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Uns erwartet ein Jägerleben

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Die Welpenentscheidung:
Kaum ein anderes Haustier dieser Welt ist so auf den Menschen geprägt, wie der Hund. Vor der Anschaffung eines vierläufigen Jagdgefährten sollte man sich genau über das informieren, was hierbei zu beachten ist. Welpenkauf ist immer auch Vertrauenssache.

 

Von Gorch-Peter Nolte

Es gibt ohne Zweifel nichts Schöneres als mit dem Hund gemeinsam zu jagen. Nicht nur aus dieser Empfindung heraus stammt wohl der Spruch: „Jagd ohne Hund ist Schund!“ Wer sich als Jäger einen Jagdhund zulegen möchte, sollte sich im Vorfeld fragen, ob für den zukünftigen Jagdgefährten auch genügend Einsatzmöglichkeiten vorhanden sind. Denn Hund ohne Jagd ist genauso Schund. Für welche Art des Jagens soll der Hund eingesetzt werden? In welchem Revier besteht hauptsächlich Jagdgelegenheit, und kann der Hund dann dort auch ausreichend beschäftigt werden? Um es gleich vorweg zu sagen, einen Jagdhund nur für das Sofa oder als Statussymbol zu erwerben, wird dessen Anlagen nicht gerecht! Der Hund wird emotional verkümmern.

Die optimalen Lebensbedingungen für Ihren Hund

Der Welpenkäufer muss sich über eine ganze Menge von Sachverhalten im Klaren sein. Ein Jagdhund kann je nach Rasse, Haltung und Pflege 14 bis 18 Jahre alt werden. Das bedeutet, dass man sich um ihn auch ein ganzes, langes Hundeleben kümmern muss. Der Hund wird ein Mitglied der Familie und teilt mit dieser Haus, Hof, Garten und Auto. Deshalb sollte auch die Familie mit der Anschaffung eines vierbeinigen Jagdgefährten einverstanden sein. Der Hund braucht den ständigen Kontakt zu seiner Meute, die dann aus den Menschen, der Familie besteht. Eine reine Zwingerhaltung steht seinen Lebensbedürfnissen als soziales Wesen entgegen. Er wird seelisch leiden. Mehr als drei bis vier Stunden sollte er nicht allein gelassen werden. Die zukünftige Urlaubsplanung wird vom neuen Familienmitglied ganz und gar abhängig sein. Die künftige Hundehaltung muss sich mit den beruflichen und privaten Interessen vereinbaren lassen. Denn auch die Familie kann nicht tagelang das Alpha-Tier, also den Hundeführer und Jäger ersetzen.

Ein Jagdhund braucht je nach Rasse mehr oder weniger viel Bewegung im Freien. Das bedeutet auch, dass man täglich für ihn die Zeit aufbringen muss, und die Möglichkeit hat, ihm entsprechenden Auslauf zu bieten. Zwei Stunden täglich sind das Minimum. Morgens und abends sind Spaziergänge Pflicht, am besten auch noch in der Mittagspause. Aber das „Gassigehen“ hält ja nicht nur den Vierbeiner fit!

Der Hund braucht Futter, Ausrüstung und Gesundheitsvorsorge, er kostet Hundesteuer und Haftpflichtversicherung, eventuell sind die Beiträge zu einem Zucht- oder Prüfungsverein aufzubringen. Für die laufenden Kosten sollten 50 Euro pro Monat angesetzt werden. Außerdem muss man ihn erst einmal kaufen. Gute Jagdhundwelpen kosten je nach Rasse zwischen 400 und 2 000 Euro.

Sorgfältige Auswahl nach ausreichender Informationsphase

Auch die Wohnumstände müssen durchdacht werden. Wer nicht im eigenen Haus lebt, kann Probleme mit den Mitbewohnern und dem Vermieter bekommen. Vorher den Hausbesitzer gefragt, erspart häufig viel Ärger. Jagdhunde bringen fast immer Schmutz mit in die Wohnung, sie verlieren ständig Haare, und Bellen gehört zu ihrer Art, sich auszudrücken. Tierliebe und Toleranz sind Voraussetzung.

Sie haben sich nun entschlossen, einen Jagdhund als neues Familienmitglied aufzunehmen. Sie sind sich im Klaren darüber, zu welchen Aufgaben Sie den neuen Gefährten benötigen beziehungsweise einsetzen wollen und haben sich für die passende Rasse entschieden. Lassen Sie sich im Vorfeld von den Zuchtvereinen Informationsmaterial über ihre Rasse schicken. Beschaffen Sie sich entsprechende Fachliteratur.

Nach dieser Informationsphase beginnt die Suche nach dem entsprechenden Züchter oder der Züchterin. Das geht über die Anzeigen in der Jagdpresse, die zuständigen Zuchtvereine oder den Jagdgebrauchshundverband. Die Eltern der Jagdhundwelpen sollten auf jeden Fall die Anlagen- und Gebrauchsprüfungen erfolgreich abgelegt haben.

Darauf müssen Sie unbedingt achten

Züchter von Jagdhunden sollten auch immer Jäger sein! Denn nicht allein auf den Prüfungen, sondern vorwiegend im jagdlichen Einsatz zeigt sich die Veranlagung und Brauchbarkeit der Elterntiere. Bei der Züchtersuche muss man eine ganze Menge von Gesichtspunkten berücksichtigen. So sollte der Zuchtverein des Züchters Mitglied im Jagdgebrauchshundverband sein, da man sonst keine Zulassung zu den für die Jagd und zur Zucht erforderlichen Verbandsprüfungen erhält. Von großer Bedeutung ist die Frage, ob im Zuchtverein der Rasse die erblichen Defekte bekämpft werden. Das sind bei den größeren Hunden zum Beispiel die Hüftgelenkdysplasie und bei kleineren Hunden die so genannte Teckellähme. Bei verschiedenen Jagdhundrassen können gelegentlich Augenerkrankungen auftreten. Auch Epilepsie kommt vereinzelt vor. Ein Tierarzt in Ihrer Nähe wird Sie darüber aufklären können. Viele Zuchtvereine haben Programme erarbeitet, mit denen systematisch unwünschte Vererbungsanlagen dokumentiert werden.

Die Zuchtwarte der Vereine geben hierzu meist bereitwillig Auskunft.
Lassen Sie sich Zeit bei der Wahl Ihres Züchters. Besuchen Sie mehrere Zwinger der Rasse, die Ihre Gunst gefunden hat. Der seriöse Züchter wird auch Sie testen wollen. Er wird sich über Ihre Möglichkeiten der jagdlichen Hundeführung erkundigen. Der ernsthafte Züchter hat ein großes Interesse daran, was aus den Hunden seiner Zucht wird und ob Sie bereit sind, den Hund später auf Prüfungen vorzustellen. Bei einem Züchter, der Ihnen unbedingt einen Welpen aufschwätzen will, ist größte Vorsicht geboten. Ein ehrlicher Züchter berät Sie objektiv über die Rasse und deren Einsatz zur Jagd. Er zeigt Ihnen seine gesamte Zuchtstätte mit der Umgebung, in der die Welpen aufwachsen. Er wird Ihnen gerne alle seine Hunde zeigen.

Beobachten Sie, ob diese Hunde Fremden gegenüber freundlich sind. Das ist immer ein gutes Zeichen. Die Mutterhündin darf allerdings ruhig etwas misstrauisch sein. Sie will ihre Welpen beschützen. Dürfen Sie als Welpeninteressent an die Wurfkiste oder -höhle und werden die Welpen in menschlicher Nähe aufgezogen? Lassen Sie sich den ganzen Wurf mit der Mutterhündin zeigen. Schauen Sie sich genau um, ob alle Hunde und die Welpen einen gesunden und gut ernährten Eindruck machen. Ein gutes Zeichen ist es, wenn die Welpen Ihnen freudig entgegenkommen und ohne Scheu sind. Vorsicht! Wenn der Eindruck anders ist, dann könnte etwas in der Wesensanlage nicht stimmen.

Kleine Tests zur Wesenserkennung

Fragen Sie den Züchter, ob die Welpen regelmäßig in eine jagdlich natürliche Umgebung wie Garten oder Revier kommen und dort Kontakt zu möglichst vielen Umweltreizen haben. Werden den Welpen regelmäßig jagdliche Anreize wie Decken und Schwarten vom Wild geboten? Dies sollte man sich bei einem Besuch auch ruhig zeigen lassen. Ist keinerlei Welpenauslauf oder ein abgezäuntes Gelände vorhanden, sollte man das Verhalten der Welpen ganz genau beobachten. Wer die Möglichkeit hat, sollte etwas „Wildes“, wie ein Stück Decke oder Schwarte, mitnehmen und einfach in die Welpenrunde werfen. Ein Schlüsselbund kann da auch hilfreich sein. Ein erstes vorsichtiges Sich-Zurücknehmen der Welpen ist dabei völlig normal. Aber dann muss die Neugierde die Kleinen fast zerreißen. Dabei zeigt sich auch zum Teil das Wesen des einzelnen Welpens: Wer traut sich zuerst an das Objekt? Macht er das mit Respekt oder völlig tolpatschig und angstfrei? Welcher Welpe verkriecht sich zur Hündin? Wer ist gelangweilt und geht lieber zum Napf, um zu schauen, ob nicht doch noch etwas übrig geblieben ist? Diese kleinen Tests verraten oft schon eine Menge über den einzelnen Hund und seinen Charakter. Für welchen man sich dann entscheidet, bleibt jedem selbst überlassen.

Erkundigungen über den Züchter einholen

Wichtig ist auch die Frage, ob die Hunde Familienanschluss haben oder ob sie abgesondert im Zwinger oder Stall gehalten werden. Denn auch gerade der frühe, positive Umgang mit Menschen und vor allem Kindern erleichtert später die Eingliederung in das eigene „Rudel“. Ein gewissenhafter Züchter wird Sie einladen, öfter zu kommen, damit sich der Sozialkontakt zu „Ihrem“ Welpen schon vor der Abgabe entwickeln kann. Nehmen Sie die Familie mit. Es gibt fast nichts Schöneres als das Beobachten an der Welpenkiste und am Auslauf und das Schmusen mit dem zukünftigen Meutegenossen. Außerdem ist hierbei der Einfluss der Prägung auf das zukünftige Rudel nicht zu unterschätzen. Der Züchter oder auch die Züchterin gibt Ihnen gerne auf Anforderung einen Blankokaufvertrag zum Durchlesen mit und händigt Ihnen auch die Kopien der Papiere der Eltern oder entsprechende Auszüge aus dem Zuchtbuch des Zuchtvereins aus. Eine schriftliche Kaufoption bewahrt beide Partner vor Enttäuschungen. Wenn der Deckrüde, also der Vater der Welpen nicht im gleichen Zwinger steht, wird man Ihnen sicherlich Fotos von ihm zeigen können und Ihnen die Adresse des Besitzers nennen. Ein Kontakt dorthin schadet nicht und bringt weitere Informationen. Lassen Sie sich Referenzen nennen. Frühere Welpenkäufer können von ihren Erfahrungen berichten. Ein redlicher Züchter muss nichts verbergen!

Wählen Sie mit Bedacht und Sorgfalt

Die Welpen sollten häufiger entwurmt sein. Vier bis fünf mal in den ersten acht Wochen muss die Regel sein. Mit acht Wochen sind die Welpen gegen Hepatitis (virusbedingte Leberentzündung), Leptospirose (bakterielle Infektion), Staupe, Parvovirose (Viruskrankheit), Tollwut und Zwingerhusten (SHPPiL) geimpft. Erst dann wird der Wurf vom Zuchtwart des Vereins abgenommen. Jetzt werden die Welpen tätowiert oder gechipt (evtl. vom Tierarzt) und erst dann werden sie an die neuen Besitzer abgegeben. Vorher nicht! Bei der Übergabe sollte der Züchter mit den Käufern die Welpen begutachten. Die Kontrolle von Hoden und Gebiss darf nicht vergessen werden. Erst dann den Kaufvertrag unterschreiben.

Hüten Sie sich vor Hundehändlern und Massenzuchtbetrieben. Ein Züchter, der sich intensiv um seine Hunde und deren Nachwuchs bemüht, kann nur wenige Würfe im Jahr züchten. Jäger züchten zwar gelegentlich verschiedene Jagdhundrassen, haben aber trotzdem insgesamt nur drei bis vier Würfe im Jahr. Das ist aber auch schon die absolute Obergrenze. Wenn Sie die Zeit haben, nehmen Sie schon vor dem Wurf Kontakt mit dem Züchter Ihrer Wahl auf. Wenn Sie das Gefühl haben: Das ist der Züchter meines zukünftigen Jagdhundes, wenn sich dieses Gefühl bei den nächsten Besuchen weiter verstärkt, wenn Sie total begeistert sind und kein Misstrauen hegen, dann sollte Ihr vierläufiger Jagdgefährte aus seinem Zwinger kommen.

Das Erleben von Natur, Umwelt, Auto und Menschen in den ersten Wochen prägen entscheidend die weitere Entwicklung der angehenden Jagdhunde

 

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