Die Deutsche Wildtier Stiftung schätzt, dass in Deutschland auf 2,3 Millionen Hektar Grünfläche jedes Jahr mindestens 92 000 Rehkitze ausgemäht werden. Was sich dagegen in Obertiefenbach bewährt hat, verrät Ihnen Richard Günzel.
Metallstangen mit Aluminiumstreifen haben sich als effektiv erwiesen. Sie aufzustellen, kostet aber einiges an Zeit.
Foto: Richard Günzel
Die WuH-Redaktion rückte auch dieses Jahr wieder zum Wildvergrämen und Kitzretten aus. Im Testrevier Obertiefenbach mit seinen 540 ha Gesamtfläche gibt es etwa 250 ha bewirtschaftete Wiesen. Das erste Mal wird für gewöhnlich Anfang Mai Silo gemacht, gefolgt vom zweiten Silo-Schnitt und dem Heu-Schnitt gegen Ende Juni, wodurch besonders frisch gesetzte Kitze und Junghasen bedroht sind. Entsprechend müssen wir mehrfach mit erheblichem Zeit- und Personalaufwand raus ins Revier. Aber die Tatsache, dass seit fünf Jahren kein Kitz ausgemäht wurde, belegt, dass diese Anstrengungen es wert sind. Als Mittel der Wahl haben sich bei uns Scheuchen herauskristallisiert.
Bewährt haben sich besonders Metallstäbe mit Aluminiumstreifen und Plastiktüten. Diese irritieren das Rehwild auch bei leichtem Wind optisch und akustisch. Verstänkerungsmittel verstärkten die Wirkung nicht merklich. Durch unsere Präventionsmaßnahmen wurde die klassische Streife mit Vierläufer weitgehend hinfällig. Der vergrämende Effekt der Scheuchen verbraucht sich allerdings schnell, da die Ricken merken, dass von ihnen keine Gefahr ausgeht. Im Idealfall sollten die Scheuchen am Tag vor dem Schnitt gestellt werden, die Obergrenze liegt bei zwei Tagen.
Die Suche zu Fuß oder mit Drohne ist nur noch in Ausnahmefällen nötig.
Foto: Karl-Heinz Betz
In der Vergangenheit verlief die Kommunikation mit den Landwirten nicht immer reibungslos. Der Schnitttermin wurde uns mitunter so kurzfristig mitgeteilt, dass keine Zeit blieb, das Wild im Vorfeld zu vergrämen. Dadurch mussten die Kollegen und ihre Hunde ad hoc zusammengetrommelt werden. Im Extremfall wurden die Wiesen unmittelbar vor dem Traktor abgesucht. Dies führte zu unnötigen Kitzverlusten und Verstimmungen zwischen Jägern und Landwirten. In den vergangenen Jahren besserte sich das. Wir wurden früher informiert, konnten deshalb rechtzeitig Scheuchen setzen und die anfallende Arbeit im Vorfeld koordinieren. Im Fazit braucht man also nicht modernste Technik, wenn die Beziehungen zur Jagdgenossenschaft stimmen und man ausreichend Vorlauf sowie genug Leute zur Verfügung hat.