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Wasserapport – Auf zu neuen Ufern

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Viele Hundeführer haben Schwierigkeiten, ihrem Hund den Wasserapport beizubringen. Die
Probleme sind so zahlreich wie die Ursachen. Was es beim Üben alles zu beachten gilt, verrät Ihnen Uwe Heiß.

FOTO: CHRISTINE STEIMER

Apportiert ein Hund nicht aus dem Wasser, steht der Führer recht hilflos am Rand
und könnte schier verzweifeln. Und dabei dachte man, er würde bereits bringen. Das macht
er doch schließlich an Land auch schon ganz nett. Außerdem hatte es doch bei der letzten Probe ganz passabel geklappt. Man hat es eben nur probiert. Ein Ausbildungssprichwort
sagt: „Wer probiert, verliert.“ Bei der Hundeausbildung probiert man nicht, sondern man schult, baut auf, betreibt Lernfixierung durch Konflikte und sichert das Erlernte ab – egal was einem Hund beigebracht werden soll. Wer ein guter Lehrer für seinen Hund sein will, arbeitet sich über einen vernünftigen, didaktischen Aufbau vom Knappen zum Umfangreichen. Für das Apportieren am und aus dem Wasser gilt: Was im Wasser zuverlässig funktionieren soll, muss an Land hundertfünfzigprozentig klappen. Hier liegt für viele Probleme der Hase im Pfeffer. Wer sich an Land mit achtzigprozentigem Ausführen einer Übung zufriedengibt, dem bleiben am Wasser nur noch fünfzig Prozent. Somit wird klar, dass für die Wasserarbeit ein sehr, sehr guter Apport an Land vorausgesetzt
werden muss. Was aber ist gutes Apportieren an Land? An Land muss der Hund ohne eine Beutetriebsteigerung (Werfen des Wildes) auf Befehl schnell Richtung liegendem Apportel oder Wild laufen, es sofort, das heißt ohne es zu bewinden, aufnehmen und es schnellstmöglich auf direktem Weg bringen. Der Hund sollte sich ohne Kommando beim
Führer hinsetzen und auf Befehl loslassen. Auch der berühmte Fingerzeig zum Hinsetzen
darf nicht nötig sein. Denn auch wenn es auf den Prüfungen am Wasser in der Regel nicht geahndet wird, der Fingerzeig ist ein Kommando. Eine wichtige Voraussetzung ist, dass
der Hund bei geworfenem oder ausgelegtem Wild zuverlässig so lange sitzen bleibt,
bis er den Befehl zu Bringen bekommt. Viele Hundeführer gehen mit ihrem angeleinten
Hund an einen Teich, werfen eine Ente ins Wasser, und der junge Hund will über
den Beutetrieb sofort hinterher. Das Einspringen in die Leine wird vom genervten
Hundeführer dann oft körperlich gemaßregelt. Bekommt dieser Hund eine Minute
später den Apportierbefehl, um die Ente zu holen, traut er sich vielleicht nicht
mehr. In solchen Situationen wird einem die mangelnde Ausbildung im Grundgehorsam
wieder einmal deutlich vor Augen geführt. Auch hier behindert schlechte Grundausbildung das Fortkommen in anderen Ausbildungsabschnitten.

Voraussetzung für die Wasserarbeit ist eine gute Schwimmtechnik des Hundes. Die kann trainiert werden.  FOTO: MICHAEL MIGOS

Für die Apportierausbildung im Wasser gibt es eine klare, aufbauende Schrittfolge, die es dem Hund leichter macht zu begreifen, was der Hundeführer von ihm genau will. Ein Hund, der an Land auf einen Komm-Pfiff nicht wirklich zuverlässig und schnell direkt bis zu seinem Führer kommt, der wird es auch aus dem Wasser nicht tun. Bevor man mit dem Hund zum Apportieren ans Wasser geht, muss dieser im Grundgehorsam absolut durchgearbeitet sein. Denn wenn der Hund auf dem Weg zum Wasser im „Bei-Fuß-gehen“ oder am Wasser im „Sitz“ dauernd korrigiert wird, stört das Hund und Führer, und die Köpfe sind nicht für das Wesentliche frei. Das Apportieren an Land muss unbedingt
auch aus Konfliktsituationen heraus geübt werden. Es reicht nicht, wenn der Hund vom ebenen Boden apportiert. Hier ist Kreativität gefragt. Der Hund muss zuverlässig und schnell zum Beispiel auch von einem Stapel Kaminholz oder aus einem Haufen Gerümpel schnell apportieren. Viele „Konfliktsituationen“ wie Pfützen oder Brombeerbüsche bietet die Umwelt. Andere lassen sich schaffen. Warum nicht mal ein Apportel in eine Schubkarre werfen, damit der Hund rein- und rausspringen muss, um zu bringen? Warum nicht mal aus einem Zementfass apportieren lassen und dieses nach und nach mit Wasser füllen. Lernpsychologisch nennt man das Vorgehen „Lernfixierung durch Konflikte“.

Bevor es jedoch ins nasse Element geht, muss das Apportieren an Land bombensicher sitzen.
Foto: Uwe Heiss

Tatsache ist, dass so vorbereitete Hunde kaum ein Problem beim Apportieren aus einem
Gewässer haben. Ist dann auch noch das „Komm“ und das „Sitz“ wirklich perfektioniert,
wird der Hund schnell und ohne sich zu schütteln mit der Ente zu seinem Führer kommen und sich brav wartend hinsetzen, um auf das „Aus“ richtig zu reagieren. Schwimmen sollte der Hund bereits vor den ersten Apportierübungen am Wasser gelernt haben. Gerade für
Wasserapporte ist es wichtig, dass der Hund bereits einen guten Schwimmstil entwickelt
hat. Wenn ein unerfahrener Hund zu sehr mit den Vorderläufen aus dem Wasser kommt und sich durch Spritzer die Sicht nimmt, wird ihm das Schwimmen immer unangenehmer. Dem kann durch eine Schwimmhilfe im Lendenbereich oder durch vorsichtiges Ziehen
an einer Feldleine abgeholfen werden. Diese bringt das Hinterteil des Hundes hoch an
die Wasseroberfläche, und er lernt, gerade im Wasser zu schwimmen. Wenn am Gewässer
eine Feldleine gebraucht wird, ist unbedingt darauf zu achten, dass sie gut schwimmt. Solch eine Leine verfängt sich dann nirgends unter der Oberfläche, und sie stört den schwimmenden Hund nicht an den Läufen.

Dummys, mit Wildwittrung und Echtbalg versehen, ersetzen Apportierwild ausgezeichnet. FOTOS: CHRISTINE STEIMER

Um den Hund erst technisch sauber durchzuarbeiten, wird ihm das Apportieren und vor allem das Finden des Apportels leichtgemacht. Hierzu eignen sich hervorragend schwarz weiße Wasserdummys, die gut auf der Oberfläche liegen. Sie sind immer klar vor hellem oder dunklem Hintergrund zu erkennen und lassen sich einfach aus dem Wasser aufnehmen. Werden die Dummys mit künstlichen Geruchsstoffen versehen, findet außerdem eine gute Geruchsprägung auf Ente statt. Wenn mit Wasserwild geübt wird, ist zu berücksichtigen, dass eine sehr nasse Ente oft tief im Wasser liegt und am Anfang nicht so gern genommen wird. Diese ist gerade für junge Hunde manchmal etwas schwieriger zu
greifen. Deshalb vor der Wasserarbeit auch an Land mit trockenen und mit sehr nassen
Enten üben. Es hat sich bewährt, unmittelbar vor den ersten Wasser-Apports eine identische „Trockenübung“ durchzuexerzieren. Ein Hundeausbilder zeigt Größe und Verständnis für seinen „Schüler Hund“, wenn er feststellt, dass es an Land noch nicht gut
genug funktioniert und er auf den Wasserapport zunächst verzichtet. Auch wenn er extra dafür einige Kilometer an einen Teich gefahren ist.

Wenn an Land das Apportieren funktioniert, kann mit der Wasserarbeit begonnen
werden. Schwimmende Feldleinen können anfangs sowohl beim Ausfeilen der Schwimmtechnik
als auch beim eigentlichen Apportieren aus dem Wasser eine große Hilfe sein. Foto: Uwe Heiss

Funktioniert es hingegen an Land hervorragend, steht einer Übung am Gewässer nichts mehr im Wege. Hat der Hund die ersten Apports von einer freien Oberfläche sehr gut bewältigt, wird die Ente mehr und mehr in deckungsreiche Stellen (Seerosen, Schilf) geworfen. Der Zeitpunkt vom Werfen der Ente bis zum Schicken des Hundes wird Minute um Minute vergrößert. So lernt das Tier, nicht immer sofort loszustürmen und sich, für die praktische Jagd wertvoll, auch die Fallstelle für den späteren Apport zu merken. Vor dem Hund auf die Wasseroberfläche zu schießen, ist eine heikle Sache. Eine „Schussmacke“ zeigt sich spätestens hier. Problematisch ist aber vor allem die Gedankenlosigkeit
vieler Hundeführer. Da werden bei der Hundeausbildung am Wasser die Munitionsreste der letzten Entenjagden verschossen. Der erste Schuss beispielsweise unbedarft mit 36 Gramm Ladung aus dem ersten Lauf (mit der größeren Streuung) abgegeben. Man braucht
beim Zusehen schon Nerven wie Drahtseile. Kein Wunder, wenn der eine oder andere
junge Hund diese dann nicht zeigt und sich umdreht. Es lohnt sich, extra für die
Wasserarbeit Trap-Patronen mit 2,4mm und 24 Gramm Vorlage zu kaufen.
Mit dem Schießen geht es natürlich erst los, wenn der vierläufige Jagdhelfer einige Male
nahezu perfekt aus dem Wasser apportiert hat. Es wird beim ersten Mal mindestens
25 Meter in Schwimmrichtung über die Ente hinweg auf die Oberfläche geschossen.
Nur langsam wird nach und nach die Distanz der Schrotgarbe zur Ente verringert. Wer kein wirklich guter Schütze ist, sollte lieber bei der großen Distanz bleiben. Wenn der Hund das Wasser nicht mehr annimmt, kann das viele Gründe haben. Handelt es sich um Schuss-Scheue, kann zumindest das Apportieren einer toten Ente über den Zwangsapport korrigiert werden.Es empfiehlt sich, wie so oft, ein paar Schritte zurückzugehen und einige straffende Übungen an Land vorzuschieben. Geht danach am Wasser gar nichts, muss mit einer zweiten Leine vom gegenüberliegenden Ufer gearbeitet werden. Hier bitte das Tier
nicht grob gewaltsam zur Ente ziehen, sondern mit viel Fingerspitzengefühl arbeiten.
Optimal ist es, wenn der Gehilfe für den Hund dabei nie sichtbar ist, damit er nicht
nur das Wasser annimmt, wenn er am gegenüberliegenden Ufer jemanden stehen
sieht. Diese Übung ist sehr erfolgreich, wenn immer abwechselnd ein Landund
ein Wasserapport geübt werden.


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