa zum Betonrohrdurchmesser passt. Als perfekte Kombination erwies sich z. B. die Strak‘sche Falle von Eiderheim (eiderheim.de) in Kombination mit jeweils einem vorgeschalteten Betonrohr. Auffällig: Die Fuchs-Fangzahlen stiegen damit um ein Vielfaches. Das gilt auch für die Dachs-Fänge mit Kastenfallen, aber im geringeren Maße. Mit den vorgeschalteten Betonrohren war es sogar mehrfach möglich, Füchse in der kleinen 1,5-m-Version zu fangen, die zuvor „nur“ Marder einbrachte.
Ein Grund für die gesteigerten Fänge, abgesehen vom besser möglichen Verblenden und der größeren Fallenlänge, könnte sein, dass das Raubwild am Falleneingang durch die Betonrohre nicht mehr mit den Metallschienen für die Fangschieber in Berührung kommt.

Mehr Frust als Freude: Bei dieser einen Mäuseburg-Kastenfalle im Testrevier wird es bleiben.
Foto: Fabian Neubert

Miese Mäuseburg

Man liest und hört immer wieder davon: Eine Kastenfalle in einer Mäuseburg soll quasi eine Wunderwaffe sein. Wir können das nach jahrelanger Praxis­erfahrung nicht ansatzweise nachvollziehen. Über acht Jahre arbeiten wir mit einer Kastenfalle in einer von einem ehemaligen Fallenvertreter vorbildlich gebauten Mäuseburg, eine zweite, weniger aufwendig gebaute, haben wir zwischenzeitlich wieder abgerissen. Und auch die erste wird nur noch sehr unregelmäßig und dann auch lediglich mit Hühnereiern beködert.

Das große Manko an der Mäuseburg sind – wie sollte es auch anders sein – die Mäuse. Man könnte es als eine Beleidigung für einen Fuchs ansehen, wenn man ihm unterstellt, dass er ­allein wegen des Mäusegeruchs in eine Kastenfalle geht, durch die er hindurchschauen kann, und somit ja sieht, dass kein Nager darin ist. Und das Beködern einer von Mäusen dauerhaft frequentierten Fanganlage gestaltet sich sehr mühselig, denn in kürzester Zeit ist eben alles aufgefressen. So bleiben als Köder noch das Hühnerei und ggf. irgendwelche Tinkturen und Pasten, von denen aber alle getesteten weit hinter Standard-Ködern, wie Räucherfisch oder Niederwild-Innereien, zurückbleiben. Mit den Mäusburg-­Kastenfallen fingen sich über Jahre nur Stubentiger und der ein oder andere Marder. Da ist ein anständiger Fangbunker für ein Ei-Abzugeisen deutlich effizienter.

Über den Bach

Kastenfallen über den Bach gestellt können eine wahre Wunderwaffe sein – aber nur unter bestimmten Umständen. Welche das sind, lesen Sie in der WuH-Ausgabe 7/2020.
Foto: Peter Schmitt


ANZEIGE
Aboangebot