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Kiefern,Sand und märkische Schaufler

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Eingebettet in den Hohen Fläming, einen mehrgliedrigen Endmoränenzug, und den
zugehörigen Niederen Fläming in der Mark Brandenburg liegt das Baruther Urstromtal. Und mit ihm die gleichnamige Damwild-Hegegemeinschaft mit nahezu 65 000 Hektar Fläche. Damit ist diese jägerische Vereinigung eine der größten ihrer Art in ganz Deutschland. Der Hohe Fläming ist eine sandige Hochebene mit dem höchsten Punkt Brandenburgs, dem Hagelberg bei Belzig (201 Meter ü. NN) und einer ebenso langen wie bekannten Geschichte. Denn letztlich war er es, der der Mark Brandenburg den Namen „Streusandbüchse des Heiligen Römischen Reiches“ einbrachte, und auch Martin Luther rief bei einem Besuch auf der Burg Belzig im Jahre 1530: „Ländeken, du bist ja nur ein Sändeken!“
Am Fuße dieser historischen Stätte, etwa 40 Kilometer südlich der Stadtgrenze von Berlin mühen sich nun seit zwölf Jahren die Verantwortlichen für nicht weniger als 57 Jagdbezirke gemeinschaftlich und erfolgreich um eine zeitgemäße Bewirtschaftung des Damwildes. Denn erst 1993 wurde die Damwild-Hegegemeinschaft Baruther Urstromtal – im Folgenden kurz DHG genannt – aus der Taufe gehoben. Ein Mann der ersten Stunde ist WILD UND HUND-Autor Prof. Hans-Dieter Pfannenstiel, Leiter des Arbeitskreises Wildtierbiologie am Zoologischen Institut der FU Berlin und Pächter des Gemeinschaftsjagdbezirks (GJB) Lühsdorf. Er war zunächst Schriftführer und führt die DHG bis heute als 1. Vorsitzender an. Doch dazu später. Das Gebiet der DHG liegt im Kreise Teltow-Fläming. Lediglich zwei Jagdbezirke gehörenzum Kreis Potsdam-Mittelmark. Im Norden wird das Gebiet durch die B 246 zwischen Zossen und Beelitz, im Osten durch die A13 begrenzt. Die offenen Flächen der ehemaligen Truppenübungsplätze Wünstorf und Jüterborg(heute Naturschutzgebiete) begrenzen das Areal im Süden, die B 2 zwischen Beelitz und Treuenbrietzen im Westen. Im Kerngebiet um Wiesenhagen, Woltersdorf und Schöneweide liegt gleichsam der Ursprung des hiesigen Damwildvorkommens. ImNordwesten des aktuellen Areals der Hegegemeinschaft wurde erst 1980 bei Nettgendorf ein zwei Hektar großes Eingewöhnungs-Gatter errichtet. Der Bestand von sechs Stück Damwildstieg bis 1983 auf 15 Stück an und wurde im selben Jahr in die freie Wildbahn entlassen. Schon nach relativ kurzer Zeit und einem weiteren Anstieg des neubegründeten Bestands kam es zur Vereinigung der beiden Vorkommen und so zur heutigen flächendeckenden Besiedlung. Die Hauptbrunftplätze liegen nach wie vor im Zentrum der DHG. Doch auch in den Randgebieten, vor allem im Westteil, haben sich hier und da kleinere Brunftplätze etabliert. Der Wirkungsbereich der Hegegemeinschaft ist deckungsgleich mit dem durch Verordnung festgelegten Damwild-Einstandsgebiet „Baruther Urstromtal“. Dass diese Grenzen nicht das tatsächliche Einstandsgebiet der Population darstellen, zeigten bereits die ersten telemetrischen Ergebnisse. Folgerichtig sollen die Grenzen der DHG in Richtung Beelitz und westlich davon erweitert werden. Die notwendigen Gespräche mit den Revierverantwortlichen und der Unteren Jagdbehörde des Kreises Potsdam Mittelmark laufen bereits.

Bis ins neue Jahrtausend hinein stieg der Bestand stetig an. Zunächst sehr restriktiv gehandhabte Abschussvorgaben ermöglichten den Bestandsaufbau. Die Überreglementierung des Abschusses führte dann allerdings zu einem unerwünschten Anstieg des Bestandes. Bis 2003 folgte eine schrittweise Liberalisierung und Vereinfachung, die durch die gemeinsame Richtlinie für die Hege und Bejagung des Schalenwildes der Länder Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern im September 2001 so- wie die aktuelle Hegerichtlinie der DHG Baruther Urstromtal (siehe Tabelle) vorläufig abgeschlossen wurden. „Es ging vor allem darum, von einer Negativ- zur Positiv-Auslese zu kommen. So wird in der Hegerichtlinie von 2003 nur noch kurz und prägnant dargestellt, welche Stücke zu schonen sind“, erläutert Bärbel Kuhlbrodt, Leiterin der Revierförsterei Kemnitz. „Die althergebrachten und wildbiologisch unsinnigen Güteklassen gibt es bei uns nicht mehr. Wir führen nahezu einen reinen Altersklassenabschuss durch.“ Ebenso galt es, in der Findungs- und Aufbauphase Kleinstaaterei und egoistisches Revierdenken zu überwinden. Der entscheidende Schritt bei der Lösung dieses Problems war die Gruppenbildung in den Jahren 1996 und 1997. 40 Jagdbezirke haben sich in acht Gruppen mit revierübergreifender Abschussplanung und – durchführung zusammengefunden. Vom Aufgang bis zum Ende der jeweiligen Jagdzeiten hat jedes Mitgliedsrevier die Möglichkeit, auf alles zu jagen, was der Gruppenabschussplan freigibt. Letzterer ist zunächst bis zum 30. November eines jeden Jagdjahres bindend. Ab dem 1. Dezember wird dann der in der gesamten Hegegemeinschaft bisher nicht getätigte Abschuss für alle Gruppen freigegeben. Dabei haben dann sämtliche Gruppen-Reviere des Einstandsgebietes alles bis zum 30. November nicht erlegte Damwild gemeinschaftlich frei.

Dieser Gesamtgruppenabschuss führte mit einem Schlag zu einer wesentlichen Verbesserung der Abschussplanerfüllung. „Die Stimmung innerhalb der Gruppen ist gut. Ganz entscheidend dazu beigetragen hat die Vorgehensweise des Vorstandes, über sämtliche beabsichtigten Änderungen im Rahmen der alljährlichen Hauptversammlung abstimmen zu lassen“, führt Georg Ebell, Pächter des GJB Kemnitz, aus. Hartmut Schröder, sein Nienbeler Reviernachbar fügt an: „Durch die Gruppenbildung und den Gesamtgruppenabschuss ab dem 1. Dezember wurde auch den wenigen noch verbliebenen »Maurern« die Motivation genommen, im eigenen Revier überhöhte Wildbestände vorzuhalten.“ Die 17 Reviere, die bisher nicht an der Gruppenarbeit teilnehmen, werden am Gesamtgruppenabschuss nicht beteiligt. Allerdings kamen in diesen Jagdbezirken im zurückliegenden Jagdjahr 2004 insgesamt auch nur 13 Stück Damwild zur Strecke. In 13 dieser Reviere wurde überhaupt kein Damwild mehr erlegt.
baruther urstromtal
Die Gesamtstrecke beziehungsweise die Abschussplanung orientiert sich an der laut behördlicher Lebensraumbonitierung anzustrebenden Wilddichte von 2,5 Stück Damwild pro 100 Hektar Bezugsfläche. Als Bezugsfläche gelten in Brandenburg alle Wald- und Schilfflächen plus einem 200 Meter breiten Gürtel angrenzenden Offenlandes. Diese Bezugsfläche macht mit insgesamt etwa 39 000 Hektar knapp 62 Prozent des Gesamtareals aus. Die Waldfläche gliedert sich zu etwa 70 Prozent in privaten Waldbesitz sowie rund 30 Prozent in Landes- und Bundesforst auf.

An der DHG beteiligt sind Flächen der Oberförstereien Woltersdorf, Baruth und Zossen sowie des Bundesforstamtes Potsdam. In den zurückliegenden drei Jagdjahren wurde ein gezielter Reduktionsabschuss vorgenommen. Als Höhepunkt stand im Jagdjahr 03/04 mit 446 Stück der bisher höchste Abschuss in der Geschichte der DHG zu Buche. Im Rahmen dieser Maßnahme durfte Wild der Altersklassen 0 und 1 (weiblich) und 0, 1 und 2 (männlich) auch über den Abschussplan hinaus erlegt werden – gänzlich ohne den anderen ortsüblichen bürokratischen Aufwand. Dies sieht die Hegerichtlinie Schalenwild in Brandenburg so vor. Nach einem Streckenrückgang auf 340 Stück im Jagdjahr 04/05 wird der Abschuss im laufenden Jagdjahr 05/06 zunächst nicht weiter nach oben geschraubt. In den kommenden ein bis zwei Jahren sollte ein Stagnieren der Strecke auf dem bisherigen Niveau oder ein leichtes Absinken zeigen, dass der Bestand in den drei Jagdjahren von 2002 bis 2004 tatsächlich reduziert wurde. Denn das war offenbar notwendig. Besonders in den Kernrevieren um Wiesenhagen stiegen die Schäden durch Damwild an landwirtschaftlichen Kulturen bedrohlich an. Das führte unter anderem dazu, dass der Beginn der Jagdzeit auf Antrag der DHG über behördlichen Ausnahmeregelungen vorverlegt wurde. „Ich denke, dass wir uns der angestrebten Wilddichte langsam annähern, doch muss man zunächst abwarten, was in den nächsten Jahren passiert“, bemerkt  Hans-Dieter Pfannenstiel dazu bewusst vorsichtig. Denn so ganz trauen die Verantwortlichen dem Braten offenbar noch nicht. Folgt man nämlich allein den Wildbestandsmeldungen aus den Revieren, läge die Population bereits jetzt mit 872 Stück um gut sieben Prozent deutlich unter dem per Lebensraumbonitierung festgesetzten Zielbestand von 900 Stück. Doch handelt es sich bei den Meldungen bekanntlich immer um

Mindestzahlen, weshalb auch in der DHG Baruther Urstromtal der tatsächliche Bestand deutlich höher und noch immer mehr oder minder weit über den angestrebten 900 Stück liegen dürfte. Erstmals wird im laufenden Jagdjahr das Geschlechterverhältnis im Abschuss mit 35:65 besonders weit in den weiblichen Teilbestand verschoben, um einem erneuten Anstieg der Population vorzubeugen und um den Anteil reifer Hirsche zu erhöhen.Das Waldbild im Baruther Urstromtal wird durch den „Brotbaum“ der Mark, die Kiefer, geprägt, die mit etwa 80 Prozent Anteil die Hauptbaumart stellt. Es folgen Eiche, Birke und Feldahorn. In absehbarer Zeit wird sich an der Vorherrschaft der Kiefer auch kaum etwas ändern, obwohl das Brandenburger Waldumbauprogramm unter anderem einen verstärkten Einsatz der Traubeneiche vorsieht. Doch das braucht bekanntlich Zeit, ausreichend Wasser und die richtigen Böden. Einige Eichenkulturen sind durch die Trockenheit und die geringe Wasserhaltekapazität der Sande einfach vertrocknet. Die etwa 20 000 Hektar umfassende Landwirtschaft konzentriert sich bei etwa 20 bis 35 Bodenpunkten auf den Anbau von Roggen, Tritikale, Mais, Kartoffeln und einigen Sonderkulturen, vor allem Spargel. Das große Spargelanbaugebiet um Beelitz ist bundesweit bekannt.
Trotz armer, teilweise ärmster Standorte zeigt das Damwild aus dem Baruther Urstromtal erstaunlich hohe Durchschnittsgewichte. Die Population zählt zu den „schwersten“ im Land Brandenburg. Hirschkälber erreichen im Mittel 21,2, Wildkälber 18,2 Kilogramm. Die mittleren Gewichte der Spießer betragen 38,5, die der Schmaltiere 29 Kilogramm. Die Hirsche ab der Altersklasse 3 pendeln im Durchschnitt um die 56, die Alttiere um 33 Kilogramm. Gezielte Maßnahmen zur Äsungsverbesserung finden allenfalls auf kleinerer Fläche und dann meistens im Wald statt. Auch im Landesforst wurden einige kleinere Holzbodenflächen zum Wildacker oder zur Grünäsungsfläche umfunktioniert. In den landwirtschaftlich genutzten Revierteilen sollen teilweise große Stilllegungsflächen deren Funktion übernehmen. Doch ist der Wert der sich selbst begrünenden Stilllegungsflächen für das Damwild relativ gering. Solche Brachen üben aber nach den telemetrischen Untersuchungen doch eine gewisse Anziehungskraft auf das Damwild aus. Dies ist sicher auch der dort herrschenden Ruhe zuzuschreiben. Der Aufwuchs auf als Wildacker  genutzten, gestalteten Brachen bleibt angesichts der armen Böden, der extremen Trockenheit sowie des Düngeverbots mitunter weit hinter den Erwartungen zurück.
Trotz der relativ kargen Äsung sind auch die Trophäen(gewichte) der Schaufler beachtlich. Alljährlich kommen Hirsche der unterschiedlichen Medaillenränge zur Strecke, und bisher war in jedem Jahr auch mindestens ein Goldmedaillenschaufler mit bis zu vier Kilogramm Geweihgewicht dabei. Im Jahr 2000 kam der stärkste Brandenburger Damhirsch mit knap über 200 Punkten aus dem Baruther Urstromtal! Auch 2004 wurde hier erneut ein Hirsch mit nur knapp unter 200 Punkten erlegt. Das Zielalter der Hirsche wurde auf 10 Jahre festgesetzt, wobei die Reifeklasse bereits ab dem 8. Kopf beginnt. Das Trophäenzielgewicht wurde auf 3,0 Kilogramm festgeschrieben. Die Bejagung erfolgt vor der Brunft ganz überwiegend im Rahmen des Einzelansitzes. Nach der Brunft beginnen die Bewegungsjagden, bei denen neben dem Schwarzwild – falls notwendig – auch Dam- und Rehwild mitbejagt werden. Diese im Landesforst seit langem geübte Praxis stieß noch vor wenigen Jahren bei den privaten Revierinhabern auf Ablehnung. Doch ist auch hier seit einigen Jahren eine gewisse Entspannung spürbar. Dennoch bleibt es jedem Revierinhaber selbst überlassen, was er im Rahmen der revierübergreifenden Bewegungsjagden freigibt. An diesen Tagen werden bis zu 2 000 Hektar Privatwald plus einiger angrenzender Flächen beunruhigt. In den Jagdbezirken der öffentlichen Forstverwaltungen werden die Bewegungsjagden auch auf Damwild schon seit Jahren kommerziell vermarktet.
Zusehends mehr Probleme bereitet dem Wild, Jagd und Jägern im Baruther Urstromtal die touristische Erschließung – eine logische Folge der Nähe zu Berlin und zu Potsdam im Südwesten der Bundeshauptstadt. So befindet sich im Damwildeinstandsgebiet zum Beispiel das größte Skaterbahnnetz Europas mit über 100 Kilometern Länge. Die asphaltierten Bahnen durchtrennen den Wald in seiner gesamten Ausdehnung. Weiterhin expandiert ein Nordic-Walking-Zentrum im Westen der DHG. Hinzu kommt die weitere Erschließung des Landschaftsschutzgebietes Beelitzer Sander, das später im Naturpark Nuthe-Nieplitz aufgehen soll. Die Wasser der Nuthe und Nieplitz durchrinnen das Gebiet der DHG und münden im Norden in den Blankensee. Ein weiterer Anziehungspunkt ist die Sieben-Seen-Landschaft bei Dobbrikow. Dadurch, dass die DHG unter anderem von den Rotwildeinstandsgebieten Hoher und Niederer Fläming umgeben ist und im Süden die ehemaligen Schießplätze und heutigen Naturschutzgebiete Jüterborg und Wünstorf – ebenfalls mit Rotwilvorkommen – angrenzen, entwickelt sich das Rotwild in der DHG zum regelmäßigen Wechselwild mit steigender Tendenz. Eine Entwicklung, die mit einiger Sorge beobachtet wird (siehe Interview). Als wesentlich dringlicher wird von einigen Mitgliedern jedoch die Aufnahme des Schwarzwildes und seiner Bejagung und Hege in das Wirken und die Satzung der Hegegemeinschaft betrachtet. Dies vor dem Hintergrund kontinuierlich ansteigen der Bestände. Ein entsprechender Antrag scheiterte jedoch am mehrheitlichen Widerstand der Mitgliedsreviere. Doch einigte man sich immerhin auf eine gemeinsame Erfassung und genaue Dokumentation des jagdlichen Geschehens rund ums Schwarzwild. Ein Anfang ist also gemacht. So ist man auch in dieser Hinsicht im Baruther Urstromtal sicher auf dem richtigen Weg und anderen Gebieten unseres Landes – zumindest jagdlich – etwas voraus.

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