Ein Urlaub mit Hund in der Ferne birgt Tücken. In vielen Ländern lauern ernste gesundheitliche Gefahren auf die Vierläufer.
von Dr. Anja Rübelt
Durch Reisen in tropische oder Mittelmeerländer werden unsere vierläufigen Reisebegleiter dort leider auch mit Krankheiten konfrontiert, die es in Deutschland nicht oder noch nicht gibt. Es empfiehlt sich deshalb dringend, vor Reiseantritt einen Tierarzt zu Rate zu ziehen, um wenigstens die prophylaktischen Schutzmaßnahmen auszuschöpfen.
Babesiose bis ins schweizerische Basel vorgedrungen
Die Babesiose, auch Piroplasmose genannt, ist eine weltweit, vor allem aber in den Tropen und Mittelmeerländern vorkommende Protozoenkrankheit (Protozoen = kleine Einzeller), die durch Zecken übertragen wird.
Leider sind auch bereits in Norditalien, Ungarn, der Süd- und Westschweiz und in der Region Basel Babesien bei Hunden aufgetreten. Die Inkubationszeit beträgt zehn Tage bis drei Wochen.
Es kommt jetzt zur sogenannten Parasitämie, d.h. die Parasiten vermehren sich in den roten Blutkörperchen und zerstören sie dadurch (Hämolyse).
Danach verschwinden die Parasiten vorübergehend aus dem Blut. Zehn bis 14 Tage später folgt eine zweite massivere Parasitämie. Falls sich die Hunde davon erholen, wechseln nachfolgend verschieden lange Ruheperioden mit unterschiedlich schweren Parasitämie- und Hämolysephasen ab.
Die Symptome der Krankheit reichen von Mattigkeit und Schwäche, Fieber (bis 42°C), blassen Schleimhäuten (Anämie), rot- bis grünbraunem Harn, Leber- und Milzvergrößerung bis hin zum plötzlichen Tod bei geschwächten, kranken oder sehr jungen Tieren.
Milde und chronische Verlaufsformen können medikamentös behandelt werden, bei starker Zerstörung der Blutkörperchen werden bereits Bluttransfusionen notwendig und die Prognose wird immer ungünstiger. Als Prophylaxe ist daher die Zeckenbekämpfung ganz wichtig.
Zur Vorbeugung gibt es einen Impfstoff (in Deutschland leider nicht auf dem Markt), der Hunden vor Auslandsreisen verabreicht werden kann. Die Impfung verhindert Todesfälle, Infektionen sind allerdings trotz Impfung möglich.
Die Leishmaniose hat bereits Paris erreicht
Die Leishmaniose, eine granulomatöse (körnige) Haut- und Organkrankheit, ist auch eine Protozoenkrankheit, die ebenfalls aus begrenzten Gebieten wie den Mittelmeerländern nach Mitteleuropa eingeschleppt wurde.
Bereits in der Region des Genfer Sees, um Paris und in der Normandie wird vom Auftreten von Leishmanien berichtet. Wilde Caniden (Fleischfresser), Nager, Hunde und Katzen stellen das Erregerreservoir da.
Die Ansteckung erfolgt vor allem über Sandfliegen. Der Erreger kann aber ebenfalls über Schmierinfektionen durch Hautverletzungen aufgenommen, eventuell sogar durch Speichel übertragen werden. Beim Menschen bezeichnet man die Erkrankung je nach Erreger als „Kala-Azar“ oder „Dum-Dum-Fieber“ (Leishmania donovani; Asien, Europa) bzw. als „Aleppo“- oder „Orientbeule“ (Leishmania tropica; Mittelmeer, Nordafrika).
Die Leishmaniose kann jahrelang unbemerkt bestehen (aber die Ansteckungsgefahr bleibt!) oder äußert sich Monate nach der Infektion in recht unspezifischen, oft schubweise auftretenden Symptomen, wie sie genauso bei vielen anderen Krankheiten vorkommen können (Fieberschübe, Mattigkeit, gelichtetes Haarkleid, Abmagerung, Muskelschwäche).
Hochverdächtig ist eine nicht juckende Hautentzündung mit Haarausfall an Nasenrücken, Ohrspitzen und um die Augen herum („Brillenbildung“).
Es fallen große, leicht fettige, kreideweiße Schuppen auf. Diese Hautveränderungen können sich auf den ganzen Körper ausbreiten und bis zu Haut- und Schleimhautgeschwüren führen.
Die Bauchgegend kann durch Vergrößerungen von Milz und Leber schmerzempfindlich sein. Nierenentzündung führt zu blutigem Urin und Kot sowie Geschwüren im Magen-Darm-Trakt. Unnormal blasse Schleimhäute sind Zeichen der fortschreitenden Anämie.
Die Behandlung der Leishmaniose ist nur in wenig fortgeschrittenen Fällen sinnvoll. Sie ist teuer, aufwendig und mit großen Strapazen (Übelkeit, Erbrechen, Schmerzen, etc.) für den Hund verbunden. Die Prognose ist trotz intensiver Therapie äußerst vorsichtig zu stellen.
Mit der Behandlung wird meistens eine vorübergehende Besserung und nur in einem sehr geringen Prozentsatz Heilung erreicht. Da die Ansteckung über Hautwunden möglich ist, sollte man auf peinlichste Hygiene achten. Besondere Vorsicht ist bei Kindern und geschwächten Personen geboten.
Ehrlichiose
Auch bei der Ehrlichiose wird der Erreger durch Zecken übertragen. Die Ehrlichiose ist eine in tropischen und subtropischen Gebieten (südlich des 45. Breitengrads) Asiens, Afrikas und der Mittelmeerländer weit verbreitete Erkrankung.
Die Krankheit beginnt mit einer akuten Phase, die sich in Fieberschüben bis 41°C, Appetitlosigkeit, Atemnot, Lymphknotenschwellungen, eitrigem Nasen- und
Augenausfluss und Durchfall äußert. In schweren Fällen kann es darüber hinaus zur Hyperästhesie (Überempfindlichkeit), zu Krampfanfällen, Muskelzuckungen, Lähmungserscheinungen der Hinterhand oder Gelenkentzündungen kommen.
Hierauf folgt (auch ohne Behandlung) nach sechs bis 17 Wochen entweder Heilung oder es entwickelt sich die chronische Phase als Ausdruck des Unvermögens, die Ehrlichien zu eliminieren. Rechtzeitig erkannt und behandelt, ist die Heilungschance günstig, in fortgeschrittenen Fällen weniger.
Stechmücke als Krankheitsüberträger
Als parasitäre Herzerkrankung kommt die Dirofilariose im südlichen Europa und in Amerika vor. Übertragen werden die Larven der sogenannten Herzwürmer durch Stechmücken. Die adulten Würmer parasitieren im rechten Herzen und in den Pulmonalarterien, wodurch es zu Leistungsabfall, Husten, Atemnot und üblen Stauungserscheinungen kommt. Auf Dauer wird das Herz-Kreislauf-System nachhaltig geschädigt.