Coen Stork hat alles hinter sich gelassen und deshalb alles vor sich. Er hat seinen Traum verwirklicht: Mit seiner kleinen Familie in einem Schloss zu wohnen, französische Küche und Weine zu genießen und mit Freunden auf Niederwild zu jagen – speziell auf die von ihm wieder angesiedelten Französische Rothühner. Dr. Karl-Heinz Betz genoss für ein paar Tage seine Gastfreundschaft.
Das Chateau de Vilette in Burgund: Refugium des Aussteigers Coen Stork
Ein gewisser Coen Stork hatte mich eingeladen – per e-Mail, auf Englisch. Allerdings wusste ich nicht, wer Mr. Stork war. Ich hatte mir eingebildet, es mit dem Jagdaufseher des Chateau de Vilette zu tun zu haben, der für PR und Jagdgäste zu sorgen hatte. Seine Geschichte, die ich 90 Minuten später im Garten des Chateaus in warmer Oktobersonne bei einem exzellenten Weißwein hörte, konnte schillernder nicht sein: Coen Stork ist Holländer, 45 Jahre alt und war als junger Kerl gut im Windsurfen, so gut, dass er die Niederlande auf Weltmeisterschaften vertrat. Mit 21 ging der junge Mann nach Neuseeland, jobbte auf der Nordinsel in Fabriken und auf Fischerbooten, bis er ein Studium der Betriebswirtschaft antrat, das er bis zum Bachelor absolvierte. Durch die Heirat mit einer Engländerin kam Coen Stork nach Europa zurück und gelangte in den Süden der britischen Insel. Er brachte es als Manager zum Verkaufsdirektor. Hier ergaben sich auch die ersten Kontakte speziell zu den typisch englischen Fasanenjagden. Nach fünf Jahren nahm der Holländer einen lukrativen Job in seiner Heimat an. Kurze Zeit später siedelte er dann auch in die Niederlande über – inzwischen als Direktor einer Phillips-Abteilung und danach als Managing Director anderer Firmen.
Erfolgreiche Entenjagd vor dem eigentlichen Abendstrich
Während dieser Zeit hatte der erfolgreiche Geschäftsmann regelmäßig seine Ferien in Frankreich verbracht und dieses Land lieben gelernt. Sein sehnlichster Wunsch: Dort ein eigenes Schloss mit entsprechendem Landbesitz. Die Region zwischen Saône und oberer Loire, die Bourgogne oder Burgund, hatte es ihm angetan: Eine Landschaft wie im Süden Englands, aber mit hervorragender Küche und Spitzenweinen. Im Jahr 2000 stieg Stork aus dem Berufsleben aus und zog endgültig nach Frankreich, nachdem er zum zweiten Mal geheiratet hatte. Zuvor hatte er „La Vilette“ mit dazugehörigem Land erstanden. Er wollte dort auf eigenem Grund und Boden jagen.
Einer der wenigen verbliebenen Fasanen-Hähne klappt in der Garbe zusammen
Mit maximal 50 Prozent (durchschnittlich 30) werden Auswilderungsvolieren, Futter inklusive entsprechender Vorrichtungen, Wildäcker und andere Biotopverbesserungsmaßnahmen, Fallen, sowie die eigentliche Auswilderung der Rothühner regierungsseitig unterstützt. Hierfür sind entsprechende Belege einzureichen, auch die Statistik gefangener Beutegreifer. Staatliche Gamekeeper kontrollieren mehrmals im Jahr seine Aktivitäten. Neben seinen eigenen gut 200 Hektar Eigentum hat er das Jagd- (und Hege-) recht auf weiteren 2 000 Hektar mit außerordentlich attraktiven Teichen bei seinen Nachbarn, dem Chateau de Conclay und Chateau Souve, speziell für die geliebte Jagd auf Enten. Während wir unser Gespräch führten, waren zwischenzeitlich ein paar Holländer eingetroffen, mehr Freunde als Gäste, wie sich herausstellte. Es waren noch zwei Stunden bis Sonnenuntergang, und Coen schlug vor, sich in jagdliche Gewänder zu stürzen und vor dem Abendstrich auf Enten noch eine kurze Streife auf Bekassinen zu unternehmen. Schon kurze Zeit später waren alle bereit, und die übliche erwartungsvolle Erregung vor einer Jagd machte die Runde. Zwei Retriever und ein Epagneul Breton waren mit von der Partie. Keine zehn Autominuten später nahmen wir einen Drink auf der Terrasse des Chateau de Conclay, und dann ging es zu Fuß gut 300 Meter hinunter in ein weiträumiges Teichgelände, umsäumt von ausgedehnten Feuchtwiesen, aus denen große Bulten mit Binsen hervorragten. Mit sechs Flinten bildeten wir eine kleine Streife und waren froh über die relativ festen Binsenköpfe, denn nur auf ihnen fand man einigermaßen Halt.
Die Konsequenz war, dass dem sicheren Stand mehr Aufmerksamkeit gewidmet wurde als dem Gelände, so dass die ersten Sumpfschnepfen nur durch ihren charakteristischen Laut bemerkt wurden, dann aber schon im Zickzack außer Schrotdistanz waren. Und es gab unglaublich viele. Ich zählte auf einer knapp vier Hektar großen Feuchtwiese über 40. Zur Strecke lagen am Ende vier Bekassinen. Der Abend war ebenfalls außerordentlich erfreulich, denn wir schossen auf dem Strich zusammen gut dreißig Stockenten mit einem erheblichen Erpelüberschuss. Es gelangen sogar einige spektakuläre Dubletten. Außerordentlich zufrieden, aber auch müde von der langen Anreise kehrten wir nach La Vilette zurück, um noch im Jagdoutfit einen „Sundowner“ zu genießen. Schon wenig später saßen wir umgezogen an der großzügigen Tafel beim Abendessen. Es stellte sich heraus, dass die holländischen Jäger, sympathisch und weit gereist, ihr Jagdhandwerk verstanden und mehrmals im Jahr besondere jagdliche Ausflüge unternehmen.
Jägerin mit Rothühnern: Nach dieser Strecke herrscht Freude pur
Erlegte Bekassinen: Die Sumpfschnepfen bevorzugten die mit Binsenbulten durchsetzten Teichufer
mit Feuchtwiesen überquert werden. Die Passage wurde zu einer kleinen Bekassinenstreife genutzt, bei der recht viele der kleinen Limikolen hochgemacht wurden. Allerdings nur zwei zur Strecke – eine echte Herausforderung an die Konzentration der Flintenschützen! Der Maisschlag wurde abgestellt, vor Kopf hinter einem recht hohen Knick auf Grünland. Die Rothühner mussten also – sollten sie unsere Richtung einnehmen – sich erst einmal emporschrauben, um hoch über die Hecke zu kommen. Die meisten allerdings kamen nicht als Kopfvögel, sondern drehten über dem Knick ab, um als Querreiter die Front abzunehmen. Diese Jagd machte wirklich Freude! Hatte man erst einmal begriffen, wie dieses Flugwild „zu lesen“ war, klappten die Hühner in den Garben zusammen und setzen die rasch flacher werdende Flugkurve als Federball fort. Sehr sorgfältig wurden die beschossenen Vögel nachgesucht. Das alles geschah ohne Zeitdruck, mit kleinen Pausen dazwischen für die Konversation und Muße, die herrliche Landschaft zu genießen. Kein Jagdstress und niemand, der unsere kleine Gruppe antrieb. Und trotzdem war es uns über Tag warm geworden – weit über 20 Grad Celsius zeigte die Quecksilbersäule, so dass der in regelmäßigen Abständen gereichte Trunk eine Wohltat war.
Ursprüngliche Verbreitung der Rothühner in Frankreich (rote Linie). Kreuz: Die Lage des Chateaus de Vilette
Nach Abschluss der Jagd trafen wir uns zu einem kühlen Weißen und ein paar Snacks auf der Terrasse des Chateaus bei immer noch herrlichem Sonnenschein kleinen Limikolen hochgemacht wurden. Allerdings nur zwei zur Strecke – eine echte Herausforderung an die Konzentration der Flintenschützen! Der Maisschlag wurde abgestellt, vor Kopf hinter einem recht hohen Knick auf Grünland. Die Rothühner mussten also – sollten sie unsere Richtung einnehmen – sich erst einmal emporschrauben, um hoch über die Hecke zu kommen. Die meisten allerdings kamen nicht als Kopfvögel, sondern drehten über dem Knick ab, um als Querreiter die Front abzunehmen. Diese Jagd machte wirklich Freude! Hatte man erst einmal begriffen, wie dieses Flugwild „zu lesen“ war, klappten die Hühner in den Garben zusammen und setzen die rasch flacher werdende Flugkurve als Federball fort. Sehr sorgfältig wurden die beschossenen Vögel nachgesucht. Das alles geschah ohne Zeitdruck, mit kleinen Pausen dazwischen für die Konversation und Muße, die herrliche Landschaft zu genießen. Kein Jagdstress und niemand, der unsere kleine Gruppe antrieb. Und trotzdem war es uns über Tag warm geworden – weit über 20 Grad Celsius zeigte die Quecksilbersäule, so dass der in regelmäßigen Abständen gereichte Trunk eine Wohltat war. Nach Abschluss der Jagd trafen wir uns zu einem kühlen Weißen und ein paar Snacks auf der Terrasse des Chateaus bei immer noch herrlichem Sonnenschein und fantastischem Blick auf den Park und die „rolling hills“ der Bourgogne. Da wir den gesamten Tag per pedes unterwegs waren, verzichteten wir an diesem Abend auf den Entenstrich, so dass wir uns ausgeruht und voller Tatendrang wieder an der abendlichen Tafel trafen. Am nächsten Morgen ging es für 45 Minuten auf der Landstraße nach Nordwesten zum Chateau Paray-le-Fresil. Dort er warteten uns getriebene Reb- und Rothühner. Doch davor war eine Entenjagd eingeplant, ein paar Teiche sollten abgetrieben werden.