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Glück im Unglück

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Bernd Helbach

AUS DEM WILD UND HUND-TESTREVIER:
Auf der Novemberjagd im Testrevier riss die Basküle der Doppelbüchse vom späteren
Jagdkönig. Wir hakten beim Hersteller nach, wie es dazu kommen konnte.

Vor Uwe Beuschel liegt schon ein verendetes Damkalb. Für ihn ein optimaler Anfang der revierübergreifenden Drückjagd am 5. November 2016 im WILD UND HUND-Testrevier. Eine halbe Stunde nach dem Damwild sieht er im Fichtenaltholz hinter sich zwei Frischlinge
seinen Stand anwechseln. Die Wildschweine trollen im Abstand von circa fünf Metern. Der 48-Jährige backt seine Doppelbüchse an und fährt auf den ersten Frischling mit. Schuss. Die Sau rolliert und bleibt liegen. Im gleichen Schwung zieht er weiter, zielt auf die zweite. Es knallt laut. Zu laut. Heiße Gase explodieren vor dem Gesicht des Brackenführers. Die fallenden Regentropfen hört er nur gedämpft.

Uwe Beuschel zweifach glücklich: Jagdkönig und vor allem gesund beim Schüsseltreiben

im Augenwinkel sieht er den Frischling wegsausen. Ob er gezeichnet hat, kann der erfahrene Jäger nicht sagen. Er senkt die Waffe. Zwischen Laufbündel und Stoßboden klafft eine Lücke, aus der die Messingenden der Patronen blitzen. Ungläubig schaut er auf seine zerbrochene Doppelbüchse.
Vorsichtig tastet der Beamte sein Gesicht ab, überprüft die Hände auf Blut. Nichts, Gott sei Dank. Auch der Rest des Körpers ist unversehrt. Nur die Ohren klingeln – Knalltrauma. Ein kurzer Anruf beim Jagdleiter Heiko Hornung und eine Ersatzwaffe ist organisiert. Die Drückjagd kann für ihn weitergehen. Am Sammelplatz wird die zwanzig Jahre alte und gut gepflegte Heym-Doppelbüchse „80 B“ im Kaliber 9,3 x 74 R in Augenschein genommen. Rechts und links ist die Basküle fast geradlinig gebrochen. Leichte Rostflecken zeigen sich an den Bruchkanten. Das Laufbündel scheint unbeschädigt. Geschossen hat Beuschel mit Fabrikmunition von Brenneke. Es wird gefachsimpelt, spekuliert und gefragt.
Wir wollten es genau wissen und haben dazu beim Hersteller Heym nachgefragt. „Nachdem die Waffe uns eingetroffen ist, haben wir sie natürlich direkt unter die Lupe genommen“, so der Geschäftsführer Manfred Eisenbrand. Die Ergebnisse zeigen, dass es wohl ein Materialfehler war. „Wir haben die Basküle zur Überprüfung der DEVA übergeben. Die erste Analyse zeigte, dass das Metallgefüge bei an der Stelle unnatürlich grobkörnig ist. Ich würde vermuten, dass es mit der Wärmebehandlung der Basküle zusammenhängt. Eine abschließende Bewertung können wir allerdings erst nach den endgültigen Ergebnissen vornehmen“, erklärt Bernd Helbig, seit 40 Jahren Büchsenmachermeister bei Heym. Diese werden voraussichtlich erst in ein paar Wochen vorliegen.

„Der Flugrost an den Bruchkanten rührt wohl von der hohen Luftfeuchtigkeit her.Zudem ist der Hinterschaft gerissen“, erklärt Eisenbrand. Eine Restauration oder Teile von der Waffe wiederzuverwenden, ist ausgeschlossen. „Wir konnten recherchieren, dass die Waffe 1994 das Werk der Friedrich Wilhelm Heym GmbH in Münnerstadt verließ“, erläutert Eisenbrand. „1998 wurde das neue Unternehmen Heym AG gegründet. Wir haben uns damals verpflichtet, für Ersatzteile zu sorgen und Reparaturen durchzuführen. Die Garantieleistungen haben wir nicht übernommen.“

Auf beiden Seiten riss die Basküle fast linear (siehe auch großes Bild).

Generell bestehe aber keine Gefahr bei der Doppelbüchse „80 B“. Dies ist laut Hersteller der erste bekannte Fall. Wie sich die Gleichamberger mit Beuschel geeinigt haben, war vor Redaktionsschluss nicht bekannt.


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