ANZEIGE

Klein aber Fein

2914

AUS DEM WILD UND HUND – TESTREVIER
Deutlich verringertes Jagdareal und nur halb so viele Schützen im Vergleich zum Vorjahr. Bei der diesjährigen Drückjagd speckten wir ordentlich ab. Schlechte Voraussetzungen für eine gute Strecke? Peter Schmitt

Fotos: Markus Deutsch (2), Petra Wenzel
Trotz halbierter Schützenzahl verdoppelten sich die Anstellergruppen. Grund: schnellere und ruhigere Abläufe.

Dass sich die revierübergreifende Drückjagd im und um das Testrevier bereits in den vergangenen zwei Jahren bewährt hat, steht außer Frage. Aber die notwendige frühzeitige
Absprache zwischen mehreren Revieren birgt auch so manche Tücke. So kam es, dass Pächter Heiko Hornung, der bis dato immer die Jagdleitung übernahm, am Stichtag, dem 28.Oktober, aus triftigen Gründen nicht anwesend sein konnte. Ebenso mussten drei weitere Kollegen mit ihren fünf Hunden absagen.

Also reagierten wir auf den Mangel an revierkundigen Personen: Nach kurzem Übeschlagen stand fest, dass wir nicht wie gewohnt zwei, sondern lediglich nur eine Truppe aus
Treibern und durchgehenden Hundeführern samt Vierbeinern zusammenstellen können würden. Somit beschlossen wir, das Treiben im Vergleich zu den Vorjahren deutlich zu verkleinern. Wir konzentrierten uns auf den Waldteil des Reviers, der den größten Anschluss zu den mitjagenden Nachbarn hat. In diesem Gebiet liegen gute Einstände aus Naturverjüngung sowie Brombeeren, und es ist auch für den übergreifenden Jagdverbund am besten geeignet. Denn dort würde das meiste Wild ins Nachbartreiben wechseln und umgekehrt.
Auch die Anzahl der Schützen passten wir an die neue Situation an. So wurde nur ein enger Kreis aus Kollegen und langjährigen Stammgästen geladen. Noch vor deren Zusage machten wir uns daran, die Jagd vorzubereiten, um möglichst früh Ruhe im Revier einkehren zu lassen. Mit dem Anspruch, jeden Schützen auf einem Drückjagdbock zu postieren, ging das Werkeln, Verladen, Umstellen und Freischneiden los – in einem reichlich mit Naturverjüngung gesegneten Mittelgebirgsrevier ein anstrengendes und zeitraubendes Unterfangen. Das Treiben begann in einem Bachtal am tiefsten Punkt des Revieres und führte durch die Grüne Hölle stetig ansteigend in Richtung Ringwall, dem höchsten Bereich des Jagdbogens. Üppige Buchennaturverjüngung prägt mittlerweile diesen Bereich. Zwar war er immer für Rehwild, einen Fuchs oder eine Rotte Sauen gut, doch was gleich auf
den ersten Metern kam, war überraschend und sollte sich mehr oder minder durch das gesamte Treiben ziehen: überall lagen Sauen. Zu unserer Überraschung steckten gleich
zu Beginn auch zwei Stück Damwild. Sie schafften es aber vorbei an fünf Schützen unbeschossen quer durch das komplette Treiben. Was sich aber zusammen mit den vielen Schwarzkitteln wie ein roter Faden durch den Jagdtag ziehen sollte: Alles Damwild und vor allem der Großteil der Sauen nahmen mehr oder minder den direkten Weg raus aus dem Revier. Dort schlugen dann die Nachbarn äußerst erfolgreich zu, was zeigt, wie sinnvoll bei unseren Revierstrukturen und -größen eine gemeinsam organisierte und durchgeführte Bewegungsjagd ist. Denn alle Stände, besonders die an den Grenzen, wurden zuvor abgestimmt – nicht nur aus Sicherheitsgründen. Und so sorgte ein grenznah abgestellter Nachbarschütze für das Highlight dieser gemeinsamen Jagd. Ein reifer Keiler, der in einer kleinen Fichtendickung im Testrevier lag und es vorbei an einem unserer Schützen aus dem Jagdbogen schaffte, wurde dort von ihm gestreckt. 109 Kilogramm sollte er später aufgebrochen auf die Waage bringen. Zudem erlegte besagter Schütze vier weitere Sauen, die ihn allesamt über die Grenze anwechselten.

Oben: Am Ende des Tages wurden acht Schwarzkittel, acht Rehe und ein Fuchs verblasen. Eine weitere waidwunde Sau kam beim Nachbarn zur Strecke. Rechts: Wie im Vorjahr wurde Brackenführer Uwe Beuschel (r.) Jagdkönig.
klein aber fein
Fotos: Agnes Langkau (2), Markus Deutsch

Da das Testrevier an drei Seiten Dickungskontakt zu den Nachbarjagden hat, teilten wir das Treiben so ein, dass die Durchgeher samt Hunden die vielversprechendsten Revierteile
mindestens zweimal durchkämmten. Zudem sollten vom Stand geschnallte Vierläufer dafür sorgen, dass sich zwischendurch eingewechseltes Wild nicht stecken und das Ende der Jagd in Ruhe abwarten konnte. Und so knallte es regelmäßig verteilt mal hier mal dort.
Bei „Hahn in Ruh‘“ lagen mit 16 Schützen acht Sauen, acht Stück Rehwild und ein Fuchs. Ein weiterer Frischling, der von zwei Schützen waidwund getroffen wurde, kam beim Jagdnachbarn zur Strecke.
Zwei Nachsuchen und eine Anschusskontrolle fielen an, was in Bezug auf die Strecke angemessen ist, vor allem weil zwei Fälle schon während des Treibens aufgelöst wurden. Es handelte sich um den besagten Frischling und ein Reh mit hohem Laufschuss, dass von einem Hund abgetan wurde. Die Kontrolle ergab: Fehlschuss.

Bereits im vergangenen Jahr stand Brackenführer und Freund der Redaktion Uwe Beuschel im Mittelpunkt. Nicht nur weil er Jagdkönig wurde, sondern weil die Basküle seiner Büchse auseinanderflog. Dass er den Schock gut verdaut hat, bewies er, indem er seine Jagdkönigsehre um ein weiteres Jahr verlängerte. Drei sauber geschossene Sauen konnte er am Ende des Treibens vorweisen.
Revierübergreifend wurden über 70 Sauen erlegt. Eine Gesamtstrecke, die sich sehen lassen kann. Trotzdem werden wir noch mit kleineren Aktionen nachlegen müssen, schließlich blieben genug Dickungen unbejagt.

ANZEIGE

ANZEIGE
Aboangebot