Ohne Hunde geht auf der Bewegungsjagd nichts. Thore Wolf erläutert, wie Sie die passenden Vierläufer auswählen.
Von Natur aus tiefe Nase: Terrier können hervorragende Stöberleistungen erbringen.Foto: Michael Stadtfeld |
Viele Jagdherren beschäftigen sich leider nur oberflächlich mit der Auswahl der eingesetzten Hunde auf Bewegungsjagden. Oft laden sie kurzfristig Gäste mit Jagdhunden ein, die in der rund um das Treiben abgestellten Schützenkette integriert werden und ihre Vierläufer von dort aus schnallen. Andere setzen auf eine Korona aus zufällig zusammengewürfelten Gespannen, die mit der Treiberwehr die Einstände durchdrücken und dabei reichlich Strecke machen. Solche Lösungen können funktionieren, sind aber nicht immer geeignet. Denn so unterschiedlich wie die Gelände- und Vegetations verhältnisse unserer Reviere sind, so verschieden kann auch die Auswahl geeigneter Hunde im jeweiligen Revier aussehen.
Neben dem Gelände und der örtlichen Vegetation sind auch die zu bejagenden Wildarten entscheidend für die richtige Zusammenstellung der eingesetzten Hunde. Hauptwildart bei den meisten Bewegungsjagden ist das Schwarzwild. Dessen Rottenverbände müssen beweg werden, sodass die Stücke ihre Einstände verlassen und die abgestellten Schützen anwechseln. Je nach Revierstruktur bedarf es somit einer unterschiedlichen Anzahl brauchbarer und erfahrener Vierläufer.
Solojäger sollen Rottenverbände sprengen und die Sauen vor die Schützen bringen.Fot: Michael Stadtfeld |
Gerade in bürstendichten Steilhängen oder in ausgedehnten Nadelholzdickungen, die unter Umständen noch mit undurchdringlichen Brombeerverhauen gespickt sind, sind mehrere brauchbare Jagdhunde nötig, um die Sauen aus den Kesseln zu werfen. Bei solch schwierigen Revierverhältnissen eignen sich Hundemeuten, die von erfahrenen und zuverlässigen Führern in den Treiben gelenkt werden. Dabei sollen die Hunde das Gelände in der Tiefe und Breite absuchen und bei Wildkontakt gemeinsam die Rotten sprengen. Dazu müssen sie allerdings wildscharf, dornenfest, sozial verträglich und hart im Nehmen sein. Zudem muss darauf geachtet werden, dass alle eingesetzten Vierläufer in der Lage sind, Wild zu suchen und zu finden.
„Wenn es um die Kopfzahl der Sauhunde geht, sollte der Leitspruch lauten: So wenig wie möglich und so viel wie nötig!“, sagt Revierjagdmeister Sascha Schmitt. Die Struktur einer solchen Meute sollte seiner Ansicht nach ein ausgewogenes Verhältnis an weit- und kurzjagenden sowie nieder- und hochläufigen Hunden aufweisen. Während die Weitjager die Treiben bereits frühzeitig in der Tiefe beunruhigen, fänden gerade die kurzjagenden oftmals einzelne, versprengte Stücke oder abseits der Rotten eingeschobene Keiler, die sie in Bewegung bringen.
Die klassische Findermeute, bei der ein oder zwei Finder das Gelände absuchen und die übrigen Hunde beim Führer auf den Standlaut ihrer Kameraden warten, ist nach Ansicht des Berufsjägers heute nicht mehr zeitgemäß.
Stöberjagd: Die Bracke wird vom Stand geschnallt. Spezielle Hundeführerstände sollten an oder in den Einständen platziert werden.Foto:Michael Stadtfeld |
Nach Schmitts Erfahrung gelingt es den solo jagenden Stöberhunden nur selten, Sauen aus dichten und dornigen Einständen zu werfen, von einem Sprengen der Rotte ganz zu schweigen. „Manchmal beobachtet man, dass sich gerade die erfahrenen Stöberhunde nur noch oberflächlich mit Sauen auseinandersetzen und viel lieber an Reh- und Rotwild jagen“, weiß der Berufsjäger. Seine Erklärung klingt plausibel: Der Hund zieht Konsequenzen aus gemachten Erfahrungen. Er hat gelernt, dass es ihm meist nicht gelingt, die Sauen allein aus dem Kessel zu bewegen und sich die Schwarzkittel von ihm nicht beeindrucken lassen.
Wurde der Hund in seiner Jugend noch das ein oder andere Mal von einer wütenden Bache überrollt, zählt das sicher nicht zu den Sternstunden seines Lebens und prägt ihn nachhaltig. Rehoder Rotwild hingegen flüchtet auch vor dem Solojäger sehr schnell und wird dann vor ihm erlegt. „Geprägt durch solche Erlebnisse neigt ein Großteil der vom Stand geschnallten Jagdhunde dazu, Schwarzwild höchs tens noch kurz zu verbellen und dann das Interesse einer anderen Wildart zu widmen“, ist sich Schmitt sicher.
Foto: Michael Migos |
Dominieren größere Laub- oder Nadelholz-Dickungskomplexe in überschaubarem Gelände, kommt der Einsatz von solo jagenden Stöberhunden schon eher in Frage. „Dazu bedarf es aber auch einer entsprechenden Organisation“, betont Revierförster Jörg Lambert, der sich seit mehr als zwölf Jahren intensiv mit der Organisation von Stöberjagden mit Deutschen Wachtelhunden und Bracken beschäftigt.
Einer der wesentlichen Aspekte einer gelungenen Stöberjagd ist nach seiner Erfahrung die Unterteilung der Stände in Schützen- und Hundeführerstände. So sollten sich die Stände der Rüdemänner an oder mitten in den zu bejagenden Einständen befinden, wenn solo jagende Vierläufer vom Stand aus geschnallt werden.
Auf Treiber wird bei der klassischen Stöberjagd verzichtet. Wie jüngste Telemetriestudien beispielsweise im Südschwarzwald belegen, flüchtet Wild – insbesondere Rotwild – vor Menschen viel panischer als vor Hunden. Diese Tatsache wird beim Einsatz von Stöberhunden bewusst genutzt.
Ihre Aufgabe stellt aber auch gewisse Anforderungen an die Vierläufer: Vom Stand geschnallt sollen sie selbstständig Wildfährten suchen und das Wild aus seinem Einstand treiben. Dazu müssen sie ausdauernd und fährtenlaut arbeiten, um einerseits Hundeführer und Schützen „akustisch“ über den Verlauf der Jagd zu informieren. Gleichzeitig wird das Wild durch das herannahende Geläut gewarnt, verlässt oftmals bereits dadurch die Einstände ruhiger und kann somit besser angesprochen und erlegt werden.
Hundeführern sollte es erlaubt sein, Standlautsituationen gezielt anzugehen, um den Vierläufer zu unterstützen oder krankes Wild abzufangen.Foto: Michael Stadtfeld |
Als Faustzahl empfiehlt Lambert eine erfahrenen Stöberhund pro fünf Hektar Dickungsfläche. Dass es in dichten Dornen-oder Brombeerverhauen unter Umständen selbst für erfahrene Stöberhunde schwierig ist, Rotten zu sprengen, bestätigt auch er. Dazu braucht es jedoch die Unterstützung durch den Hundeführer. Diesem muss es gestattet sein, den anhaltenden Standlaut in Signalkleidung deutlich rufend anzugehen. Nur so kann in einer solchen Situation das Wild vor dem Hund auf die Läufe und vor die Schützen gebracht werden. Neben dem zu bejagenden Gelände sind auch die vorkommenden Wildarten entscheidend dafür, welche Hunde zum Einsatz kommen sollten. Während es beim Schwarzwild nötig ist, ausreichend Druck aufzubauen, bedarf es bei den anderen Schalenwildarten, wie Reh- oder Rotwild, vielmehr einer verhaltenen Jagdtaktik.
Insbesondere dafür eignet sich der fährtenlaute, niedere bis mittel hohe Solojäger, der das gemächlich vor ihm abgehende Wild langsam vor die Schützen bringt. Für die Stöberjagd auf Reh- oder Rotwild empfiehlt Dr. Helmuth Wölfel ein bis zwei verlässlich spurlaute niederläufige Stöberhunde – beispielsweise Dackel – pro 50 Hektar Jagdfläche.
Besonders beim Rotwild, das erfahrungsgemäß das Treiben frühzeitig verlässt und oft weit flüchtet, braucht es Stöberhunde, die sich nicht auf der frischen Fährte festsaugen und das Wild bis ins nächste Bundesland jagen. Deshalb müssen Stöberhunde nicht nur über ein gewisses Maß an Schärfe und Härte verfügen,sondern auch selbstständig auf der eigenen Fährte wieder zurück zu ihrem Hundeführer finden.
Bei der Bejagung von Rot- und Rehwild setzt Hundeführer Hans- Jürgen Roost aus Niedersachsen auf Teckel, die vom Stand geschnallt werden: „Die Alttiere scheinen die kleinen Hunde überhaupt nicht ernst zu nehmen und verhoffen regelmäßig, um sich anhand des Fährtenlautes über den Standort des jagenden Vierläufers zu informieren.“ Eine Situation, die die angestellten Schützen zum Ansprechen und Erlegen nutzen können. Von unqualifizierten Meuten oder hochläufigen Hunden gejagtes Kahlwild, das im Tiefflug über die Schneise flüchtet, ist nicht nur unmöglich anzusprechen, sondern provoziert schlechte Schüsse und damit schlechte Wildbretqualität. Ganz zu schweigen von den verwaisten Kälbern, die im Winter kümmern.
Die Revierbeschaffenheit betreffend gibt es jedoch einige Sonderfälle, bei denen niederläufige Hunde nur bedingt eingesetzt werden sollten. So zum Beispiel unter Wasser stehende, großflächige Schilfschläge – insbesondere in Ostdeutschland. In solchem Gelände kann nur mit hochläufigen Hunden gejagt werden, da Terrier und Teckel im Wasser zu schnell unterkühlen und zudem an den Rand ihrer körperlichen Leistungsfähigkeit kommen. Dort, wo der Vorstehhund noch laufen kann, müssen die kleinen Kämpfer bereits schwimmen. Auch in felsigen Steilhängen mit steilen Bruchkanten und Absprüngen ist der hochläufige Hund eindeutig im Vorteil. Überwiegt in den zu bejagenden Flächen jedoch dichter, von Brombeeren durchzogener Bewuchs, sind die kleinen, wendigen Vierläufer in ihrem Element.
Meuten aus großen und kleinen Hunden sind die erste Wahl, wenn die Sauen im dicken Bewuchs stecken.Foto: Michael Stadtfeld |
Ob nun Teckel, Terrier, Wachtelhunde oder Bracken – die Frage, welche Hunderasse für die entsprechende Bewegungsjagd geeignet ist, hängt von vielen Faktoren ab. „Viel entscheidender ist, dass die Hunde für ihren Einsatz tatsächlich brauchbar sind“, sagt Hartmut Roth vom Deutschen Bracken Club. Geht es nach Berufsjäger Sascha Schmitt, ist gerade bei der Saujagd die Vielfalt der eingesetzten Hunderassen und Arbeitstypen der Schlüssel zum Erfolg: „Kommen im passenden Gelände Stöberhunde, Terrier und gut abgeführte Vorstehhunde gemeinsam zum Einsatz und werden von kundiger Hand im Treiben gesteuert, wird es seitens der Jagdleitung keinen Grund zur Klage geben. Denn in fast allen rein gezüchteten Jagdgebrauchshund rassen gibt es Individuen, die die Anforderungen an einen guten Sauhund perfekt erfüllen. Es kommt immer auf die Ausbildung des Hundes an. Auch ein Vorstehhund, der frühzeitig an Schwarzwild herangeführt wurde, wird seinen Auftrag auf einer Bewegungsjagd gut ausführen.“
Genauso entscheidend wie die Hunde sind die Hundeführer für das Gelingen der Jagd. Ganz gleich, ob Meuten oder Solojäger eingesetzt werden: Kein Jagdherr sollte es dulden, dass die Rüdemänner im Treiben eine „Privatjagd“ veranstalten und mehr Sauen auf die Schwarte legen, als die vorgestellten Schützen. Der Einsatz der Schusswaffe im Treiben ist grundsätzlich nach der Unfallverhütungsvorschrift (UVV) verboten und nur für den Fangschuss oder die Gefahren abwehr erlaubt.
Gute Hundeführer sehen sich selbst nicht als Mitjäger, sondern als Dienstleister, die alles dafür tun, dass der Jagdtag von Erfolg gekrönt ist. Personen mit lockerem Schießfinger sind hinsichtlich der allgemeinen Sicherheit fehl am Platz. Natürlich lässt es sich nicht immer vermeiden, dass Sauen von den Hunden gestellt oder gefasst werden. Dann muss der Hundeführer diesem Geschehen ein schnelles, tierschutzkonformes Ende setzen. So etwas ist jedoch immer nur die Notlösung und nicht das Ziel des Hundeeinsatzes. Revierpächter sind deshalb gut beraten, sich bereits im Frühjahr zu erkundigen, welche Hundeführer für ihr Revier, die Hauptwildart und das zu bejagende Gelände in Frage kommen. In einem offenen Gespräch können viele Unklarheiten beseitigt und wichtige Eckdaten abgeklärt werden. Versierte Meute- und Stöberhundführer bieten den betreffenden Revierinhabern an, sich bei einem Ortstermin die Revierverhältnisse anzusehen, zu beurteilen und dementsprechend die Hunde auszuwählen. Von diesem Angebot sollte tunlichst Gebrauch gemacht werden. Denn es kann nur zum eigenen Vorteil sein, sich das Wissen der Profis zunutze zu machen. Um Missverständnisse zu vermeiden, sollten auch die finanziellen Modalitäten im Vorfeld geklärt werden.
Die Führung und Haltung von Jagdgebrauchshunden ist heute eine deutliche Belastung für den Geldbeutel des Hundeführers. Anschaffung, Abrichtung und Haltung der Vierläufer kosten viel Geld, Zeit und Engagement. Deshalb sollte es für jeden Jagdherrn selbstverständlich sein, die Hundeführer für ihren Einsatz angemessen zu entlohnen. Die Preise reichen von 25 bis 50 Euro pro Hund und Jagdtag. Gerade bei der Jagd auf Schwarzwild existiert für die eingesetzten Jagdhunde ein hohes Risiko. Auch das sollte der Jagdherr bei seiner Planung bedenken und Tierarztkosten einkalkulieren. Eine weitere Möglichkeit bietet der Abschluss einer Hundeversicherung für den betreffenden Jagdtag, die eventuell notwendige Tierarztkosten übernimmt und somit Hundeführer und Jagdpächter im Schadensfall finanziell entlastet. Nicht zuletzt muss der Jagdherr alles tun, um die Sicherheit der Hundeführer und ihrer vierläufigen Helfer zu gewährleis ten. Denn nur dank ihnen wird der Jagdtag von Erfolg gekrönt sein.
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