Geradezug-Repetierbüchse Browning Acera: Die belgische Antwort

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Das Thema Geradezugrepetierer schien eine rein deutsche Angelegenheit zu sein. Doch jetzt springt auch Browning mit der neuen Acera auf den (Gerade-)Zug auf. Was kann der Neuling aus Belgien?

 

Die neue Browning Acera-Repetierbüchse mit Geradezugsystem.

Von Friedhelm Kersting (DEVA)

Friedhelm Kersting (DEVA)

Pünktlich zur diesjährigen Shot-Show in Atlanta zog Browning mit einem völlig neuen Modell die Aufmerksamkeit auf sich. Zu den bereits vorhandenen Büchsensystemen Repetierer BMS, Selbstladebüchse BAR II und Vorderschaftrepetierer BPR gesellt sich nämlich jetzt der Geradezug-Repetierer Acera. Der Name kommt übrigens aus dem Lateinischen und bedeutet frei übersetzt soviel wie „Präzision“.

Ähnlich wie beim Selbstlader BAR und Vorderschaftrepetierer BPR befinden sich Verschluss, Magazin sowie Abzugs- mit Schloßmechanismus in einem Systemkasten. Er ist bis auf das Auswurffenster und den Magazinschacht geschlossen. Der Verschluss gleitet innerhalb des Kastens in Längsrichtung und verriegelt zwangsgesteuert über einen Drehkopf mit sieben leicht schräg angeordneten Warzen direkt im Lauf. Die Bedienung des Verschlusses erfolgt über einen feststehenden, seitlich aus dem Systemkasten herausragenden Repetierhebel.

Viele Systemelemente sind von den Schwestermodellen übernommen worden. Das eingebaute Hahnschloss wird beim Zurückziehen des Verschlusses gespannt. Durch den geschlossenen Aufbau gehen alle Systemteilbewegungen während des Repetiervorganges innerhalb des Verschlussgehäuses vor sich. Der Vorteil dabei: Es treten keine Verschlussteile nach hinten aus dem System heraus. Die beim Zielen eingenommene Kopflage an der Büchse kann also ohne Änderung beibehalten werden. Das Zielauge wird nicht durch zurückgleitende Verschlußteile gefährdet bzw. abgelenkt.

Dem Vorteil stehen allerdings auch zwei Nachteile gegenüber: Der geschlossene Aufbau bedeutet durch den erforderlichen Repetierweg eine große Systemlänge und folglich eine höhere Gesamtlänge. Um diese trotzdem in Grenzen zu halten, blieb den Konstrukteuren nichts anderes übrig, als die Lauflänge auch im Kaliber .300 Win. Mag. auf 51 Zentimetern zu begrenzen. Weiterhin ist der Verschluss alles andere als leicht entnehmbar und der Lauf nur nach Demontage von Schaft und Verschluss von hinten zu reinigen.

Um die geschlossene, geladene Büchse öffnen zu können, muss ein vorn rechts am Abzugsbügel angebrachter Sperrhebel um etwa 45 Grad geschwenkt werden, bevor der Verschluss zurückgezogen werden kann. Mit dieser Einrichtung soll ein selbsttätiges Öffnen des Verschlusses und gleichzeitiges Entladen beim Anstreifen des Verschlusshebels vermieden werden. Nach dem Schuss kann ohne eine Sperrhebelbetätigung repetiert werden.

Der eigentliche Repetiervorgang ist als angenehm leichtgängig zu bezeichnen. Als Sicherung dient ein bei amerikanischen Waffen üblicher Schieber im Abzugsbügel, der lediglich das Züngel feststellt. Die Abzugsauslösekraft des vorgelegten Acera-Prototypen ist im Mittel mit 11,0 Newton (1100 Gramm) festgestellt worden, bei einem Vorzugsweg von 0,6 Millimetern. Der Abzug löst danach trocken, ohne nennenswerten Weg aus.

Das Schlosswerk mit Abzugsbügel und Magazinhalter ist nach dem Entfernen des Schaftes durch Herausdrücken zweier Stifte als Einheit entnehmbar. System und Schaft sind mit nur einer Schraube zusammengefügt. Nachdem diese gelöst ist, kann das komplette System aus dem Schaft ausgehakt werden. Eine am Systemende angearbeitete Nase wird in einer Nut im Schaft direkt unter dem Rückstoßlager geführt.

Der Lauf ist im Aluminium-System eingeschraubt. Er trägt eine etwa 18 Zentimeter lange aufgeschraubte Schiene, die gleichzeitig ein justierbares Visierblatt aufnimmt.

Magazin

Die Acera soll vorerst in den Kalibern .300 Win. Mag. und .30-06 Spr. angeboten werden. Gegenüber einer in Deutschland auf zwei Schuss begrenzten Selbstladebüchse liegt beim Repetierer der Vorteil unbegrenzter Magazinkapazität. Das Magazin der für diese Produktbeschreibung zur Verfügung gestellten Büchse in .300 Win. Mag. kann mit drei Patronen geladen werden. Es ist als separates Einschubmagazin ausgeführt. Zum Einlegen muß es vorn auf einen im Magazinschacht befindlichen Bolzen geschoben und dann am Abzugsbügel eingeschnappt werden.

Der Schaft ist in bekannter Browning-Ausführung bzw. Finish mit angedeuteter Bayerischer Backe und Gummikappe hergestellt. Der Hinterschaft trägt einen Schweinsrücken. Die Schaftoberfläche ist mit einem Satin-Finish versehen.

Schusspräzision

Die Streuung ist eine waffen- und munitionsabhängige Größe. Deshalb sagen Schußbilder einer Büchse auch nichts über die Präzision einer ganzen Waffenserie aus. Trotzdem haben wir mit der bereitgestellten Munition je ein Schussbild angefertigt. Es wurden fünf Wertungsschüsse auf 100 Meter Entfernung aus dem Schießgestell abgegeben. Als Zieleinrichtung diente dabei ein Leupold-Zielfernrohr, Vari III 3,5-10×50, Abs. 4, montiert mit Leupold „Quick Release“-Montage.

Es zeigte sich einmal mehr, dass die oben gemachte Aussage zur Abhängigkeit der erzielbaren Waffenstreuung zutreffend ist. Während die Winchester-Munition mit dem 220 grs. Silvertip einen passablen Streukreis von 4,5 Zentimeter erreichte, produzierte das 180-grs.-Fail-Safe-Geschoß hingegen einen Durchmesser von inakzeptablen 9,2 Zentimetern unter gleichen Bedingungen.

Fazit

An dieser Stelle wird nochmals darauf hingewiesen, dass es sich bei der für die Erarbeitung des Artikels zur Verfügung gestellten Büchse um einen Prototyp handelt. Technische Details können sich daher in der Serie noch ändern. Es bleibt also abzuwarten, wie sich Ausführung und Finish der Browning Acera endgültig darstellen werden. Der Prototyp jedenfalls ist bereits gut verarbeitet. Erfahrungen in dieser Hinsicht mit bereits auf dem Markt befindlichen Browning-Büchsen gaben darüber hinaus bisher keinen Anlaß zu Kritik.

Die Büchse hat sich bei der Prüfung als sehr funktionell gezeigt. Sie ist einfach und robust aufgebaut, der Schlossgang ist weich. Sie ist jedoch nicht leicht zerlegbar, wie es insbesondere für Reinigungszwecke von Lauf und System wünschenswert wäre. Gewöhnungsbedürftig ist auch die Anordnung des Entsperrhebels am Abzugsbügel. Er ist zu klein und an unübersichtlicher Stelle angeordnet.

Insgesamt ist die Acera eine beachtenswerte Erweiterung der derzeit hoch im Kurs stehenden Geradezug-Repetierer. Mit Preisen von 2150 DM (.30-06) und 2245 DM für die .300 Win. Mag. verfügt sie zudem über ein attraktives Preis-/Leistungsverhältnis.

Systemkasten, Verschluss mit drehbarem Verriegelungskopf und Betätigungshebel (Kammerstängel). Der Entsperrhebel zum Öffnen des Verschlusses am Abzugsbügel (siehe Pfeil) ist leider etwas zu klein geraten.

 

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