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Niedersächsisches Wolfsmanagement wenig vertrauenswürdig

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Das behördliche Wolfsmanagement in Niedersachsen wird keineswegs besser – trotz gegenteiliger Beteuerungen und eines weiter aufgestockten Personalapparates.

So hat der Norddeutsche Rundfunk recherchiert, dass der lange Zeitraum vom Auffinden eines Nutztierrisses bis zur endgültigen Klärung, ob ein Wolf der Verursacher war, keineswegs auf die Dauer der DNA-Analyse beim Senckenberg-Institut in Gelnhausen zurückzuführen sei, wie vom niedersächsischen Umweltministerium immer wieder suggeriert wurde. Vielmehr seien die Abläufe im Niedersächsischen Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz (NLWKN), dem daran angegliederten Wolfsbüro, das mit drei Biologen besetzt ist und dem von Umweltminister Stefan Wenzel (Grüne) geführten Umweltministerium zu suchen. Wie lange dies dauert, wird deutlich bei einem Blick auf die vom NLWKN geführte Tabelle über die in Niedersachsen aufgetretenen Nutztierrisse: Die letzte Analyse datiert auf den 18. November 2015 sowie anderen Fälle vom November 2015 sind noch ungeklärt. Viele Fälle aus dem Sommer 2015 sind ebenfalls noch nicht abschließend untersucht.
Das Umweltministerium bemüht sich nach eigener Aussage schon seit mehreren Monaten um eine Optimierung der Prozesse, offenkundig aber mit wenig Erfolg. Spektakulär war zum Beispiel der Fall eines Fohlens im Mai 2015, bei dem es nicht mehr nachgewiesen werden konnte, wer der Verursacher war. Nach WILD UND HUND-Recherchen erfolgte die Sicherung des Kadavers in mangelhafter Weise, so dass pathogene Spuren nur sehr schwer bis gar nicht festzustellen waren. Dem Halter wurde eine Teilentschädigung zugesprochen, auf die er keinen Anspruch hatte, die dieser dann aber ablehnte.
Um die Rissbegutachtung zu beschleunigen will das Umweltministerium nun zwei weitere Amtstierärzte beim Wolfsbüro einstellen. Momentan arbeiten dort drei Biologen. Dazu kommen landesweit mehr als 100 geschulte ehrenamtliche Wolfsberater und eine in Vollzeit bei der Landesjägerschaft angestellten Biologin, die sich im Auftrag des Umweltministeriums um das Wolfsmonitoring kümmert.
Als wäre dies nicht genug, kam es Ende Januar zu einem Zwischenfall im Landkreis Celle, bei dem ein mit einem Senderhalsband versehener Wolf sich mit einer Mischlingshündin biss, deren Halterin wenige Meter daneben stand. Das NLWKN vermutete, dass dies wohl einer der verhaltensauffälligen Wölfe sei, die im Sommer besendert worden waren. Man könne jedoch den laufenden Kontakt zu diesen Grauhunden derzeit nicht herstellen, da die Sendehalsbänder nicht funktionierten. Auch die um Goldenstedt im Landkreis Vechta ansässige und auf Nutztiere fokussierte Wölfin will man derzeit einfangen und mit einem Sendhalsband versehen, um ihre Aktionen zeitnah verfolgen und gegebenenfalls eingreifen zu können. Dort soll die Verbindungsqualität besser sein als auf den Truppenübungsplätzen im Landkreis Celle.
mh

 

 

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