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Den Hund immer im Blick

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Global Positioning System für Nachsuchen:
Solange der Hund am langen Riemen ist, hat der Führer meist alles im Griff. Irgendwann kommt der Moment, an dem der Jagdhelfer geschnallt wird. Los geht die Hatz, und nur selten weiß der Führer, wohin die Reise geht. GPS hilft, den Hund per Satellit zu orten.

 

Von Markus Wörmann

Telemetrie-Geräte finden seit langem in der Nachsuchenarbeit Verwendung. Sie haben aber zumeist einen Nachteil: In stark kupiertem Gelände ist die Anpeilung des Hundes oft schwierig bis unmöglich. Selbst Geräte der neueren Generation weisen „nur“ eine Reichweite von etwa zehn Kilometern auf. Horst Müller, Schweißhundeführer aus der Lüneburger Heide, testete ein neues Gerät, das auf Basis des Global Positioning Systems – kurz GPS – funktioniert.

„Das erspart Zeit und Kraft für den Hund und mich“

„GPS-Geräte gibt es gerade in den skandinavischen Ländern auf der Elchjagd schon seit etlichen Jahren“, erzählt Horst Müller. Die dort eingesetzten Elchhunde bekommen eine Weste übergestreift, auf der ein Transmitter befestigt ist. Wird ein Elch gestellt, kann die Position des Hundes oder auch mehrerer Hunde mit Hilfe der Transmitter per Satellit lokalisiert werden. „Die Technik der Geräte war ausgereift, einzig die Weste war für Nachsuchen ungeeignet“, erläutert der Schweißhundeführer. Gerade bei wehrhaftem Wild wie Sauen, könnte eine Weste für den Hund zum Sicherheitsrisiko werden, wenn sie seine Bewegungsfreiheit zu sehr einschränkt. Auch die Gefahr mit dem „Anzug“ an Ästen hängen zu bleiben, war Horst Müller zu groß. Also fing er an, ein Geschirr für seine Bayerischen Gebirgsschweißhunde (BGS) zu basteln. Ziel war es, eine enganliegende Konstruktion zu fertigen, die den Hund in seiner Arbeit nicht behindert, und die er sich notfalls selbstständig abstreifen kann. Heraus kam ein Geschirr, das aus einem Bauch- und einem Brustgurt besteht, die auf dem Widerrist des Hundes zusammenlaufen. An dieser Stelle hat Müller auch den Transmitter des Hundes angebracht, indem er eine handelsübliche Handy-Tasche aufnähte. Beide Gurte werden zwischen den Vorderläufen miteinander verbunden, damit das Geschirr nicht verrutschen kann.

Horst Müller besorgte sich jeweils einen Transmitter für den Hund und einen Navigator, um seinen BGS orten zu können. Der Navigator ist im Grunde ein normales Mobiltelefon mit einem etwas größeren Display. „Der erweiterte Bildschirm macht eine einigermaßen anschauliche Darstellung von Karten und Richtungen möglich“, erklärt Müller aus der Nachsuchenpraxis. Wenn er einen Einsatz beginnt, bietet das GPS-System ihm bereits den ersten Vorteil: „Noch am Wagen beziehungsweise am Anschuss kann ich den ersten so genannten Wegpunkt setzen“. Das bedeutet, dass sein Navigationsgerät ihn später auch wieder an den Ausgangspunkt der Arbeit zurückführen kann. Ist eine Nachsuche beendet, geht Müller meist auf direktem Weg zu seinem Geländewagen, ohne den Fährtenverlauf zurückverfolgen zu müssen. „Das erspart Zeit und Kraft für den Hund und mich“, erläutert der rüstige Rentner. Auch Wundbetten und Verweiserpunkte kann sich Müller elektronisch „merken“, indem er sich Wegpunkte setzt: „Wenn man einmal zurückgreifen muss, ist das sehr nützlich.“

Per SMS werden die Koordinaten dem Hundeführer übermittelt

Horst Müller macht etwa 150 Nachsuchen im Jahr mit seiner BGS-Hündin. Als Nachfolger hat er bereits einen elf Monate alten BGS-Rüden in der Ausbildung. Den Großteil seiner Arbeiten absolviert er auf Schwarzwild. Gerade dieser Umstand habe ihn bewogen, über die Anschaffung des GPS-Systems nachzudenken: „Die Wehrhaftigkeit der Sauen sollte man nicht unterschätzen. Da will ich so schnell wie möglich bei meinem Hund sein, wenn er gestellt hat“. Aber auch Rot-Alttiere, die mit den Vorderläufen nach den Schweißhunden schlagen, können gefährlich sein. „Am letzten Wundbett oder wenn das Stück vor einem aufgemüdet wird, muss der Hund geschnallt werden“, führt Müller aus. Dabei könne es passieren, dass die Hetze noch einige Meter geht. In der recht ebenen Lüneburger Heide sei es noch relativ einfach, dem Laut des Hundes zu folgen, beziehungsweise die altbewährte Telemetrie einzusetzen, beschreibt er seine Erfahrungen. „Geht der Hund aber sehr weit oder ist durch kupiertes Gelände nicht anzupeilen, ist man erst einmal ratlos“, weiß Müller. Mit dem GPS-System sei man sicherer, denn es weiß immer auf den Meter genau, wo sich der Hund befindet.

Die Funktionsweise sei eigenlich recht einfach: Der Transmitter des Hundes wird von mindestens drei Satelliten, die die Erde umkreisen, gleichzeitig lokalisiert. Aus den Daten errechnet sich dann die genaue Position des Hundes. Per SMS werden die Koordinaten dem Hundeführer übermittelt. Wie oft der Standort des Vierbeiners abgefragt und damit aktualisiert werden soll, kann vom Navigator des Hundeführers aus eingestellt werden. Je kürzer die Abfragetakte sind, desto genauer ist der Nachsuchenspezialist im Bilde. Allerdings erhöht das die laufenden Betriebskosten, denn jede SMS wird abgerechnet. Je nach Mobilfunk-Anbieter variieren die Gebühren.

Die Unwegbarkeiten des Nachsuchenalltags

„Wenn der Hund zweimal an derselben Stelle geortet wird, kann ich davon ausgehen, dass er gestellt hat“, berichtet Müller und nennt einen weiteren Service, den ihm das GPS-System bietet: „Ich kann mich live an den Ort des Geschehens schalten“. Er meint damit den „Live-Call“. Durch ein Mikrofon am Transmitter des Hundes kann der Führer hören, was dieser gerade macht. „Wer seinen Hund kennt, weiß sehr schnell, ob der Hund Standlaut gibt oder noch hetzt“, erzählt Müller. Er könne sich dadurch besser auf die Situation des Schweißhundes einstellen. Der Hundeführer kann sogar im Gegenzug durch Kommandos auf den Hund einwirken, da der Transmitter auch über einen Lautsprecher verfüge. Dies sei aber, so Müller, wenig empfehlenswert, da man nicht bis ins Letzte wissen könne, wie die Lage am Stück sich darstellt.

Wie er nun zu seinem BGS kommt, ist für Horst Müller schnell erklärt: „Der Navigator bietet mir eine so genannte Kompassfunktion. Sie zeigt mir Richtung und metergenaue Entfernung zum Hund an.“ Technisch sei es auch möglich, topografisches Kartenmaterial aufzuspielen, praktischer sei jedoch der Kompass. Die Karten nutzt der Tüftler meist hinterher, um nachvollziehen zu können, welchen Weg er genommen und welche Strecke er dabei bewältigt hat. Diese „Spielerei“ führt er aber an einem Laptop durch, der mit derselben Software ausgerüstet ist. Der mobile Computer findet nach Einschätzung Müllers erst Verwendung, wenn der Hund „ganz weit weg ist“. Durch die größere Auflösung der Karten könne man besser nachvollziehen, wo sich der Hund befindet. Es sei dann oft besser, mit dem Auto eine gewisse Entfernung zu überbrücken, erklärt der BGS-Führer. Dies sei ihm zwar noch nicht passiert, aber die technische Möglichkeit scheint ihn zu faszinieren. „Es kann ja auch einmal passieren, dass der Hund sich das Gerät abstreift oder verliert. Vielleicht nimmt ein unbedarfter Spaziergänger das Geschirr mit zu seinem Auto und fährt damit weg“, beschreibt Müller die Unwegbarkeiten des Nachsuchenalltags. Dass sich seine Hunde das Gerät klauen lassen, hält er für unwahrscheinlich:„Selbst wenn jemand eine neue SIM-Karte einbauen würde, könnte ich den Transmitter über den Mobilfunkanbieter ausfindig machen lassen.“

Doch das GPS-System hat nicht nur Vorteile

Die Technik funktioniere aber nur so lange, wie sie durch Batterien oder Akkus mit Energie versorgt wird. Nach Herstellerangaben bedeutet dies in etwa eine Betriebszeit von 240 Stunden. Verkürzt wird sie durch die Lokalisierungen per SMS. „Je öfter ich den Hund durch die Satelliten orten lasse, desto mehr Energie verbraucht das Gerät“, berichtet Müller. Allerdings zeige ihm sein Navigator immer den Ladezustand an. Geht es dem Ende zu, sollte die GPS-Taktfrequenz herabgesetzt werden.

Doch das GPS-System hat nach Müllers Erfahrungen nicht nur Vorteile: „Im Sommer, bei komplett geschlossenem Blätterdach haben die Satelliten Schwierigkeiten, den Hund zu orten.“ Erst wenn der Baldachin lichter ist, sei der Kontakt wieder hergestellt. Auch der Preis sei im Vergleich zu Telemetrie-Geräten etwas höher. Für das von ihm benutzte Gerät müsse man etwas über 1 000 Euro berappen. „Jeder Hundeführer muss selbst entscheiden, ob das GPS-System für ihn diesen Mehrwert darstelle“, und will damit den Nutzen der „alten“ Telemetrie nicht in Frage stellen. Auf jeden Fall sei es aber eine Alternative, so der Schweißhundeführer aus der Lüneburger Heide.

Weitere Informationen

Die von Horst Müller benutzten Geräte der finnischen Firma Benefon werden in Deutschland hauptsächlich für die Ortung von Objekten und Sachen, wie Maschinen, Fahrzeugen, Hütten und ähnlichem verwendet. Auf Nachfrage teilte man WILD UND HUND mit, dass aufgrund eines Exklusiv-Vertrages nur die Firma „Pointersolution“ Benefongeräte im Zusammenhang mit der Tierortung vertreiben dürfe. Die Geräte tragen in diesem Fall den Aufdruck „Pointer“. Nach eigenem Bekunden sind die Hauptmärkte von „Pointersolution“ Finnland, Schweden und Norwegen. Seit Anfang 2004 sei man auch in Deutschland aktiv. Als Händler habe man die Firma „Aduro“ gewinnen können, die sowohl den Vertrieb als auch den Service für die Finnen übernehme. Der Inhaber von „Aduro“, Konrad Kreitmair, ist selbst Schweißhundeführer und hat bereits ein eigenes Tragegeschirr für den Transmitter entwickelt. Für das Nachsuchen-GPS-Paket auf Basis der Pointersolution-Geräte inklusive Geschirr liegt der Preis bei 1 150 Euro. Weitere Informationen erhalten Sie unter www.nachsuche.com oder bei der Firma Aduro, Forststraße 25 in 93351 Painten, Telefon 0 94 99/90 20 50.

Schweißhundeführer Horst Müller kann auf seinem Laptop die Wegstrecke markieren, wenn er vorher das nötige Kartenmaterial aufgespielt hat

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