Ein erfülltes jagdliches Leben hinterlässt bei Hund und Herrn seine Spuren. Jeder Lebensabschnitt behält dem Vierläufer einige Probleme vor, und so finden wir bei alten Hunden andere Krankheiten als bei jungen oder solchen, die im Zenit ihres Lebens stehen.
Dr. Stephan Neumann
FOTOS: MARKUS WÖRMANN, BURKHARD WINSMANN-STEINS
Alterungsprozesse finden in jedem Organ statt, deshalb verändert auch der alter Hund deutlich seine Physiognomie, also äußere Gestalt. Neben dem ergrauten Haar, welches besonders im Gesicht auffällig ist, bilden sich im Alter die Muskeln zurück, und gerade die Läufe wirken oftmals wie Bohnenstangen unter dem an Masse langsam zunehmenden Leib. Im Gegensatz zu der sich rückbildenden Muskulatur nimmt der Leib oftmals an Volumen
zu, was meistens in einer vermehrten Fetteinlagerung begründet ist. Wann ein Hund als alt gilt, ist für jede Rasse verschieden. Kleinwüchsige Hunderassen, wie unsere Teckel haben eine Lebenserwartung von etwa zwölf bis 14 Jahren, dementsprechend gelten Hunde erst in
diesem Alter als alt. Vorstehhunde mit einer Lebenserwartung von zehn bis zwölf
Jahren gelten entsprechend früher als alt. Nicht alle Organe zeigen gleichermaßen
deutliche Alterungsprozesse. Diejenigen, deren Regenerationsvermögen wenig ausgebildet
ist, neigen dazu, deutlichere Altersveränderungen zu zeigen, als solche mit guter Regeneration. Besonders die Augenlinsen, aber auch die Nieren und schließlich die Gelenke sind Organe, die im Alter deutliche Veränderungen erfahren.
Die Nieren können sich beispielsweise nur im geringen Maße regenerieren. Das heißt,
krankhaft zerstörtes Nierengewebe ist verloren. Wenn die Nieren im Laufe des Lebens
immer mehr funktionsfähiges Gewebe einbüßen, können sie ab einem bestimmten
Zeitpunkt ihre Funktion, die in der Regulation des Wasserhaushaltes und der Ausscheidung giftiger Stoffe besteht, nicht mehr ausüben. Die Nieren erleiden ein so genanntes chronisches Nierenversagen. Wenn die Erkrankung ausbricht, befinden sich die Vierläufer meist im fortgeschrittenen Alter. Da ihre Nieren nicht mehr arbeiten, verlieren sie viel Urin. Dementsprechend schöpfen sie viel Wasser, um ihren Flüssigkeitshaushalt auszugleichen.
Da die Hunde über die Nieren auch viel Körpereiweiß verlieren, magern sie im Laufe
der Zeit ab. Darunter leidet natürlich auch die Kondition. Verschlimmert wird der Fitnessverlust durch eine Blutarmut, die sich sekundär einstellt, da die Nieren auch an der Blutbildung beteiligt sind. Schließlich kann es durch die verringerte Ausscheidung von Giftstoffen zu Symptomen wie Durchfall oder Erbrechen kommen. Tückischerweise müssen nicht alle Symptome vorhanden sein. Bei einem Verdacht kann man durch eine Blut- und Urin- Untersuchung die Diagnose stellen. Eine Behandlung ist möglich aber mitunter
langwierig. Grundsätzlich sollten nierenkranke Hunde mit wenig, aber hochwertigem Eiweiß
ernährt werden. Hierbei geht man den schmalen Grad zwischen Fütterung geringer Eiweißmengen aber ausreichender Versorgung des Vierläufers. Mittlerweile gibt es kommerzielle Futtermittel, die dem Bedarf eines Hundes mit Nierenversagen gerecht werden. Schreitet dieses organische Problem fort, ist irgendwann ein Punkt erreicht, bei dem eine Therapie nicht mehr möglich ist.
Die grauen Fänge lassen bereits auf ein fortgeschrittenes Alter schließen: Beide Kurzhaar-Teckel
stehen im zwölften Behang.
Fast schon eine Berufskrankheit unserer niederläufigen Jagdbegleiter ist die Herzschwäche, die in fortgeschrittenem Alter zunehmend Probleme bereitet. Betroffen
sind besonders häufig die Teckel. Letztlich ist das Herz nichts anderes als ein Hohlmuskel, der Blut in immer die gleiche Richtung pumpt. Sein „Bauplan“ aus zwei Hälften mit je zwei Herzkammern und zwei Herzvorkammern ermöglicht dies. Herzklappen zwischen den Vorkammern und den Kammern sowie hinter der Kammer verhindern einen Blutrückfluss. Schließen die Klappen nicht mehr richtig, kann Blut während des Pumpvorgangs
zurückfließen und sich vor dem Herzen stauen. Die häufigste Ursache der Herzschwäche
im Alter ist eine Veränderung dieser Herzklappen, Endokardose genannt.
Solche Veränderungen führen zu einer Verdickung an den Klappenrändern, deren Folge ein ungenügender Klappenschluss sein kann. Wenn sich das Herz zusammenzieht, um das Blut in den Körper zu pressen, wird ein Teil durch die durchlässige Klappe in die Herzvorkammern zurückgepresst und bewirkt den besagten Blutstau. Bei unseren Teckeln ist die linke Herzhälfte häufiger betroffen. Das Blut staut sich deshalb bis in die Lunge zurück und kann dort die Atmung erheblich behindern. In schlimmen Fällen bekommen die
Vierläufer Wasser in die Lunge (Lungenödem) und verenden daran. Zunächst führt der ungenügende Klappenschluss zu keinen auffälligen Symptomen. Die Vierläufer sind bei guter Kondition und gehen ihrer jagdlichen Arbeit mit gewohnter Passion nach. In diesem Stadium kann man eine Veränderung der Herzklappe nur beim Abhorchen des Herzens
feststellen: Das zurückfließende Blut verursacht ein ganz typisches Geräusch. Vergrößert
sich der Herzklappendefekt, kann sich das stauende Blut auf die Atmung auswirken.
Anfangs drückt sich das in einem nur geringen Leistungsabfall des Hundes aus, der ebenfalls häufig übersehen wird. Bei weiterem Krankheitsfortschritt kommt es nun zu dem ersten auffälligen Symptom, dem gelegentlich Husten, auch während der Nacht. Im weiteren Verlauf nimmt die Leistungsschwäche zu, und der Husten ist fast ohne Unterbrechung zu hören. Der Körper versucht den Folgen des ungenügenden Klappenschlusses entgegenzuwirken, indem er das Herz stärker arbeiten lässt.
Das hat eine Herzvergrößerung zur Folge. Schließlich kann aber die Pumpleistung
des Herzens nicht mehr gesteigert werden und es kommt zur Herzschwäche mit Todesfolge. Der Beginn der Krankheit wird meist erst im fortgeschrittenen Alter erkannt. Bei Teckeln jenseits des achten Lebensjahres häufen sich die Fälle. Vielfach stellt der
Tierarzt anlässlich einer Routineuntersuchung, zum Beispiel bei der Impfung, ein
Herzgeräusch fest. Ist unser Vierläufer bei guter Kondition und hustet er noch nicht,
wird oftmals noch keine Therapie eingeleitet, da der Körper offensichtlich noch in der Lage ist, den Schaden in Grenzen zu halten. In fortgeschrittenen Stadien werden Medikamente verabreicht, die den Herzmuskel entlasten. Wird der Husten sehr stark, bekommt der Hund Entwässerungstabletten, die das Wasser aus seiner Lunge zurückdrängen sollen. Die Vierläufer können mit dieser Therapie noch einige Jahre ein gutes Leistungsniveau
halten. In weit fortgeschrittenen Stadien kommt Hilfe mitunter zu spät.
Getrübte Linsen kann man oft an der graublauen Färbung erkennen: Diagnose Grauer Star
Grauer Star kann das Sehvermögen deutlich einschränken oder vernichten. Er entsteht
durch eine Trübung der Linse. Diese besitzt einen einfachen Aufbau aus Eiweißen und Wasser. Das Verhältnis der Komponenten zueinander verleiht der Linse ihre Klarheit. Ist dieses Verhältnis gestört, wird die Linse trüb – meist grau-blau. Wenn ein Vierläufer einen Grauen Star entwickelt, dann geschieht dieses meist im fortgeschrittenen Alter.
Die Krankheit ist unaufhaltsam und führt mitunter zu völliger Erblindung des betroffenen Auges. Ist der Graue Star fortgeschritten und hat sich eine deutliche Trübung entwickelt, ist die Diagnose klar. Man kann allerdings auch sehr viel früher erste Hinweise auf einen beginnenden Grauen Star bekommen. Am Anfang der Erkrankung zeigen die betroffenen
Vierläufer Sehstörungen bei schlechtem Licht. Der Hund hat Probleme, in der Dämmerung alles zu erkennen. Dazu zählt oftmals auch der Hundeführer, der zunächst verbellt wird, bevor der Hund ihn schließlich doch identifiziert. Auch laufen diese Hunde bei schlechtem Licht gegen Hindernisse. Sind derartige Symptome auffällig, lohnt sich ein Blick ins Auge. Erste Trübungen der Linse sind dann erkennbar. Hat sich eine Linse getrübt, gibt es keine
Möglichkeit durch Medikamente diese Trübung wieder zu beheben. Die einzige Therapiemöglichkeit ist die Entnahme der Linse und gegebenenfalls der Einsatz einer
neuen. Kaum ein Organ im Körper unserer Vierläufer hat so unter den Folgen des Lebens
zu leiden, wie die Verbindungen zwischen den Knochen. Reizungen der Gelenkhaut
infolge von Entzündungen, Knochenbrüche, an denen das Gelenk beteiligt
ist und chronische Überbelastungen führen im Laufe des Lebens zu Veränderungen im Gelenk. Meistens gehen diese von der Gelenkhaut aus. Die Gelenkschmiere verliert ihre visköse Konsistenz und wird wässrig. An den Gelenkflächen bildet der Knorpel Zubildungen, die mitunter in das Gelenk hineinreichen, in jedem Fall aber die Gelenkhaut weiter reizen.
Schließlich verliert im fortgeschrittenen Stadium der nun vorliegenden Arthrose das Gelenk seine Kongruenz (Übereinstimmung), und es kommt zu weiteren Reizungen durch eine erhöhte Reibung. Da die Reizungen des Gelenks im Verlauf des Lebens zunehmen, werden auch die Arthrosefälle mit dem Alter häufiger. Erkennen kann der Hundehalter Arthrosen
bei seinem Vierläufer an den zunehmenden Lahmheiten einzelner oder mehrerer
Glieder. Die Lahmheiten sind anfangs noch sehr dezent und treten besonders
nach Ruhephasen, also am Morgen oder nach starker Beanspruchung, zum Beispiel
einem jagdlichen Einsatz, deutlicher in Erscheinung. Aber es wird auch ein so genanntes
„Einlaufen“ beobachtet, bei dem die Lahmheit des Vierläufers nach einigen Minuten der Bewegung abnimmt. Die betroffenen Gelenke sind meisten im Tastbefund etwas verdickt und bei starker Beugung oder Streckung schmerzhaft. Ist die Diagnose einer Arthrose gesichert, macht man sich Gedanken über die Therapie. Ursächlich ist die Krankheit in
der Regel nicht zu behandeln, und so konzentriert man sich auf die symptomatische
Therapie. Diese kann über mehrere Schienen angegangen werden. Ein guter Muskelaufbau
durch schonungsvolle Bewegung, die die Gelenke nicht überlastet, kann viele Probleme im Gelenk überbrücken. Der Einsatz der Physiotherapie in der Tiermedizin gewinnt besonders in der Behandlung von Arthrosen zunehmend an Bedeutung. Die Gabe von Schmerzmitteln hilft dem Hund über schlechte Tage. Jeder weiß, dass Arthrosen nicht immer gleichermaßen
Schmerzen bereiten. Die berühmte Wetterfühligkeit gibt es in diesem Zusammenhang
tatsächlich. Deshalb muss man seinem Vierläufer über solche Tage hinweghelfen.
Zu diesem Zweck sind zahlreiche gut verträgliche Medikamente auf dem Markt. Schließlich kann man den Gelenken durch die Gabe von knorpelaufbauenden Substanzen helfen. Es gibt also einige Möglichkeiten, seinen Jagdkumpan in Würde ergrauen zu lassen.