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Lock- und Reizjagd auf den Fuchs

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Warum stundenlang an irgendeinem Platz auf Reineke warten? Ziehen Sie die Register der Lock- und Reizjagd, und bald werden reife Bälge von konsequenter Niederwildhege und sauberem Jagdhandwerk zeugen.

 

Natürlich können Sie sich in mondheller Nacht irgendwo ins Revier setzen und warten. Und warten. Und warten. Und dann vielleicht irgendwann mit einem erlegten Fuchs den Heimweg antreten. Doch weder unsere immer knapper werdende Zeit – gerade wenn man berufstätig ist –, noch die viel zu hohen Fuchsbesätze sprechen für diese „Zufallsbejagung“. Also müssen wir einfach zu „ausgefuchsteren“ Mitteln greifen, um Reineke zu erbeuten.

DerLuderplatz

Die bekannteste Anlockart ist die Einrichtung von Luderplätzen. Diese müssen aber nicht unbedingt aus einem Luderschacht oder einer Luderröhre bestehen, die sich im Laufe der Beschickung zu wahren „Stinkröhren“ entwickeln. Den gleichen Anlockeffekt erreicht man mit flach vergrabenen kleinen Wildbretteilen, Hasen-, Kaninchen- oder Fasanengescheide. Allerdings muss der Kirrplatz dann häufiger beschickt werden. Es muss also nicht unbedingt ein altes Schlachtpferd sein, das im Revier erschossen und vergraben wird, wie Raesfeld es beschreibt. Diese Methode mag vielleicht in osteuropäischen Revieren mit Bären und Wölfen sinnvoll sein.

In unseren Revieren genügt es, wenn der Fuchs ständig etwas Schmackhaftes
findet. Auch ein kleiner Misthaufen, in Schrotschussnähe vor den winterfesten Ansitzplatz gefahren, kann einen Luderschacht ebenso ersetzen wie einige aufgeschichtete Ballen Stroh. Hierin finden sich Mäuse, besonders wenn man ab und zu mit einigen Händen voll Getreide nachhilft. Ebenso eignet sich auch ein ganz stinknormales, ein Meter langes Betonrohr, flach auf den Boden gelegt, in dem regelmäßig eine Handvoll Hunde-Trockenfutter deponiert wird.
Die Anlage von sternförmigen Schleppen mit Wildgescheide, aufgeschärften Hasen oder Kaninchen kann den Jagderfolg auf den Fuchs am Luderplatz erhöhen.

Die effektivste Ansitzzeit am Luderplatz bei guten Lichtverhältnissen (Schnee, Mond oder aber reflektierende Städtebeleuchtung) siedelt in Waldrevieren zwischen 20 Uhr und 23 Uhr, in Feldrevieren etwas später.
Die Kleidung für den Ansitz soll warm und geräuschlos sein. Am besten eignet sich der gute alte Loden. Sie darf in der Bewegung nicht einengen. Als Ansitzwaffe eignet sich der Drilling, am besten mit einem kleinkalibrigen Einstecklauf ab .22 Hornet bis etwa 5,6x50RM, sofern ein lichtstarkes, möglichst variables Zielfernrohr montiert ist. In den Schrotlauf sollte man nicht mehr als 3 1/2 mm stopfen. Wer Wert auf den Balg legt, schießt Vollmantelgeschosse. Aber Vorsicht: Egal, ob mit Kugel oder Schrot – einen Fuchs darf man nie spitz von vorn oder von hinten beschießen!

Die Reizjagd

„Es lockt nur, wer Musik im Ohr, mit Hand und Mund das Wild hervor!“ Bei genauer Definition dieses Spruches wird man feststellen, dass zwei Dinge wesentlich für die Ausübung der Lockjagd sind: Kenntnis der tierischen Laute und möglichst naturgetreue Wiedergabe bestimmter Laute. Und dieses Jagen lernt man eben nur aus Erfahrung. Zu dieser Erfahrung gehört, die Lock- und Reizlaute draußen in der Natur erst einmal zu hören, um sie sich genau einzuprägen. Danach erfolgt ständiges Üben dieser Laute bei der Wiedergabe, am besten auf „Hand und Mund“. Sie sind die wichtigsten Lockinstrumente des Jägers, denn sie haben den Vorteil, dass man sie immer „dabei hat“. Erst, wenn man in der Lage ist, diese Laute naturgetreu wiederzugeben, sollte man sie in der Praxis verwenden.
Natürlich gibt es auch sehr gute Lockgeräte. Sie helfen dem Jäger, der die verführerischen Laute trotz allen Trainings „ohne Flöte“ nicht hinbekommt. Doch Vorsicht: Wie beim Musikinstrument auch, entscheidet der Spieler, ob Ohrenschmaus oder Ohrengraus herauskommt. Also auch hier: Üben, üben, üben. Außerdem sind manche dieser Lockinstrumente recht empfindlich, dass schon ein Staubkorn oder Tabakkrümel ihre Funktion einschränkt oder sie unbrauchbar macht. Deshalb sollten „anfällige“ Lockinstrumente möglichst in einem Etui oder einer verschließbaren Holz-, Kunststoff- oder Pappröhre untergebracht sein.

Als spezielle Reizlaute für die Fuchsbejagung kommen die Hasenklage, die Kaninchenklage, der Mauspiff oder das Mäuseln in Frage. In Gewässernähe lässt sich der Fuchs auch mit dem Entenlocker (Scotch-Duckcall) recht gut reizen.
Nicht zu unterschätzen sind dabei die Sinnesorgane des Fuchses. Nase, Gehör und Auge sind optimal ausgebildet. Jede Bewegung und jedes Geräusch sind nach Abgabe von Reizlauten tunlichst zu vermeiden. Es sei denn, diese Geräusche sind durch Umweltgeräusche, wie z. B. Wind, Geplätscher eines Fließgewässers, Motorengeräusch oder ähnliches überdeckt. Ebenfalls ist jede hastige Bewegung beim In-Anschlag-gehen zu vermeiden. Mehr also noch, als bei bei der Ansitzjagd am Luderplatz, ist beim Reizen leise Bekleidung wichtig für den Jagderfolg, denn oft ist man plötzlich mit Reineke auf „Tuchfühlung“. Deshalb sollte bei Schneelage grundsätzlich ein Schneehemd getragen werden. Aber bitte nicht „blütenweiß“, schmutzigweiß ist angebrachter.

Weniger ist mehr

Und immer gilt: Einmal zu wenig gereizt oder gelockt ist immer noch besser, als zu viel musiziert. Unter Umständen läuft man dann nämlich Gefahr, ein Stück Wild, das sich den Locklauten schon genähert hat, zu vergrämen, weil es den Schwindel noch rechtzeitig bemerkt hat.
In stillen, frostklaren Nächten, ohne den fast schon obligatorischen „Geräuschhintergrund der Zivilisation“, z. B. einer Autobahn, vernimmt der Fuchs die Hasenklage auf Entfernungen bis zu 500 Meter. Es ist keinesfalls ungewöhnlich, wenn er sich nach dem Zustehen auf hundert oder hundertfünfzig Gänge auf die Keulen setzt, verhofft und erst einmal die „Lage peilt“! Jetzt wäre es falsch, sofort mit der Hasenklage zu quäken. Beobachten und abwarten ist in diesem Fall besser. Ist er unschlüssig, wäre es sinnvoll, jetzt zu mäuseln, entweder auf dem Daumennagel, mit gespitztem Mund oder mit dem Korken des „Flachmanns“ durch Reiben des Korkens an der Flasche.

Der Fuchs ist bei weitem nicht so an den Bau gebunden wie z. B. der Dachs. Der überwiegende Teil seines Lebens spielt sich über der Erde ab. Eine Ausnahme bildet die Ranzzeit. So ist der Fuchs im Waldrevier tagsüber häufig bei trockenem Wetter in Nadel- und Laubholzdickungen anzutreffen. Im Winter bevorzugt er hierin gern sonnige Plätze. Im Feld befindet sich sein Tagesunterschlupf gern in hoher Deckung wie z. B. in Schilf und Röhrrichtflächen sowie in Hecken, Straßenböschungen und Feldgehölzen. Diese Örtlichkeiten sowie auch seine Pässe muss der Lock- und Reizjäger natürlich kennen.
Und noch ein Merksatz: „Fuchs und Sau halten Holz“! Das bedeutet in der Praxis, dass beide Wildarten, soweit es ihnen möglich ist, jegliche verfügbare Deckung ausnutzen. Nicht umsonst sind Fuchspässe oft auch Schwarzwildwechsel, besonders von alten und erfahrenen Stücken. Umgekehrt natürlich genauso. Das Zusammenspiel ihrer Sinne nutzen beide und diese Sinne werden auch vom erfolgreichen Jäger beansprucht.

Den Tag zur Nacht gemacht

Die Reizjagd ist übrigens nicht nur auf die Nachtstunden beschränkt, in denen der Fuchs ja sowieso auf den Läufen ist. Selbstverständlich kann man auch tagsüber reizen. Man muss nur die beliebten Tagesunterschlüpfe des Fuchses kennen. Unter Berücksichtigung des Windes und unter Ausnützung entprechender Deckung kann man z. B. einen Fuchs auch aus einer sonnenbeschienenen Kultur zum Zustehen bringen, wenngleich er bei der Tagesreiz länger auf sich warten lässt und erheblich vorsichtiger ist. Es kommt häufig vor, dass er dann zehn Minuten und länger am Deckungsrand verhofft, bevor er endgültig zusteht. Wehe dem Jäger, dessen Sinne und Ausdauer schlechter ausgeprägt sind als die des Fuchses. Er wird kein Waidmannsheil haben und an der Wirksamkeit der Reizjagd zweifeln.
Gerade tagsüber kann einem der Vogelangstruf, insbesondere der der Amsel, eine große Hilfe sein. Der erfahrene Jäger wird das aufgeregte „’tschick, ‚tschick, ‚tschick, ‚tschick“ der Amsel als Hinweis auf anwechselndes Schalenwild deuten, während ihm das verhaltene, ängstliche „’tug, ‚tug, ‚tug“ nicht Hirsch oder Sau, sondern Raubwild signalisiert.
Auch die Ansitzeinrichtungen sind ein wichtiger Punkt. Reizstände am Boden haben den Vorteil, dass sich die Reizlaute in „Wildhöhe“ befinden. Wer meint, er müsse noch mäuseln, wenn sich der Fuchs bereits auf 70 oder 80 Meter einer neun Meter hohen Kanzel genähert hat, wird vielleicht seine winkende Lunte sehen. Wer auf solchen Kanzeln sitzt, sollte in so einer Situation lieber abwarten, bis er breit steht und ihn mit der kleinen Kugel strecken.

Sollte einmal an einem guten Reizstand ein Fuchs nicht zustehen, so ist dies nicht weiter tragisch. Entweder er war nicht „zu Hause“ oder satt oder hatte einfach keine Lust zuzustehen. Auch das gibt es. Andererseits habe ich selbst erlebt, wie im Herbst eine Fähe mit einem Kaninchen im Fang trotzdem auf die Hasenklage zustand. Sie konnte den „Hals“ oder besser den „Fang“ scheinbar nicht voll genug kriegen. Doch das Beispiel zeigt: Mitentscheidend für den Erfolg bei dieser Jagdart ist eben auch, dass das Wild überhaupt geneigt ist, zuzustehen. Ist das nicht der Fall, und bei genannter Fähe hätte man eigentlich davon ausgehen müssen, ist oft alles Locken, Rufen und Reizen umsonst.
Damit verliert der ehemals erfolgreiche Reizstand noch lange nicht seine Berechtigung, es sei denn, der Fuchs ist verreizt, beschossen oder sonstwie vergrämt. Dieser Fuchs wird in Zukunft diesen Bereich meiden. Aber es gibt ja auch noch andere Füchse – reichlich.

 

Jungfuchs
(Symbolbild: Pixabay/ tommileew)
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