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Stark durch die Jagdsaison – Fitnessplan für Hunde

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Unsere Vierläufer haben im Herbst und Winter viel zu tun. In der Hochsaison wird ihnen einiges abverlangt. Adina Lietz gibt Tipps, wie man die Hunde für diese Belastung in Form hält.

Wasserbedarf
Der Wasserbedarf eines jagenden Hundes sollte nicht unterschätzt werden.Foto: Michael Migos
Regelmäßig fährt Karl mit seinem Wachtelhund Fahrrad. Der neue Beruf bietet ihm nicht mehr die Zeit, den Hund mehrmals in der Woche zur Jagd zu führen. Karl ist überzeugt, dass er seinen Hund nur dadurch auf dem bisherigen Leistungsstand halten kann.
Nicht jeder Hundeführer scheint so zu denken. Beobachtet man auf einer Gesellschaftsjagd die Leistungs fähigkeit der Hunde, reicht die Spanne vom Energiebündel bis zum schwachbrüstigen Mitläufer. Klar: Ein zweijähriger Halbstarker hat mehr Saft in den Knochen als ein zwölfjähriger Veteran. Doch am Alter liegt es bei Weitem nicht alleine. Ein Senior kann durchaus rüstig sein. Aber worauf kommt es an? Wie lässt sich die körperliche Leistung unserer Jagdhunde pünktlich zum Herbst auf Top-Niveau abrufen?
Oft ist es so, dass der Jagdhund den Großteil des Jahres im Zwinger, im Haus oder im umzäunten Auslauf verbringt. Echtes „Gassigehen“ steht leider nicht bei allen Jägern auf der Tagesordnung. Der Vergleich zwischen Mensch und Hund hält hier durchaus stand. Auch wir Zweibeiner können nicht auf Anhieb einen Marathonlauf absolvieren. Dazu müssen wir trainieren – und das nicht nur ein paar Tage kurz vor dem Wettkampf. Selbst Sportler, die nur wenige Wettbewerbe im Jahr bestreiten, gönnen sich deswegen nur kurze Phasen ohne Sport. Ein Organismus, ganz gleich ob Mensch oder Hund, muss über eine langfristig aufgebaute Kondition verfügen, um im entscheidenden Moment möglichst viel Leistung bringen zu können. Für unsere Vierläufer bedeutet das: Wollen wir im Herbst Spitzenleistungen abverlangen, reicht es nicht, erst im September mit langen Spaziergängen anzufangen.
„Bei den ersten Jagden ist der noch nicht so richtig fit, das kommt dann aber schon“, hört man immer wieder. Hunde haben ein enorm hohes Vermögen, sich Leistungsansprüchen schnell anzupassen. Von daher ist es durchaus möglich, dass sich ein Vierläufer im Laufe des Herbstes steigert. Leistungen, wie sie ein ganzjährig trainierter Hund abzurufen vermag, wird er jedoch nicht zeigen können.
Muskulatur muss Belastung gewohnt sein. Nur dann ist eine optimale Ausschöpfung der Nährstoffe möglich. Zudem haben trainierte Hunde ein größeres Herz, sodass das Blut schneller und effektiver im Körper zirkulieren kann. Damit zusammen hängt auch, dass sportliche Vierläufer ein erhöhtes Blutplasmavolumen besitzen. Sie haben schlicht und einfach mehr Wasser im Blut als untrainierte. Dadurch können sie ihren Wasserhaushalt und damit ihre Körpertemperatur besser regulieren. Im Ernstfall kommen sie länger ohne Trinken aus. Eine Umfrage unter Jagdgebrauchshundevereinen hat gezeigt, dass über die Hälfte der Führer gelegentlich mit ihrem Hund Fahrrad fährt und sogar über 90 Prozent ihren Vierläufer regelmäßig schwimmen lassen. Drei Viertel der Befragten gehen täglich mindestens eine Stunde mit dem Hund raus.


Schwimmstunden
„Schwimmstunden“ bieten eine gute Trainingsmöglichkeit.Foto: Michael Migos
Neben regelmäßiger körperlicher Betätigung ist selbstverständlich der Gesundheitszustand des Hundes ausschlaggebend für seine Leistungsfähigkeit. Parasiten und Infektionskrankheiten kosten den Hund Kraft, die dann an anderer Stelle fehlt. Regelmäßige Entwurmung, fristgerechte Impfungen sowie ein allgemeiner Gesundheitscheck sollten daher selbstverständlich sein.
Achten Sie auch auf die Zahngesundheit des Vierläufers: Entzündetes Zahnfleisch kommt oft vor und kann weitreichende Folgen haben. So mancher Vierläufer erscheint zu den ersten Jagden mit einem ordentlichen Fettpolster. Zusätzlich zu einem schlechten Trainingszustand muss der Hund dann auch noch ein höheres Gewicht mit sich herumschleppen. Das kostet Kraft. Das Zuviel an Fett wird ihm auch nicht dabei helfen, mehr Nährstoffe während der Jagd freisetzen zu können. Die Fettreserven, die ein schlanker Hund in rassetypischer Kondition mitbringt, reichen völlig aus – mit dem Vorteil, sich effektiver und kraftschonender fortbewegen zu können. Zudem wirkt eine Fettschicht isolierend.
Während der Jagdausübung hat aber ein Hund – gerade an wärmeren Herbsttagen – ohnehin Mühe, seine Körpertemperatur zu halten.
Im Herbst 2011 waren Treibjagden bei sonnigen 18 °C keine Seltenheit. Der Boden war extrem trocken, viele Bäche aus-getrocknet. An solchen Tagen ist es sinnvoll,  asser für den Hund mitzuführen. Denn die Wasseraufnahme ist während eines Jagdtages elementar wichtig und beeinflusst mehr als alle anderen Komponenten die aktuelle Leistungsfähigkeit des Hundes. Ein hohes Laufpensum produziert sehr viel Wärme im Körper, die durch Verdunstung über den Speichel abgegeben wird. Dadurch kann sich der Wasserbedarf eines jagenden Hundes verdoppeln bis verdreifachen!
Fehlende Wasserzufuhr hat zur Folge, dass die Haut mehr durchblutet wird – mit Blut, das eigentlich für die Muskelleistung benötigt wird. Nach einiger Zeit kann der Hund überhitzen und zusammen brechen. Deshalb sollte der Vierläufer mindestens alle ein bis zwei Stunden Wasser aufnehmen.

 


Fitte
Nur fitte Hunde können einen ganzen Jagdtag lang gute Leistung bringen.Foto: Michael Stadtfeld
Häufig wird darüber diskutiert, ob es ratsam ist, den Hund während der Jagdsaison auf ein anderes Futter umzustellen?
Dazu Dr. Julia Fritz, Fachtierärztin für Tierernährung und Diätetik: „Ein häufig eingesetzter Jagdhund benötigt während der Drückjagdsaison 40 bis 100 Prozent mehr Energie als sonst. Es gibt verschiedene öglichkeiten, dieses Mehr an Kalorien in den Hund hineinzubekommen. Zum einen über eine Vergrößerung der täglichen Futterration. Das hat den Vorteil, dass keine Umstellung erfolgen muss, aber den Nachteil, dass die großen Futtermengen den Verdauungstrakt belasten. Zum anderen kann man über das normale Futter etwas Speiseöl geben. Pro zehn Kilogramm Körpergewicht rechnet man einen Esslöffel davon. Die dritte und meines Erachtens beste Möglichkeit besteht darin, den Hund auf ein Futter mit höherem Energiegehalt umzustellen.“

 


Verausgabt
Hat sich der Hund stark verausgabt, darf er in der Jagdpause etwas Trockenfutter bekommen.Foto: Peter Schmitt
Nach Auskunft der Tierärztin liegen darin alle Nährstoffe in ausgewogener Mischung vor. Solche Futter werden im Handel als Hochleistungs- oder Performance-Futter bezeichnet. Dr. Julia Fritz gibt jedoch eines zu bedenken: „Der Begriff ist nicht an bestimmte Richtlinien geknüpft. Achten Sie daher auf einen möglichst hohen Energiegehalt von mindestens 1,7 Megajoule pro 100 Gramm Trockensubstanz.“
Prof. Dr. Jürgen Zentek vom Institut für Tierernährung der Freien Universität Berlin ergänzt: „Hunde können sehr gut Fette verwerten. Das Mehr an Energie, so wie es die Belastung von Jagdhunden erfordert, sollte daher vornehmlich mit einer Erhöhung des Fettanteils an der Ernährung einhergehen. Neben der Fütterung eines Hochleistungsfutters oder der Aufwertung durch Speiseöl ist es ebenfalls möglich, dem Hund gelegentlich ein Stück fettreiches Fleisch zu geben.“

 


Jägerlatein
Prof. Dr. Jürgen Zentek, Spezialist für Tierernährung an der FU Berlin
Wie sieht nun die optimale Ernährung eines Jagdhundes als Vorbereitung auf einen Jagdtag aus? Sie beginnt am Abend vor dem eigentlichen Jagdtag. Ausgehend davon, dass der Hund zweimal täglich gefüttert wird, sollte am Vorabend die letzte normale Ration gegeben werden. Am Morgen der Jagd bleibt der Napf leer oder wird nur wenig gefüllt (maximal 20 Prozent der normalen Ration), um den Magen-Darm-Trakt nicht zu belasten. Wer einem Flüssigkeitsdefizit entgegenwirken will, kann seinem Vierläufer morgens eine „Suppe“ anbieten: einfach etwas Leberwurst oder Nassnahrung in lauwarmes Wasser einrühren.
Wenn die Jägersleute mittags eine leckere Mahlzeit zu sich nehmen, sollten dann auch die Vierläufer Energie nachlegen? Dr. Julia Fritz: „Das ist nicht notwendig. Hunde greifen bei der Jagd in erster Linie auf Fettsäuren zurück. Eine langfristige, hochwertige Ernährung ist daher viel wirkungsvoller.“ Regelrecht kontraproduktiv sind Schweineohren und Rinderhautknochen – sie sind schwer verdaulich und belasten unnötig. Hunde, die sich sehr verausgabt haben, dürfen mittags ein wenig Trockenfutter bekommen. Das Geben von Energiesnacks wie Kronch Pemmikan oder Nutri-Cal ist möglich, hat aber eher einen psychologischen Effekt für den Hundeführer. Viel wichtiger ist hier: ordentlich trinken lassen!

 


Magenverstimmung
Um Magenverstimmungen durch Füttern zu vermeiden, sollten sich Hunde nach der Jagd erst einmal ausruhen.Foto: Michael Stadtfeld
Am Abend des Jagdtages erhält der Vierläufer dann die restlichen 80 Prozent (oder die volle Ration, falls er morgens gefastet hat) oder auch etwas mehr. Wichtig: Der Hund sollte sich erst beruhigen, bevor Sie ihm seine Mahlzeit anbieten, sonst kann es zu Magenverstimmungen kommen. Warten Sie daher nach Ende der Jagd etwa eine Stunde mit der Fütterung. Geht der Jagdhund mehrere Tage hintereinander auf Treib- oder Drückjagden, empfiehlt Prof. Dr. Zentek die eben beschriebene Fütterungspraktik an allen Jagdtagen durchzuführen, also morgens 20 Prozent der Ration, abends den Rest. Um festzustellen, welche Menge eines bestimmten Futters ein Hund tatsächlich benötigt, müssen Sie sein Körpergewicht im Auge behalten. Das kann durch regelmäßiges Wiegen erfolgen oder auch dadurch, dass man hin und wieder einen Bekannten einen Blick auf den Hund werfen lässt. Das eigene Empfinden, ob der Hund zu dünn oder zu dick ist, ist naturgemäß sehr subjektiv.

 


Futtermittel
Im Handel sind zahlreiche Futtermittel verfügbar. Der Energiegehalt ist jedoch häufig sehr unterschiedlich.
Wird ein Hund nur selten im Jahr zur Jagd geführt, ist eine langfristige Vorbereitung nicht wirklich nötig. Allerdings hat eine allgemeine Fitness noch keinem Vierläufer geschadet. Für alle anderen gilt: Ausprobieren! Ob nun alle Tipps zu Training und Ernährung oder nur Teile davon – mit großer Wahrscheinlichkeit wird man eine deutliche Leistungssteigerung des Hundes feststellen können.

 


AlleinFuttermittel

 

 

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