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Bockjagd in Polen

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Kainer im Glück
Die Luft duftet nach Ernte und nach Sommer. Rote Böcke stellen ihren Partnerinnen nach. Der Gewinner des WILD UND HUND- Bockjagdrätsels, Helmut Kainer, durfte in Polen aus dem Vollen schöpfen. Falk Kern

„Ein braver Bock“, flüstert Helmut Kainer dem Jagdführer Tomasz zu. Er nickt zu stimmend. Der rote Hochzeiter ist noch zu weit entfernt. Wieder wandert der treue
Begleiter des WILD UND HUND-Bock rätsel-Gewinners, sein 20 Jahre altes 8 x 56 Zeiss-
Glas an die Augen. Der Wind steht gut. Ein „Fiep“ dringt leise durch den vom monotonen
Surren der Mücken durchzogenen Abend. Der alte Kapitalbock sucht. „Fertigmachen“,
zischt der polnische Forstmann, und der rehwilderfahrene Sauerländer geht in den Anschlag. 250, 190, 150, 115 Meter verrät der Entfernungsmesser. Dann steht die begehrte Beute breit. Ein Schuss bricht in den Sommerabend und der Starke mit der grauen Maske sackt auf der Stoppel in sich zusammen. „Das ist wirklich kaum zu glauben“, betont Helmut im Laufe seines ersten Abends in Polen immer wieder. „Ich bin der WILD UND HUND-Glückspilz.“ „Und das war erst der Anfang“, sagt Schrum-Jagdreisen-Geschäftsführer Hubertus von Hagen, der es sich nicht hat nehmen lassen, die von seiner Firma gestiftete Reise zu begleiten. „Bereits im Studium habe ich mir immer WILD UND HUND am Bahnhof gekauft“, erzählt der 69-jährige Kainer. „Der Jagdschein war damals jedoch aus Zeitgründen für mich nicht machbar. Dann stand der Job im Vordergrund, die Kinder, aber immer war die Jagd im Hinterkopf. Schließlich zum 50sten Geburtstag, habe ich gedacht: jetzt oder nie. Der Jagdschein wurde gemacht. Ein Jungjägerabo bei der WILD UND HUND abgeschlossen und ein Zeiss-Fernglas gewonnen. Das habe ich heute noch. Natürlich auch auf dieser Reise.“ „Dann müssen Sie jetzt noch Lotto spielen“, ruft einer
der anwesenden Forstdirektoren und die gesamte Korona lacht. Helmut darf drei Böcke in
Lopuchowkow erlegen. Ein äußerst gepflegtes Forstrevier nahe der Stadt Posen. Im preußischen hieß das Revier „Eck stelle“. Um den Hof mit den komfortablen Unterkünften erstrecken sich große Douglasienvorkommen. Auf die Frage woher diese rühren, erklärt uns der Forstdirektor, dass 1850 Professor Schwabach von der Forstuniversität in Tharandt in großem Stil Douglasie und Roteiche versuchsweise anpflanzen ließ. Das Projekt wuchs und gedieh, so dass sich heute auch Polens größte Douglasie in Lopuchowko findet.

Durch einen dichten Bestand dieser „nadeligen Neubürger“ führt der Pirschpfad
des WuH-Gewinners am nächsten Morgen. Die leichte Kühle der Nacht hat sich verflüchtigt. Langsam kommt wieder Leben in die Insekten. „Hier zieht ein alter Abnormer seine Bahn“, weiß der geschulte Jagdführer zu berichten. Die Männer bahnen sich Schritt für Schritt
ihren Weg durch den Bestand. An der Waldkante angekommen warten sie. Nach kurzer Zeit wandert der Blatter an die Lippen des polnischen Jägers. Ein Kitzfiep soll die Ricke bei der er den Bock vermutet zu den Waidmännern locken. Kurz nach dem Laut taucht der Gesuchte auf der Bildfläche auf. Spitz zieht er auf die Jäger zu. Der Sauerländer geht
langsam in den Anschlag. Ein Rascheln lässt ihn zusammenzucken. Auch Tomasz zeichnet auf das Geräusch. Nur zehn Meter neben dem Duo wird die Ricke hoch. Schreckt und zieht ihren Freier mit sich auf der gegenüberliegenden Seite in den Bestand. Polnisches Fluchen begleitet die abspringenden Stücke. Der Jagdgast sieht es gelassen. „Das ist halt das, was
das Pirschen ausmacht“, sagt er lächelnd. Auch am Abend, den Jagdführer und Waidmann dem Abnormen widmen, bleibt er verschwunden. Wieder auf dem Forstgut angekommen
lässt der Gewinner seinen Blick über die Felder schweifen. „Meine Großeltern kamen
aus dieser Region“, sinniert er. „Dann ging es für die Familie nach Niedersachsen.
Jetzt leben wir im Sauerland. Und heute, selbst als Großvater, wandle ich auf den Spuren meines Opas. Die Welt ist doch ein Dorf“, lächelt er. Nach kurzer Nacht ist die deutschpolnische Combo wieder auf den Läufen. Noch vor dem ersten Sonnenstrahl haben sie ihren Stand bezogen. Dunkle Schatten sind auf der Stoppel auszumachen. Das Liebesspiel ist schon im vollen Gange. Mit jeder Minute kommt die Sonne höher und die Bühne wird heller. Bei gutem Licht ist sie plötzlich leer. Jedoch nur für kurze Zeit. Aus dem
Feld zieht eine Ricke heraus. Gefolgt von einem mehrjährigen, recht dünnstangigen Bock mit signifikanten Vordervereckungen. „Dobrze, gut“, wispert der Jagdführer. Die Bockbüchsflinte geht langsam in den Anschlag. Der Rote zeigt nur seine Rückansicht. Der
Waidmann bleibt ruhig. Ein paar Sprünge macht der Gehörnte in Richtung Ricke. Dann steht er kurz breit. Der Knall donnert über die Wiese. Der Bock flüchtet, geht aber bereits in der Flucht nach unten. Nach kurzem Warten zieht es die Männer vom Sitz. Für den Terrier ist die rote Fährte eine willkommene Arbeit. Der Gewinner kann glücklich über den
Kopfschmuck seiner zweiten Beute streichen.

„Das ist alles unglaublich“, berichtet er nach dem Morgenerlebnis. „Die Jungs hier sind einfach fit. Sie wissen genau, wo welcher Bock seine Fährten zieht. Das nenn ich perfekte Vorbereitung!“ Der Jagdreiseveranstalter lächelt. Schrum-Jagdreisen arbeitet in Posen
mit knapp zehn Ober förstereien der staatlichen regionalen Forstdirektion (RDLP) zusammen, die alle zwar nicht von der Jagd leben, bei denen das Waidwerk aber einen
riesigen Stellenwert hat. Hiervon kann sich der WILD UND HUND Glückspilz auch am Abend
erneut überzeugen. Bei einem Pirschgang in einem Buchenbestand entschließen sich
Gast und Jagdbegleiter an einer Lichtung ihr Glück zu versuchen. Leise beginnt der
Pirschführer zu fiepen. Und ja, er kennt seine Ecken in „Eckstelle“. Nach einer Viertelstunde
nähert sich ein roter Schatten. Der deutsche Waidmann hat bereits auf dem Dreibein aufgelegt. Auf 50 Meter zieht der brave Sechser breit an dem Duo vorbei. Die beiden sind mittlerweile schon eingespielt. „Bööh!“ schallt der Ruf des Führers durch den Bestand. Der Bock hält inne und bricht kurz danach in der Fährte zusammen. Jetzt hält beide nichts
mehr. Mit „Darzbor!“ (Waidmannsheil) umarmen sich Schütze und Jagdbegleiter. Es folgt eine zünftige Bockfeier, von der Helmut sich ruhig davonschleicht. Im Nebenraum lässt er seine Augen über die erjagten Böcke gleiten. Streicht über die Stangen und die Perlung. Nach vier Tagen geht es wieder in Richtung Heimat. Das ganze Jagdteam und Hubertus
von Hagen verabschieden den WuH-Gewinner herzlich. „Ich komme wieder“, weiß dieser jetzt schon. Die polnische Bockhochzeit hat ihn tief beindruckt. Auf der Rückfahrt fliegen die Felder am Wagenfenster vorbei. Hier und da zeigen sich noch ein paar Stücke Rehwild.
Äsend oder beim Liebesspiel. Kurz vor einer Tankstelle sagt Helmut: „Halt mal an. Ich brauch noch etwas!“ Er verschwindet in einem kleinen Laden. Als er zurückkommt grinst er breit. „Neue Postkarten – für die nächsten WILD UND HUND-Rätsel!“

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