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Durststrecke fürs Niederwild

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WASSERVERSORGUNG IM SOMMER
Hitze über 30 Grad, seit Wochen kein Regen. Der Boden ist staubtrocken, das Land verdorrt, die Bäche und Gräben ausgetrocknet. Während Haustiere mit Wasser versorgt werden, sorgt sich der Heger, ob Hase und Fasan Not leiden. Zu Recht? Revieroberjäger Elmar Eickhoff

hitze
Foto: FLPAPaul Miguel/age fotostock

Unsere Niederwildarten haben unterschiedliche Strategien, um den Wasserverbrauch bei Hitze zu reduzieren. Der hauptsächlich nachtaktive Hase nutzt die kühleren Temperaturen, die Hühnervögel diesbezüglich die Dämmerungszeiten zur Nahrungsaufnahme und für sonstige Aktivitäten. In der Mittagshitze suchen sie sich kühle, schattige Plätze und ruhen, verbrauchen dadurch weniger Flüssigkeit. Auch in reich gesegneten Revieren mit starken Niederwildbesätzen wird das Wild zu dieser Zeit tagsüber quasi unsichtbar.
Bei der Haltung von Niederwildarten in Gehegen und der Aufzucht von Jungtieren muss der Wasserbedarf mit Tränken gedeckt werden. Das darf man aber nicht automatisch auf die Bedingungen im Revier übertragen, weil sich die Nahrung in Gefangenschaft wesentlich von der in der Wildbahn unterscheidet: Hasen werden ausschließlich mit Trockenfutter versorgt. Futtermittel für die Hühnervögel sind getrocknete Insekten, Pellets und Getreide mit einem Feuchtigkeitsgehalt von unter 15 Prozent.
In der freien Natur ernähren sich Fasan und Rebhuhn im Sommer hauptsächlich von Grünäsung, ergänzt durch Körner, Samen und Insekten. Der Hase beschränkt sich auf Pflanzen. In allen verschiedenen Nahrungsarten befindet sich Feuchtigkeit in unterschiedlicher Höhe.
Ein zusätzlicher wesentlicher Feuchtigkeitsspender ist der nächtliche Tau. Er wird entweder gezielt oder beiläufig mit der Äsung aufgenommen. Beim hauptsächlich nachtaktiven Hasen spielt das eine noch größere Rolle als bei den tagaktiven Hühnervögeln, die den Tau nur in der Dämmerungszeit aufnehmen können. Jeder Jäger weiß, dass der sommerliche Tau ein zuverlässiger Begleiter des Morgenan sitzes und somit auch ein sicherer Wasserspender für unser Niederwild in Trockenzeiten ist.
Er ist für die Niederwildarten in Revieren mit abwechslungsreichen Strukturen flächendeckend am besten zu erreichen. Ein Mosaik aus kleinen Feldern mit Sommer- und Winterfrucht, verschieden hohem Grünland, gemähten Feldrändern und abwechslungsreichen Wildäckern und Blühstreifen erleichtert es dem Niederwild, auf diesem Weg Flüssigkeit aufzunehmen.
Die Frage, ob das Niederwild bei langanhaltender Hitze und Trockenheit zu verdursten droht, ist schwer zu beantworten. Es gibt aber mehrere Hinweise, dass das unwahrscheinlich ist: Im Jahrhundertsommer 2003 herrschte in weiten Teilen Deutschlands in den Monaten Juli und August eine extreme Trockenheit mit großer Hitze. Örtlich regnete es über vier Wochen überhaupt nicht. Dabei trockneten nicht nur die Drainagegräben aus, sondern es versiegten auch normalerweise ganzjährig Wasser führende Bäche.
Das „W“ für Wasser in den bekannten lebenswichtigen fünf „W“s der Fasanenhege (Wald, Wasser, Wiesen, Weizen, Wärme) war in vielen Revieren über einen langen Zeitraum nicht mehr vorhanden. Aber spätestens auf den herbstlichen Treibjagden bemerkten die Jäger, dass die Fasanen- und vor allem die Hasenbesätze sehr gut waren.
Das Jahr 2003 war der Anfang einer bis 2007 anhaltenden Phase guter Wetterjahre mit einer in einigen Gebieten Nordrhein-Westfalens beispiellosen Vermehrung von Hase und Fasan. Alt- und Jungwild hatten diese Verhältnisse offenbar sogar genutzt. Das Wasser aus den Äsungspflanzen und dem Tau reichte offensichtlich zum Überleben aus. Ein zusätzlicher positiver Effekt einer langen Trockenperiode ist das Zusammenbrechen verschiedener Parasitenkreisläufe durch die hohe UV-Strahlung und somit ein allgemein besserer Gesundheitszustand der Stücke.
Ein weiterer Hinweis auf genügende Wasserversorgung in heißen Sommern ist die Tatsache, dass Hase und Rebhuhn in den Bördegebieten ihre größten Besatzdichten erreichten. Alte Streckenaufzeichnungen weisen dort in manchen Jahren mehr als ein Exemplar pro Wildart und Hektar aus. Im Gegensatz zu den Niederungen gab es auch früher nur wenige wasserführende Bäche und Gräben in den schon immer intensiv bewirtschafteten Börderegionen.

Naturnahe Feuchtgebiete sind vor allem wegen der oftmals ganzjährigen Deckung attraktiv für das Niederwild, weniger wegen des Wassers. Foto: Bildagentur Schilling
Tau, der die Pflanzen bedeckt, nimmt das Niederwild auch gezielt auf. Foto: Elmar Eickhoff
Den Hauptteil des Flüssigkeitsbedarfs nimmt der Hase durch die Äsung auf.

Dass Fasanen in freier Natur schöpfen, kommt vor, ist aber äußerst selten zu beobachten und noch seltener dokumentiert. Es gibt keine Beobachtungen, dass sich die Niederwildarten um vorhandene Wasserstellen massieren. Ganz im Gegenteil verteilen sie sich gleichmäßig je nach Bodenvegetation im Feld. Die Vorliebe des Fasans für wasserreiche Reviere resultiert vornehmlich aus der Tatsache, dass dort ganzjährig mehr schützende Deckung vorhanden ist.
Jäger, die sich viel im Revier aufhalten und beobachten, werden bestätigen, dass sie Schalenwildarten schon häufiger beim Schöpfen zuschauen konnten. Für die Niederwildarten liegen solche Beobachtungen aber fast gar nicht vor. Im Gegensatz dazu konnte ich schon oft sehen, wie Hasen gezielt die trockenen Ähren in frisch abgeernteten Getreideschlägen oder in abgereiftem stehenden Getreide ästen, obwohl es schon lange heiß und trocken war. Bei großem Durst hätten sie die unmittelbar daneben befindliche Grünäsung bevorzugen müssen. Es sind auch keine Befunde der Veterinäruntersuchungsämter von dehydriertem Fallwild als Todesursache bekannt.
Einige Waidmänner glauben, dem Niederwild in den Sommermonaten helfen zu können, indem sie künstliche Wasserstellen errichten. Sie gießen Betonbecken, trennen LKW-Reifen oder Kunststofffässer auf und platzieren sie an Fasanenschütten oder anderen beliebten Aufenthaltsorten von Hase, Fasan oder Rebhuhn. Die Frage ist, ob diese Hegemaßnahmen von den Niederwildarten angenommen werden und somit ihren Zweck erfüllen.
Es gibt nur wenige Tage im Jahr keinen Tau. Wenn überhaupt, gibt es nur an diesen Tagen einen wirklichen Bedarf an Wasserstellen. Im Gegensatz zum Hungergefühl im Winter, das den Fasan täglich die Fasanenfütterung annehmen lässt, ist es fraglich, ob ein einmaliges Durstgefühl den Fasan und die anderen Niederwildarten an die sonst nicht benötigte Tränke bringt.
Ein entscheidender Aspekt ist zudem die Qualität des angebotenen Wassers. Die Niederwildarten sind es gewohnt, frischen Tau aufzunehmen. Die Wasserqualität in flachen, offenen Behältern, die bei den sommerlichen Temperaturen verschmutzen und verkeimen, ist wesentlich schlechter. Bei mangelnder Reinigung der Behälter und nicht regelmäßiger Erneuerung des Wassers ist sogar von einer Gefährdung für die Tiere auszugehen, denen man eigentlich helfen wollte. Wer also seinem Wild dauerhaft etwas Gutes tun will, sollte besser naturnahe, deckungsreiche Feuchtgebiete anlegen.

Auch im Sommer gibt es nur wenige taufreie Nächte. Der dämmerungsaktive Fasan ist also fast immer mit ausreichend Wasser versorgt.
Landwirtschaftlich geprägte Gebiete wie die Börderegionen sind auch ohne viel Wasser ideale Niederwildlebensräume. Foto: Willi Rolfes

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