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Deutsch-Langhaar – Der alte Försterhund

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Ruhiges Wesen, Führigkeit und seine vielseitige Verwendung sind Begriffe, die den Führern eines Deutsch-Langhaar einfallen, wenn sie die Rasse beschreiben sollen. Wie sie einst entstand und wo sie heute jagdlich steht, hat Eike Behrens in einem Porträt zusammengefasst.

Deutsch-Langhaar

Nach der Änderung des Jagdrechtes 1848, als jedermann auf die Jagd gehen konnte, entstand ein großer Bedarf an Jagdhunden. Die viel betriebene Suchjagd auf Rebhühner erforderte schnelle, ausdauernde Hunde. Es wurden in dieser Zeit viele Jagdhunde aus England importiert, die häufig auch mit den bodenständigen Rassen vermischt wurden, um
diese schneller und eleganter zu machen. Max Hinkel schreibt in seinem Buch „Deutsch-Langhaar“ 1931: „Aber leider bereitete dieser einseitige Feldhund seinem Besitzer manch bittere Enttäuschung. Schon mit Apportieren war es faul; war ein Fuchs oder eine Katze zu würgen und zu bringen, war schon ganz Schluss. Von vernünftiger Schweißarbeit war keine Rede. Und eine Ente aus dem Eiswasser holen – nichts zu machen. Was nun?“
Aus dieser Erkenntnis heraus wurden Ausstellungen für Jagdhunde, vornehmlich für Deutsch-Kurzhaar und Deutsch-Langhaar, abgehalten, mit dem Ziel, deutsche Jagdhunde für die Reinzucht herauszufinden. Auf der Ausstellung des Vereines zur Veredelung der Jagdhunderassen in Hannover wurden dann die ersten Rassekennzeichen für den Deutsch-Langhaar aufgestellt. Diese Ausstellungen waren für die Zucht nicht nur von Vorteil, weil die jagdlichen Eigenschaften der Hunde nicht beachtet wurden. So war es die absehbare
Folge, dass Freiherr v. Schorlemer im Jahre 1893 in Münster den Club Langhaar gründete.
Der Verein hatte das Ziel, den jagdlich vielseitigen, brauchbaren Vorstehhund zu züchten.

Man griff für die Zucht auf bodenständige Hunde zurück, vornehmlich aus dem Münsterland. Hier brauchte man in unübersichtlichem Gelände mit vielen Hecken, kleinen Wäldern, Schilfdickichten und Gewässern einen Hund, der ausdauernd suchte, gut stöberte, dabei wasserfreudig war, sicher brachte und recht scharf war. Solche Hunde wurden vornehmlich von Förstern gehalten und gezüchtet. Die Jagd und der Fang von Raubwild
waren damals noch eine gute Einnahmequelle zur Ergänzung des geringen Gehaltes. Hierzu benötigte man einen scharfen und sicheren Verlorenbringer. Außerdem war dieser Hund für die ruhige, konzentrierte Nachsuche und Hetze kranken Rehwildes unerlässlich. Bei der Begründung der Reinzucht stellte man fünf Stämme fest, auf die die Zucht aufgebaut
wurde.

Zu 70 Prozent sind Deutsch-Langhaar einfarbig braun, zum Teil mit weißen Abzeichen an Brust und Branten. Der Braunschimmel variiert vom Dunkelschimmel bis Hellschimmel. FOTO: BURKHARD WINSMANN-STEINS

Neben diesem Schwerpunkt der Zucht gab es noch einige Gebiete in Niedersachsen, in Mecklenburg, in Thüringen und um Nürnberg, in denen vermehrt Deutsch-Langhaar
gezüchtet wurden. Ein züchterischer Austausch fand statt, war aber sehr erschwert,
da die Züchter noch nicht so mobil waren. Die Hündin wurde meistens zu Beginn der Hitze mit der Bahn verschickt.

Der Standard der Hunde kam dem heutigen sehr nahe. Es wurde der kräftige Mittelschlag mit einer Schulterhöhe von 58 bis 64 Zentimetern bevorzugt. Heute ist das Idealmaß für Rüden von 63 bis 66 und für Hündinnen von 60 bis 63 Zentimetern festgelegt. Die Farben waren rein braun, braun-weiß und braungeschimmelt, wobei bis 1919 auch schwarzweiße Langhaar in das Zuchtbuch Deutsch-Langhaar eingetragen wurden. Diese kamen vornehmlich im westfälischen Münsterland vor. Seit 1922 werden die Schwarz-Weißen im Verband Große Münsterländer gezüchtet. Neben dem Club Langhaar wurden noch mehrere Deutsch-Langhaar Vereine in Berlin, Nürnberg und München gegründet, die sich 1926 zum Deutsch-Langhaar-Verband zusammengeschlossen haben. Der Deutsch-Langhaar-Verband betreut die Rasse, indem er das Zuchtbuch führt, regelmäßig Bundeszuchtschauen veranstaltet, internationale Verbandsgebrauchsprüfungen und jährlich die Schorlemer Herbstzuchtprüfung abhält. Er ist die Dachorganisation für derzeit dreizehn eigenständige regionale Zuchtvereine, Mitglied im Jagdgebrauchshundverband (JGHV)
und dem Verband für Deutsches Hundewesen (VDH). Das Zuchtziel ist die Erhaltung des reinrassigen Deutsch-Langhaar mit typischem Erscheinungsbild und die Förderung der
jagdlichen Anlagen nach dem Leistungsprinzip. Auf die Arbeit nach dem Schuss, ebenso wie auf ruhige, wesensfeste Hunde wird besonderer Wert gelegt. Grundlage für die Zucht sind die Prüfungen des Jagdgebrauchshundverbandes. Die Welpen werden nur an Jäger abgegeben. Zuchthunde müssen mindestens 18 Monate sein und einen guten Typ-,  Vorm und Haarwert haben. Neben der bei allen Rassen üblichen Beurteilung der Form und des Haares hat der Deutsch-Langhaar-Verband vor etwa 20 Jahren auch die Beurteilung des Typs eingeführt. Der Deutsch- Langhaar soll nicht nur eine jagdlich zweckmäßige Form haben, sondern auch wie ein typischer Deutsch-Langhaar aussehen. Das heißt, er soll einen kräftigen Körperbau mit tiefer breiter Brust, starke gerade Laufknochen, einen geschlechtstypischen Kopf mit schweren Behängen, eine gute Befransung der Behänge und
Läufen sowie eine schöne Fahne mit guter Rutenhaltung haben. Ein Zuchthund muss eine Verbandsjugendprüfung (VJP) und eine Herbstzuchtprüfung (HZP) bestanden haben.
Wert legt man auf eine gute Leistung auf der Hasenspur, gutes Stöbern hinter der Ente
und auf Wesensfestigkeit. Die Hunde müssen spurlaut oder sichtlaut sein und den Härtenachweis erbracht haben. Der Deutsch-Langhaar wird in den Farbschlägen Braun, Hell- und Dunkelschimmel und Braun-weiß gezüchtet. Etwa 70 Prozent sind rein braun, wobei eine ganze Reihe der Braunen reinerbig (dominant) ist, das heißt, wenn diese Hunde mit einem Schimmel verpaart werden, fallen nur braune Welpen aus dieser Verbindung.
Andererseits fallen in einem Wurf, bei dem beide Elternteile geschimmelt oder braunweiß
sind, niemals einfarbig braune Welpen. Das Haar ist derb, dicht und gut gefettet. Selbst bei längerer Wasserarbeit dringt Wasser nicht bis auf die Haut durch.

Die Suche nach der Ente im dichten Schilf ist für einen Langhaar kein Problem – nur eine der geschätzten Eigenschaften dieser Rasse FOTO: MARKUS WÖRMANN

Durchschnittlich werden pro Jahr etwa 650 Welpen eingetragen. Um Degenerationen vorzubeugen, macht man sich seit langem Gedanken. So ist beispielsweise die Zahl
der Deckakte bei Rüden auf maximal zwölf beschränkt. Eine so genannte Championzucht
wird dadurch vermieden.

In den 70er Jahren wurden mehrfach Deutsch-Langhaar aus der Tschechoslowakei
importiert, was der Rasse sehr gut tat, besonders das Haar wurde verbessert. Eine geringe Zuführung von Fremdblut war auch nach der Wiedervereinigung durch Austausch mit Züchtern in den neuen Bundesländern möglich. Hilfreich ist auch das digitale Zuchtprogramm des Deutsch-Langhaar-Verbandes, in dem der Inzuchtkoeffizient der einzelnen Zuchthunde ausgeworfen wird und in dem man auf dem Computer „Probepaarungen“ simulieren kann. Augenblicklich läuft ein geschlossener Zuchtversuch mit Deutsch-Kurzhaar. Ein früherer Versuch hat ergeben, dass bei Rückpaarungen langhaarige Welpen fallen, die dem Standard der Deutsch-Langhaar entsprechen. Der Versuch läuft
bisher hoffnungsvoll. Doch bis man wirklich jubeln kann, müssen noch konkrete Ergebnisse abgewartet werden. Es geht hierbei nur darum, das genetische Potenzial zu erweitern und nicht, um die Leistungen der DL zu verbessern. Der Deutsch-Langhaar wird viel auf
Prüfungen des Jagdgebrauchshundverbandes geführt. Im Verhältnis zu den jährlichen
Eintragungszahlen ist nicht nur die Teilnahme von Deutsch-Langhaar im Vergleich mit anderen Rassen relativ hoch.

Mit seinem ausgeprägten Finderwillen ist der langhaarige Vorstehhund prädestiniert für die Arbeit nach dem Schuss ... FOTO: HANS-JÜRGEN MARKMANN

Erfreulich ist der hohe Anteil an VGPHunden und die Zunahme des Führens auf Verbandsschweißprüfungen. Letztere sind dem Deutsch-Langhaar durch seine Veranlagung
auf den Leib geschrieben. Der DL-Verband veranstaltet jährlich eine Schorlemer-HZP, eine Ausleseprüfung nach der VZPO des Jagdgebrauchshundverbandes. Es werden nur Hunde zugelassen, die ihre Zuchttauglichkeit nachgewiesen haben. Die Schorlemer-HZP wird immer von einem der 13 Zuchtgruppen in guten Niederwildrevieren und schweren
Prüfungsgewässern ausgerichtet.

Die Teilnehmerzahl schwankt zwischen 40 und 50 Hunde. Wer die Prüfung bestanden hat, bekommt das Leistungszeichen „SP“ hinter seiner Zuchtbuchnummer. Außerdem beteiligt sich der Deutsch-Langhaar-Verband seit 1969 jährlich an einer Internationalen Verbandsgebrauchsprüfung. Hier werden jeweils vier Hunde aus den Ländern Österreich, Tschechien und Deutschland vorgestellt. Zulassungsbedingung ist ein I. Preis auf einer VGP und die Zuchttauglichkeit. Die Prüfung findet jeweils in einem der drei Länder nach deren
VGPO statt. Hierfür wird den erfolgreichen Hunden das Leistungszeichen IVGP verliehen.

... wobei er auch im Feld Qualitäten aufzuweisen hat. Seine eher ruhige Suche ist dabei nicht vergleichbar mit der englischer Vorstehhunde FOTO: MARKUS WÖRMANN

Außerdem werden noch Leistungszeichen für Arbeiten im praktischen Jagdbetrieb verliehen: Das Leistungszeichen Schwarzwild (LzS) soll Hunde herausstellen, die in der jagdlichen Praxis Wildschärfe am Schwarzwild zeigen. Durch das Leistungszeichen  Schweiß-Natur soll den Hunden bescheinigt werden, dass sie in der Praxis unter  erschwerten Bedingungen gute Leistungen auf der natürlichen Wundfährte zeigen. In fast allen europäischen Ländern aber auch in den USA werden Deutsch-Langhaar geführt und gezüchtet. Hierbei haben Österreich und Tschechien die längste Tradition, die fast so weit wie in Deutschland zurückgeht. Hier werden die DL genauso wie in Deutschland gezüchtet, geprüft und geführt. Führer und Züchter aus der Schweiz, Italien, Frankreich, den Benelux-
Ländern, Dänemark und den skandinavischen Ländern haben guten Kontakt zum deutschen Verband. Die Langhaar-Freunde in den Vereinigten Staaten sind größtenteils Mitglieder einer deutschen Zuchtgruppe. Die Arbeitsschwerpunkte des DL liegen eindeutig bei der Wald- und Wasserarbeit und der Arbeit nach dem Schuss. Spur und Fährtenlaut sind genetisch gut verankert, gepaart mit Wildschärfe, sodass er heute auch auf Bewegungsjagden eingesetzt werden kann. Diese Eigenschaften machen ihn auch zum verlässlichen Verlorenbringer. Mehrere DL stehen in Schweißhundstationen, da sie für eine ruhige, konzentrierte Riemenarbeit und scharfe Hetze bekannt sind. Die Domäne bleibt aber die Wasserarbeit im schweren Schilfgewässer – auch bei niedrigen Temperaturen. Die ruhige, gründliche Suche, gepaart mit feiner Nase und festem Vorstehen macht ihn auch in der Feldarbeit zum zuverlässigen Jagdhelfer. Wer allerdings einen reinen Feldspezialisten mit hoher Nase für eine schnelle Suche benötigt, wird sich eher einer anderen Rasse zuwenden. Der Deutsch-Langhaar dürfte aber dennoch aufgrund seine Vielseitigkeit für den Jäger eine gute Wahl sein.

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