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Auch auf Hennen?

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NACHHALTIG JAGEN

Im einen Revier ein tragischer Fehlabschuss, im anderen eine besatzstützende Maßnahme? Revierjagdmeister Elmar Eickhoff erklärt, welche Auswirkungen der Abschuss von Fasanenhennen hat.

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Foto: Christine Steimer

Die Frage um das richtige Geschlechterverhältnis beim Fasan wird in der Fachliteratur viel diskutiert. Auch in jüngster Zeit meinen manche Jagdpraktiker, dass das ideale Geschlechterverhältnis beim Fasan 1:1 betrage. Die Rufe, Hennen zu erlegen, sind in der aktuellen Fasanenmisere nicht überall vorhanden, werden aber spätestens bei einer Besatzzunahme vielerorts wieder lauter werden.

Es gibt nur zwei Möglichkeiten, ein ausgeglichenes Geschlechterverhältnis von 1 : 1 in einem Fasanenbesatz zu erreichen: 1. Auf den Fasanenjagden dürften nicht mehr ausschließlich die Hähne freigegeben werden. Hennen müssten ebenso erlegt werden. 2. Der Fasanenhahn dürfte, wenn überhaupt, nur so stark bejagt werden, wie die Henne zusätzlich andere Verluste erleidet.

Grundsätzlich ist zu bedenken, dass die Fasanenhennen aufgrund ihrer geringeren Größe häufiger von Greifvögeln geschlagen werden als der größere und auch wehrhaftere Fasanenhahn. Zudem werden die Hennen während der Brut von Beutegreifern, wie Fuchs und Marder, auf dem Nest gerissen. Zusätzlich sorgen frühe Mähtermine dafür, dass in Wiesen brütende Fasanen verloren gehen. Die Mähverluste sind durch größere und schnellere Maschinen immer bedeutender geworden. Diese Ausfälle sind altbekannt und ein
Grund dafür, Hennen zu schonen, um die Verluste wieder auszugleichen. Der Fasan ist im Gegensatz zum Rebhuhn polygam. Das Sammeln eines Harems im Frühjahr liegt dem Gockel im Blut. Deshalb versucht er im Normalfall, zwischen drei und fünf Hennen in sein Territorium zu locken und beide gegen andere Hähne zu verteidigen. Wenn die Weibchen Ende März bis Anfang April die ersten Eier legen und dann zur Brut schreiten, kommt dem Hahn eine Wächter- und Beschützerfunktion zu.

Wenn es wahr sein sollte, dass ein Geschlechterverhältnis beim Fasan von Natur aus ausgeglichen ist, wie erklärt sich dann der Anblick eines Hahnes mit drei Hennen? Foto: Elmar Eickhoff

Die Befürworter des Hennenabschusses behaupten, dass ein Hahn ausschließlich eine Henne optimal beschützen kann. Vor allem bei Eierverlusten eines Weibchens
des Harems und somit einem zeitlich verschobenen Brutgeschäft, könne der Hahn dieser Aufgabe nur noch schlecht nachkommen. Auch die Wachund Beschützerfunktion beim Führen der Fasanenküken durch die Henne könne er optimal nur für ein Gesperre übernehmen.

Diese Überlegungen sind zweifellos richtig. Der grundsätzliche Denkfehler hierbei ist aber, dass eine geschossene Henne von vorne herein keine Chance hat, Eier zu legen, geschweige denn ein Gesperre aufzuziehen. Mit dem Abschuss der Zuwachsträger kann man keinen Wildbestand aufbauen. Die Aufgabe des Niederwildhegers ist es, die Verluste durch Raubwild und Mähmaschine zu reduzieren, nicht, motiviert durch eine falsche Argumentationskette, potentielle Zuwachsträger zu erlegen.

Diese speziellen Hennenverluste durch vorheriges Erlegen verhindern zu wollen, ist an Blauäugigkeit schwer zu übertreffen.

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Jede lebende Henne ist ein potenzieller Zuwachsträger. Foto: Reiner Bernhardt

In der Vergangenheit hat es lediglich zwei Situationen gegeben in denen es sinnvoll war Fasanenhennen zu erlegen: 1. In den optimalen Verbreitungsgebieten, zum Beispiel der oberrheinischen Ortenau, mussten in den 70er-Jahren bei fast fehlendem Habicht- und durch Tollwut stark gesenktem Fuchsbesatz in gut gehegten Revieren aus Wildschadensgründen Hennen teilweise sogar in erheblichem Umfang erlegt werden. Der dort eingeführte Mais war ohne diese Maßnahme nur schwer hochzubringen. Dabei handelte es sich also um ein „Luxusproblem“, das wir heute wohl so schnell nicht mehr bekommen werden. Es war eine Maßnahme um den Fasan zu reduzieren und nicht zu vermehren, was ja der Hennenabschuss heute nach Meinung einiger angeblich bezwecken soll.

2. In Revieren, in denen in größerem Umfang aufgezogene Fasanen ausgesetzt wurden, um sie auf großen Treibjagden zu erlegen, sollte sich der Aufwand optimal lohnen. Ein Großteil der in Volieren aufgezogene Fasane würde den Winter aber nicht überleben und könnte auch im kommenden Frühjahr nur selten für Nachwuchs sorgen. Deshalb war es aus „betriebswirtschaftlicher“ Sicht sinnvoll, Hennen ebenso zu erlegen. Die negative Konsequenz: Die wilden, überlebensfähigen Hennen wurden ebenso geschossen.

Ein weiterer Grund, ein Geschlechterverhältnis von 1 : 1 beim Fasan anzustreben soll die angebliche Unfähigkeit des Hahnes sein, mehrere Hennen erfolgreich zu treten. Die Befruchtungsrate der Eier sinke, weil es zum Scheintreten komme. Dem widersprechen aber verschiedene Beobachtungen aus der Praxis.

Auch in schlechten Fasanenjahren können die Hähne bejagt werden, sonst führt das zu einem Geschlechterverhältnis von 1 : 1. Foto: Michael Breuer

Bei Versuchen in Volieren wurde der Gockel von den Hennen getrennt. Die dann gelegten Eier blieben mehrere Wochen lang voll befruchtet. Das bedeutet für die Praxis, dass der Hahn nicht ständig bei jeder seiner Hennen sein muss, um sie erfolgreich zu begatten. Sogar ein Geschlechterverhältnis von 1 : 30 in Volieren führt zu keiner Beeinträchtigung der Befruchtungsrate.

Ebenso konnte ich bei vor der Wiesenmahd gefundenen Gelegen, bei einem Geschlechterverhältnis von 1 : 5, während des Ausbrütens eine gute Befruchtungsrate feststellen. Ganz im Gegenteil erwiesen sich solche Gelege immer als besonders ergiebig. Das Scheintreten muss man als Mythos ansehen, der völlig untauglich ist, den Abschuss von Fasanenhennen zu begründen und ein Geschlechterverhältnis von 1 : 1 zu fordern.

Oftmals wird angeführt, dass ein alter Hahn seinen Funktionen besser nachkommen kann, als ein junger. Durch seine Erfahrung sei er besonders vorsichtig, kenne alle Gefahren, die besten Brutplätze und könne so helfen, den Zuwachs zu erhöhen. Das ist vom Grundsatz her auch richtig, obwohl die durchschnittliche Lebenserwartung des Fasans bei gerade einmal unter zwei Jahren liegt. Aber oftmals werden solche Argumente nur dazu angeführt, um eine intensive Bejagung mit vielen Jägern und wenig Treibern mehr als zwei Mal pro Fläche und Jahr zu kritisieren. Eine schonende Bejagung des Fasans ist zwar vor allem in schlechten Besatzjahren wichtig. Aber gerade in der jetzigen Krise verzichten viele Jäger fälschlicherweise ganz auf die Bejagung und verlieren dadurch die Lust den Fasan weiterhin zu hegen. Das führt automatisch zu einem Geschlechterverhältnis in Richtung 1 : 1. Wird das Vorgehen zur Regel, führt das vom Standpunkt der Fasanenhege zur Mangelwirtschaft.

Fasan, lässt sich die Häsin nicht vom Rammler unterscheiden. Wäre es möglich, könnte man sie schonen und so für einen Besatzanstieg sorgen. Foto: Reiner Bernhardt

Die Befürworter der Hennenbejagung führen ebenso an, dass es keinen wildbiologischen Sinn ergebe, beim Fasan als einziger Wildart keine weiblichen Individuen zu erlegen. Demgegenüber ist aber zu sagen, dass die ebenfalls polygamen Schalenwildarten nicht, oder nicht flächendeckend, in dem Maße von Beutegreifern erbeutet werden, wie das beim Fasan, vor allem bei der Henne, der Fall ist. Verluste, auch Verkehrsverluste, treten nicht geschlechtsspezifisch auf. Die Ausfälle durch Beutegreifer, Krankheiten und Verkehr beim polygamen Hasen sind ebenfalls nicht geschlechtsspezifisch ausgeprägt. Bei der Jagd auf denselben können Häsin und Rammler nicht unterschieden werden. Wenn es aber möglich wäre, könnte man durch eine selektive Jagd den Zuwachs erhöhen.

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Die Gockel buhlen um die Weiblichkeit. Zu viele Gockel bedeuten vermehrten innerartlichen Stress in der Balz- und Brutzeit. Foto: Elmar Eickhoff

Bei der ebenfalls polygamen Stockentetreten demgegenüber, wie beim Fasan, zwar besondere Verlust bei der brütenden Ente auf, es entfallen aber in der Regel Mähverluste. Der Entenlebensraum ist in den letzten Jahren immer besser geworden und die Verluste durch Raubwild sind bei weitem nicht so hoch.

Außerdem können revierbezogene Verluste durch die Lebensweise als Teilzieher im Winter wieder ausgeglichen werden. Das in den meisten Revieren praktizierte Nachstellen von Erpel und Ente kann sich also nicht in dem Maße so gravierend auswirken, wie beim Fasan. Der bekommt leider keinen Nachschub aus anderen Gegenden. Ganz im Gegenteil erleidet er in vielen Revieren, zum Beispiel am Oberrhein, hauptsächlich durch Greifvögel Hennenwinterverluste von 60 bis 70 Prozent! Was dort eine zusätzlich Jagd auf Hennen bedeuten würde, kann sich jeder selbst ausmalen.

Nur bei ausgesetzten, in der Wildnis nicht überlebensfähigen Volierenfasanen ergab der Hennenabschuss aus „betriebswirtschaftlichen Gründen“ Sinn. Foto: Elmar Eickhoff

Der Fasan als typischer Kulturfolger galt einmal als Flugwild der Zukunft. Ein Geheimnis seines Siegeszuges war die Möglichkeit, ihn geschlechtsspezifisch selektiv bejagen zu können.

Dem Jäger bleiben auch heute noch viele Optionen, ihn zu hegen. Ohne engagierten Einsatz geht beim Fasan nichts voran. Keine andere Wildart motiviert die Jäger mehr durch Lebensraumverbesserung und Raubwildbejagung auch geschützten und nicht jagdbaren Tier- und Pflanzenarten zu helfen und so seine Anerkennung als Naturschützer zu erhalten. Setzen wir das alles nicht aufs Spiel, indem wir, wenn keine Hähne mehr da sind, auf Hennen weiterjagen. Es würde, wenn es flächendeckend geschieht, das Aus für einen bejagbaren Fasanenbesatz bedeuten. Unter diesem Gesichtspunkt wäre es überlegenswert, der Fasanenhenne, wie zum Beispiel in Hessen, eine ganzjährige Schonzeit zu gewähren. Damit könnten Unsitten, wie der gezielte Hennenabschuss bei geringem Besatz oder zum Auslaufen von Pachtperioden, verhindert werden.

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