Seit dem 17. Jahrhundert werden in Kroatien Savetal Bracken gezüchtet. TOBIAS FIEBIG hat die lautjagenden Vierläufer in einem schwedischen Saugatter genauer betrachtet.
Ein kurzes „Ho-Rüd‘-Ho“ des Hundeführers und schon startet die rotweiße Bracke los. Irgendwo in dem zweieinhalb Hektar großen schwedischen Saugatter müssen die zwei
Überläuferkeiler und der ältere Keiler stecken. Nach wenigen Minuten erschallt Standlaut. Der Hund hat die Schwarzkittel gefunden. Ein tiefes und kräftiges Anschlagen, herrlich zu vernehmen. Der Führer pirscht an den Bail heran. Im dichten Fichtenbestand hat der Hund die beiden Überläufer gestellt. Stoisch lassen die Sauen das Geläut über sich ergehen. Sie rücken keinen Meter. Erst als der Rüdemann erscheint, wird der Hund
mutiger, bringt die Sauen in Bewegung und jagt ihnen hinterher. Ein wunderbarer Laut erfüllt das Gatter. Überlegt setzt der Hund den Schwarzkitteln immer wieder nach, stellt und verbellt sie. Wollen die Sauen nicht in Bewegung kommen, hilft die Bracke mit einem kurzen Zwicker in die Keule nach. In ihrer Heimat Kroatien wird die Savetal Bracke sowohl für das Brackieren von Hase und Fuchs, aber auch auf der Schwarzwildjagd eingesetzt. Wie bei allen Laufhunden liegt ihre Stärke darin, weit vom Hundeführer entfernt, mit tiefer Nase Spuren und Fährten auszuarbeiten, bis sie ein Stück Wild gefunden hat, um es dann lautjagend zu verfolgen. Der deutsche Züchter Franz Petzuch kann dies nur bestätigen. Im 10- bis 15-Minuten-Takt durchstöbern seine Sa-
vetal Bracken die Einstände. Finden sie dabei Schalenwild, jagen sie es im Durchschnitt etwa eine Viertelstunde und kehren zu ihrem Führer zurück. Ein Umstand, der bei unserem dichten Straßennetz gewiss kein Nachteil ist. Seinen ersten Rüden erhielt Petzuch eher durch Zufall. Schnell war er von der Arbeitsweise des Balkanjägers derart beeindruckt, dass er sich kurz darauf einen weiteren Savetal Bracken-Welpen aus Kroatien besorgte. Inzwischen führt der Sauerländer zwei erwachsene und einen jungen Rüden. Die Arbeit und die Art des Jagens seiner Bracken wird von den Jagdherren
geschätzt.
Für den Hundeführer ist es nicht verwunderlich, dass diese Rasse häufig in Meuten mit Artgenossen jagt. Denn im Heimatland wird selten nur ein Hund zur Sauhatz geschnallt. In der Regel sind es zwei oder drei gleichzeitig. Petzuch hat jedoch die Erfahrung gemacht, dass ein Hund vollkommen ausreicht, um das Wild aus dem Einstand zu werfen. Wie alt diese Jagdhunderasse tatsächlich ist, kann heute nicht mehr exakt er-
mittelt werden. Ihre Spuren lassen sich jedoch bis in die Antike verfolgen. Bereits in Xenophons Schrift „Kynegetikos“ (eine Abhandlung über die Jagd mit Hunden) wird berichtet, dass schon vor über 2 000 Jahren Bracken in Posavina (heute Kroatien) geführt wurden. Die ersten nachweislichen Funde ähnlicher Hundeschläge entdeckte man allerdings erst in den istrischen Fresken aus dem 15. bis 17. Jahrhundert. Auf diesen Wandmalereien sind weiße Hunde mit deutlichen Behängen zu sehen, die der
Istrischen Glatthaarbracke, einem nahen Verwandten der Savetal Bracke, sehr ähnlich sind. Den ältesten schriftlichen Nachweis über die Savetal Bracke oder Posavatz-
Laufhund, wie er auch genannt wird, findet sich in den Schriften der Stiftung „Akovačkoj”. Diese stammen aus dem 15. Jahrhundert und beschreiben einen widerstandskräftigen Hund mit dem vorwiegend Hase und Fuchs brackiert, aber auch angeschweißtes Wild nachgesucht wurde. Zur Entstehung der Savetal Bracke existieren zwei Theorien: Im 16. und 17. Jahrhundert herrschten die Habsburger im heutigen Kroatien. Laut örtlichen Quellen geht man davon aus, dass zu dieser Zeit österreichisches Brackenblut in die weißen Istrischen Laufhunde einfloss und dadurch die Urväter der heutigen Savetal Bracke entstanden. Eine weitere Möglichkeit ist, dass österreichische (steirische) und ungarische Bracken gekreuzt wurden, um zum Phänotyp der Posavatz Bracke zu gelangen.
Im Jahre 1719 beschreiben die Chroniken Bischofs Bakic aus Djakovo die Savetal Bracke. Weiterhin existiert aus dem Jahre 1737 eine Einteilung kroatischer Bracken von Andreas Keczkemety, der seinerzeit Schreiber für den damaligen Bischof in Djakovo war. Er beschreibt zwei unterschiedliche Bracken-Typen:
1. Einen etwas kleineren, weißen Hund mit roten Abzeichen (Brand) und kurzem oder rauem Haar. Er wird bevorzugt zur Jagd auf Hasen im steinigen Gelände geführt. Damit sind mit großer Wahrscheinlichkeit die Istrischen Bracken (Rauhaar und Glatthaar) gemeint.
2. Eine rote Bracke mit weißen Abzeichen auf Haupt, Brust, Läufen und Rute, die zur Jagd auf alle Wildarten eingesetzt wird.
Eindeutig trifft dies auf die Savetal Bracke zu. Bis es zu einer Erwähnung mit dem Wortlaut „Savetal Bracke“ kam, vergingen jedoch noch über 100 Jahre. Denn erst 1854 benutzt der Tierarzt Dr. Franjo Bertič diesen Namen für den Posavatz-Laufhund. Seither hat die Savetal oder Save Bracke ihren Namen. Bis dahin wurde von einer Karst Bracke (vor 1854) oder von einer Bosnischen Bracke (LASKA, 1905) gesprochen. Ab 1929 wurde die Rasse im kroatischen Stammbuch geführt. Erst 1948 reichte Kroatien einen Antrag beim Welthundeverband FCI (Fédération Cynologique Internationale) ein. Sieben Jahre später wurde der Antrag angenommen, und die Savetal Bracke erhielt 1955 ihren FCI-Standard. Außerhalb Kroatiens ist die Rasse jedoch größtenteils unbekannt. Derzeit stehen etwa 20 bis 25 Hunde in Deutschland, in Schweden ungefähr 30. In der Bundesrepublik züchten offiziell lediglich drei Zwinger, davon nur zwei
aktiv, den Balkanjäger. Jährlich werden somit nur acht bis zwölf Welpen in Deutschland gewölft. Bis auf Widerruf betreut der Verband für das Deutsche Hundewesen (VDH) diese Rasse, da bisher noch kein zuständiger Verein gegründet wurde. Dies hat zur Folge, dass auch mit der Savetal Bracke in Deutschland legitim ge-
züchtet werden darf. Im Übrigen gilt dies für alle FCI anerkannten Rassen, die noch keinen Betreuungsverein haben. Auch der Jagdgebrauchshundverband (JGHV) hat den Posavatz-Laufhund in die Kategorie „Bis auf Widerruf zugelassene Rassen aus dem Ausland“ aufgenommen. Damit haben die Führer des Balkanjägers die Möglichkeit, an Leistungsprüfungen teilzunehmen.