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Gewöhnung ans Autofahren

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GEWÖHNUNG ANS AUTOFAHREN
Keine Heuler
im Kofferraum
Es gibt Hunde, die stimmen – noch bevor der Motor läuft – bereits ihr „Klagelied“ im Kofferraum an.
Den menschlichen Insassen dürfte dies mindestens nerven, wenn nicht sogar aggressiv machen. Wie
man seinen Vierläufer zu einem angenehm ruhigen Mitfahrer erzieht, erklärt Uwe Heiß.

Gewöhnung ans Autofahren

Wenn wir einen Welpen mit dem Auto vom Züchter abholen, kann es vorkommen, dass er
einem den Innenraum vollkotzt. Gut, bei der ersten Fahrt scheint dies durchaus normal zu sein. Aber dieses Verhalten hätte so mancher Züchter verhindern können, wenn er mit der Mutterhündin samt Wurf ab und zu mal einen kleinen Ausflug mit dem Auto ins Revier oder im Sommer an den Teich unternommen hätte.
Lernen die Welpen mit den Geschwistern und der Mutter das Autofahren kennen, tritt meist kein Problem auf. Zur Vorsicht sollte aber der zukünftige Hundebesitzer bei der Abholung des Welpen nicht selbst fahren. Er setzt sich mit dem Welpen auf den Beifahrersitz und kümmert sich um den Kleinen. Besonders unproblematisch wird es, wenn der junge Hund
vor der Abfahrt richtig müde gespielt wird. Es gibt erschreckend viele Hunde, die mit dem Autofahren wirklich Probleme haben. Wie beim Menschen auch ist die so genannte Reiseunverträglichkeit eine Ursache. Dieser ist meist medikamentös sehr gut  beizukommen. Der Tierarzt Ihres Vertrauens weiß hier Hilfe. Neben der Unverträglichkeit
gibt es viele Hunde, die schlichtweg Stress beim Autofahren haben. Es ist wie ein Wesensmangel, der die Hunde zittern, hecheln und oft auch speicheln lässt. Ich habe Hunde erlebt, die sich über Fahrten von drei Stunden nicht ein einziges Mal hingelegt haben. Sie saßen die ganze Fahrt über angelehnt mit verstörtem Blick hinten im Kombi, waren aber seltsamerweise nach einer kurzen Erholungszeit von fünf Minuten wieder
ganz normale Hunde. Extreme Autounverträglichkeit gibt es bei Hunden, die offensichtlich eine Fehlverknüpfung mit dem Autofahren haben. Diese Hunde sind bei der Autofahrt in einem Erregungszustand. Es wird gebellt und gefiept, was das Zeug hält. Als würde
es für den Hund immer ein absolut freudiges Ereignis geben, wenn das Auto nur endlich anhält. Solche Hunde sind während der Fahrt kaum zu bändigen. Es gibt natürlich auch die typischen Ankläffer. Wann immer ein anderer Hund oder sonst etwas Interessantes durch die Scheibe wahrgenommen wird, wird es wie verrückt angekläfft.
Es gibt Hunde, da möchte man auf eine gemeinsame Autofahrt gern verzichten.
Wie gesagt, es ist immer am leichtesten, wenn der Welpe bereits beim Züchter mit den Wurfgeschwistern das Mitfahren gelernt hat. Treten dennoch Probleme auf, liegt entweder ein Wesensmangel, eine Fehlverknüpfung oder ein Erziehungsproblem vor. Werden solche
Hunde bei der Ausbildung besonders gut beobachtet, stellt man oft fest, dass das
Autofahren nicht die einzige „Macke“ des Vierläufers ist. Das Beste ist es, eine stabile Transportbox im Auto zu benutzen. Wird dieselbe oder auch nur eine ähnliche Box als Aufenthalts-und Schlafplatz im Haus gebraucht, ist der Welpe diese Behausung
gewohnt. Er wir beim Autofahren kaum Probleme damit haben. Sind die Seitenteile
der Box geschlossen, kann der Hund sich in diese Richtung schon mal nicht erschrecken
oder aufregen.
Soll der Hund sein späteres Leben lang hinten im Kombi mitfahren, tut man als Hundebesitzer gut daran, den Kleinen an diesen Platz im Auto und an das Fahren
selbst zu gewöhnen. Beim verfressenen Welpen ist es sehr einfach, wenn der
Hund seine Mahlzeiten einige Male hinten im Pkw bekommt. Wobei natürlich nicht gleich nach der Mahlzeit gefahren wird. Bald wird er liebend gern ins Auto springen. Das heißt aber noch nicht, dass er ans Fahren gewöhnt ist.

Probleme mit dem Autofahren begegnet man am besten in „jungen Jahren“. Macht der Welpe bereits mit seiner Mutter und im Kreis
seiner Geschwister die ersten Erfahrungen, dürfte es gar nicht erst zu einem Thema werden. Der Welpe registriert zum Beispiel, dass
die Autofahrt etwas Positives bedeutet, weil es dann raus ins Revier geht, wo mit den Spielkameraden gerauft werden darf
FOTOS: FRANK MARTINI, MICHAEL MIGOS (2)

Die ersten Fahrten müssen mit leerem Magen gemacht werden, damit dem jungen Organismus nicht schlecht wird. Es kann aber dem Welpen ein Kauknochen ins Auto gelegt werden, um den Hund bei den ersten kurzen Ausflügen von der eigentlichen Fahrt abzulenken. Ist kein Kauknochen zur Hand, sollte eine Person auf dem Rücksitz den „Fahrschüler“ mit einem Spielzeug ablenken. Wichtig ist es im Prinzip, das Autofahren
für den Hund gar nicht zum bewussten Ereignis werden zu lassen. Er darf sich einfach
nicht aufs Autofahren konzentrieren, sondern sollte abgelenkt sein. Darüber hinaus darf am Ziel der ersten Autofahrten nur selten etwas ungewöhnlich Schönes auf den Hund warten, damit dieser nicht in freudiger Erwartung unruhig wird. Am besten fährt man zunächst nur
kurze Strecken von ein bis zwei Minuten. Dann beschäftigt sich der Hundebesitzer kurz mit dem Vierläufer und wiederholt die Prozedur. Ist ein dem Welpen gut bekannter Hund zur Stelle, hilft es dem Kleinen bei der Gewöhnung ans Autofahren sicherlich, wenn dieser bei den ersten Fahrten mit im Auto ist. So schnell wie möglich muss ein Hund lernen, sich ruhig während der Fahrt hinten im Auto abzulegen. Dieses wird am besten erst im
stehenden Pkw geübt. Einfach mal den Hund im Auto bei geöffneter Heckklappe zuerst einige Minuten, dann immer länger ablegen.

Vor lauter Angst, die Klamotten in der nächsten scharfen Kurve abzukriegen, wird dieser
Drahthaar sicher kein freudiger Mitfahrer. Jeder Hund braucht einen sicheren Platz.
FOTO: FRANK MARTINI

Bei älteren Hunden, die Probleme mit dem Autofahren haben, hilft es auch, das Auto mit geöffneter Heckklappe abzustellen, ein Apportel in die Ladefläche zu legen und dieses den Hund aus dem Auto heraus apportieren zu lassen. Somit wird auch das Auto zu einem Platz, an dem Gehorsam gefragt ist. Bei ganz schwierigen Fällen, ist es wiederum hilfreich,
wenn der Besitzer auf dem Beifahrersitz Platz nimmt, um während der Fahrt mit der Feldleine korrigierend auf den Hund einzuwirken. Spätestens nach den ersten Fahrten zum Sammelplatz wird jeder Jagdhund zum begeisterten Mitfahrer. Aber auch hier den Hund nicht sofort aus dem Auto holen, sondern mit dem Öffnen der Kofferraumklappe warten,
bis er sich ruhig verhält. Ein paar Gehorsamsübungen zur Einstimmung tun immer gut.

Nicht nur das Autofahren ist gewöhnungsbedürftig, sondern auch die Enge auf dem
Jagdwagen. Deshalb gilt auch hier: Vorsichtig und ohne Zwang herantasten.
FOTO: MICHAEL MIGOS
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