Der Gehorsam eines Jagdhundes am Hasen ist das Fundament für seinen Gehorsam generell. Widersteht der Hund dem enormen Reiz, einen flüchtenden Mümmelmann zu verfolgen, dann bringt ihn so gut wie nichts mehr aus der Ruhe.
Was wollen wir? Wir möchten einen passionierten, zuverlässigen Jagdhund führen, der gekonnt seinen „Beruf“ ausübt und nicht ständig durch Ungehorsam auffällt. Bei der Niederwildjagd heißt das, er muß suchen, buschieren, stöbern, erlegtes Wild zutragen oder krankes Wild nachsuchen und bringen. All dies bleibt Stückwerk ohne Wildgehorsam des vierläufigen Jagdhelfers. Basis des Gehorsams ist das „Halt“ durch Trillerpfiff in fast jeder Lebenslage, ohne Wenn und Aber.
Wenn man den jungen Hund rechtzeitig und konsequent Tag für Tag, bei jedem Freilauf und auf jedem Reviergang mindestens einmal auf Triller in die korrekte Haltlage zwingt, dann geht ihm diese Übung bald in Fleisch und Blut über. Reichlich Lob danach belohnt ihn.
Hat er gelernt, in fast jeder Lebenslage ohne Wild auf das „Triller-down“ hin bedingungslos zusammenzuklappen, ist der halbe Weg zum Wildgehorsam im Kasten. Wer von Anfang an auch noch auf korrekte Ausführung des Haltkommandos achtet, hat später weniger auszubügeln.
Auch wenn der Hund sich bei der freien Suche, was anfangs immer wieder einmal passiert, aus dem direkten „Dunstkreis“ des Führers entfernt und deshalb nicht mehr oder nur zögernd auf Ruf und Doppelpfiff reagiert, wirkt der Triller, wenn er richtig sitzt, oft Wunder. Dieser unterbricht nämlich den beutetriebgesteuerten Vorwärtsdrang lediglich. In der Haltlage bleibt der Hund näher an seinem „Ziel“, als wenn er in die entgegengesetzte Richtung umkehren muss. Dazu kommt, dass er leichter aus der Haltlage heraus zum Führer zurückgerufen werden kann, als aus voller Vorwärtsbewegung.
Erst wenn der Hund die lange Feldleine einige Male als heftige „Notbremse“ gespürt hat, sollte man ihn frei an Hasen heranbringen. Findet man einen sich drückenden Mümmelmann, dann führt man den unangeleinten Hund anfangs bei Fuß in die Nähe der Sasse. Sowie der Krumme aus dem Lager herausfährt, bannt man den Hund mit Trillerpfiff und laut gerufenem „down“ auf den Platz.
Allerdings zu glauben, dass, nachdem diese Übung mehrmals hervorragend klappte, auch dann funktioniert, wenn der Hund außerhalb des besagten Dunstkreises des Führers einen Hasen hochmacht, ist häufig ein Trugschluß. In solchen Fällen geht nicht selten die Passion mit „Hektor“ durch. Es sei denn, er befolgt wenigstens den Triller.
Strafe nur am Ort der Tat
Auch wenn, oder gerade weil, er den Hasen gehetzt hat, ist es wichtig, den „Heimkehrer“, nachdem man den eigenen Ärger heruntergeschluckt hat, stets freundlich zu empfangen. Der Hund darf nie verknüpfen, dass „der Hase weh tut“, er muss vielmehr erkennen, dass die Bestrafung eine Folge seines Ungehorsams ist.
Ein Hund, der mehrmals direkt nach einer verbotenen Hasenhetze eine Tracht Prügel bezogen hat, wird eher hasenrein als hasengehorsam, und das wäre fatal. Oder er entzieht sich der zu erwartenden Bestrafung durch Fortlaufen, Rückkehr zum Fahrzeug, längerem Verharren außerhalb der Einwirkung des Führers oder ähnlichem.
Die eigentliche Zurechtweisung des ungehorsamen Hundes erfolgt „am Ort der Tat“, nämlich dort, wo er den Befehl missachtete. Dort wird die Misse-tat mit down auf Trillerpfiff und down-vorwärts geahndet. Denn der Hund weiß ganz genau, warum er hier „gedemütigt“ wird, nach dem Motto: „Herkommen oder downmachen ist stets gut, Ungehorsam ist schlecht, ganz schlecht“.
Intelligente Hunde verknüpfen bald, dass die Halsung sie nur dann schmerzhaft zurückruckt, wenn sie sich am Ende der Feldleine befindet. Fehlt die Leine, geht oft die Post ab. Das gleiche gilt für Funkimpulsgeräte, weshalb diese nur eingesetzt werden sollten, wenn das häufige Tragen einer Atrappe auch im Hundealltag etwas ganz Selbstverständliches geworden ist.
Und immer und immer wieder wird bei jeder passenden Gelegenheit das Haltmachen durch Triller aufgefrischt und gefestigt. Fast jede gemeinsame Aktion beginnt mit ein paar Unterordnungsübungen, damit keine Zweifel aufkommen.
Ist auf den großen Prüfungen in Sachen Gehorsam alles optimal gelaufen, geht es mit dem „fertigen“ Jagdgebrauchshund das erste Mal zur Einzeljagd. Alles klappt bestens, der Führer freut sich. Dann wird man zur Treibjagd ins Nachbardorf eingeladen.
Der erste Hase steht auf, der Hund klappt auf Trillerpfiff zusammen wie ein Taschenmesser. Ein stolzer Blick des Führers in die Runde zeigt ihm, dass die Nachbarn zur Kenntnis genommen haben, welch gehorsamen Hund er hat. Den zweiten Mümmelmann bringen zwei andere Hunde lauthals auf Trab, ein dritter gesellt sich dazu. Das ist auch für unseren Hund zuviel. Er schließt sich nach dem Motto: „Was die können, kann ich schon lange!“ aufjubelnd der lustigen Hatz an und verschwindet mit seinen Artgenossen in der Ferne.
Zurück bleibt ein Führer mit ganz dicken Backen vom vielen Trillern. Wie kann es sein, dass innerhalb eines solchen Moments alles Gelernte wie weggeblasen zu sein scheint? Häufig liegt es an der mangelnden Erfahrung der Hunde, oder an den (zu) wenigen Gelegenheiten, an Hasen zu jagen. Oft ist aber auch die Unsitte der Grund, innerhalb eines Feldtreibens die Hunde zu schnallen, anstatt sie hier an der Leine zu führen und nur in bewachsenem Gelände suchen zu lassen. Oder natürlich zur Nachsuche.
Denn sie wissen ja
Wenn man genau hinschaut, erkennt man die notorischen Hasenhetzer. Sie äugen das übersichtliche Treiben ab, anstatt mit der Nase zu suchen und setzen sich sofort in Bewegung, wenn ein Mümmelmann sich auf die Läufe macht.
Selbst hochbenotete Suchensieger sind auf die Dauer nicht frei davon, auch mal hinter einem Hasen durchzubrennen. Aber rasch kann man sie disziplinieren; denn „sie wissen ja, was sie tun“. Ein Beispiel: Meine DK-Hündin war gut an unbeschossenen Hasen zu halten. Sie hatte verknüpft: Die kriegt man sowieso nicht! Dann geschah folgendes: Ich beschoss als Treiberschütze einen vor mir aufstehenden Hasen. In der Annahme getroffen zu haben, hielt ich die Hündin nicht davon ab, dem Mümmelmann zu folgen. Dieser jedoch startete kerngesund durch, und beide veschwanden in Richtung der Vorstehschützen. Dort fiel ein Schuss und bald danach sah ich meinen Hund stolz mit dem Hasen im Fang zurückkommen, als wolle er ausdrücken: Wenn man einen Hasen lange genug verfolgt, kriegt man ihn doch!
Nur durch Triller-down und nochmal Triller-down gelang es, diesen Trugschluss der Hündin auszumerzen. Und wenn ich ehrlich bin, manchmal geht es in ähnlichen Fällen dennoch mit ihr durch. Nicht immer, aber immer seltener.