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Welpenkauf – Euphorie macht blind

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Theodor Heßling

Es ist immer eine spannende Sache, wenn ein Welpe ins Haus kommt. Für Erstlingsführer gilt dies umso mehr. Doch bei allem Enthusiasmus darf die Sorgfalt bei der Auswahl von Züchter und Welpe nicht auf der Strecke bleiben.

Der so genannte Biotonus-Test zeigt, mit wieviel Engagement der Welpe nach seiner Mutter sucht. Dies lässt Schlüsse auf die spätere Willensstärke des Hundes zu. (Fotos: Theodor Heßling)

Der Kauf eines Jagdhundewelpen will gut überlegt sein. Man bindet sich über ein Jahrzehnt an einen neuen Kameraden, mit dem man in der Jagdausübung eine Einheit bilden und zum Erfolg kommen möchte. Gleichwohl muss auch gründlich überlegt werden, für welche Arbeiten der zukünftige Jagdhelfer eingesetzt werden soll. Dies ist ebenfalls ein bedeutender Faktor, der oftmals außer Acht gelassen wird. Erfordern die Jagdmöglichkeiten vielleicht ausschließlich einen Spezialisten für Nachsuchen auf Schalenwild, ist es ratsam, sich einen reinen Schweißhund zuzulegen. In einem sehr guten Niederwildrevier lässt sich aber ein „Allrounder“, z. B. Deutsch-Drahthaar oder Großer Münsterländer, der Wild sucht und vorsteht, besser einsetzen.

Nicht selten sehe ich in unserer Jagdhundeschule Vierläufer, die nicht passend für das Revier des Besitzers gekauft wurden und daher oft total über oder aber unterfordert sind. Informationen und Auskünfte über die verschieden Rassen sind in rassespezifischen Fachbüchern zu finden.

Besonders der Erstlingsführer ist bei der Anschaffung eines Welpen oft recht unbedarft und verlässt sich auf die  Anpreisungen des Verkäufers. Kommt er durch Zufall an einen „Züchter”, der seine Aufgaben nicht ganz so verantwortungsbewusst sieht, hat er unter Umständen das Nachsehen und später einen Hund an der Leine, der für die Jagd nur bedingt tauglich ist.

Über die Anschaffung des Jagdhundewelpen wurde bereits viel geschrieben, allerdings oftmals mit zu wenig eindeutigen Aussagen über negative Erscheinungsbilder. An dieser Stelle sollen einige Tipps helfen, um von vornherein Fehler auszuschließen. Durch ein klärendes Gespräch mit dem Züchter und der Überprüfung des Welpen, lässt sich viel Kummer vermeiden. Der Grundstein eines guten Jagdhundes wird vom Züchter gelegt. Für die restlichen „Bausteine“ ist der Hundeführer und sein Umfeld zuständig.

Wir haben bei den im Jagdgebrauchshundverband (JGHV) angeschlossenen Zuchtvereinen strenge Zuchtrichtlinien, die befolgt werden müssen. Aber keine Masche kann so eng gestrickt werden, dass nicht auch hier der eine oder andere durchschlüpft, der bei der Zucht von Hunden vordergründig mehr den „Verdienst” sieht und nicht unbedingt die Verbesserung der Zuchtbasis und die optimale Aufzucht von Welpen. Die bei diesen Züchtern entstandenen Hunde sieht so manch ein Verbandsrichter auf Prüfungen wieder. Diese Hunde sind oft schuss- und/oder handscheu, zeigen Aggressionen, Meideverhalten oder trennen sich kaum vom Führer. Spätestens hier muss der Verbandsrichter seiner verantwortungsvollen Aufgabe gerecht werden und die Dinge beim Namen nennen – ergo ins Prüfungszeugnis eintragen, so schwer dies auch manchmal fällt.

Es ist von großer Bedeutung, dass der Welpe nicht nur optimale Aufzuchtsbedingungen hat, sondern der Züchter bereits bei der Zuchtauswahl größte Sorgfalt angewandt hat. Deshalb sagt die Ahnentafel, die zu jedem Welpen gehört, enorm viel aus. Kann ein „Züchter” für seine Welpen keine Ahnentafel des JGHV vorlegen oder den Eintrag bei einem JGHV zugehörigem Verein nicht nachweisen, würde ich dort keinen Hund kaufen. Bei Jagdhundewelpen aus dem Ausland wird als Kontrollfunktion dieAhnentafel mit einem Stempel der Fédération Cynologique International (FCI) und dem rassespezifischen Zuchtverein versehen.

Oft hört man dann folgende Argumentation von Hundehaltern: „Ich brauche für meinen Hund keine Papiere, ich will ja nicht züchten.“ Vermehren kann jeder – auch ohne Papiere. Aus den zum Hund gehörenden Ahnentafeln kann der Käufer ersehen, ob die Vorfahren des Hundes z. B. mit Hüftgelenksdysplasie belastet waren und welche Leistungen diese erbracht haben. Zudem bestätigt die Ahnentafel, dass die Hunde im Zuchtregister erfasst, von einem Zuchtwart die Aufzuchtsbedingungen, der Zustand der Welpen und der Mutterhündin kontrolliert wurden. Besonders bei Leistungshunden ist es wichtig, dass diese Kriterien vorhanden sind, denn die Gesundheit und die Anlagen sind für die Führung des Jagdhundes enorm wichtig. Der seriöse Züchter wird den Welpenkäufer über alle Einzelheiten aufklären, und er hat sich über die einzelnen Welpen bei der Aufzucht ein genaues Bild gemacht.

Ein gutes Hilfsmittel für die Zuchtauslese ist zum Beispiel der Biotonus Test. Dieser beginnt ab dem 3. Lebenstag und wird fortlaufend zur gleichen Zeit über 10 Tage durchgeführt. Sinn des Testes ist, die Charakter- und Triebstärke von jedem einzelnen Welpen festzustellen. Die Durchführung eines Testes sollte bei jedem Welpen nicht länger als fünf Minuten dauern. Zur Testvorbereitung benötigt der Züchter eine Holzplatte von 100 x 100 Zentimetern, die mit einem weißen Leinentuch bespannt wird. Auf diesem Leinentuch werden Kreise eingezeichnet und nummeriert (siehe Bild). Der Züchter legt den Welpen in die Mitte des Kreises und beobachtet dessen Aktivität über besagte fünf Minuten. Auf einer Bildkopie wird Tag für Tag das Entfernungsverhalten eines jeden Welpen festgehalten. Welpen haben einen angeborenen Überlebenswillen. Dem Welpen fehlt kurzfristig der Mutterkontakt und somit instinktiv die „Lebensquelle”. Jeder Welpe wird mit unterschiedlicher Intensität nach dieser Quelle suchen, um am Leben zu bleiben. Die Welpen mit der höchsten Intensität im Vorwärtsdrang werden, bei richtiger Förderung, auch im späteren Verhalten Willensstärke und hohe Triebanlagen zeigen.

Grundlegende Versorgung der Welpen in der Prägungsphase (4. bis 7. Lebenswoche) sind vom Züchter natürlich besonders zu beachten. Die Hunde sollten täglich mehrmals zu kleinen Ausflügen auf dem Grundstück mit der Mutterhündin mitgenommen werden. Dabei ist wichtig zu beachten, dass schon an der Reizangel mit unterschiedlichem Feder- und Haarwild gespielt wird. Mit zunehmendem Alter stelle ich bei meinen Welpen auch schon den Kontakt mit erlegtem Raubwild her, um eine spätere Abneigungshaltung zu vermeiden. Dass die Welpen nicht ausschließlich auf einer „sterilen“ Wiese laufen gelassen werden, sollte für jeden Züchter normal sein. Welpen sollten sich an unterschiedliche Fremdreize gewöhnen, dass heißt unterschiedliche Menschen, laute Geräusche, unterschiedliche Biotope etc..

Welpen dürfen nicht isoliert gehalten werden. Regelmäßiger Kontakt zu Menschen ist enorm wichtig, ansonsten können Verhaltensauffälligkeiten entstehen.

Hunde, die hauptsächlich ihren Zwinger kennen oder eben nur den Züchter, weisen oftmals Fehlentwicklungen oder Verzögerungsprägungen auf. Hochwertiges Welpenfutter, Entwurmung und Impfung, Sauberkeit der Zuchtstätte sollte für jeden Züchter eine Selbstverständlichkeit sein und muss an dieser Stelle nicht weiter beschrieben werden. Wenn nun der Züchter all diese Dinge berücksichtigt hat, kann in der Regel nicht mehr viel schief gehen. Aber kann der Käufer automatisch davon ausgehen, dass der Züchter so sorgfältig vorgegangen ist? Nicht unbedingt, daher auch hierzu einige kleine Tipps. Wenn die Entscheidung für eine Rasse feststeht, kann sich jeder Kaufinteressent an den zuständigen Zuchtverband wenden. Die Adressen von Zuchtverbänden sind über den JGHV (www.jghv.de, Geschäftsstelle Tel. 03 54 53/2 15) erhältlich. Eine weitere Möglichkeit sind auch die Inserate in Jagdzeitschriften, wie der WILD UND HUND.

Jedem Jäger ist anzuraten, sich rechtzeitig um einen Kontakt zum Züchter zu bemühen und nicht erst, wenn die Welpen beim Züchter schon zwei Monate und älter sind. Ich habe somit die Möglichkeit, in Ruhe den Welpen auszusuchen, dem Züchter meine Forderungen darzulegen und eventuell auch schon Kontakt mit dem Welpen aufzunehmen. Ich würde auf alle Fälle den Züchter vor einer Kaufzusage aufsuchen und mir den Wurf ansehen. Man kauft sprichwörtlich „die Katze nicht im Sack“. Eine Ausnahme wäre, dass mir der Züchter bekannt ist und ich mich auf seine Zusagen verlassen kann. Es hat sich gezeigt, dass für den Züchter ebenso wie für den Welpenkäufer nicht immer der bequeme Weg der bessere ist. Es gibt Züchter und Welpenkäufer, die der Meinung sind, möglichst wenig Aufwand bei der Zucht oder beim Kauf zu verwenden. Sie fahren zum nächstbesten Deckrüden oder Züchter. Dies zahlt sich gerade in der Hundezucht nicht aus. Man muss optimale Voraussetzungen schaffen.

Finger weg von Hunden, die Auffälligkeiten zeigen. Der Käufer sollte sich den kleinen Welpen auch außerhalb des Grundstückes ansehen, um festzustellen, ob der Welpe einem Caspar-Hauser-Effekt (Isolationsprobleme) unterliegt. Zeigt der Hund Kriech- oder sonstiges Angstverhalten, z. B. bei lauten Geräuschen, sollte man vom Erwerb Abstand nehmen. Auf der anderen Seite kann man bei sehr guten Grundanlagen häufig Fehler beheben. Dennoch wird der Hund mit einem hohen Risiko gekauft. Ich würde dies nicht tun. In der heutigen Zeit geht die jagdliche Kynologie davon aus, dass Hunde Gesellschaftstiere sind und nicht nur im Zwinger oder im Stall gehalten werden, sondern ein Mischverhältnis von 2/3 Familienanschluss und 1/3 Außenhaltung benötigen, um sich gut zu entwickeln.

Beachtet der Welpenkäufer diese Grundlagen, dann liegt es nur noch an ihm, über viele Jahre mit dem Hund viel Freude auf der Jagd und auch im alltäglichen Zusammenleben in der Familie zu haben. Der Hundführer muss sich nur darüber im Klaren sein, dass man besonders dem Jagdhund eine ausgesprochen gute Erziehung angedeihen lassen muss, denn sonst kann der Hund als Begleiter im Revier und in den alltäglichen Bereichen zur Last fallen. Und dazu braucht man vor allem Zeit.

Für einen späteren Jagdhund gilt umso mehr, dass er mit Umweltreizen und allerlei Wittrungen in Kontakt kommt. Das sollte bereits der Züchter gewährleisten.

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