20.05.2014
Die Diskussion um die geplante Einschränkung der Gänsejagd in Ostfriesland erhält neuen Auftrieb: Am 15. Mai übergaben Vertreter der ostfriesischen Jägerschaften und der Landesjägerschaft Niedersachsen mehr als 6000 Unterschriften aus Ostfriesland an die Vorsitzende der SPD-Landtagsfraktion, Johanne Modder.
Unterschriftenübergabe vor dem Niedersächsischen Landtag am 15. Mai in Hannover: (von links) der agrarpolitische Sprecher der SPD-Fraktion Wiard Siebels und SPD-Fraktionsvorsitzende Johanne Modder, LJN-Bezirksvorsitzender Wilke Siebels, Jägerschaftsvorsitzender Onno Reents, LJN-Geschäftsführer Dirk Schulte-Frohlinde sowie die SPD-Abgeordneten Hans-Dieter Haase und Gerd Will. (Foto: LJN/mh) |
Mit dabei waren auch die beiden SPD-Landtagsabgeordneten Hans-Dieter Haase und Gerd Will sowie der agrarpolitische Sprecher der SPD-Fraktion, Wiard Siebels.
Die Jägerschaften in Ostfriesland halten eine Novellierung der Jagdzeitenverordnung, wie sie das von Minister Christian Meyer (Grüne) geführte Agrarministerium plant, für nicht erforderlich. Durch die stark gestiegenen Gänsepopulationen sei die Artenvielfalt in den Vogelschutzgebieten gefährdet, bedrohte Wiesenvogelarten würden durch das Verhalten der Gänse verdrängt. Außerdem seien wertvolle Binnengewässer durch den Nährstoffeintrag, für den die Gänsemassen sorgten, in ihrer biologischen Stabilität bedroht.
Vor diesem Hintergrund sei eine Einschränkung der Gänsejagd nicht nachvollziehbar. Vielmehr sei es notwendig, auch die bisher geschützte Weißwangengans in die Bejagung zumindest außerhalb der Schutzgebiete mit einzubeziehen, da auch diese zunehmend gravierende Schäden verursache. Hier beziehen sich die ostfriesischen Jäger auf entsprechende Regelungen im benachbarten Schleswig-Holstein.
Auch die Landwirte sind durch die Gänsemassen stark sensibilisiert: So gebe es neben den Zugvögeln, die nach ihrer Rast weiterfliegen, immer mehr Sommergänse, die als Standvögel dauerhaft an der Küste und im Hinterland bleiben. Die Ausgleichszahlungen für die Schäden, die durch die ziehenden Gänse in den Schutzgebieten verursacht würden, würden schon jetzt nicht ausreichen. Für den Ausgleich der Schäden, die die brütenden Graugänse anrichteten, gäbe es gar keine Regelung. „Damit die Populationsentwicklung nicht völlig aus dem Ruder läuft, wird eine Intensivierung der Jagd unerlässlich sein“, teilte Erich Hinrichs, Präsident des Landwirtschaftlichen Hauptvereins für Ostfriesland, mit. Auch er fordert eine Berücksichtigung dieser Umstände bei der Neuregelung der Jagdzeiten auf Federwild.
Vor diesem Hintergrund haben die ostfriesischen Jägerschaften in einem gemeinsamen Papier ihre konstruktiven Vorschläge zusammengefasst: Sie fordern, die Außendeichflächen ab sofort wieder für eine extensive Beweidung bereitzustellen. Ein großer Teil der Gänse könne durch eine gezielte Bejagung in diese Flächen umgelenkt werden. Außerdem wollen sie eine stärkere Berücksichtigung wissenschaftlicher Erkenntnisse und ein grenzübergreifendes Gänsemonitoring an der dänischen, niederländischen und deutschen Nordseeküste. Für ein umfassendes Gänsemanagement müssten wissenschaftliche Forschungsprojekte auf Grundlage einer belastbaren Datenbasis gefördert werden. Darüber hinaus solle der Einfluss der Gänse auf die Wiesenvogelpopulation mitbetrachtet und bewertet werden.
Aufgrund der offensichtlichen Ausbreitung der Gänse in Niedersachsen fordern die Jägerschaften grundsätzlich eine Bejagung in der Zeit vom 1. August bis zum 31. Januar – auch in den Schutzgebieten, sofern diese keine Gänseäsungsgebiete sind. In den Schutzgebieten soll die Jagd allerdings nur morgens bis 10.00 Uhr und abends ab 15.30 Uhr erlaubt sein, um eine Beunruhigung der Gänse am Tag zu minimieren. die Jäger versprechen sich davon eine gezielte Lenkung, gerade in sensiblen Flächen mit Neuansaat oder Getreide. Den Methoden, die in den Niederlanden und Belgien angewendet werden – Vergasen oder Totspritzen der nicht flugfähigen Gänse aufgrund von Überpopulation – wolle man nicht den Weg bereiten geschweige denn diese mittragen.
mh
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wildundhund.de/sonderhefte
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