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Nicht mehr im Trüben fischen

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Gentests beim Hund:

Auch Ihr Jagdhund stammt aus der jagdlichen Leistungszucht und hat Papiere.
Er hat gesunde Eltern und Großeltern – aber wer sagt Ihnen eigentlich, dass er trotzdem frei von Erbkrankheiten ist, beispielsweise von Hüftgelenksdysplasie? Niemand, außer Sie lassen einen Gentest bei Ihrem Hund machen.

 

Die sicherste Methode für die Erstellung eines Gentests ist die Blutprobe

Von Dr. Ines v. Butler-Wemken

Gentests lassen Erbanlagen erkennen, auch solche, die Hunde äußerlich unerkannt tragen. Viele Nachkommen waren bisher erforderlich, um auch nur ein einzelnes Gen und seine Wirkung, zum Beispiel bei einem Erbkrankheitsträger, aufzudecken. Mit den Methoden der Molekularbiologie aber wird es jetzt zunehmend möglich, kranke und nicht lebensfähige Nachkommen ganz zu verhindern. Erbkrankheitsträger werden schon vor ihrem Zuchteinsatz erkannt und dann begrenzt oder überhaupt nicht mehr zur Zucht eingesetzt.

Mit solchen Zuchtmaßnahmen können Schadgene durchaus vollständig aus betroffenen Rassen ausgeschaltet werden. Gentests erkennen aber nicht nur Erbkrankheiten, sondern auch weitere züchterisch interessante Einzelgen-Merkmale wie beispielsweise verdeckte Farb-Merkmale. Gentests werden in Zukunft sicher auch Gengruppen aufdecken, die sich auf die Gesundheit und auf das spätere Leistungsvermögen der Vierläufer auswirken. Doch hier muss zunächst noch weitere Forschungsarbeit geleistet werden.

Leid für die betroffenen Hunde vermeiden

Beim Hund werden zur Zeit vor allem Tests für Erbkrankheiten erarbeitet. Wichtige weitere Forschungsarbeit wird die Suche nach genetischen Wirkungen für die große Gruppe der Muskeldefekte, Allergien, Stoffwechselstörungen und Erbkrankheiten des Bewegungsapparates des Hundes sein. Die Aufdeckung genetischer Ursachen für Krankheiten und Mängel wird zwar viel bewirken, letztlich jedoch nicht zu einem vollständig erbfehlerfreien und krankheitsfreien Tier führen.

Die genetischen Arbeiten werden medizinische Geheimnisse des Hundes aufklären. Sie können in Zukunft eindeutige Krankheitsdiagnosen und effektive Behandlungsmethoden ermöglichen. Mit Gentests aber lassen sich heute schon züchterisch schwere Erbfehler umgehen, und somit lässt sich das Leid für die betroffenen Hunde vermeiden.

Bei einigen Hunderassen – keiner weiß das besser als Züchter von Jagdgebrauchshunden – haben sich schwerpunktmäßig einzelne Erbkrankheiten stark ausgebreitet. Dies ist meist weniger als angenommen auf bewusste Inzuchtpaarungen zurück zu führen. Vielmehr sind sie dann zu erwarten, wenn Defektträger zugleich bevorzugte Leistungs- und Exterieurvorteile haben und deshalb bevorzugt zur Zucht eingesetzt werden. Über solche „Elitetiere“ kann sich eine Erbkrankheit durchaus sehr stark und schnell über eine ganze Hunderasse ausbreiten. Häufig werden die Mängel erst in späteren Generationen offenkundig und dann ist es zu spät.

Wird der Defekt bei allen Trägern schon vor dem Zuchteinsatz eindeutig erkannt (sogenannter dominanter Erbgang bei Einzelgen-Merkmalen), so kann und konnte die verantwortungsvolle Zucht bisher schon wirkungsvoll reagieren. Mit geregeltem Zuchtausschluss der Träger wird ein solches unerwünschtes Gen letztendlich vollständig aus einer Rasse entfernt, ohne das andere, wertvolle und erwünschte Anlagen verloren gehen.

Der rezessive Erbgang

Schwieriger wird Zuchtarbeit bei solchen Gendefekten mit dominantem Erbgang, wenn diese erst im Zusammenspiel mit Umweltfaktoren oder erst im späteren Alter eines Tieres erkannt werden. Dies trifft zum Beispiel für viele erbliche Augenkrankheiten und für die „von Willebrands Erkrankung“ (erblich bedingte Blutungsneigung) eines Hundes zu, von der heute bereits 40 verschiedene Rassen betroffen sind. Doch hier können Gentests bereits beim Welpen wirkungsvoll eingesetzt werden. Sie erkennen alle Gen-Träger schon vor dem Krankheitsausbruch. Es wird dann auch möglich, vorbeugende medizinische Maßnahmen zur Linderung der Krankheiten einzuleiten.

Die meisten Erbkrankheiten der Hunde aber werden verdeckt weitergegeben. Sie folgen einem sogenannten rezessiven Erbgang. Hier kommt eine Krankheit nur dann zum Ausbruch, wenn das Tier die schädliche Erbanlage in doppelter Kopie trägt, sie also von der gesunden Mutter und von dem gesunden Vater erhalten hat. Diese gesunden Einzelgenträger sind vollständig unauffällig, sie tragen die Erbanlage verdeckt.

Erst ein Gentest macht es möglich

Die unerwünschten Erbanlage können so in einfacher Kopie äußerlich unerkannt über viele Generationen unentdeckt mitgeführt werden. Treffen dann zwei Träger aufeinander, werden in der Nachfolgegeneration mit einer Wahrscheinlichkeit von 25 Prozent Doppelgenträger und damit fehlerhafte oder kranke Welpen auftreten – ohne dass es zunächst eine Erklärung für diesen Missstand gibt.

Herkömmliche Selektionsmaßnahmen gegen solche Schadgene machen insgesamt wenig Sinn, vor allem wenn sie relativ selten sind. In vielen Hunderassen werden zwar schon heute eindeutig kranke Tiere, also meist die Doppelgenträger von der Zucht ausgeschlossen, doch die Schadgene bleiben ja auch dann bei den gesunden Einzelgen-Trägern in einer Rasse weiterhin bestehen.

Um Erbkrankheiten mit rezessivem Erbgang aus einer Rasse zu entfernen, muss sich die Zuchtarbeit gezielt also auch auf die gesunden Einzelgenträger ausrichten. Doch erst ein Gentest macht es möglich, alle Träger aufzuspüren. Anschließend werden sorgfältige Zuchtprogramme aufgestellt. Hierzu kann es notwendig werden, ein „Screening“ (Breitflächen-Untersuchung zur Abfrage sämtlicher Blutwerte) für alle Zuchttiere in einer Hunderasse durchzuführen. Einzelgenträger werden dann zum Beispiel nur mit Nichtträgern verpaart. So wird es möglich, wertvolle Gene dieser Zuchttiere zu erhalten und zugleich das Auftreten kranker Welpen in der nächsten Generation von vornherein zu verhindern.

Gentests kosten zwischen 60 und 150 Euro

Welche Maßnahmen hier getroffen werden, wird vor allem von der Häufigkeit eines unerwünschten Gens in einer Rasse abhängen. Insgesamt aber wird die Verbreitung eines Schadgens mit rezessivem Erbgang meist stark unterschätzt. Tritt zum Beispiel nur ein kranker Welpe unter 100 gesunden Welpen auf, dann sind in der betroffenen Rasse bereits gut sechs Prozent beziehungsweise ist ein Tier unter 17 Tieren gesunder Träger der unerwünschten Erbanlage.

Heute werden schon zahlreiche Gentests für Hunde angeboten. Nach Einsendung von Probematerial (Blutproben, Haarwurzelzellen oder Abstrich der Fang-Schleimhaut) kann bereits der Welpe sicher getestet werden. (Ihr Tierarzt sagt Ihnen, welches Labor befähigt ist).

Gentests kosten zwischen 60 und 150 Euro. Sie geben eine sichere Antwort darauf, ob ein Hund die unerwünschte Erbanlage in einfacher Kopie (Einzelgenträger), in doppelter Kopie (Doppelgenträger) oder überhaupt nicht hat (Nichtträger).

In den USA wurde zusätzlich ein sicherer Gentest für verdeckte Fellfarben des Hundes aufgebaut und bereits auch von Testlabors in Deutschland übernommen. So kann beispielsweise ein schwarzer Labrador-Retriever zum Beispiel darauf getestet werden, ob er die Farbanlagen zu braun und gelb verdeckt in sich trägt. Wer dann zum Beispiel nur schwarze Hunde will, wird den verdeckten Träger mit einem dunklen Nichtträger anpaaren.

Es ist in Zukunft zu erwarten, dass die Gendiagnostik beim Hund relativ kurzfris-tig weit ausgebaut wird. Hierbei sollten zunächst aber medizinische Fragestellungen im Vordergrund stehen. Mit den Gentests lässt sich in vielen Hunderassen dann zweifellos eine tierschutzgerechte Zuchtarbeit zur Reduktion der Erbkrankheiten betreiben.

Diagnostische Fehlerquellen können mit dem Gentest sicher ausgeschaltet werden als mit anderen Verfahren, wie beispielsweise dem Röntgen

 


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