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SAUFÄNGE

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Fallen für Schwarzwild sind in Bayern verboten. Doch die Methode wird rege diskutiert. Einige Landratsämter genehmigen bereits Ausnahmen. Aber was spielt sich ab, wenn die Klappe fällt? Vivienne Klimke

Foto: Thore Wolf

Der Bayerische Jagdverband (BJV) teilt offiziell mit: „Grundsätzlich spricht sich der BJV gegen die Installation von Fangeinrichtungen (Saufängen) aus.“ Diese seien nur als Ultima Ratio in Betracht zu ziehen, etwa im Seuchenfall. Der BJV verweist in seiner Ablehnung deutlich auf Tierschutzaspekte. Auch viele Jäger stehen der „Hoffähigkeit“ des Saufangs skeptisch gegenüber. Neben der Tatsache, dass er als Kapitulation der herkömmlichen Jagd gesehen wird, ist immer wieder die Rede davon, dass der Abschuss der intelligenten
Wildart im Fang in ein panisches Gemetzel ausarte. Gerücht oder Wirklichkeit? „Ich schieße lieber im Saufang, als draußen im Gelände den Jagddruck auszuüben“, sagt Michael Penn. „Hier habe ich sicher die ganze Rotte auf kleinem Raum und bei gutem Licht. Kein  Frischling bleibt ohne Führung zurück, das kann ich ja an den angesogenen Zitzen nachzählen.“ Wie läuft dieser Abschuss ab? Zwei Mal am Tag kontrolliert Penn die fängisch gestellten Anlagen. Zwischen 80 und 200 Quadratmeter umfasst so ein Saufang im Nationalpark. Betrieben wird er nur während der Jagdzeiten des adulten Schwarzwildes.
Die ovale Anlage besteht aus einem äußeren Zaun aus schwerem Sechseckgeflecht, der innen als Sicht- und Verletzungsschutz für die Sauen mit Brettern verkleidet ist. Eine
Schwingtür schnappt ein, wenn Sauen am anderen Ende des Fangs beginnen, die Maiskörner unter dem Balken auszuwühlen. „Dann zähle ich von der Kanzel aus die Stücke
und mache nach Bedarf ein oder zwei Magazine voll“, beschreibt Penn. Er schießt mit der Langwaffe und genehmigtem Schalldämpfer, und zwar möglichst schnell. „Die Bache erlege ich zuerst, dann die Frischlinge. Sie verhalten sich meist ruhig, laufen höchstens am Zaun auf und ab.“ Es gibt keine Fehlabschüsse, keine Nachsuchen, keine schlaflosen Nächte. Penn spricht von „abschöpfen“: Der durchschnittliche Anteil an Frischlingen lag in den vergangenen zehn Jahren in den Saufängen bei über 81 Prozent.

In der Falle: Von ruhig bis panisch kann das Verhalten der Stücke reichen.
Der Berufsjäger Michael Penn (r.) stellt den Saufang „scharf“. Stoßen die Schwarzkittel den schrägen Holzblock um, fällt eine Schwingtür ins Schloss. Sie sind in dem mit Brettern verkleideten Drahtzaun gefangen.
Fotos: Thore Wolf

Im Landkreis Regensburg werden schon seit den 1980er-Jahren Saufänge betrieben – auch von privater Hand. Eine der elf derzeit genehmigten Anlagen steht im Revier von Johannes Wiesbeck, Landwirt und Pächter. Sein Jagdbogen mit 40 Prozent Wiese und Acker liegt umringt von waldreichen, großen Eigenjagden. „Über den Einzelansitz werden wir der Schäden nicht Herr“, führt Wiesbeck an. Mit dem selbst gebauten mobilen Saufang im Wald
machen er und seine Revierkollegen pro Jahr zwischen sechs und 24 Stück Strecke. „In guten Jahren ist das die Hälfte unseres gesamten Abschusses.“ Die Eigenkonstruktion sieht völlig anders aus als im Nationalpark. Es ist ein etwa zwei mal sechs Meter großer rechteckiger Käfig aus stabil miteinander verschweißten Metallgittern, die innen bis zur Hälfte hoch mit Brettern ausgekleidet sind. Die Falle lässt sich mit einem Schlepper transportieren. Über der Klapptür hängt innen ein kleiner Kasten mit einem elektronischen Fallenmelder. Der Käfig steht laut Wiesbeck fast immer fängisch – derzeit, Anfang April, schon seit drei Wochen am Stück, ohne dass aber Sauen hineingingen. „Da gibt es keine Regelmäßigkeit“, sagt der Jäger. „Manchmal tut sich monatelang nichts, und dann fangen
wir wieder ein paar Mal hintereinander.“ Seine Theorie: „Wenn die Sauen den Mais, mit dem wir kirren, gerade brauchen, dann gehen sie auch mehrmals hintereinander rein.“
Der sei aber nur dann attraktiv, wenn draußen keine Eicheln oder Bucheckern mehr zu finden seien. Und was, wenn sich jetzt zur Schonzeit eine Bache mit ihren Frischlingen fängt? „Dann müssen wir alle freilassen“, sagt der Landwirt. Oft käme das aber nicht vor: „Die Frischlinge gehen fast immer zuerst rein und lösen die Falle aus. Die Bache ist vorsichtiger und bleibt oft draußen.“ Klingt ideal – doch Kritiker merken an, dass der Wegfang von Frischlingen zu einem Nachrauschen führen könne.

Plädoyer auf Tagung: Anton Krinner möchte Saufänge „hoffähig“ machen.
Ortstermin in einem Revier nahe Regensburg: Vertreter von Veterinäramt, Landesjagdverband und Kreisbehörde lassen sich die Funktionsweise einer selbst gebauten Falle für Schwarzwild zeigen. Foto: Vivienne Klimke

Sauen- und Frischlingsfang in Deutschland

In Baden-Baden (Baden-Württemberg) lief bis Ende März 2015 ein befristetes Projekt. Dabei genehmigte die Oberste Jagdbehörde den Bau von zwei stationären Saufängen nach Vorgaben der Wildforschungsstelle des Landes. Die Fänge seien etwa fünf mal zehn Meter groß und blickdicht mit Holz verkleidet gewesen (Kirrgut: Mais). Das teilte die dortige Stadtverwaltung mit. Erst wenn durch Wildkameras regelmäßig das Einwechseln passender Stücke (insbesondere keine laktierenden Muttertiere mit Frischlingen) beobachtet werden konnte, seien die Fallen fängisch gestellt worden. Das Ergebnis: Drei Sauen seien gefangen und mit einer Jagdwaffe erlegt worden. Der Landesjagdverband hatte sich wegen tierschutzrechtlicher Bedenken aus dem Modellversuch zurückgezogen.
In Rheinland-Pfalz wurden von 2004 bis 2012 Frischlingsfallen als seuchenhygienische Maßnahme eingesetzt, um die klassische Schweinepest zu bekämpfen. Dem zuständigen Landesministerium zufolge seien damals in der Regiejagd des Landes Rheinland-Pfalz bedarfsorientiert rund 30 mobile Frischlingsfallen eingesetzt worden. Es habe sich herausgestellt, dass sich nur bei intensiver Betreuung und Kontrolle der Frischlingsfallen zufriedenstellende Ergebnisse erreichen ließen. In Jahren mit guter Eichen- oder Buchenmast habe der eingesetzte Mais zudem kaum eine Lockwirkung entfalten können, ebenso im Sommer. In einigen Forstämtern wurden laut Ministerium bis zu zehn Prozent (%) der Schwarzwildstrecke und etwa 20 % der Frischlingsstrecke erzielt. Auf Landesebene hätten demnach die in der staatlichen Regiejagd befindlichen Fallen circa zwei % zur gesamten Schwarzwildstrecke im Staatswald beigetragen.
In Thüringen hat ebenfalls eine Debatte zu diesem Thema stattgefunden. Aktuell gäbe es aber keine genehmigten Saufänge, sagt der dortige Landesjagdverband. Auch seien in den vergangenen Jahren keine bekannt. Die Methode sei rechtlich zulässig und würde im „Positionspapier zur Schwarzwildjagd in Thüringen“ als eine ergänzende Jagdmethode zur Verminderung überhöhter Schwarzwildschäden empfohlen.

Der wenige Wochen alte Frischling verendete unter dem Falltor eines Frischlingsfanges. Foto: Gerold Wandel

Zuständig für die Genehmigung von Saufängen im Landkreis Regensburg ist Karl Frank, Leiter der Unteren Jagdbehörde. Die erste Voraussetzung, so erläutert er, liege schlicht in hohen Schäden in der Landwirtschaft. „Die definieren sich oft weniger nach einer konkreten
Summe als vielmehr nach der Größe des Konflikts zwischen Jagdgenossen und Jägern“, sagt er offen. Elf Auflagen muss der Betreiber eines Saufangs erfüllen, darunter einige bezüglich Sicherheit und Tierschutz. Andere Jagdbehörden, wie etwa das Landratsamt Wunsiedel, erlassen 24. Hierzu zählt eine detaillierte Aufzeichnungspflicht, in der sogar
die Kirrmenge und das -material aufgeführt werden müssen. Doch welche Regeln gelten ab dem Moment, wenn der Jäger die erste Rotte im Fang vorfindet? Die der Fallenjagd? Ist ein Saufang eine Falle? Er ist ja per Jagdgesetz zunächst nicht erlaubt. „Der Begriff Falle ist rechtlich nicht definiert“, erläutert Frank.

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