– Leserbericht –
Seit wenigen Monaten bietet Heym seinen bewährten Repetierer SR 21 als eine vergünstigte Variante an, die aber nur über das Internet bestellt werden kann. Die Firma aus Gleichamberg geht so ins “Geiz-ist-geil-Segment”, bringt aber nicht einfach eine Billig-Variante heraus, sondern spart an den Vertriebswegen.
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(Fotos: Dr. M. Metzner) |
In den vergangenen Monaten kamen mehrere Firmen mit Spar-Versionen ihrer großen Modelle heraus, um dem interessierten Jäger eine Büchse deutlich unter der 2 000 Euro Marke zu präsentieren. Gespart wurde da am Material und der Verarbeitung, irgendwo her muss der Preisnachlass von knappen 700 Euro ja kommen.
Bei Heym zögerte mann, diesen Schritt zu gehen und ein weiteres Modell zu entwickeln, musste aber auch aus betriebswirtschaftlichen Gründen ein Low Budget Modell anbieten. Laut dem Vorstand kam eine Billigbüchse nicht in Frage, denn Heym steht für Qualitätsarbeit aus Holz und Stahl: “Wir machen uns nicht den Namen kaputt, nur um unsere Gewehre mit Plastikteilen oder der “Fertigung außer Haus” anzubieten.”
Obwohl quasi alle Mitbewerber nur über den Fachhandel liefern, hat Heym schon seit einigen Jahren den Direktverkauf eingeführt. Dabei können die Interessenten ins Werk kommen, erhalten eine kompetente Führung durch alle Abteilungen, sehen sich die dortige Handarbeit an, sprechen direkt mit den Büchsenmachern und können ihre Wunschmodelle in allen Lieferungsvarianten Probe Schießen.
Heym macht das gerne, auch weil man so den direkten Kundenkontakt behält, merkt wie der Markt läuft und was benötigt wird. Auf Messen oder über Fachhändler bekommt man doch eher ein getrübtes Bild. Hier gilt der Merksatz der alten Kaufleute: “Der zahlende Kunde ist der Takt- und Ideengeber.”
Das kostet allerdings Manpower und kann betriebswirtschaftlich mit einem Euro die Minute gerechnet werden. Bei einer mehrstündigen Beratung kommt da schon einiges zusammen… Und genau diese Marge möchte man sparen und ein Modell herausbringen, das direkt über das digitale Netz zu ordern ist.
Änderungen oder selbst das Aussuchen des Schaftes – sonst eine der Stärken von Heym – sind bei der SR 21 Allround nicht möglich. Einzig das Kaliber ist variabel: .308 Win., 8 × 57 IS oder .30-06 Spr. Die dortigen Ingenieure empfehlen bei dieser Konfiguration (Lauf, Schaft, etc.) das klassische Natokaliber 7,62 x 51 mm, bekannt als .308 Winchester.
In diesem Kaliber war auch meine Testwaffe, die ich acht Wochen im Einsatz hatte und mehrfach auf den Schießstand und ins Revier mitnahm.
Der Repetierer hat eine Lauflänge von 55 cm aus hauseigener, kaltgehämmerter Fertigung, einen Durchmesser von 15 mm und eine Hülsenlänge von 22,5 cm. Die Hülse ist weitgehend geschlossen gehalten und stark dimensioniert, mit einem Durchmesser von 33 mm am Hülsenkopf. Die Gesamtlänge ist 108 cm, das Gewicht beträgt 3,06 kg (mit Magazin, ohne Patronen) und mit dem montierten Zielfernrohr exakte 3,94 kg.
Verriegelt wird nach Mauserart über drei Walzen im Kammerkopf, wobei der Stoßboden zurückversetzt ist und den Patronenboden vollständig umschließt. Die drei Verriegelungswarzen stehen nicht über den Kammerkörper hinaus, damit wird in der Hülse ein verkantungsfreier Schlossgang garantiert.
Der Öffnungswinkel beträgt nur 60 Grad, bei angemessenem Kraftaufwand. Spielend geht der Verschluss 12 cm vor und zurück, er gleitet wirklich geschmeidig hin und her. Als Kammergriff gibt es bei diesem Modell eine 2,2 cm dicke Holzkugel, die sich gut fassen lässt.
Im Stoßboden befindet sich der federbelastete Auswerferbolzen, in einer Warze der ausreichend starke Auszieher. Das ist modern, zwar nicht à la 98er, aber in unseren Gefilden durchaus praxisgerecht. Ist man leergeschossen, legt man einfach eine weitere Patrone in den offenen Schacht und schließt den Verschluss. Der “Push Feeder” nimmt die Patrone sicher mit nach vorne in das Lager und man kann (weiter) schießen. Beim “Controlled Feeder” geht das nicht.
Das Gewehr hat eine praxisgerechte Drei-Stellungssicherung, die direkt auf den Schlagbolzen wirkt und ihn, nach 98er Art, sicher sperrt. Die Sicherung liegt horizontal und lässt sich mit leichtem Druck auf den punzierten Flügel verschieben.
Die offene Visierung ist ein Dachkantkimme mit grün-fluoreszierender Kunststoffeinlage, das Korn besteht aus einem 2,5 mm starken rot- fluoreszierenden Plastikstift.
Das ZF ist hier ein Leupold VX R 3 – 9 x 50, ein amerikanisches Mittelklasse Glas mit einem 4er Absehen. Es hat ein Leuchtabsehen und ist in seiner Preisklasse nicht schlecht, kann aber mit den deutschen Premiumgläsern in den Bereichen Brillanz, Randschärfe, Augenabstand, pp. nicht mithalten. Montiert ist es mit zwei hauseigenen QRW Schnellspannhebeln. Diese lassen sich spielend leicht auf der praxisgerechten Picatinny-Schiene (Nato-Schiene, eine standardisierte, gezahnte Schiene zur schnellen Montage von Zubehörteilen auf Schusswaffen) aufsetzten und festziehen.
Diese der Armee entnommene Methode ist nicht jedermanns Sache und auch nur eine Möglichkeit von vielen. Anzuraten ist die hauseigene Montage, die Heym-Schwenkmontage.
Drei Patronen passen in das einreihige Magazin, das komplett in dem Magazinschacht verschwindet. Mit sanftem Druck rastet es ein und lässt sich so mittels rechtsseitigem Druckknopf auch wieder lösen. Dies ist einer der wenigen Ansatzpunkte für Verbesserung: Hier wäre eine Magazinsperre angebracht, um ein unbeabsichtigtes Lösen absolut auszuschließen.
Die Büchse hat einen geraden Ölschaft aus kaukasischem Nussbaum der Holzklasse 2 bis 3. Das formschöne Erscheinungsbild dieser Waffe ist hauptsächlich diesem Schaft zu verdanken. Der backenlose Hinterschaft ist zu einer Linie ausgeformt und schmal gehalten, ideal für diese drei Mittelkaliber. Dieses Gewehr hat eine Schaftlänge von 36 cm (gemessen von der Mitte des Abzuges zu der Mitte der Schaftkappe) und hinten 13 cm Durchmesser in der Länge.
Wem dies zu kurz ist, z. B. bei Menschen über 185 cm Körpergröße, der kann sich beim örtlichen Büchsenmacher für gute 50 Euro eine dickere Schaftkappe montieren lassen. Zwei bis vier Zentimeter sind so noch drin, dass auch größere Jäger einen passenden Schaft erhalten.
Die Senkung ist schon auf ein ZF zugeschnitten, eine Schränkung ist nicht vorhanden (0/0/0). Der Griff ist 4,5 cm dick, eher etwas für Männerhände, insgesamt 84 cm lang mit einem integrierten 5 cm Palisanderholzabschluss am vorderen Ende. Der Schaft ist wohl für Lauflängen von 60 cm und mehr designt, macht aber auch mit dem Stummel-Lauf eine gute Figur. Wem das nicht formschön erscheint, kann leicht 6 – 7 cm vorne sachgerecht kürzen lassen.
Insgesamt ist die Allround sauber verarbeitet, die Holz-Metall-Passungen sind bündig und glatt. Die Metallteile sind poliert und dunkelschwarz, auch wenn es minimale Farbunterschiede gibt, was wohl den verschiedenen Ausgangsmaterialien zuzuschreiben ist. Der Lauf ist freischwingend – auch nach mehreren Schuss im “Schnellfeuer” – und in Kunstharz gebettet, was sehr präzisionsfördernd ist.
Heym bietet seit Jahresanfang 2014 nur noch einen modifizierten Flintenabzug an, der über viele Jahrzehnte beliebte Kombiabzug (mit Stecher) läuft nun aus. Bei Nachfrage im Werk gab die Vertriebsleitung an, dass der Stecher kaum noch gefragt war und der neue Direktabzug ebenso trocken stehe.
Gemessen haben wir beim Abzug 980 g., welcher noch auf 800 g. runter zu schrauben ist. Der Abzug löst wirklich knochentrocken ohne Vorzug aus.
Nun zum Schießtest: Geschossen wurde mit SAX Kupferjagdmunition, deren reibungsarme Führbandvollgeschosse von der Wirkung her Teilzerlegungsgeschosse sind. Im Kaliber .308 Win. haben sie 8,0 g Geschossgewicht und einen BC-Wert von 0,303. Sie haben eine GEE von 187 m und (bei V/0) eine Geschwindigkeit von 929 m/s sowie eine Energie von 3454 j.
Geschossen wurden zunächst vier Schuss (drei Stück im Magazin und eine Lauf) auf 100 Meter, aufgelegt (nicht eingespannt) auf dem Bock. Die Abstände der Schussfolgen sind mit ca. 20 Sekunden zu bemessen. Das Ergebnis waren gute 22,6 mm Streukreis.
Danach ging es nochmal mit vier Schuss auf den 300 Meter Stand, der von beiden Seiten windgeschützt ist. Auch hier kann sich das Ergebnis sehen lassen, für ein Jagdgewehr ist der erzielte Streukreis von 34,6 mm, der von Kante zu Kante gemessen wurde, sehr gut.
Die SR 21, die es in der Grundausführung seit 2001 gibt, kostet in der Basisausführung 2.350 Euro und geht in den verschiedenen Luxusvarianten bis über 20.000 Euro. Unser Testmodell, die SR 21 Allround dagegen, schlägt nur mit 1.490 Euro zu Buche.
Fazit: Ein tolles Gewehr zu einem unschlagbaren Preis. Auch wenn wir zugegebenermaßen Fans von aufpreispflichtigen Extras sind, ist diese Konfiguration und die Büchse auf keinen Fall als “billig” zu bezeichnen. Der Preis dagegen schon. Sie ist präzise, sicher, formschön und lässt sich flüssig bedienen. Für 1.490 Euro erhält man hier ein sehr praxisorientiertes Gewehr, wahlweise sogar als echte Linksversion ohne Aufpreis.
Dr. M. Metzner