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Wildackermischungen

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Frühjahrszeit – Saatzeit! Stellt sich vielen Revierinhabern die Frage: „Welche Mischung ist die beste, welche ist bezahlbar und welche passt zu meinen Standort beziehungsweise dem Boden?“ Ein Versuchsanbau mit verschiedenen Wildackereinsaaten auf einer Fläche zeigt Unterschiede.

 

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Von Werner Kuhn

Wenn Ihr Landwirt seine Stilllegungsfläche für die Lebensraumverbesserung zur Verfügung stellt und die Kostenfrage geklärt ist, so sollten Ihre nächsten Fragen sein:
  • Für wie viele Jahre plant der Landwirt voraussichtlich die Fläche aus der aktiven Produktion zu nehmen? Welche Saatgutmischung beziehungsweise mit welchen Pflanzenarten kann angesäht werden?
  • Wie soll die Pflege durchgeführt werden (im Bezug auf Mulchen) oder kann der Aufwuchs auf der Fläche stehen bleiben und wie lange?
In der freien Feldflur sollte das Ziel sein, vertikale Strukturen mit mindestens einem Meter Höhe im Winter auf den Flächen zu haben und – wenn möglich – über mehrere Jahre! Denn nur durch die Mehrjährigkeit entstehen wertvolle Lebensräume für die Aufzucht der Jungtiere. Dabei ist unbedingt zu beachten, dass Nachbargrundstücke durch Samenflug – vorwiegend den der Ackerkratzdistel – nicht beeinträchtigt werden. Dann gibt es nach der aktuell gültigen Verordnung der Europäischen Union (EU) keine Probleme.

Im April 2002 wurde damit begonnen, die Vielzahl der auf dem Markt befindlichen Wildacker-Einsaaten unter gleichen Voraussetzungen nebeneinander auszusäen und später zu sichten. Für diese Maßnahme stand eine Ackerfläche von 5,6 Hektar zur Verfügung. Der ackerbauliche Zustand der Fläche war nicht gerade der Beste, da sie in den letzten Jahren sehr extensiv bewirtschaftet wurde: Nach einem Produktionsjahr folgten zwei Jahre Selbstbegrünung – ohne Pflege – und dann wieder ein Produktionsjahr. Diese Bewirtschaftungsform förderte den Unkrautdruck auf der Fläche erheblich, und bei einer nachfolgenden Nutzung – auch bei einer gezielt begrünten Stilllegung – bereitet ein schlechter ackerbaulicher Zustand erhebliche Probleme. Der Acker schlägt dann sein „Geschichtsbuch“ auf.

Dieser Umstand erforderte bei ausreichender Trockenheit einen ersten Arbeitsgang auf der gepflügten Fläche, um die erste, gewaltige Unkrautwelle mechanisch zu bekämpfen. Der Acker mit mittlerer Bodengüte hatte sich bereits zu dieser Zeit flächig mit bodenbürtigen Samenunkräutern selbst begrünt. Der Arbeitsgang mit der Großfederzinkenegge mußte Mitte Mai nochmals wiederholt werden, um einen halbwegs tragbaren Zustand herzustellen. Dann erst konnte die Einsaat erfolgen.

Die Empfehlungen der Lieferanten wurden beachtet

Die unterschiedlichen Saatgutmischungen wurden gemäß den Angaben, die auf den Sackanhängern leider nur teilweise vorhanden waren, ausgesät. Bei der Saatstärke wurden die Empfehlungen der Lieferanten beachtet. Gesät wurde mit einer herkömmlichen Nockenrad-Drillmaschine, die auf einer Kreiselegge aufgesattelt war. Für jede Mischung wurde die Drillmaschine abgedreht, das heißt auf die geforderte Saatstärke eingestellt und nach dem Drillen zurückgewogen, um die tatsächliche Saatstärke zu überprüfen. Nach der Saat wurde die Fläche gewalzt. Jede Mischung bekam einen Block von zwölf Metern Breite und dreihundert Metern Länge. Somit konnten sich flächige Bestände entwickeln.

Nachfolgende Niederschläge im Mai/Juni 2002 führten zu einem hervorragenden Feldaufgang aller Mischungen. Die Jugendentwicklung der Bestände ließ zu diesem Zeitpunkt keine Wünsche offen. Augenscheinlich war es durch die intensive Bodenbearbeitung gelungen die einjährigen Ackerunkräuter ausreichend zu bekämpfen. Doch wir hatten die Rechnung ohne die Ackerkratzdistel gemacht, denn bereits Mitte Juni schoben sich die Disteln durch den Bestand.

Wenn auch einzelne Experten schreiben, dass ihre Mischungen in der Lage sind, Unkräuter zu unterdrücken, so war dies bei der Distel nicht der Fall. Selbst die Mischungen, in denen Ölrettich und Senf (beide schnellwüchsig und verdrängend) enthalten sind, konnten den Disteldruck nicht bändigen. Somit war es unausweichlich, den Bestand Anfang Juli komplett zu mulchen. Der Deckungsaspekt war somit für dieses Jahr auf der Fläche bei allen Mischungen verloren. Besonders bei den einjährigen Pflanzenarten führte dieser Pflegeeingriff zu massiven Verlusten, da diese in der Entwicklung vorangeschritten waren. Besonders Hafer, Buchweizen, Gelbsenf und Sonnenblumen gingen in den Beständen verloren. Mit den verbleibenden Arten war bei allen Mischungen noch hinreichend Herbst- und Winteräsung vorhanden. Die nachwachsende Deckung wäre den Hühnern und den Hasen noch gerecht geworden. Für die mehrjährigen Arten ist ein solcher Pflegeeingriff eher förderlich, da sie nun ein stärkeres Wurzelwerk ausbilden und somit einen guten Start im darauffolgenden Jahr haben. So schmerzhaft der Verlust durch das Mulchen auch war, im nächsten Jahr können die Mischungen zeigen, was noch in ihnen steckt.

Erfreulicherweise bekamen wir nach der Ernte 2002 eine weitere Ackerfläche von 2,8 Hektar zur Verfügung gestellt. Diese war in einem sehr guten ackerbaulichen Zustand, hatte doch Weizen darauf gestanden. Jedoch wechselte die Bonität innerhalb der Fläche von 38 bis 65 Bodenpunkten. Die 2,8 Hektar wurden im Herbst gepflügt und im Frühjahr 2003 nach Vegetationsbeginn abgeeggt.

Jeder sollte seine Wertung abgeben

Die Aussaat erfolgte mit einer pneumatischen Drillmaschine, die auf einer Kreiselegge aufgesattelt war. Die Arbeitsschritte waren dieselben wie im Jahr davor: Abdrehen, Zurückwiegen und Walzen. Die Flächenvorbereitung und die Aussaat hätten nicht besser funktionieren können. Niemand konnte allerdings voraussehen, dass 2003 eines der „sonnigsten“ Jahre der Wettergeschichte wurde. Es schien mit der Trockenheit kein Ende zu nehmen. Die Befürchtungen waren groß, dass die Saaten im Boden gänzlich „verrecken“ könnten. Aufgrund der günstigen Standortvoraussetzungen gingen sie dann doch noch erstaunlich gut auf. Jedoch war die nachfolgende Entwicklung der Pflanzen der Witterung entsprechend zögerlich. Aber die äußeren Umstände waren für alle Mischungen gleich und so zeigten sich im Jahresverlauf deutliche Unterschiede in den einzelnen Saatgutmischungen.

Bei Führungen auf den Flächen wurde Wildacker-Interessierten die Möglichkeit gegeben, die Saatmischungen hinsichtlich der Artenvielfalt, Deckung für Rehe, optischer Eindruck und der ackerbaulichen Akzeptanz zu bewerten. Der Personenkreis umfasste eine sehr breite Schicht der Bevölkerung. Darunter waren Fachleute vom Diplom-Biologen über den bodenständigen Landwirt bis hin zur Hausfrau mit oder ohne jagdlichen Kenntnissen; es sollte jeder der 43 Teilnehmer seine Wertung abgeben.

Für die Bewertung der Artenvielfalt ist der Anteil der blühenden Pflanzen zum Zeitpunkt des Begangs entscheidend. Mischungen, die zwar sehr artenreich sind, aber zu dem Bewertungszeitpunkt nicht blühen, bekamen daher von den Nichtsachkundigen eine schlechte Boniturnote.

Der optische Eindruck

Bei der Frage nach der Deckung für Rehe waren die Antworten sehr einheitlich – ja oder nein. Bestände, die etwa einen Meter hoch waren, wurden als rehwildtaugliche Deckung bewertet. Beim optischen Eindruck spielten die Blüten wiederum die größte Rolle. Mischungen, die in der Blüte und in sich unterschiedlich strukturiert waren, wurden auch hier wiederum am positivsten bewertet.

Bei der ackerbaulichen Akzeptanz wurden nur gelegentlicher Durchwuchs von Ackerunkräutern negativ bewertet. Die Mehrzahl der geführten Landwirte akzeptierten die Bestände. Selbst Alteinsaaten, die seit fünf Jahren ohne Pflege waren, wurden nach einigen erklärenden Sätzen über ihre Notwendigkeit als sinnvolle Maßnahme erachtet. Für eine stichhaltige visuelle Bewertung muss zukünftig das aktuelle Blühinventar festgehalten werden.

Die drei WILD UND HUND-Mischungen haben hinsichtlich des Äsungsaspektes sicher ihre Berechtigung. Sie sind von der Artenzusammensetzung ausgewogen. Bedingt durch den hohen Kohlanteil bewegen sich insbesondere die einjährigen Mischungen im oberen Preissegment.

Die Wildschutzmischung „WSM 3“ bringt durch den Anteil an Senf und Ölrettich sehr schnell Struktur und Deckung – auch im Winter. Bereits im zweiten Standjahr kam es zu einem dominanten Gräseranteil. Die Winterstruktur ist für Hasen sicher ausreichend, für Rehwild hat es nicht gereicht, da die Gräser nicht über die notwendige Winterstabilität verfügen. Das Rohrglanzgras, das eher feuchte Böden bevorzugt, konnte auf diesem Standort seine Deckungsaufgabe nicht erfüllen.

Die „Wildoase Frühjahr“ nach Professor Moser hat sehr schnell einen geschlossenen Bestand gebildet. Der wurde im zweiten Jahr durch den hohen Rotkleeanteil geprägt, der dann ab August zu lagern begann. Ausreichende Deckung war im zweiten Winter für Rehwild nicht mehr vorhanden.

Die „OLAP Mischung“ nach LFD i. R. W. Graf war die preiswerteste Variante im Segment der Kulturpflanzenmischungen. Auf gut vorbereiteten Flächen mit geringem Unkrautdruck ist diese Mischung für zweijährige Begrünungen gut geeignet.

Welche Saatmischung ist die richtige

„Das Naturrefugium“ der Bayerischen Futtersaatbau wurde als Kulturpflanzen betonte Mischung erstmalig 2003 ausgesät. Nach der ersten Vegetationsperiode ist der Eindruck zufriedenstellend.

Für die Kulturpflanzenmischungen bleibt als Erfahrung festzuhalten, dass bei teilweise sehr hohen Saatstärken und einem hohen Anteil an einjährigen Kulturpflanzen die Einzelarten nicht ihr Leistungsniveau entwickeln können. Eine gute Winterstruktur wird – von dem Trockenjahr 2003 abgesehen – bei allen Mischungen aufgrund der Zusammensetzung im ersten Standjahr erreicht werden.

Bei einzelnen Saaten waren Ackerbohnen und Feinsämereien zusammengemischt. Dies führt bei der Aussaat zu Problemen. Die Bohnen sollten tief gesät werden, der Rest sehr flach!

Als Lebensraumverbesserung „auf neuen Wegen“ zeigen sich Mischungen mit einem gezielt ausgewählten Wildpflanzenanteilen, wie Wilde Karde (Dipsacus sylvestris), Gemeine Flockenblume (Centaurea jacea), Färberkamille (Antehmis tinctoria) oder Blauer Natternkopf (Echium vulgare). Durch den geringen Anteil an Kulturpflanzen können sich die Einzelindividuen kräftiger entwickeln. Das Mulchen im ersten Jahr wird von den mehrjährigen Wildpflanzen gut vertragen. Die Wildpflanzenmischungen aus dem Ansaatjahr 2002 haben alle die gewünschte Struktur von einem Meter und höher zum Winter 2003 erreicht und sind auch bei Schnee nicht ins Lager gegangen. Zukünftig wird sich in diesem Bereich noch sehr viel entwickeln, wenn Stilllegungsflächen für mehrere Jahre verfügbar sind. Des Weiteren kommen wir dem Wunsch nach einem höheren Artenreichtum an Wildpflanzen in der Agrarlandschaft ein Stück näher.

Es ist jedoch dringlichst auf die Saatgutherkünfte bei Wildpflanzen zu achten, um den Diskussionen über Florenverfälschung möglichst geringen Nährboden zu bieten. Die Sämereien sollten aus heimischer Produktion sein. Für das Jahr 2004 ist ein Exaktversuch an der Bayerischen Landesanstalt für Wein- und Gartenbau geplant, um abgesicherte Ergebnisse zu erhalten.

Welche Saatmischung die richtige ist, muss jeder für sein Revier selbst entscheiden. Bei der Entscheidungsfindung werden die Gesamtkosten der Maßnahmen ausschlaggebend sein. Die Aufwendungen der Flächenvorbereitung sind für alle Mischungen gleich. Wichtiger ist wiederum die Frage nach der Pflegeintensität und der Nutzungsdauer. Nach unseren bisherigen Erfahrungen steigt die Wertigkeit der Wildackermischung mit jedem Jahr, in dem sie länger zur Verfügung steht. Um diesem Leistungsanspruch gerecht zu werden, sind Arten unserer heimischen Wildpflanzengesellschaft bestens geeignet.

Alle Mischungen zum Download im PDF-Format:

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Im zweiten Winter zeigt sich der Unterschied: Eine Mischung mit hohem Wildpflanzenanteil (hinten) bietet noch Deckung, während die Kulturpflanzenmischung (vorne) am Boden liegt

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