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Die Ernährung des Jagdhundes

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Jagdgebrauchshunde bekommen längst nicht immer das zu fressen, was sie wirklich brauchen. Dazu gehört schließlich mehr als eine Schüssel Trockenfutter oder ein Napf mit Fleisch…

 

Die Ansprüche an artgerechte Ernährung für Jagdhunde sind hoch – ganz entsprechend den hohen Anforderungen an die Hunde

Von Dr. Jürgen Zentek

Vielfältige Funktionen erfüllen Jagdgebrauchshunde als Vorsteh-, Stöber-, Schweiß-, Meutehunde oder auch im Rahmen der Wasserjagd.

Ihre Aufgaben sind also äußerst unterschiedlich und stellen je nach Einsatzgebiet hohe Anforderungen, insbesondere an Kondition und Geruchssinn.

Gibt es einen besonderen Nährstoffbedarf? Kann man sie bei diesen Aufgaben durch eine ausgewogene Fütterung unterstützen?

Kann man einen beanspruchten Hund nur mit Fertigfutter richtig ernähren oder gibt es dazu auch andere Möglichkeiten? Was kann man bei Problemen, beispielsweise Durchfall oder Erbrechen tun? Diese und weitere Fragen lassen sich nur beantworten, wenn man sich kurz die wichtigsten Grundanforderungen an eine bedarfsdeckende Fütterung vor Augen hält.

Wie alle Lebewesen benötigt der Hund Energie und Nährstoffe, letztlich Brenn- und Baumaterial für seinen Stoffwechsel. Energie wird in erster Linie zur Aufrechterhaltung der Körpertemperatur benötigt, aber auch für zahlreiche andere Lebens- bzw. Stoffwechselprozesse.

Das „Feuer des Lebens“ ist ein kontrollierter Verbrennungsvorgang, bei dem die mit der Nahrung aufgenommene Energie in einem abgestuften Prozess umgesetzt wird.

Die Einheit der Energiebewertung ist das Joule (1 J). In der Praxis wird meistens mit der Einheit Kilojoule (kJ = 1000 J) bzw. Megajoule (MJ = 1000 kJ) gerechnet.

Alle Lebensabläufe – seien es Atmung, Blutkreislauf, Bewegung oder Wachstum – funktionieren nur solange, wie ausreichend Energie zur Verfügung steht. Zunächt muß der Erhaltungsbedarf, d.h. der für die Lebensfunktion unabdingbare Bedarf, gedeckt werden.

Die weiteren Ansprüche von Jagd- und Meutehunden sind in Abhängigkeit von der Belastung zu differenzieren.

Jagdhunde legen in „Ausübung ihres Berufes“ erhebliche Wegstrecken zurück, im Extremfall wie beim Stöbern oder der Suche sogar bis zu 150 Kilometer am Tag.

Der Kräfteverbrauch bei Jagdarten wie der Wasserjagd oder der Arbeit der Bauhunde unter der Erde lässt sich nicht in zurückgelegten Kilometern errechnen; er ist jedoch unter Umständen enorm hoch.

Bei hohen Belastungen viel Fett ins Futter

Der Bedarf an umsetzbarer Energie, d.h. an Energie, die für die Leistung zur Verfügung steht, steigt in Abhängigkeit von der Belastungsintensität gegenüber dem Erhaltungsbedarf bei sechsstündiger Trabbewegung auf das 2,5-fache, bei längeren Galoppstrecken (wie Hetze), starken Steigungen oder auch stressbedingt sogar noch mehr.

Die wichtigsten Energielieferanten im Futter sind Kohlenhydrate (Zucker, Stärke) und Fette, allerdings kann auch Eiweiß zu diesem Zweck genutzt werden. Normalerweise dient das Eiweiß jedoch als Baustoff für Körpergewebe.

Ebenso wie z. B. die Mineralien Kalzium und Phosphor, die für die Stabilisierung der Knochen gebraucht werden. Beim Aufbau der Kohlenhydrate, Fette und Eiweiße hält die Natur bestimmte Bauprinzipien ein. Meist werden viele kleine Moleküle zu größeren Einheiten miteinander verknüpft.

Kohlenhydrate bestehen aus Zuckern, die entweder einzeln wie bei der Glukose, zu zweien (Rohr- und Milchzucker) oder in Form langer Ketten vorliegen. Eine kettenförmige Anordnung ist charakteristisch für Stärke. Fette sind so aufgebaut, dass ein Trägermolekül, das Glyzerin, mit drei Fettsäurenresten beladen ist.

Gerade bei längeren Belastungen hat es sich bewährt, Hunden fettreiche Futtermischungen anzubieten. Dadurch wird es möglich, mit einer vergleichsweise kleinen Futtermenge den Energiebedarf zu decken. Der Magen wird dadurch weniger belastet, der Hund ist leistungsfähiger.

Weiterhin kommt es nach längerer Verabreichung fettreichen Futters zu einer Adaptation, das heißt, der Hund nutzt Fette dann sehr effektiv als Energiequellen. Diese Erkenntnis stammt im wesentlichen aus Untersuchungen an Schlittenhunden, die durchaus nach ihren Leistungen mit Hochleistungssportlern zu vergleichen sind.

Futterfette unterscheiden sich je nach Länge und Art der angehängten Fettsäuren. Öle sind flüssig, sie enthalten einen hohen Anteil „ungesättigter“ Fettsäuren.

Bestimmte ungesättigte Fettsäuren werden vom Organismus auch zu anderen Zwecken als nur zur Energiegewinnung benötigt. Man spricht in diesen Fällen von lebensnotwendigen bzw. essentiellen Fettsäuren.

Ein Beispiel für eine essentielle Fettsäure ist die Linolsäure.

Im Gegensatz zu den Ölen hat beispielsweise Rindertalg deutlich geringere Gehalte an ungesättigten Fettsäuren und daher eine feste Konsistenz. Während die Kohlenhydrate und Fette als originäre „Brennstoffe“ angesehen werden können, hat das aus Aminosäuren aufgebaute Futtereiweiß überwiegend andere Funktionen.

Die Aminosäuren – es gibt etwa 20, die regelmäßig im Futtereiweiß vorkommen – dienen überwiegend als Baustoffe, zum Beispiel für die Bildung von Muskulatur, für die Haut oder auch für das Grundgerüst der Knochen.

Die verschiedenen Eiweißquellen unterscheiden sich einmal durch die Art der am Aufbau beteiligten Aminosäuren, dann aber auch in Abhängigkeit von der Beschaffenheit der Aminosäurenkette.

Futtermittel, deren Eiweiß überwiegend aus Bindegewebe besteht, sind deutlich schlechter verwertbar. Die Ursache ist darin zu sehen, dass eine Verflechtung sehr fester Eiweißstränge vorliegt, z. B. in Sehnen, Knochen oder bestimmten Organen (Lunge, Milz).

Daher sollte man diese Produkte nicht in zu hohen Mengen verfüttern, ansonsten können unerwünschte Wirkungen, z. B. Erweichung bzw. Verflüssigung des Kots, resultieren.

Energiereiches Futter muß eiweißhaltig sein

Wichtig ist, dass in der Ration des Hundes ein ausgewogene Verhältnis von Eiweiß und Energie vorliegt.

Hunde im Erhaltungsstoffwechsel sollten eine Ration erhalten, in der etwa zehn Gramm verdauliches Eiweiß auf ein Megajoule umsetzbare Energie entfallen.

Anders gesagt: je energiereicher ein Futter ist, desto höher muß auch der Eiweißgehalt sein. Der Energiegehalt eines Futters steht in direkter Beziehung zum Fettgehalt. Je mehr Fett in einem Futter enthalten ist, desto höher sein Energiegehalt.

Neben den verdaulichen Nährstoffen benötigt ein Hund auch einen gewissen Anteil unverdaulicher Stoffe („Ballaststoffe“), um seine Darmfunktion aufrecht zu erhalten.

Der Wolf nimmt in der Natur Ballaststoffe aus dem Inhalt des Magen/Darmtraktes von Beutetieren auf. In Zeiten knapper Nahrung muß er sich auch einmal ausschließlich mit pflanzlichen Nahrungsbestandteilen begnügen.

Dieses Verhalten ist bei vielen Haushunden zu beobachten: Sie nehmen von Zeit zu Zeit Gras auf, und zwar nicht nur, wenn sie Erbrechen auslösen wollen.

Ein solches Verhalten kann man als Atavismus, das bedeutet eine überlieferte Verhaltensweise, bezeichnen.

In einem Trockenfutter für Hunde sollten etwa zwei Prozent Rohfaser enthalten sein, um die Darmmotorik aufrecht zu erhalten. Natürliche Quellen für Rohfaser sind zum Beispiel Weizenkleie oder verschiedene Gemüsesorten, z.B. Möhren.

Neben diesen mengenmäßig wichtigsten Nahrungsbestandteilen benötigt der Hund auch Mineralien, Spurenelemente und Vitamine.

Kalzium und Phosphor werden nicht nur in den Knochen eingebaut und sorgen so für die Stabilität des Skeletts, sondern sie üben daneben auch noch eine Reihe weiterer wichtiger Stoffwechselfunktionen aus.

Durch Arbeitsbeanspruchung entsteht normalerweise kein erhöhter Bedarf, doch sollte man darauf achten, dass Jagdhunde auf jeden Fall die für den Erhaltungsstoffwechsel empfohlenen Werte mit dem Futter aufnehmen.

Besonders wichtig für arbeitende Hunde ist eine bedarfsgerechte Versorgung mit einigen Spurenelementen, darunter insbesondere Selen. Selen ist ein Element, dass in geringsten Konzentrationen vom Organismus benötigt wird und dort eine äußerst wichtige Funktion zum Schutz der Zellmembranen ausübt.

Der Bedarf eines Hundes wird bereits mit einer Menge von 2,5 Mikrogramm pro Kilogramm Körpergewicht und Tag gedeckt.

Im Zusammenhang mit Selen ist auch das Vitamin E zu beachten. Es ergänzt gleichsam Selen und sollte von einem Gebrauchshund mindestens in einer Menge von einem Milligramm pro Kilogramm Körpergewicht und Tag aufgenommen werden, bei hoher Beanspruchung und fettreichem Futter können auch drei Milligramm Vitamin E/kg Körpergewicht und Tag vorgesehen werden.

Die übrigen in der Übersicht aufgeführten Nährstoffe stehen in mehr oder weniger direkten Zusammenhang mit der Leistung. So ist bekannt, dass eine unzureichende Versorgung des Hundes mit Natrium oder auch Zink seinen Geruchssinn beeinträchtigen kann. Eine Unterversorgung kann besonders bei nicht ausreichend mit Mineralstoffen ergänzten, selbsthergestellten Rationen auftreten.

Fertigfutter

In der Praxis ist eine in allen Punkten bedarfsdeckende Nährstoffversorgung sowohl über Fertigfutter als auch über eigene Rationen möglich. Während Fertigfutter problemlos einzusetzen sind und die meisten Produkte eine ausreichende beziehungsweise sogar reichliche Nährstoffversorgung gewährleisten, sind bei Gabe eigener Rationen häufig Nährstoffunterversorgungen zu beobachten.

Bei sachgerechter Rationsgestaltung lässt sich dieses jedoch vermeiden, so dass letztendlich auch eine „vollwertige“ Ernährung des Hundes gewährleistet ist.

Fertigfutter haben inzwischen eine große Bedeutung in der Fütterung von Hunden erlangt. Wenn es sich um sogenannte Alleinfutter handelt, dann sollten diese ohne weitere Ergänzungen verabreicht werden.

Die Qualität der als Alleinfutter angebotenen Produkte ist heute im allgemeinen so gut, dass Nährstoffmängel kaum noch zu beobachten sind (siehe auch Stiftung Warentest, Vergleichstest Hundefutter, 1998).

Die Zusammensetzung eines Alleinfutters soll so sein, dass der Hund bei Aufnahme einer Futtermenge, die seinen Energiebedarf deckt, zugleich mit sämtlichen für ihn lebensnotwendigen Nährstoffen versorgt wird.

Trocken- Alleinfutter

Trockenalleinfutter werden insbesondere für große oder mittelgroße Hunde bevorzugt. Sie sind leicht zu handhaben und zuzuteilen und werden als Flockengemische oder in Krokettenform angeboten. Halbfeuchte Alleinfutter weisen höhere Wassergehalte auf als Trockenalleinfutter.

Ihr Vorteil ist in einer höheren Akzeptanz durch den Hund zu sehen. Ihr Energiegehalt ist um rund zehn Prozent tiefer als in Trockenalleinfuttern.

Feucht-Alleinfutter

Feuchtalleinfutter, auch als Dosenfutter bezeichnet, werden auf der Basis von Fleisch beziehungsweise Nebenprodukten, die beim Schlachtprozess anfallen, hergestellt.

Wenn eine bestimmte Geschmacksrichtung, zum Beispiel Rind, Lamm oder Pute besonders betont wird, so heißt das im allgemeinen nicht, dass diese Fleischart wirklich mengenmäßig dominiert.

Viele Feuchtalleinfutter sind sehr proteinreich, so dass man sie ohne weiteres mit eiweißärmeren Produkten, zum Beispiel Flockenfutter mischen kann.

Da die Futtermenge bei höherem Energiebedarf ansteigt, wird bei Verabreichung ausgewogener Mischfutter auch ein Mehrbedarf an den Nährstoffen gedeckt, die für den Muskelstoffwechsel und die Leistungsfähigkeit Bedeutung haben.

Vorsicht ist allerdings geboten, wenn zusätzlich zu einem Alleinfutter noch bestimmte Ergänzungsfutter, z.B. mit hohen Vitamingehalten, gegeben werden. Dann kann es sogar zu einer schädlichen Überdosierung kommen.

Futtermischungen

Werden eigene Mischungen bevorzugt, z.B. aus finanziellen Erwägungen, sind eiweiß- und gleichzeitig energiereiche Futtermittel tierischer Herkunft, z.B. durchwachsenes Fleisch, geeignet.

Produkte mit sehr starkem Eigengeruch, z.B. Fisch, können evtl. den Geruchssinn beeinträchtigen. Diese können mit Getreideflocken oder anderen stärkereichen Produkten, evtl. auch mit einem eiweißarmen Ergänzungsfutter („Flockenfutter“) kombiniert werden.

Zur Ergänzung eignen sich aufgrund ihrer hohen Akzeptanz auch Fette tierischer Herkunft (z.B. Rindertalg oder Schmalz) oder Pflanzenöl. Der Rohfasergehalt sollte nicht über zwei bis drei Prozent der Trockenmasse liegen, damit eine hohe Gesamtverdaulichkeit der Ration gewährleistet ist.

Eine Ergänzung mit Mineralstoffen bzw. Vitaminen ist bei dieser Art der Fütterung am sichersten über ein kommerzielles Ergänzungsfutter zu erreichen, mit größerem Aufwand auch durch Verabreichung „natürlicher“ Produkte, z.B. Knochen oder Knochenschrot jeweils in Kombination mit Leber, die zur Vitamin- und Spurenelementergänzung eingesetzt werden kann. Die Fütterungstechnik beeinflusst Leistungsbereitschaft und Ausdauer des Jagdhundes.

Zwischen Einsatz und Fütterung muß ein ausreichender zeitlicher Abstand eingehalten werden.

Der Hauptteil der Tagesration sollte am Abend vor der Belastung bzw. etwa zwei Stunden nach Einsatzende verabreicht werden, wenn die Hunde sich ausreichend erholt haben. Eine kleinere Menge von bis zu 20 Prozent der Gesamtfuttermenge kann bis zu drei Stunden vor Beginn gegeben werden, wenn dadurch eine Beruhigung der Tiere zu erreichen ist.

Es ist ohne weiteres möglich, bei unregelmäßiger Beanspruchung (Jagdeinsatz nur an Wochenenden) ein bis zwei Tage vor der Arbeit eine reduzierte Futtermenge zu verabreichen und das Defizit in den verbleibenden Tagen durch reichlichere Zuteilung zu kompensieren.

Hunde sollten vor und nach der Belastung, aber auch während der Arbeit, im Abstand von ein bis zwei Stunden, Gelegenheit haben, Wasser aufzunehmen. Die Leistungsfähigkeit kann dadurch unterstützt werden.

Gelegentlich wird empfohlen, bei langandauernder intensiver Belastung (Wasser-, Treib- oder Drückjagden) kleine Zwischenmahlzeiten zu verabreichen. Dieses ist aufgrund der ausgeprägten Fähigkeit von Hunden, Fettsäuren als Energiequellen zu mobilisieren, weder notwendig noch zweckmäßig.

Auszunehmen sind Problemhunde, die nach intensiver Arbeit zu einem Abfall des Blutzuckers neigen. Hier kann die Verabreichung glukosereicher Zwischenmahlzeiten sinnvoll sein.

Was kann man bei Problemen tun? Im Zusammenhang mit einer nicht adäquaten Fütterung können verschiedene Störungen aufgetreten. Diese manifestieren sich zunächst im Magen/Darmtrakt. Der Magen ist die erste Station Futters, er weist beim Hund eine enorme Dehnbarkeit auf.

Dieses ist einerseits von Vorteil, da es dadurch dem Hund möglich wird, seinen Energiebedarf mit nur einer Mahlzeit am Tag zu decken. Nachteil ist jedoch, dass es unter ungünstigen Bedingungen (hoher Keimgehalt im Futter, ungenügende Säureproduktion im Magen, Stress, zum Beispiel bei Meutehunden) zu einer Fehlgärung kommen kann. An solchen Vorgängen sind häufig Hefen oder Bakterien beteiligt.

Durch Fermentation von Futter im Magen können sich erhebliche Gasmengen bilden. Die Magenblähung beziehungsweise Magendrehung ist ein Problem, das heute leider sehr häufig aufgetaucht.

Zur Vorbeuge kann man empfehlen, Hunde in ausreichend langem zeitlichen Abstand von der Belastung zu füttern. Dadurch wird dem Hund eine genügende Zeit gelassen, um im Magen Salzsäure zu bilden. Die Salzsäure wirkt gleichsam wie ein Desinfektionsmittel.

Weiterhin sollte man stets peinlich darauf achten, dass das verabreichte Futter eine optimale hygienische Qualität aufweist.

Ein weiteres Problem, das im Zusammenhang mit einer nicht optimalen Fütterung auftreten kann, sind Durchfallerkrankungen. Diese werden gerade unter Belastungsbedingungen häufig beobachtet.

Hunde die unter Stress stehen, setzen oft ungeformten, breiigen oder sogar flüssigen Kot ab. In einem Teil der Fälle scheint hier eine gewisse Veranlagung, evtl. auch eine beschleunigte Darmpassage, zugrunde zu liegen.

Durch unverträgliche Futtermittel ausgelöste Verdauungsstörungen treten meistens plötzlich auf und verschwinden ebenso rasch wieder, wenn die belastende Nahrung abgesetzt wird.

Im Gegensatz dazu sind Durchfallerkrankungen, die durch Infektionen oder Intoxikationen bedingt sind, mit schweren allgemeinen Symptomen (wie Erbrechen, Kreislaufversagen, fieberhaften Temperaturen) verbunden, während die durch eine Insuffizienz des Verdauungskanals verursachten Verdauungsstörungen allmählich beginnen und chronisch verlaufen.

Parasitär verursachte Störungen sind im allgemeinen durch eine Kotanalyse leicht abzuklären.

Fütterungsbedingte Verdauungsstörungen mit Durchfällen entstehen vor allem durch eine ungenügende Verdauung von Kohlenhydraten und Eiweißen, seltener von Fetten. Wenn die genannten Futterinhaltsstoffe im Magen und Dünndarmbereich nicht ausreichend zerlegt oder absorbiert werden, kommt es zu einer Fehlgärung im Dickdarm.

Aber auch Fehler in der Fütterungstechnik können zu einer unvollkommenen Verdauung beitragen, ebenso wie physische Einflüsse (Erschöpfung, Überhitzung) oder psychischer Stress (Angst oder Aufregung), indem die Bildung von Verdauungssekreten gehemmt bzw. die Futterpassage beschleunigt wird.

Chronische Störungen in der Verdauung verbunden mit der Abgabe von wenig, aber weichem Kot werden bei einseitiger Fütterung eiweißreicher, ballastarmer Rationen gesehen. Schlachtabfälle (insbesondere bindegewebsreichere) sowie getrocknete Eiweißfuttermittel (z.B. Grieben- oder gelegentlich Tiermehl) kommen als Ursache in Frage. Eine veränderte bakterielle Besiedlung des Darms sowie eine verstärkte Toxinproduktion durch Bakterien verursacht wässrigen Durchfall.

Wird der Füllungsdruck im Dickdarm zu gering, verlangsamt sich die Passage stark und der Darminhalt unterliegt intensiven bakteriellen Umsetzungen, die zu Gasbildung und zu veränderter Kotkonsistenz führen.

Beim Übergang teilverdauter Eiweiße in den Dickdarm dominieren dort vor allem proteolytische Keime, die Eiweiß abbauen unter Bildung großer Mengen an Ammoniak, Schwefelwasserstoff, biogenen Aminen, Merkaptanen sowie Endotoxinen.

Mit Zulage geringer Mengen an pflanzlichen Faserstoffen (z. B. 0,5 bis 1 Gramm Weizenkleie/kg KM/Tag) kann die Passage im Enddarm beschleunigt und die Gefahr von Fehlgärungen reduziert, gleichzeitig aber auch Wasser gebunden werden.

Verdauungsstörungen durch übermäßige Fettaufnahme (erkennbar am hellen Fettkot) kommen beim gesunden Hund kaum vor, da die Verdauungskapazität für Fette hoch ist. Bei ausgewachsenen, gesunden Hunden werden bis zu 15 Gramm gemischter Fette/kg KM und Tag in der Regel gut verdaut.

Ranzige Fette, die gelegentlich vom Hund noch gern gefressen werden, scheinen nicht zwangsläufig zu Verdauungsstörungen zu führen.

Verdauungsstörungen können auch aufgrund allergischer Reaktionen gegenüber Futterinhaltsstoffen entstehen. Die klinischen Erscheinungen einer Allergie sind vielfältig und äußern sich insbesondere an Haut und Magen/Darmtrakt.

Im Verdauungskanal richten sie sich nach dem Reaktionsort sowie den beteiligten Immunmechanismen.

Reagiert die Magenschleimhaut auf ein mit dem Futter aufgenommenes Allergen, so stehen Speicheln, Erbrechen und allgemeines Unwohlsein innerhalb kurzer Zeit nach der Futteraufnahme im Vordergrund.

Sind dagegen Dünn- oder Dickdarm betroffen, reagiert der Organismus in der Regel mit Durchfall, meist erst mehrere Stunden nach Aufnahme des Futterallergens.

Spezielle Formen scheinen auch unter dem Bild einer akuten oder auch chronisch verlaufenden Dickdarmentzündung mit Abgang von frischem Blut und Schleim vorzukommen. Bei den erwähnten Störungen müssen die Allergene im Futter ermittelt und eliminiert werden.

Bei einem Irischen Setter wurde die familiäre Häufung einer Unverträglichkeit gegenüber Weizengluten und anderen Getreideprodukten beobachtet.

Bei betroffenen Tieren treten neben Durchfällen Entwicklungsstörungen auf. Sobald weizenfreie Nahrung verabreicht wird, tritt eine rasche Normalisierung der Verdauungsleistung und des Wachstums ein.

Vergiftungen verursachen selten Verdauungsstörungen. Neben der Aufnahme von Thallium, Blei, Arsen oder Organophosphaten sind die durch kontaminierte oder verdorbene Futtermittel bestehenden Risiken zu beachten.

Nach Aufnahme von vermilbten Trockenfuttern wurden Durchfälle beschrieben, die jedoch auch durch andere beim Futterverderb entstehende Stoffe verursacht werden können. Dazu zählen verschiedene Schimmelpilzgifte. In verdorbenen Futtermitteln sind auch bakterielle Gifte (z.B. durch Klostridien, Staphylokokken, Bacillus cereus) zu erwarten, die Durchfälle auslösen oder begünstigen können.

Leistungsschwäche beziehungsweise Konditionsmängel können ebenfalls eine Folge unzureichender Ernährung sein. Werden Hunde unterernährt bzw. liegen im Futter Nährstoffmängel vor, dann kann es zu einer verminderten Leistungsfähigkeit kommen.

In diesen Fällen sollte zunächst geprüft werden, ob es Hinweise auf eine Unterversorgung allgemeiner Art gibt (Gewichtsverlust, stumpfes Fell, Schuppenbildung).

Die Versorgung mit Eiweiß, Vitamin E, B- Vitaminen, Spurenelementen, insbesondere Selen, Jod und Eisen steht in direktem Zusammenhang mit dem Leistungsvermögen von Hunden.

Ergibt sich kein Hinweis auf eine Mangelversorgung, dann ist daran zu denken, dass auch Erkrankungen vorliegen können. Diese sind nur durch eine tierärztliche Untersuchung zu diagnostizieren.

In diesem Zusammenhang ist vor der Anwendung von sogenannten leistungssteigernden Ergänzungsfuttermitteln zu warnen. Diese sind nur in bestimmten Fällen sinnvoll. Liegen jedoch Erkrankungen des Hundes zugrunde, dann sollte man auf jede Form der „Selbstbehandlung“ verzichten.

Weiterführende Literatur:
Meyer, H., J. Zentek (1997): Hunde richtig füttern. Ulmer Verlag, Stuttgart.

Meyer, H., J. Zentek (1998): Ernährung des Hundes. 3. Auflage. Grundlagen, Fütterung, Diätetik. Parey Verlag, Berlin.

 


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