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Hasenjagd in Südschweden: Lauern auf Krumme

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Jagdlich lockt Schweden vor allem mit Elchen, Hahnen und starken Böcken. Doch Charme und ihre ganz eigenen Gesetze hat eine schwedische Hasenjagd.

Hase
Foto: Kristofer Hansson

Leise steigen die Jäger vom Anhänger und beziehen ihre Stände, während am Horizont ein zweites Fahrzeug mit den Treibern aus dem Blickfeld im leichten Morgennebel verschwindet. Blank und kahl, fast schon steril, wirken die großen dunkelbraunen Ackerflächen, die sich über die weite flache Herbstlandschaft Schonens erstrecken. Kaum vorstellbar, dass es sich hier lohnen soll, Feldhasen zu jagen. „Trotz der ausgeräumten Agrarlandschaft gibt es hier noch einen sehr guten Besatz“, versichert Kristofer, der die Jagd mit der Kamera begleitet. „Man weiß zwar nie wie viele, aber es ist immer wieder erstaunlich, welch große Zahl an Mümmelmännern sich auf den Feldern versteckt.“


Hase
Ruhig verharren die Jäger hinter ihren Deckungen aus Stroh. Foto: Kristofer Hansson

Verstecken sollen sich heute übrigens knapp 30 Schützen, was aber nicht bedeutet, dass sie sich jagdlich zurückhalten müssen. Am Rand der Felder sind im Abstand von etwa 60 Metern jeweils zwei Strohballen aufgestellt. Jetzt wird auch klar, warum man bei keinem Jäger einen Sitzstock sieht: Ein Ballen dient als Sitz und der andere quasi als Tarnschirm. Dieser soll sicherstellen, dass die getriebenen Hasen auf den weitläufigen Feldern recht nahe vor die Schützen kommen. Damit sich die Mümmelmänner an den Anblick der Fremdkörper aus Stroh gewöhnen konnten, hat Jagdeigentümer Carl-Gustav Andersson die Ballen bereits vor zwei Wochen ins Revier gebracht. „Eine gute Jagd braucht eine gute Vorbereitung“, sagte er bei der Begrüßung am Morgen. Aber weitaus mehr Wert legt Carl-Gustav darauf, dass die Schützen sicherheitsbewusst jagen. „Die Hasen werden nicht beschossen, während sie durch die Schützenlinie flüchten. Keiner von uns möchte in zwei dunkle Läufe schauen! Wer sich nicht daran hält, muss nach Hause fahren“, mahnte er die Jagdgäste. „Carl-Gustav gibt sich viel Mühe mit der Jagd und der Hasenhege“, erzählt Kristofer. So wird zum Beispiel konsequent auf Füchse gejagt. Aber auch Hecken und Büsche legt der Jagdherr bewusst an, um den Mümmelmännern Deckung und Schutz in der weiten südschwedischen Agrarsteppe rund um Karlskrona zu bieten. „Übrigens: Wer einen Fuchs pardoniert, darf ebenfalls nach Hause fahren“, scherzt Kristofer.

 


Hase
Herausforderung Hasenjagd. Meist ist Lampe „hinten zu kurz, vorne zu lang“: Der erste Schuss geht vorbei. Foto: Kristofer Hansson

Die Jäger lauern still hinter ihren Strohballen, die Spannung steigt mit jeder Minute. Aus der Ferne ist rauschend der Straßenverkehr der Stadt zu hören. Ganze 25 Minuten hat es gedauert, bis sich die Treiber und Treiberschützen am anderen Ende des Feldes aufgestellt haben. Plötzlich erschallt das Jagdhorn! Es hört sich zwar nicht so an wie das in Deutschland gängige Signal, aber es bedeutet wohl soviel wie „Anblasen des Treibens“. Kaum ist das Horn verklungen, rollen die ersten dumpfen Schüsse heran. Eins, zwei, Doppelschuss. Direkt zum Beginn des Treibens fallen bereits an die zehn Schüsse. „Selbst schuld“, murmelt Kristofer mit einem breiten Grinsen, „jetzt müssen die Jungs die schweren Hasen über einen Kilometer tragen!“

 


Hase
Wo sind die Hasen? Mit großen Schritten bewegen sich die Treiberschützen über den weitläufigen Acker auf die ansitzenden Jäger zu. Foto: Kristofer Hansson

Nach ungefähr zehn Minuten erscheinen erscheinen plötzlich drei Löffelpaare am Horizont. Im Nu haben sich die Langohren wieder gedrückt. Doch einer der Mümmelmänner beruhigt sich nicht mehr und flüchtet weiter. Wie ein kleiner graubrauner Pfeil kommt er direkt auf die Schützenkette zu. Die Jäger bleiben diszipliniert und blicken alle wie gebannt auf den Krummen. In Gedanken scheint jeder der Jäger die Distanz zum Hasen herunter zu zählen – 60, 40, 30 Meter, gleich muss es knallen – doch dann schlägt Meister Lampe einen Haken und bricht zwischen zwei Jägern durch. Zu groß ist nun der Gefahrenbereich. Wenige Sekunden später hat der Hase die Schützenlinie passiert, und zwei schnelle Schüsse lassen ihn im staubigen Acker rollieren. Kaum ist der Hase verendet, apportiert ihn ein Springerspaniel mit sicherem und weichem Griff. Während er die Beute zu seinem Führer bringt, hallen erneut zwei Schüsse von der Flanke herüber. Jetzt geht es Schlag auf Schlag. Inmitten der Schießerei ertönt wieder das Jagdhorn. Untrügliches Signal für Jäger und Treiber, dass jetzt nur noch nach außen geschossen werden darf. Kurz darauf erscheinen die Treiber am Horizont. Bald wird allen Anwesenden ein Bild geboten, das seinesgleichen sucht. Als die Treiberwehr einen benachbarten Rapsacker durchdrückt, flitzen die Mümmelmänner in alle Richtungen davon. Jetzt heißt es Nerven bewahren, schnell mitschwingen und treffen! Hier flüchten Hasen, dort kreisen verwilderte Stadttauben, die ebenfalls freigegeben sind. Eine Reihe von Doppelschüssen erfüllt die Herbstlandschaft. Schuss – vorbei, Schuss – Treffer. Es knallt an allen Ecken und Enden. Treibjagd, wie sie schöner nicht sein kann! Hasen rollieren, Tauben fallen getroffen vom Himmel. Wenn jetzt noch Reineke auftaucht, ist die Jagd nicht nur perfekt, sondern hervorragend! Doch der Rotrock lässt auf sich warten.

 


Hund
Schwere Beute: Dieser Springerspaniel apportiert einen strammen Feldhasen. Foto: Kristofer Hansson

 


Hase
Zufriedene Jäger: 45 Hasen und 16 Tauben liegen zur Strecke. Ob auf der rechten oder linken Seite, spielt in Schweden keine Rolle. Foto: Kristofer Hansson

 

 

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