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Leistung muss sich lohnen

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So unterschiedlich die Wege zum brauchbaren Jagdhund auch sind, über einen Punkt ist man sich einig: Ohne Konsequenz geht es bei der Ausbildung nicht! Ralph Fischlhammer sagt, was er unter Konsequenz versteht, und wie er konsequent und mit Erfolg Jagdhunde ausbildet.

 

von Ralph Fischlhammer

Lassen Sie den Hund doch die Konsequenzen spüren.“ „Sie müssen einfach nur konsequent sein, dann klappt das schon.“ So oder so ähnlich lauten nicht selten die Ratschläge, die Hundeführer auf Lehrgängen oder anderswo bekommen. Aber so richtig etwas damit anfangen können viele nicht.

Erstaunlich, aber wenn man sie danach fragt, sind alle Hundeführer der festen Überzeugung, selbst konsequent auszubilden. Denn es ist ihnen allen klar, dass ohne Konsequenz keine erfolgreiche Hundeausbildung möglich ist. Wenn ich aber nachfrage, was sie denn eigentlich unter Konsequenz verstehen, dann geraten sie meistens ins Stottern: „Ja… mit den Korallen, …du weißt ja…., also, unbedingter Zwang…. und wehe, wenn der Hund nicht gehorcht…“

Zwei Möglichkeiten der Ausbildung

Wie ist das nun wirklich mit der Konsequenz? Wenn Sie die beiden erstgenannten Zitate lesen, bemerken Sie, dass hier zwei unterschiedliche Wörter verwendet werden. In der ersten Aussage wird das Nomen „die Konsequenzen“ verwendet, in der Zweiten das Adjektiv „konsequent“.

Konsequenz wird im Duden unter anderem mit dem Begriff „Folge“ erklärt. In der Lerntheorie wird mit „Konsequenz“ das bezeichnet, was man als Folge einer Handlung erhält (Lernen aus Konsequenzen). Diese Konsequenz kann sowohl positiv als auch negativ sein.

Bei der Ausbildung von Jagdgebrauchshunden sind vor allem die positiven Konsequenzen wichtig. Der Hund arbeitet nur mit und für seinen Führer, wenn diese Arbeit sich für den Vierläufer als positive Konsequenz lohnt.

Es gibt aber zwei unterschiedliche Formen positiver Konsequenzen. Einerseits kann der Hund für seine Leistung direkt belohnt werden, zum Beispiel durch einen Futterbrocken. Andererseits ist es für den Hund ebenfalls eine Belohnung, wenn er durch seine Handlung einer drohenden Strafe entgeht oder eine begonnene Bestrafung endet. Damit ergeben sich zwei Möglichkeiten, den Hund auszubilden.

1. Der Hund erhält immer dann eine direkte Belohnung, wenn er tut was er soll. Andererseits bleibt die ersehnte Belohnung aus. Der Hund lernt aus diesem Gegensatz von Erfolg und Misserfolg. Dies wird oft als natürliche Lernmethode bezeichnet.

2. Der Hund entgeht einer Bestrafung, wenn er tut was er soll. Der Vierläufer lernt aus dem Gegensatz von Strafe und „Nichtstrafe“, was man als Zwangsmethode bezeichnet.

Nicht allein die Zwangsmethode

Strafe demotiviert Hunde mehr oder weniger stark. Auch die Aussicht, bei Wohlverhalten lediglich nicht bestraft zu werden, motiviert nicht sonderlich. Deshalb bin ich der Meinung, dass ein Gebrauchshund, von dem Arbeitsfreude, Wille und Einsatz bis an den Rand seiner Kräfte erwartet werden, mit der Zwangsmethode allein natürlich nicht ausgebildet werden kann.

“Zuckerbrot und Peitsche“

Aus diesem Grund werden bei der üblichen Zwangsausbildung meistens beide Möglichkeiten gemischt. Der Hund wird einerseits gelobt, wenn er sich erwünscht verhält, andererseits aber bestraft, wenn er nicht das Erwünschte tut. Angeblich soll der Hund aus der größeren Differenz zwischen Strafe und Lob schneller und sicherer lernen, als lediglich aus dem Gegensatz von gelobt und nicht gelobt werden. Der Hund hat dann bei korrektem Verhalten sowohl den positiven Verstärker (Lob) als auch den negativen Verstärker (Nichtstrafe). Wenn der Vierläufer aber den Erfolg fest im Blick hat und alles versucht, um zu diesem Erfolg zu kommen, so wird er durch die Strafe für einen falschen Versuch abgelenkt. Die Strafe muss nun erst verarbeitet werden. Zunächst muss der Vierläufer verknüpfen, wer ihn bestraft hat und für welches Verhalten er bestraft wurde. Wenn dann weiter gestraft wird, weil der Hund ja noch immer nicht tut was er soll, wird er immer unsicherer und ist so nicht mehr in der Lage, überhaupt zu lernen. Er versucht dann entweder sich zu entziehen, oder durch Unterwerfungsgesten seinen Führer zu beschwichtigen. Damit ist der eigentliche Lernprozess unterbrochen.

Wer Zwang anwendet, ist deshalb gezwungen, seinen Hund immer wieder aufzubauen, ihm Sicherheit zurückzugeben und ihn damit wieder lernfähig zu machen. Die altbekannte Methode „Zuckerbrot und Peitsche“ führt so zwar oft zum Ziel, aber nur über viele Umwege und Abwege.

Nützlicher Gewohnheitseffekt

Alles was der Hund tun soll, einschließlich aller Gehorsamsübungen, lernt er durch Erfolg und Misserfolg. Zwangsausbilder mit viel Erfahrung strafen ihren Vierläufer darum kaum noch und arbeiten meist mit direkter Belohnung. Sie nutzen das Gegensatzpaar „Erfolg-Misserfolg“.

Die erfolgreiche Hundeausbildung sorgt also dafür, dass der Vierläufer mit dem erwünschten Verhalten Erfolg hat und dass unerwünschtes Verhalten erfolglos bleibt. Dies kann nur erreicht werden, wenn der Ausbilder konsequent ist.

Bevor ich den Begriff „konsequent sein“ erkläre, noch einige wichtige Anmerkungen zur Lerntheorie:

„Lernen“ ist allein mit positiven und negativen Konsequenzen nicht erschöpfend erklärt. Neben vielen anderen Dingen spielt die klassische Konditionierung eine Rolle. Diese wird auch als das Lernen von Signalen bezeichnet. Gleichzeitig Erlebtes wird verknüpft. Hunde verknüpfen das gesprochene Kommando mit der auszuführenden Tätigkeit, wenn dieses Wort während der Ausführung dieser Tätigkeit ausgesprochen wird. Aber auch Gefühle werden mit Tätigkeiten verknüpft. Bei der Zwangsausbildung wird beispielsweise durch gleichzeitiges Zufügen von Schmerz und dem Aussprechen des Wortes „Apport“, dem Hund dieses Kommando unangenehm gemacht. Ein weiterer wichtiger Punkt ist die Gewöhnung. Was der Hund täglich tut, geht ihm in Fleisch und Blut über.

Liebgewonnene Gewohnheiten werden auch dann noch gezeigt, wenn sie gar keinen Erfolg mehr versprechen oder sogar Nachteile mit sich bringen. Bei zu spätem Ausbildungsbeginn muss der Ausbilder ständig gegen solche Gewohnheiten ankämpfen. Andererseits ist uns dieser Gewohnheitseffekt nützlich. Durch tägliches Training erreichen wir zum Beispiel, dass der Hund gewohnheitsmäßig auch hinter dem aufstehenden Hasen auf Trillerpfiff ins Down geht.

Der Weg zum Ziel

Wenn der Ausbilder diese Lernmöglichkeiten seines Hundes kennt, kann er ihn nur erfolgreich ausbilden, wenn er diese Kenntnisse konsequent anwendet – „konsequent“ wird im Duden erklärt mit: folgerichtig, beharrlich. Das heißt: konsequent handelt ein Hundeausbilder, der die oben beschriebenen Konsequenzen folgerichtig und beharrlich einsetzt.

Folgerichtig heißt, dass der für den Hund richtige Verstärker eingesetzt wird. Wenn der Hund an der Leine zieht, weil er beispielsweise zu seinem Spielkameraden möchte, der 100 Meter weiter auf ihn wartet, so sind sowohl eine Futterbelohnung als auch ein Leinenruck der falsche Verstärker. Solange der Hund durch sein Verhalten schnell zu seinem Erfolg kommt – in diesem Fall zum ausgelassenen Spiel – ist er bereit, einiges an Ungemach auf sich zu nehmen. Folgerichtig, und damit konsequent ist es, in dieser Situation stehen zu bleiben oder gar rückwärts zu gehen. Es geht erst dann weiter voran, wenn der Hund sich, ohne an der Leine zu ziehen, korrekt neben dem Knie befindet.

Dies lernt er übrigens nur, wenn er nicht mit der Leine in diese Position gezogen wird. Das Verhalten „Ziehen an der Leine“ hat als negative Konsequenz also nicht die „Strafe“, sondern den „Misserfolg“. Und nur „Misserfolg“ löscht ein Verhalten zuverlässig, beziehungsweise lässt es erst gar nicht als mögliches Erfolg versprechendes Verhalten entstehen.

Beharrlich heißt, auf der Ausführung eines einmal gegebenen Befehls zu beharren. In unserem Beispiel bedeutet das, wirklich nur dann weiter zu gehen, wenn der Hund nicht mehr an der Leine zieht. Und wenn es auch Stunden dauern sollte, bis wir bei dem anderen Hund ankommen. Folgerichtig ist es dann natürlich, den Hund mit dem anderen Hund spielen zu lassen.

Ein sehr schönes Beispiel für beharrliches Verhalten gibt uns Dr. Carl Tabel in seinem Buch „Der Jagdgebrauchshund“ (10. Auflage 1995, Seite 178). Auf der morgens um 7 Uhr gelegten Fuchsschleppe verweigert der Hund das Apportieren. Dr. Tabel setzt den Hund den ganzen Tag und die halbe Nacht hindurch immer wieder neu auf dieser Schleppe an, bis der Hund letztendlich bringt.
Dieses Beispiel zeigt uns aber auch überdeutlich, dass konsequentes Vorgehen nichts mit „Zwang“ oder gar „Strafe“ zu tun hat. Obwohl Dr. Tabel natürlich immer wieder „Starkzwang“ anwendet, bleibt er damit erfolglos. Er verlängert damit nur die ganze Geschichte, weil der Hund länger ausbleibt. Natürlich sieht Dr. Tabel dies ganz anders, aber sein kerniges Fazit lautet dennoch: „Der Faule schafft’s nicht.“ Auch der Faule kann hart strafen, bleibt aber erfolglos. Nur beharrliches Vorgehen führt zum Ziel!

Inkonsequenz vermeiden

Beharrlich sein heißt aber nicht, den Hund, der das hingeworfene Apportel nicht aufnimmt, nun so lange mit „Apport“ anzuschreien, bis dieser letztendlich bringt. Das wäre inkonsequent! Beharrlich sein heißt, auf der genauen Ausführung des einmalig gegebenen Befehls zu beharren. Wenn der Hund nicht bringt, so wird die Übung abgebrochen und wieder von Anfang an begonnen, bis er korrekt bringt. Wenn ich nun, bevor ich den Befehl gebe, den Hund bestrafe, indem ich ihn am Behang ziehe oder an der Koralle rucke, ist dies inkonsequent.

Je seltener

Strafe im Voraus für eventuelles Nichtausführen des Befehls überfordert nicht nur die Intelligenz eines Hundes. Es demotiviert den Hund und macht damit die Ausführung des direkt danach gegebenen Befehls eher unwahrscheinlich.

Wenn der Hund am Apportel steht und nicht sofort aufnimmt, dann ist es konsequent (folgerichtig), wenn ich genau in diesem Moment „Down“ rufe. Damit erreiche ich, dass der Hund keinen anderen Erfolg bekommen kann, zum Beispiel in dem er erstmal lustvoll in der Gegend herumschnüffelt. Nachdem ich die Übung wieder von vorn aufgebaut habe, sage ich dass erneute Kommando „Apport!“ aber wieder freundlich und motivierend, denn genau so will ich ja auch, dass der Hund den Befehl ausführt.

Es ist doch inkonsequent, dem Hund das Apportieren erst einmal zu vergällen, und ihm dann mit viel Mühe die Freude am Apportieren wieder beizubringen. Um dies zu erreichen, muss ich sehr viel intensiver und weitaus länger hinterher loben.

Konsequent sein heißt nämlich nicht, dass ich ein bestimmtes Verhalten immer belohnen muss, um konsequent zu handeln. Zu Beginn, um dieses Verhalten als lohnenswert zu etablieren, ist es sicher folgerichtig, aber wenn dieses Verhalten dann sicher werden soll, darf ich die Belohnung nur noch in unregelmäßiger und abnehmender Häufigkeit geben. Dann heißt es: Je seltener desto wirkungsvoller.

Denn ein Verhalten, das nur manchmal Erfolg hat, wird immens verstärkt und stabilisiert! Ein Verhalten dagegen, das immer belohnt wird, schwächt sich im Lauf der Zeit wieder ab. Beim „Strafen“ ist es aber leider auch so. Ein Verhalten, das nur manchmal, nicht immer, bestraft wird, verstärkt sich, weil das „Nicht-erwischt-werden“ als negativer Verstärker wirkt.

Ein Verhalten, das konsequent verstärkt wurde, wird mit der Zeit sogar selbstverstärkend. Die Ausführung des Kommandos selbst ist die Belohnung. Nicht das „Bringen müssen“, sondern nur das „Bringen dürfen“ macht den zuverlässigen Apporteur aus.

Ganz und gar inkonsequent ist es natürlich, wenn der Führer seinen Hund „einfach so“ aus der Hosentasche füttert, ihn ständig streichelt und freundlich anspricht. Futterbelohnung und Loben sind dann als Verstärker wirkungslos.

Einerseits ist es inkonsequent, den Hund zu belohnen, wenn er, um zu betteln oder aus Langeweile, von sich aus, ohne Kommando, ein Verhalten zeigt, für das er normalerweise belohnt wird. Er wird dann aber nicht beschimpft, sondern ignoriert. Auch Schimpfen kann Belohnung sein nach dem Motto: „Endlich beachtet er mich wieder.“

Selbstvertrauen stärken

Welcher „Lohn“ bei seinem Hund wirkungsvoll ankommt, muss jeder Führer ganz individuell herausfinden. Ein erfahrener Rüdemann sagte mir: „Schau nicht nur in die Bücher, sondern zuerst auf deinen Hund.“ Wer dies nicht tut, lehrt seinen Hund oft etwas ganz anderes als das, was er glaubt ihn zu lehren.

Es gibt keine allgemein gültigen „Rezepte“ zur Ausbildung von Hunden. Nicht nur bei der Wahl der Konsequenzen muss ich auf meinen Hund achten. Erst recht beim konsequenten Handeln muss dies nicht für mich, sondern einzig für den Hund konsequent, also folgerichtig sein.

Ein Beispiel: Auf der Fuchsschleppe kommt der Hund leer zurück, weil der Rotrock sich im dornigen Gebüsch verhakt hat. Der Führer zieht seinen Hund am Behang und schickt ihn wieder zum Apportieren. Der Hund kommt erneut leer zurück. Nun geht es an den Korallen mit „Down vorwärts“ zum Fuchs, und mit vereinten Kräften zerren sie den Roten aus dem Gebüsch. Der Führer glaubt nun, dass er seinem Hund das „Bringen müssen“ beigebracht hätte. Der Hund aber, der seinen Führer vertrauensvoll zu Hilfe rief, um ihn zum Fuchs zu führen, hat nur gelernt, dass das Verweisen eines für ihn nicht apportierbaren Gegenstands nicht erwünscht ist, und wird während der Jagdausübung in einem solchen Fall den Fuchs weder apportieren, noch verweisen, sondern schlicht liegen lassen und weiter jagen.

Konsequent ist es in diesem Fall, den Hund erst verweisen zu lassen, dafür zu loben und danach den Hund zu motivieren den Fuchs alleine aus dem Gestrüpp zu ziehen und ihn unter Lob apportieren zu lassen. Der Hund hat dann nicht nur das Verweisen gelernt, sondern sehr viel Selbstvertrauen in seine Fähigkeiten zum Fuchsapportieren gewonnen.

Ziel = zusammen jagen

Die schlimmste Inkonsequenz begehen viele Führer aber nicht während, sondern nach der Ausbildung. Auch bei bester Ausbildung und höchsten Prüfungserfolgen wird der Hund schon nach wenigen Monaten zum nutzlosen Köter, wenn er nicht weiter trainiert wird. Selbst der beruflich stark eingespannte Stadtmensch kann mehrmals wöchentlich mit seinem Hund trainieren. Wenn er dies tut, kann er auch mit seinem vierläufigen Jagdhelfer gut jagen. Tut er dies nicht, so wird er sich immer wieder über seinen Hund ärgern. Übrigens – auch der Hund ärgert sich dann über seinen Herrn und wird seinen Erfolg, wann immer es geht, außerhalb des Einwirkungsbereichs seines Führers suchen.

Nur wenn der Hund in der Zusammenarbeit mit seinem Führer Erfolg hat, wird er auch mit diesem zusammen jagen. Und genau dies ist das Ziel jeder Jagdhundausbildung.

Die Mausefalle auf der Mülltonne, auf dem Tisch oder im Schuh bedeutet eine sinnvolle Strafe, weil vom Hund keine Tätigkeit, sondern eine Unterlassung erwartet wird. Diese Strafe dient zur Löschung eines unerwünschten Verhaltens

 

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