07.04.2014
Deutliche Kritik, rote Karten, aber dann doch auch Präsente gab es beim Landesjägertag Baden-Württemberg in Oppenau für Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) und den Minister für Ländlichen Raum und Verbraucherschutz, Alexander Bonde (Grüne).
Bläserfanfaren, Geschenke und Buhrufe für die Landesregierung (Fotos: Vivienne Klimke) |
Die Landesregierung hatte am 1. April einen Gesetzesentwurf für ein novelliertes Landesjagdgesetz im Kabinett eingebracht, von dem Landesjägermeister Dr. Jörg Friedmann sagt: „Auf den letzten 20 Metern dieses Hundertmeterlaufs wurde der Landesjagdverband ausgebootet.“ Er unterstellte der Regierung, neue Aspekte des Naturschutzes aufgenommen zu haben und Konsens unterstellt zu haben, wo kein Konsens war. „Der Landesjagdverband lehnt den Gesetzentwurf ohne wesentliche Änderungen strikt ab“, so sein Resümee.
Da man aber im Gespräch bleiben wolle, hielt das Präsidium beim Landesjägertag die Etikette mit Bläserfanfaren und Geschenken für die Regierungsmitglieder ein. Die rund 650 Jäger im überfüllten Saal hingegen zeigten mit Buhrufen, roten Stimmkarten und einem Demonstrationsplakat ihren Protest.
vk
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Fotos vom LJT Baden Württemberg am 5. April in Oppenau (© Viv)
Pünktlich zum Landesjägertag präsentierte der Landesjagdverband ein Argumentepapier zur Novelle des Landesjagdgesetzes. |
Rote Karte für die Jagdgesetznovellierung: Die Jaeger im Saal zeigten sich vom Umgang der Staatsregierung mit ihnen veraergert. |
„Die Landesregierung meint es ernst mit der Politik des Gehörtwerdens“ (Buh-Rufe als Antwort)
Zum Thema Jäger bevormunden, gängeln, Eingriff in das Eigentum: „Dass es überhaupt ein Landesjagdgesetz gibt, ist keine rot-grüne Erfindung. … Natürlich gibt es in einem Gesetz immer Regeln zur Jagd. Natürlich kann man sagen, das sind alles Bevormundungen. Bei allem Vertrauen in Ihr Verantwortungsbewusstsein, trotzdem muss es solche Regeln geben, man kann sie natürlich auch als Eingriff ins Eigentumsrecht empfinden.“
„Warum ändern wir das Jagdgesetz? Weil sich die Gesellschaft verändert hat. Das zu bestreiten halte ich doch für sehr gewagt.“
„Jagd wird von einer kritischer werdenden Gesellschaft in Frage gestellt. Kritiker wollen den Abschuss von Wildtieren deutlich einschränken manche wollen ihn sogar verbieten. Wenn wir die Entwicklung so ungebremst weitergehen lassen, schwächen wir die Verankerung der Jagd in der Gesellschaft, das wollen wir nicht.“
Schon während der Rede von Landesjägermeister Dr. Jörg Friedmann zeigte sich Ärger bei Ministerpräsident Winfried Kretschmann.
Alexander Bonde konfrontierte die Jäger damit, dass viele der jetzt kritisierten Gesetzesregelungen ihre ureigensten Forderungen gewesen seien, zum Beispiel eine Abschaffung der Abschusspläne oder eine Festigung der Position der Jagdaufseher (die jetzt allerdings Wildtierschützer heißen). „Teile der Diskussion der letzten Wochen haben mich schon irritiert. Ich glaube, dass es nicht zielführend ist, so gegen einen Gesetzentwurf anzurennen, wie es jetzt der Fall ist.“
„Wir haben eine ganze Reihe von Dingen, wo wir uns nicht einig sind, ich würde sie aber schon bitten, die Punkte, wo wir uns einig sind, nicht in den Gesamtvorwurf zu basteln, der behauptet, dieses Gesetz bringe nichts für die Jägerschaft, das Gegenteil ist der Fall. Ich würde Sie auch bitten, uns nicht auch noch ihre eigenen Wünsche vorzuhalten.“
„Wir haben als Landesregierung einen hohen Respekt der Jägerschaft…. Das heißt nicht, dass wir nicht alle gemeinsam hier Veränderungen machen müssen.“
Gert Hockenberger, Vertreter von Landesbauernverband und Verband der Jagdgenossenschaften und Eigenjagdbesitzer, brachte nur schwache Unterstützung, indem er sagte, „Wir haben großes Interesse daran, Ihnen das Land weiterhin für gutes Geld zu verpachten.“ Deutlicher war seine Kritik an der vorgeschlagenen Wildschadensregelung des Landesjagdverbands. |
„Lassen Sie sich die Verantwortung nicht aus der Hand nehmen“, bat Karl-Eugen Erbgraf von Neipperg, Vorsitzender des Grundbesitzerverbandes Baden-Wuerttemberg. „Das Jagdrecht ist ein Freiheitsrecht. Es ist ein so hehres Gut, dass wir es nicht mit einem Gesetz beschneiden sollten.“ |