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Grenzenloser Einsatz

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Kondition und Wille gefragt:
Die Nachsuche ist immer der Versuch, bereits gemachte Fehler wieder auszubügeln. Nicht zuletzt deswegen kommt ihr ein hoher Stellenwert zu, und sie wird oft als Krone waidgerechten Jagens bezeichnet. Dazu gehört aber der bodenständige, immer zur Verfügung stehende Hundeführer mit dem nachgewiesen leistungsfähigen Nachsuchenhund und nicht der Hobbyschnüffler.

 

Erfolgreich: Die Arbeit nach dem Schuss hat dieser Teckel gemeistert, dafür ist eine umfassende Ausbildung für Hund und Führer nötig

Von Hartmut Roth

Besonders bei der Schweißarbeit ist zu beobachten, dass sich immer mehr jagdliche Hundehalter auf diesem Felde versuchen und profilieren wollen. Auch wenn sehr gerne damit argumentiert wird, dass die gestiegenen Schwarzwildbestände mehr Schweißhunde notwendig machen. Damit ist der Sache nicht gedient. Durch gezielte Zucht, die sich an den jagdlichen Rahmenbedingungen orientierte, wurde am Erscheinungsbild, wie auch an Wesen und Veranlagung der heutigen Rassen mit allen ihren Facetten gearbeitet. So wurden ruhige Hunde als Leithunde, andere als fährtenlaute Stöberhunde oder jagende Hunde, wieder andere als sichthetzende Jagdbegleiter gehalten. In ihren Fächern leistungsstarke Hunde gingen in die jagdliche Zucht ein. Je nach Bedarf wurden beispielsweise der laute oder vorstehende Hund gefördert. Bis heute entwickelte sich so aus unserem vierbeinigen Jagdbegleiter ein teilweise hochspezialisierter Leistungsträger. Diesen gilt es auch heute, gerade in der Schweißarbeit, zu nutzen. Die auf Vielseitigkeit gezüchteten Hunde leisten sicher auch in Spezialdisziplinen teilweise Erstaunliches, bleiben aber durch ihre Vielseitigkeit immer irgendwie ein Kompromiss, auch wenn viele Rasseverbände dies nicht akzeptieren wollen oder können, da die Arbeitsgebiete ihrer Hunde teilweise zurückgehen.

In vielen Kreisgruppen werden Jagdeignungsprüfungen durchgeführt, deren Bestehen die gesetzliche Legitimation für den Einsatz auf der natürlichen Wundfährte enthält. Die hier geförderten Gespanne sind in der Regel in der Lage, das abends geschossene und in der Hecke verendete Stück zu finden. Mehr sollte man aber dann auch nicht erwarten. Alles Mehr erfordert dann den Spezialisten, der sich wiederum nicht am Stammtisch oder auf der grünen Wiese entwickeln kann. Es macht zum Beispiel keinen Sinn, im typischen Mittelgebirgsrevier mit entsprechendem Waldanteil Hunde einzusetzen, die nicht zuverlässig fährtenlaut sind. Stumme Hunde lassen Verlauf und Ende einer Hetze zur Lotterie werden!

Viel Zeit und Raum

Jagdhundeausbildung ist nach dem Gesetz praktische Jagdausübung. Diese kann nur von Jagdscheininhabern betrieben werden, die in einem Revier die Jagd aktiv ausüben dürfen. Die Einarbeitung eines Schweißhundes erfordert nicht nur viel Zeit, sondern auch und gerade Raum. Ein Revier bleibt dabei nicht ohne Störung, wenn man beispielsweise seine Übungsfährten durch den Bestand tritt.

Jederzeit einsatzbereit

Unnötige Ausbildung ist daher eine nicht hinzunehmende Störung des Wildes im Revier. Das bedeutet, dass die Anzahl der Azubis wie auch deren Aufgabengebiete sich an den Notwendigkeiten und dem Bedarf in den Revieren zu orientieren hat. Ein Denkansatz wäre, nach Absolvieren einer Prüfung in der Folgezeit mit einem nachgewiesen erfolgreichen Gespann als Kontrollhund für eine gewisse Zeit zusammenzuarbeiten. So kann Erfahrung an Führer und Hund weitergegeben werden. Auch reduziert sich die Zahl der stammtischtrainierten Nachsucher sehr schnell, da der „Lehrherr“ meist nicht lange fackelt, und Ausbildungsplätze dieser Art nur sehr begrenzt zur Verfügung stehen.

Wer sich mit der Nachsuchenarbeit ernsthaft beschäftigen will, sollte sich im Klaren sein, dass er und sein Hund bei jedem Wetter beweglich und jederzeit einsatzbereit sein müssen. Familie, Beruf und Freizeit stehen oft hinten an. Schwimmen lernen kann man nur im Wasser, über Wasser bleiben aber nur durch stetes Training. Gerade in der Schweißarbeit kommt es auf die Ausdauer von Führer und Hund an, wenn man die rote Arbeit selbst gegen widrige Umstände gerecht erledigen will. Am Beginn der Fährte steht nicht immer, wie lange man unterwegs sein wird und welches Gelände zu überwinden ist. Nicht entschuldbar ist, wenn dann aufgrund mangelnder Fitness oder Durchhaltewillens die Arbeit eingestellt wird. Wer nicht in der Lage ist, dieses zu leisten, sollte allein schon aus Tierschutzgründen auf die Haltung eines Schweißhundes verzichten. Ein richtiger Weg ist sicher die Einrichtung und Förderung von Nachsuchenstationen mit geeigneten Hunden. Dabei ist für die Stoßzeiten wie auch für den zeitlichen Ausfall des Gespanns eine mit gleichen Erlaubnissen auszustattende Alternativlösung einzuplanen und bereitzuhalten. Man darf dabei nicht außer Acht lassen, dass professionelle Nachsuche eine Dienstleistung nicht nur am Tier, sondern gerade gegenüber dem Schützen oder Revierinhaber ist. Alleine deswegen dürfen Nachsuchengespanne in der Ausbildung und für ihren Einsatz nicht nur Anerkennung finden. Dienstleistung kostet Geld, und Nachsuchenführer müssen von den Revieren, Hegegemeinschaften oder Kreisgruppen unterstützt werden, denn alleine vom Lob kann man kein Hundefutter und Ausrüstung kaufen oder den Tierarzt bezahlen.

Nur zwei Motivationen sind akzeptabel

Diese Einstellung zur Nachsuche kommt dem Tierschutzgedanken, dem wir gesetzlich und durch unseren eigenen moralischen Anspruch verpflichtet sind, näher, als ein arbeitsloser Schweißhund, der aus Image-Gründen gehalten wird. Für die Verwendung der Hunde nach dem Schuss oder bei einem Verkehrsunfall sind ausschließlich zwei Motivationen akzeptabel. Erstens: Wir wollen nach den Vorgaben unserer ethischen Einstellung zu unseren Mitgeschöpfen sicherstellen, dass diese keine unnötigen Qualen erleiden. Zweitens: Wir wollen den wirtschaftlichen Wert in Form des Wildbrets erhalten und das Verludern verhindern.

Die Anzahl der Einsätze eines Gespanns wird sich im praktischen Betrieb aus seiner Tüchtigkeit und seinem Erfolg ergeben. Sie steht nicht in Abhängigkeit von Ausrüstung oder Rasse des verwendeten Hundes. Die Akzeptanz der Arbeit in der Jägerschaft spiegelt sich im Vertauen wieder, dass der Arbeit auch bei Überschreiten von Reviergrenzen entgegengebracht wird.

Um un der Nachsuche-Praxis bestehen zu können, sind Ausdauer und Kondition gefordert

 


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