Bis ins neue Jahrtausend hinein stieg der Bestand stetig an. Zunächst sehr restriktiv gehandhabte Abschussvorgaben ermöglichten den Bestandsaufbau. Die Überreglementierung des Abschusses führte dann allerdings zu einem unerwünschten Anstieg des Bestandes. Bis 2003 folgte eine schrittweise Liberalisierung und Vereinfachung, die durch die gemeinsame Richtlinie für die Hege und Bejagung des Schalenwildes der Länder Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern im September 2001 so- wie die aktuelle Hegerichtlinie der DHG Baruther Urstromtal (siehe Tabelle) vorläufig abgeschlossen wurden. „Es ging vor allem darum, von einer Negativ- zur Positiv-Auslese zu kommen. So wird in der Hegerichtlinie von 2003 nur noch kurz und prägnant dargestellt, welche Stücke zu schonen sind“, erläutert Bärbel Kuhlbrodt, Leiterin der Revierförsterei Kemnitz. „Die althergebrachten und wildbiologisch unsinnigen Güteklassen gibt es bei uns nicht mehr. Wir führen nahezu einen reinen Altersklassenabschuss durch.“ Ebenso galt es, in der Findungs- und Aufbauphase Kleinstaaterei und egoistisches Revierdenken zu überwinden. Der entscheidende Schritt bei der Lösung dieses Problems war die Gruppenbildung in den Jahren 1996 und 1997. 40 Jagdbezirke haben sich in acht Gruppen mit revierübergreifender Abschussplanung und – durchführung zusammengefunden. Vom Aufgang bis zum Ende der jeweiligen Jagdzeiten hat jedes Mitgliedsrevier die Möglichkeit, auf alles zu jagen, was der Gruppenabschussplan freigibt. Letzterer ist zunächst bis zum 30. November eines jeden Jagdjahres bindend. Ab dem 1. Dezember wird dann der in der gesamten Hegegemeinschaft bisher nicht getätigte Abschuss für alle Gruppen freigegeben. Dabei haben dann sämtliche Gruppen-Reviere des Einstandsgebietes alles bis zum 30. November nicht erlegte Damwild gemeinschaftlich frei.
An der DHG beteiligt sind Flächen der Oberförstereien Woltersdorf, Baruth und Zossen sowie des Bundesforstamtes Potsdam. In den zurückliegenden drei Jagdjahren wurde ein gezielter Reduktionsabschuss vorgenommen. Als Höhepunkt stand im Jagdjahr 03/04 mit 446 Stück der bisher höchste Abschuss in der Geschichte der DHG zu Buche. Im Rahmen dieser Maßnahme durfte Wild der Altersklassen 0 und 1 (weiblich) und 0, 1 und 2 (männlich) auch über den Abschussplan hinaus erlegt werden – gänzlich ohne den anderen ortsüblichen bürokratischen Aufwand. Dies sieht die Hegerichtlinie Schalenwild in Brandenburg so vor. Nach einem Streckenrückgang auf 340 Stück im Jagdjahr 04/05 wird der Abschuss im laufenden Jagdjahr 05/06 zunächst nicht weiter nach oben geschraubt. In den kommenden ein bis zwei Jahren sollte ein Stagnieren der Strecke auf dem bisherigen Niveau oder ein leichtes Absinken zeigen, dass der Bestand in den drei Jagdjahren von 2002 bis 2004 tatsächlich reduziert wurde. Denn das war offenbar notwendig. Besonders in den Kernrevieren um Wiesenhagen stiegen die Schäden durch Damwild an landwirtschaftlichen Kulturen bedrohlich an. Das führte unter anderem dazu, dass der Beginn der Jagdzeit auf Antrag der DHG über behördlichen Ausnahmeregelungen vorverlegt wurde. „Ich denke, dass wir uns der angestrebten Wilddichte langsam annähern, doch muss man zunächst abwarten, was in den nächsten Jahren passiert“, bemerkt Hans-Dieter Pfannenstiel dazu bewusst vorsichtig. Denn so ganz trauen die Verantwortlichen dem Braten offenbar noch nicht. Folgt man nämlich allein den Wildbestandsmeldungen aus den Revieren, läge die Population bereits jetzt mit 872 Stück um gut sieben Prozent deutlich unter dem per Lebensraumbonitierung festgesetzten Zielbestand von 900 Stück. Doch handelt es sich bei den Meldungen bekanntlich immer um