(Symbolbild: Pixabay/ torstensimon)
Ein Dach über dem Kopf, Platz für Rucksack, Hund und Gewehr und ein ordentliches Bauwerk in der Landschaft: der Hochsitz mit Seiteneinstieg.
Das Wort Hochsitz weckt bei vielen Jägern Wünsche und Zweifel zugleich: Wünsche, weil man in der einen oder anderen Revierecke gern eine so komfortable Ansitzeinrichtung stehen hätte, Zweifel, weil so mancher Bauherr Bedenken hat, die etwas aufwändigere Herstellung mit einem gekonnten Werk abschließen zu können.
Dieser freistehende, offene und überdachte Hochsitz mit Seiteneinstieg, der komplett im Revier gefertigt werden kann, lässt sich aber problemlos nachbauen. Alle Rundhölzer und Halblinge sind aus Douglasienholz, da dieses gegen Nässe sehr resistent und zudem langlebig und relativ leicht ist. Kanthölzer, Dachlatten und Bretter sägt man zuvor aus Kiefernstämmen oder kauft sie im Bauhandel. Lediglich die Hochsitzständer, Leiterholme und Sprossen müssen geschält werden.
Der Bau beginnt mit den vier Basisständern des Hochsitzes. Damit sie auch quadratisch zueinanderstehen, benötigt man als Erstes ein Hilfsquadrat mit einem Innenmaß von 160 Zentimetern. Dieses baut man aus vier Holzleisten und einer Mittelstrebe, die durch Flügelschrauben verbunden werden. Das vorgefertigte Quadrat wird am zukünftigen Standplatz des Hochsitzes auf den Waldboden gelegt und dieser in den Ecken mit Sprühfarbe markiert. An diesen Stellen werden anschließend 80 Zentimeter tiefe Löcher ausgehoben, in denen die Grundständer A (Länge 560 cm, Ø etwa 13 cm) und B (Länge 575 cm, Ø etwa 13 cm) versenkt werden. Da die Ständer innerhalb des Quadrates genau im 90-Grad-Winkel zueinander stehen, misst die äußere Entfernung zwischen zwei Rundhölzern jeweils 160 Zentimeter. Nach und nach schüttet man die Löcher zu und stampft zwischendurch mit einem Kantholz das Erdreich wieder fest.
Im Anschluss daran werden die Ständer mittels eines Hilfskranzes und der Wasserwaage ausgerichtet. An allen vier Ständern wird eine Höhe von 330 Zentimetern abgemessen und mit Kreide markiert. Dann nagelt man dort die erste 145 Zentimeter lange Dachlatte des Hilfskranzes von außen an den Ständer A1 und richtet sie waagerecht aus, um sie danach an A2 anzubringen (gleicher Vorgang an B1 und B2). Die kürzeren Dachlatten mit 140 Zentimeter Länge befestigt man entsprechend erstens an A1 und B1 und zweitens an A2 und B2. Da der Kranz die Ständer gänzlich umschließt, werden diese damit im benötigten Abstand ausgerichtet und gesichert. Erst bei der Anfertigung des Fußbodens wird der Hilfskranz wieder entfernt.
Jetzt wird in 60 Zentimetern Bodenhöhe ein Kranz aus etwa zehn Zentimeter dicken Halblingen gebaut. Die jeweils 170 Zentimeter langen Bodenkranzhalblinge C1 und C2 stehen nach dem Annageln an beiden Seiten der Ständer A und B etwa fünf Zentimeter über. Die je 155 Zentimeter langen Halblinge D1 und D2 werden nun auf die Ständer A1 und A2 sowie B1 und B2 genagelt. Das Anbringen des Bodendiagonalkreuzes, bestehend aus zwei je 225 Zentimeter langen und ungefähr zehn Zentimeter starken Halblingen, dient der Stabilisierung. Halbling E1 wird diagonal auf die Kranzseiten C1 und C2 genagelt. E2 wird quer darüber ruhend angebracht.
Weiter geht es mit der Anfertigung des Fußbodens. Als Auflagen für die Fußbodenbretter werden in 280 Zentimeter Höhe die Ständer B1 und B2 an ihren Innenseiten mit einem 245x10x8 Zentimeter starken Kantholz F1 und danach die Ständer A1 und A2 innen mit einem 150x10x8 Zentimeter messenden Kantholz F2 mittig verbunden. Das Kantholz F1 ragt dabei an der Einstiegsseite des Hochsitzes etwa einen Meter über den Ständer B2 hinaus.
Als nächster Arbeitsschritt erfolgt die Seitenstabilisierung des Hochsitzes durch das Anbringen der Diagonalkreuze G1 und G2. Begonnen wird damit, dass der Halbling G1 rechts auf dem Bodenkranzhalbling D1 aufliegend angenagelt wird. Er führt diagonal nach oben und endet in Höhe der Oberkante der Fußbodenauflage F2 am Ständer A1.
G2 wird links auf D1 aufgesetzt und schräg zum Ständer A2 führend ebenso angebracht. Analog dazu wird mit den restlichen drei Seitendiagonalkreuzen, bestehend aus den verbleibenden ebenfalls 260 Zentimeter langen und etwa acht Zentimeter dicken Halblingen verfahren. Nun können schon die Fußbodenbretter verlegt werden. Die gesamte Bodenfläche beträgt 145×140 Zentimeter.
Bei diesem Hochsitz wurden sechs Bretter (H) in den Maßen 140x24x5 Zentimeter verwendet. Wahlweise ist es jedoch auch möglich, Fußbodenbretter anderer Abmessungen einzufügen. Im Bereich der Ständer müssen passgenaue Ausschnitte für die Bodenbretter erfolgen.
Auf einer Linie mit B1 und B2 wird der noch fehlende 525 Zentimeter lange Leiterständer J ebenfalls in 80 Zentimeter Bodentiefe eingelassen. Hierbei beträgt der Abstand von Ständeraußenkante B2 zu Außenkante Rundholz J rund 85 Zentimeter. In 285 Zentimeter Höhe wird die Fußbodenauflage F1 so an den Leiterständer J angebracht, dass noch etwa 15 Zentimeter rechts überstehen.
Um die Fixpunkte der Leiterständer-Verbindungen zu markieren, misst man an den Ständern B2 und J jeweils 105 sowie 210 Zentimeter ab. Oberhalb dieser Markierungen werden anschließend die 110 Zentimeter langen und neun Zentimeter dicken Ständerverbindungen K1 und K2 mittig befestigt.
Jetzt beginnt der Leiterbau: Auf dem Erdboden fertigt man aus einem 460 Zentimeter langen und etwa 13 Zentimeter dicken Douglasienstamm die Leiterholme, indem der Baumstamm in der Mitte längs aufgetrennt wird ohne ihn jedoch komplett zu teilen. Bleiben nämlich Anfang und Ende des Stammes zunächst unaufgesägt, kann man die 13 Einkerbungen für die Leitersprossen problemlos in einem Arbeitsgang und absolut symmetrisch zueinander einschneiden. Dadurch ist ein gleichmäßiger Sprossenabstand (30 Zentimeter) garantiert.
Nach dem Durchtrennen des Stammes werden die erste Leitersprosse M13 und die letzte Leitersprosse M1 aufgenagelt. Darauf folgen alle weiteren elf Sprossen, wobei M1 und M2 im Gegensatz zu allen anderen, die eine Länge von 80 Zentimeter aufweisen, zehn Zentimeter kürzer sind, damit sie zwischen die Ständer B2 und J passen. Sämtliche Sprossenhalblinge haben eine Stärke von ungefähr neun Zentimetern.
Die Leiter wird jetzt umgedreht und zwischen den Sprossen M3 und M4 werden auf beiden Holmen drei Zentimeter tiefe Kerben eingesägt, so dass die Leiter anschließend in das Fußbodenkantholz F1 eingerastet und die Leiterholme mit 160er Nägeln an F1 festgenagelt werden können.
Obwohl die Leiter nun schon stabil steht und eigentlich nicht mehr wegrutschen kann, ist das Anbringen einer Zusatzsicherung U (Halbling-Länge 95 cm, Ø etwa 9 cm) empfehlenswert. Dieser Sicherungshalbling ruht auf der Sprosse M9 am Holm L2 und führt waagerecht nach hinten zum Ständer J.
Mit dem Hochsitzkorb geht es weiter. Dessen Höhe sollte in Abhängigkeit von der Körpergröße des Schützen zwischen 1,05 und 1,10 Metern liegen. Beim hier beschriebenen Hochsitz wurden pro Seite zwölf ungeschälte Halblinge mit einem Durchmesser von ungefähr acht Zentimetern verwendet.
Der oder die Hochsitzbauer starten mit dem Annageln der zwölf 150 Zentimeter langen Korbhalblinge der Seite N1. Als Abschluss wird die Gewehrauflage O1 (Dachlatte 140x6x4 cm) befestigt. Da sich der Hochsitz nach oben verjüngt, stehen die Halblinge am Ständer A1 teilweise über. Daher werden sie nun parallel zum Hochsitzständer gekürzt, wobei sie noch etwa vier bis fünf Zentimeter über den Ständer A1 hinausragen müssen.
Gegen diesen Überstand werden die ebenfalls 150 Zentimeter langen Korbhalblinge der Seite N2 geschoben, an die Ständer A1 und B1 genagelt und als Letztes darauf die Gewehrauflage O2 (140x6x4 cm) befestigt. Auch diese Halblinge müssen natürlich ebenfalls auf den nötigen Überstand gekürzt werden.
Dieses Verfahren wiederholt sich an der Korbseite N3. Hier wird allerdings eine 230 Zentimeter lange Dachlatte (O3) zum Abschluss an die Ständer B1, B2 und J angebracht. Sie dient nicht nur als Auflage für das Gewehr, sondern auch als Haltegriff und Absicherung beim Besteigen des Hochsitzes.
Ehe es mit der Befestigung der Sichtblende weitergeht, werden die Dachlattenträger, bestehend aus zwei Kanthölzern P von 190x8x6 Zentimetern Länge, angebracht. Das benötigte Dachgefälle ergibt sich dabei schon automatisch aufgrund der unterschiedlichen Längen der jeweiligen Ständerpaare A und B.
Träger P1 wird innenseitig bündig an die Ständer-Enden von A1 und B1 gehalten und mittig angenagelt. Die gleiche Prozedur erfolgt mit dem Dachlattenträger P2 sowie den Ständern A2 und B2.
So wie der Hochsitzkorb erstellt wurde, erfolgt nun das Anbringen der Sichtblenden R1 bis R3, die aus jeweils vier übereinanderliegenden Halblingen von ungefähr acht Zentimetern Durchmesser bestehen. Alle Halblinge, bis auf die der Hochsitzseite R4 (nur 65 cm), wurden auf 140 Zentimeter abgelängt. Der Abstand der Gewehrauflagen zu den Unterkanten der Sichtblenden sollte etwa 25 Zentimeter betragen.
Um die Einstiegsseite zu vollenden, wird zunächst ein Kantholz S von 190x8x6 Zentimetern Ausmaß, das als Türholm dient, in 70 Zentimetern Abstand zum Ständer A2 senkrecht auf den Fußboden gesetzt, wobei von Außenkante A2 bis Außenkante S gemessen wird. Die Oberkante des Türholms S nagelt man an den Dachträger P2. An der Unterseite wird der Holm mit einem durch den Boden getriebenen Nagel befestigt. Als zusätzliche Stabilisierung sollte ein Sicherungsklotz (15x8x6 cm) an der nach innen zeigenden Seite von S befestigt und durch den Boden genagelt werden.
Nun kann der Hochsitzkorb fertiggestellt werden, indem man die noch fehlenden zwölf 70 Zentimeter langen Halblinge der Seite N4 anbringt. Danach werden die Halblinge am Kantholz S bündig abgeschnitten und als Abschluss die 65 Zentimeter lange Gewehrauflage O4 befestigt.
Im Anschluss daran wird die letzte Sichtblendenseite R4 gefertigt. Dazu nagelt man die vier 65 Zentimeter langen Halblinge an den Ständer A2 sowie den Türholm S an und sägt sie bündig ab.
Jetzt kommt das Dach: Dazu verbindet man die Dachlattenträger P1 und P2 mit sechs jeweils 190x8x6 Zentimeter starken, parallel zueinander liegenden und möglichst mittig ausgerichteten Dachlatten T. Die beiden äußeren Dachlatten T1 und T6 schließen bündig mit den Endkanten der Träger P ab, während die restlichen Dachlatten T2 bis T5 gleichmäßig auf die verbleibende Weite verteilt und dann an P1 und P2 genagelt werden.
Anschließend werden zwei sich überlappende (je 200×100 cm große) Onduline-Platten als Dach angebracht. Das Dachgefälle, das sich aufgrund der unterschiedlichen Längen der Hochsitzständer von selbst ergibt, muss sicherstellen, dass Regenwasser weder auf die Leiter noch in die mutmaßliche Hauptschussrichtung abläuft.
Zum Abschluss geht es an den Innenausbau: Die Ständer A1 und A2 sowie B1 und B2 werden in 45 Zentimetern Höhe (ab Fußboden) mit je einer 139x6x4 Zentimeter starken Dachlatte verbunden. Darauf ruht das 139x23x5 Zentimeter große Sitzbrett.
Selbstverständlich kann auch eine festmontierte Bank mit Rückenlehne zwischen die Ständer A1 und A2 gebaut werden. Dadurch würde sich aber die Hauptschussrichtung von der Hochsitzseite N2 zur Seite N3 ändern.
Um die Lebensdauer des Hochsitzes zu erhöhen, können sowohl die Ständer im unteren Teil als auch das Fußbodenauflagekantholz F1 im Bereich zwischen den Ständern B2 und J mit Streichbitumen behandelt werden. Die Ständer sollten dann allerdings einige Tage zuvor eingestrichen werden, damit sie beim Bau trocken sind. Auch die Leiterholme sollte man bis zur Sprosse M 12 einlassen. Zusätzlich kann unter jeden Holm als Vorsorge gegen Verrottung ein Brett gelegt werden.