Erfahrungen von 17 Bodenjägern:
Man kann aus den Erfahrungen und Erkenntnissen anderer immer noch etwas dazulernen. Das dachte auch ein Bodenjäger aus Ostfriesland und verschickte an 20 Teckel- und Terrierführer, die bisher 11 720 (!) Füchse arbeiteten, Fragebögen, in denen alle Kern-Bereiche dieser reizvollen Jagdart abgefragt wurden.
Von Claas Jannsen
Das Ergebnis aus den eingegangenen 17 Antwortbögen von Baujägern aus ganz Deutschland wurde zusammengefasst und bestätigt einige gängige Vorstellungen. Es enthält aber auch eine Reihe Neues. Die erste Frage aus dem umfangreichen Katalog lautet:
Welche Hunde für die Baujagd?
Von allen Befragten wurde der Brustumfang der Hunde als wichtiges Kriterium für den Einsatz im Fuchsbau angesehen. Das Idealmaß wurde mit 35 bis 40 Zentimetern angegeben. Als Obergrenze akzeptieren einige 45, einer sogar 48 Zentimeter. Folgende Wesensmerkmale und Verhaltensweisen werden angestrebt: Der Erdhund muss über eine gesunde Raubwildschärfe verfügen, ohne „blindscharf“ zu sein. Hunde, die ohne Wenn und Aber unter der Erde zupacken, sind für die Baujagd nicht geeignet und verursachen nur Ärger und Probleme. Der gute Bauhund soll zwar rangehen und den Fuchs durch lebhaftes Bedrängen locker machen, aber nicht stumpf vorliegen und erst nach vielen Stunden wieder herauskommen.
Die meisten Baujäger sehen – vor allem wegen der sprunghaft angestiegenen Dachsbesätze – einen Vorteil darin, wenn die wehrhaften Erdmarder von den Hunden gemieden werden. Das ist mit blindscharfen Hunden nicht zu machen. Die Idealvorstellung ist, dass Baue, die von Dachsen besetzt oder auch leer sind, vom Hund gar nicht erst angenommen werden. Der gute Bauhund soll möglichst nur dann einschliefen, wenn Reineke zu Hause ist. Ferner muss sich der vierläufige Jagdhelfer aus dem Einschlag oder nach dem Sprengen ohne Probleme abnehmen lassen. Auch sollte er seinen Artgenossen gegen-über verträglich sein. Voraussetzung für jeden Bauhund ist es, am Raubwild unter der Erde anhaltend Laut zu geben – aber eben nur dann. Völlig unbrauchbar sind nach Meinung aller Befragten baulaute Hunde. Nicht selten wird dem Führer selbst Schuld an einem solchen Missstand zugewiesen. Wer anfangs durch heftiges Anrüden seinen Vierläufer in den Bau komplimentiert hat, muss sich nicht wundern, wenn er später nicht nur im leeren Bau herumbellt, sondern auch noch zu lange drin bleibt.
Alle Befragten ziehen den „Flieger-Typ“ dem reinen „Steher“ vor, weil er Vorteile bietet. Einmal macht er den Fuchs unter der Erde nervös und bringt ihn eher zum Springen als einer, der den Roten stundenlang im End-rohr bindet. Und zum anderen sorgt er durch sein ständiges Auftauchen über der Erde für einen lebhaften Jagdablauf. Dazu kommt, dass ein Flieger in der Regel seltener geschlagen wird als ein Steher. Für Hund und Führer ist das allemal besser. Kein Bauhund kommt als Alleskönner zur Welt. Erst auf dem Schliefplatz und vor allem in der rauen Praxis kann er sich unter kluger Führung zu einem Baujagd-As entwickeln, seinen Jagdverstand schulen und weiterentwickeln.
Wann steckt der Fuchs im Bau?
Die Monate September und Oktober hält nur einer der Befragten für einigermaßen erfolgversprechend. Mit Verlauf des November steigt die Wahrscheinlichkeit, Reineke auch mal unter Tage anzutreffen und im Dezember geht es richtig los. Als die bes-te Zeit wurde übereinstimmend Ende Dezember mit Steigerung im Januar und abfallender Tendenz zum Ende des Monats Februar angekreuzt.
Da die Haupt-Ranzzeit gebietsweise unterschiedlich stattfindet, weichen auch die zeitlichen Schwerpunkte (im Süden früher, im Norden später) ein wenig voneinander ab. Ab Ende März ist dann mit den ersten Gehecken zu rechnen. Schon Ende April ist die Fähe nicht mehr so oft im Bau und im Mai kaum noch am Tage beim Geheck. Der Satz: „Sauwetter ist Bauwetter” hat offensichtlich auch weiter seine Berechtigung. Bei schlechtem Wetter, Schnee, Regen und besonders Sturm ist der Fuchs eher im Bau anzutreffen als bei strahlendem Sonnenschein. Dieser Umstand hat jedoch hauptsächlich für diejenigen größere Bedeutung, die einen Jagdtermin kurzfristig planen und durchführen – und das sind von den „Profis“ unter den Bauhundführern die wenigsten. Die sind nämlich in der Hauptsaison meistens weit im Voraus „ausgebucht“ und dann muss man halt mit dem Termin einverstanden sein, der noch frei ist. Oft wundert sich auch der ausgebuffteste Fuchsjäger allerdings, dass auch bei bestem Wetter die roten Freibeuter im Bau angetroffen werden. Es gibt hier also keine bombenfesten Garantien. Aber in einem Punkt sind sich alle einig: Schnee ist immer gut!
Was kann ich von außen sehen?
Am Bau selber kann man an Spinnweben, Gras und mit Laub zugewehten Röhren recht gut erkennen, ob der Bau überhaupt angenommen und befahren ist. Eigenartigerweise behaupten mehrere der Befragten Personen, dass sie in der Lage sind, mit den Augen festzustellen, ob der Fuchs an diesem Tag tatsächlich steckt. Die Mehrzahl traut dieses nur ihrem firmen Bauhund zu, was auch ich für realistischer halte. Mit größerer Sicherheit kann man von außen erkennen, ob der Bau von Meister Grimbart bewohnt wird (Spuren, Geschleif, Kotgruben ect.) und der Graue steckt bekanntlich immer.
Nur einer meint auch „mit hoher Wahrscheinlichkeit“ allein an der typischen Fuchswittrung am Bau sicher sagen zu können, dass Reineke tatsächlich steckt. Meines Erachtens ist es völlig irrelevant, vom Geruch auf den steckenden Fuchs zu schließen. Er besagt nur, dass ein Fuchs irgendwann da gewesen ist.
Wie sollte die Arbeit ablaufen?
In jedem Bau einen Hund alleine arbeiten zu lassen, ist für die Hälfte der Befragten selbstverständlich. Besonders von den Terrierführern werden mehrere Hunde nur in Ausnahmefällen und nur nacheinander eingesetzt. Teckelführer arbeiten hingegen oft mit zwei, an besonders großen Bauanlagen auch mit mehreren Hunden zugleich. Am Kunstbau wird nur von wenigen ein zweiter Hund gleichzeitig geschnallt.
Und dann folgt ein Punkt, bei dem die Meinungen „meilenweit“ auseinander liegen. Es geht darum, ob es ratsam ist, einen hochläufigen Hund zum Verfolgen, Abtun und Bringen von Füchsen, die nicht im Knall liegen, mit an den Bau zu nehmen. Acht der Befragten haben damit schlechte Erfahrungen gemacht und lehnen es rundweg ab. Sie sind der Meinung, große Hunde stören bei der Baujagd mehr als sie helfen. Andere hingegen vertreten die Ansicht, dass ein standruhiger, verträglicher und natürlich raubwildscharfer Vorstehhund im Sinne des Tierschutzes und der Strecke auch bei der Baujagd unverzichtbar ist, da nur er schlechte Schüsse auszubügeln vermag. Die Empfehlung eines Befragten, große Hunde im Auto zu belassen und nur zur Nachsuche zu holen, bringt in der Regel auch nicht viel, denn oft geht es um Sekunden.
Wann springt welcher Fuchs?
Hier ist man sich durch die Bank einig, dass es davon abhängt, ob Reineke mitbekommen hat, dass „sich oben etwas Verdächtiges tut“ oder nicht. Ruhe beim Angehen und Abstellen wie Beachtung des Windes wird von allen Baujägern verlangt. Auch aus gut angelegten Kunstbauen springen etwa zehn Prozent der Füchse nicht. Wenn im Januar noch bis zu 80 Prozent der Füchse springen, sinkt die Zahl besonders wegen der dann dickgehenden ersten Fähen im späten Februar auf etwa 60 Prozent.
Aber es gibt auch Rotröcke, die durch eine Verletzung (beispielsweise wenn sie laufkrank oder stark von Räude befallen sind), um nichts in der Welt dazu bewegt werden können, den sicheren Bau zu verlassen. Dann muss gegraben werden, was erfahrungsgemäß in Einröhren-Bauen im Feld häufiger geschieht als im Wald an großen Burgen.
Beim Graben scheiden sich wiederum die Geister der Baujagd-Profis. Die eine Hälfte der Befragten macht nur einen Einschlag um dem Hund im Notfall zu helfen, die andere schlägt den Bau auf, sowie der Hund fest vorliegt. Natürlich spart das Zeit, verhindert kalte Füße und bringt mehr Strecke, aber auch bei fachgerechtem Wiederherrichten der Einschläge, nimmt mancher gute Bau dabei dauerhaften Schaden.
Nur jeder Dritte der 17 Baujäger arbeitet an Dachsen. Um mit dem Gesetz nicht in Konflikt zu geraten, befürworten fast alle eine verlängerte Jagdzeit, möglichst bis zum 31. Januar. Auch wenn man meistens erkennt, ob ein Bau vom Dachs befahren ist, kann es nämlich vorkommen, dass Grimbart unerwartet im reinen Fuchsbau angetroffen wird. Dann ist guter Rat teuer.
Es hat unbestrittene Vorteile, einen dachsreinen Bauhund zu führen. Nicht nur, weil man dann auch an den großen Burgen arbeiten kann, in denen zugleich auch Reineke gern sitzt. Aber wie bekommt man einen solchen? Die gelegentlich empfohlene Möglichkeit, mit E-Reizgeräten den Hund dachsrein zu machen, ist Unsinn und wird von allen kategorisch abgelehnt. Entweder der Hund lernt es von sich aus, oder er wird weiter an jedem Dachs stehen. Hier entscheidet wiederum der bereits zitierte (und „unbezahlbare“) Jagdverstand des Bauhundes. Die Bejagung der vielen Dachse wird als unbedingt notwendig angesehen.
Manche Bauhunde (Terrier eher als Teckel) tun den Fuchs im Bau ab. Das wird von allen als sehr negativ angesehen, führt leicht zu Verletzungen der Hunde und in fast allen Fällen muss der verendete Fuchs dann gegraben werden.
Auf die Frage nach der Tages-Durchschnitts-Strecke wurde klar, dass aktive Baujäger, die sehr viele Füchse sprengen, oft in Gebieten mit hohen Fuchsbesätzen zum Einsatz kommen. Deshalb ist ihre Strecke von zwei bis vier Füchsen pro Tag nicht als Maßstab zu verallgemeinern.
Der „Durchschnittsjäger“ erreicht das nur selten. Dabei ist auch für die sehr Aktiven der Satz: „Fast jede Baujagd ist anders“, immer noch gültig, und Überraschungen nach oben oder nach unten sind allemal die Regel.
Wie wichtig sind Kunstbaue?
Kunstbaue werden zur effektiven Bejagung der Füchse von allen als sehr wichtig angesehen. Die Theorie, dass Bau-Systeme mit nur einer Ausfahrt besser von den Rotröcken angenommen werden als welche mit zwei Endröhren, stellte sich bei dieser Umfrage als nicht zutreffend heraus. Manche halten die Bauweise mit zwei Ausgängen sogar für besser.
Das Material der Rohre ist aus Beton. Etwa 60 Prozent haben auch mit preiswerteren Kunststoff-Drainagerohren gute Erfahrungen gemacht, auch wenn diese nur einen Innendurchmesser von 18,5 Zentimetern aufweisen. Bei den Betonrohren empfehlen die meisten einen Durchmesser von 20 Zentimetern, einige Terrierführer bevorzugen bis 25 Zentimeter lichter Weite.
Unter acht Metern Rohrlänge, da ist man sich einig, sollte ein Kunstbau nicht haben. Nach dem alten Trapper-Motto: „Die Länge fängt“, empfehlen die Profis einen möglichst zwölf bis 15 Meter langes Rohrteil. Beim Kessel wird die runde Form aus Beton bevorzugt. Mörtelkübel aus PVC sind da, wo man mit Beton nicht hinkommt, für die Hälfte durchaus eine Alternative. Holz wird als nachteilig empfunden. Die Isolierung des Kessels wird von den meisten als unbedeutend angesehen. Wichtiger ist ihnen, dass man leicht an den Kessel herankommt. Für die meisten reicht eine Erdreich-Abdeckung von etwa 20 Zentimetern aus.
Eine weitere Empfehlung: Bei EinrohrSystemen sollten die beiden Stränge frühestens nach einem Meter, besser nach zwei Metern zusammengeführt werden. Der Boden des Kessels – etwa 60 Zentimeter im Durchmesser und 40 Zentimeter in der Höhe – muss die höchste Stelle im Bau sein. Mit weißem Sand als Bodenbelag, darunter Steine oder ein Gitter, hat man die besten Erfahrungen gemacht. Leider, und das wird zu wenig bedacht, sind viele Kunstbauten „ungepflegt“. Die Revierinhaber wundern sich dann, wenn der anfängliche Erfolg ausbleibt. Die Lösung: Einmal im Herbst muss „Großreinemachen“ auf dem Programm stehen, sonst hat man alle Kosten und Mühen vergeblich getätigt und das Interesse an der Baujagd sinkt. Lange Verrohrungen in der Feldflur sind oft erfolgreicher als der beste Kunstbau.
Ortungsgeräte zur Sicherheit
Die meisten der 17 befragten Personen sagten klipp und klar: „Nie mehr ohne Bauhundfinder!“ Beide auf dem Markt in Deutschland erhältlichen Ortungsgeräte arbeiten gut. Die Genauigkeit wird beim „Debbens Ferriet Finder“ etwas größer eingeschätzt, aber dafür mangelt es ihm an der Reichweite. Das „Ortovox“ Gerät arbeitet hingegen erheblich besser auf weitere Entferung. Wer auch Bauten mit über 2,50 Metern Tiefe bejagt, der kann nur mit dem Ortovox Ergebnisse erzielen. Der Sender von Debbens hat den Vorteil, dass er leichter ist, ein Vorteil für kleine Hunde. Die Kontakte beim Debbens sind nicht immer sofort da. Wer die Baujagd auch an Naturbauen betreibt, wird auf Dauer nicht ohne einen Bauhundfinder auskommen. Das mindert das Risiko für den vierläufigen Jagdhelfer erheblich. Beim Einsatz in engen Geheckbauen sollte der Brustumfang des Hundes 35 Zentimeter nicht überschreiten. Die Mehrzahl der Befragten ist der Meinung, dass führende Fähen sich dem Hund gegenüber agressiver verhalten als sonst.
Gehecke werden auch im Kunstbau angetroffen. Mehrere Jäger empfehlen: Am Kunstbau Jungfüchse mit den Hunden arbeiten, in Naturbauen sollte man sie mit der „Eberswalder Jungfuchsfalle“ wegfangen, denn die Welpen springen eh nur in Ausnahmefällen.
Auf leisen Branken versucht sich Reinecke davon zu stehlen |