Im Test: Die Sabatti Kipplaufbüchse SLK 98

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Günstige ausländische Kipplaufbüchsen hatten bis dato nicht den Hauch einer Chance gegen die etablierten Modelle aus deutscher Produktion. Mit der Sabatti SKL 98 könnte sich das aber schlagartig ändern.

 

Bella Ragazza: Die Sabatti ist eine echte Italienerin. 2,8 Kilogramm leicht, führige 104 Zentimeter lang und mit den nötigen Kurven, um Jägerblicke auf sich zu ziehen

von Matthias Klotz

Wenn Tausende Tifosi im Stadion den Triumphmarsch aus Aida schmettern, Hunderte Vespafahrer chaotisch durch die Straßen kacheln und „La Mama“ samt Anhang den Strand in eine Freilichtbühne verwandeln, ist es mal wieder soweit: Italien demonstriert Temperament und Lebensfreude.

Wenn im Sommerkatalog 2000 von Frankonia ein elegantes und schlankes Gewehrchen aus Gardone fast schon verschämt kleinformatig und mit den Attributen „neu“, „elegant“, „führig“ und „sicher“ abgebildet wird, ist es ebenfalls mal wieder soweit: Deutschland demonstriert nüchterne Sachlichkeit.

Haben die Katalogtexter die neue Sabatti SKL 98 überhaupt mal in der Hand gehabt? Haben sie diese Kipplaufbüchse mal angeschlagen, die griffige schottische Fischhaut gefühlt, ihre schlanke, ja fast schon betörende Linie bewundert und danach mal verstohlen auf das Preisschild geschielt?

Wohl kaum; denn dann wäre ihnen wahrscheinlich wesentlich mehr eingefallen.

Hans-Georg Endres, bei Frankonia für Kombinierte und Kipplaufwaffen zuständig, war schon lange hinter der SKL 98 her. Kein Wunder; denn im Gegensatz zu Super-Preisbrechern wie der Brünner ZBK und der Harrington & Richardson sieht die Sabatti wie eine echte Kipplaufbüchse aus.

Nussbaumschaft mit Bayerischer Backe, Vorderschaft mit Tropfnase, formschöne Muschelierung am Hakenstück und eine aufgewalzte Gravur, die man betrachten kann, ohne gleich einen tiefen Drang nach Beruhigungsmitteln zu verspüren.

Doch der absolute Hingucker kommt beim Preisschild: Gerade mal 1998 DM soll die Sabatti kosten. Und damit liegt sie noch unter dem halben Preis, den der Jäger für die jeweiligen Standard-Kipplaufbüchsen von Blaser, Krieghoff oder Merkel berappen muss.

Klar, dafür gibt es keine technischen Schmankerln wie Blockverschluss, Universal-Abzug-System oder patentierte Rostschutz-Beschichtung. Aber was zählt das schon, wenn die führigste aller Jagdwaffenarten auch für schmalere Geldbeutel in greifbare Nähe rückt?

Da muss man eben auch ein wenig mit den Ansprüchen sparen. Und so „reduzieren“ sich die Pflichtübungen: Gut aussehen muss sie, solide verarbeitet soll sie sein, und gut schießen muss sie natürlich auch.

Optisch gelungen

Mit den äußeren Werten sind wir durch, da kann die Sabatti den „Großen Drei“ Paroli bieten. Und auch wenn ihre flächendeckende Gravur sicher nicht der Ästhetik letzter Schluss ist, so hat sie wenigstens eine – im Gegensatz zu den Standardversionen aus Isny, Ulm oder Suhl.

Irgendwo muss aber doch der Preisunterschied stecken; denn sonst wären entweder die Italiener milde Gönner oder die Deutschen Wucherer. Keine Angst, keins von beiden trifft zu.

Die Grundausstattung der Sabatti ist ohne Fehl und Tadel: Doppelte Laufhakenverriegelung in der Stahlbasküle, Handspannung mit Rückspringer, gute Holz-Stahl-Passungen und sauberes Oberflächen-Finish.

Doch bei genauerem Hinsehen offenbaren sich die berühmt-berüchtigten Kleinigkeiten: Da ist die Haft für den Vorderschaft schlampig angelötet, die Riffelung auf dem Spannschieber etwas schief geraten, die Haltefeder für den Vorderschaft zu schwach, so dass er ein wenig wackelt, und auch die Hochglanzbeschichtung der Stahlbasküle zeigt die eine oder andere kleine Macke.

Untaugliche Prismenschiene

Doch das sind wirklich nur unwesentliche Kleinigkeiten gegen die 11-mm-Prismenschiene, auf die die EAW-Hebelschwenkmontage montiert wurde. Wie bei der Frankonia-Bockbüchsflinte (WuH 2/2000, Seite 54) ist auch hier das Schienenmaterial offensichtlich zu weich.

Zu allem Überfluss ist die Schiene dann ausgerechnet an der Stelle, an der die hintere Montageklemme eingreift, auch noch ausgenommen, so dass als Gegenlager links und rechts jeweils gerade mal ein knapper Millimeter Material bleibt.

Und so kam, was kommen musste: Die Klemmvorrichtung der EAW-Montage hatte schon nach kurzer Zeit tiefe Riefen in die Schiene gedrückt, und an der oberen Schienenkante war sogar etwas Material herausgebrochen.

Bei aller Liebe – das darf nicht angehen. Eine derart mindere Materialqualität führt früher oder später unweigerlich dazu, dass sich nach dem Ab- und Aufsetzen des ZF die Treffpunktlage verändert. Und dann ist das Gewehr genauso jagdtauglich wie eine Gießkanne.

Aber so gravierend dieser Mangel ist, so einfach ließe er sich beheben: Denn beim Zoli-Drilling setzen die Frankonia-Büchsenmacher exakt an der Stelle, an der die Montage greifen soll, härteres Schienenmaterial ein, weil auch hier der italienische Hersteller eine „zu weiche Linie“ fährt.

Das hält dann wirklich, und der Jäger kann beruhigt das Zielfernrohr abnehmen und aufsetzen.

Wir setzten uns mit Frankonia in Verbindung, und da stieß unser Vorschlag auf offene Ohren. Heißt im Klartext: Die SKL 98 wird – wie der Zoli-Drilling – mit härterem Schienenmaterial (z. B. von EAW) ausgestattet, so dass der Mangel, wie bei der Testwaffe festgestellt, nicht mehr auftreten wird.

Und noch besser: Der Aufpreis dafür wird sich in minimalen Grenzen halten.

Zusätzlich wird die Feder im Vorderschaft verstärkt, dann hat sich’s auch da ausgewackelt. Für diese Verbesserungen bleibt den Büchsenmachern auch noch genügend Zeit; denn für den Kunden wird die Sabatti erst ab August erhältlich sein.

Präzisionstests

Natürlich mussten wir mit der bestehenden Montage, mit der ein Frankonia 2,5-10×48 montiert war, die Präzisionstests durchführen.

Doch unsere Befürchtungen, dass die Testwaffe in 6,5x57R hier einbrechen würde, wurden schnell zerstreut: Mit den drei RWS-Laborierungen 6 g-TM, 7 g-KS und 8,2 g-KS brachte sie – ohne Abkühlpausen geschossen – 36, 34 und 40 Millimeter bei fünf Schuss auf 100 Meter.

Nur die 8,5 g-TM von S&B verdaute sie nicht so gut: Hier notierten wir 62 Millimeter. Schwere Laborierungen liegen der SKL also nicht so ganz, aber mit leichteren schießt sie wie Gift.

Bei den Schusstests fiel auch der Direktabzug positiv auf. Trocken löst er bei 8,5 Newton (850 Gramm) aus. Für den gezielten Schuss ein recht guter Wert.

Die Sabatti hat das Zeug zum Kassenschlager

Was wäre gewesen, wenn – ja wenn schon bei der Testwaffe eine ausreichend harte Schiene eingesetzt gewesen wäre. Dann hätten wir der Sabatti ein Preis/Leistungsverhältnis der Spitzenklasse attestiert.

Doch im August wird diese Schiene vorliegen, zum hoffentlich gleichen Preis. Und dann ist die SKL 98 ein echter Tipp für Jäger, die gern eine ansprechende Kipplaufbüchse günstig erwerben möchten, und das nicht nur in 6,5x57R: Auch in 7x57R, 7x65R und .30-06 kann man sie erstehen, und nur mal so als Preisbeispiel: Komplett montiert mit dem Frankonia 2,5-10×48, das übrigens aus Docter-Fertigung stammt, kostet die Sabatti 3992 DM.

Und damit liegt sie immer noch unter den Standardpreisen der deutschen Platzhirsche – unmontiert, versteht sich.

Grober Schnitzer: Die Prismenschiene der Sabatti ist zu weich, so daß der Klemmbügel der EAW-Montage nicht nur Material quetschte, sondern sogar herausgebrochen hatte

 

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