Prinzipiell gilt, dass ein zuviel alleingelassener Hund leicht zu einem
kranken Hund wird. Unverhältnismäßig häufiges Alleinsein bedeutet sowohl für Menschen als auch sozial lebende Tiere (wie die Hunde) psychischen Stress, der sich später in organischen Schwächen oder Körperhaltungsschäden
äußern kann
Vom WuH- Team
Viele unerwünschte und als Wesensschwäche bekannte Fehlverhalten haben hier ihre Ursachen. Eigeninitiative und die natürliche Neugierde weichen angstbedingten Hemmungen. Ein in einer sowohl akustisch als auch optisch reizlosen Umgebung aufgezogener Hund wird mit Überreaktionen auf seine nächste Umwelt reagieren.
Denken Sie an die bedauernswerten Vierläufer, die ausschließlich im Zwinger gehalten werden oder sogenannten Wachhunde, die ihr Leben an Ketten fristen müssen.
Solche unerwünschten Überreaktionen sind besonders bei Jagdgebrauchshunden natürlich relevant und machen einen sinnvollen Einsatz im Jagdbetrieb teilweise unmöglich. Diese Fakten sind zu berücksichtigen, um dem Welpen eine optimale Eingewöhnung zu gewährleisten und richtungweisend auf die spätere Haltung des erwachsenen Hundes hinzuarbeiten. Denn natürlich ist der junge Hund durch die neue Umgebung einem besonders starken Gefühl des Verlassenseins ausgesetzt.
Vor- und Nachteile
Die Zwingerhaltung, und damit der Abstand zu unserer Nähe, sollte dem Hund deshalb auch schrittweise nähergebracht werden. Mit zunehmender Vertrautheit und Sicherheit, die sich innerhalb von Tagen erweisen, verselbständigt sich auch der Tag-/Nacht-Rhythmus, und der Zwinger wird als Heimstätte anerkannt.
Wird der Welpe gnadenlos seinem Zwinger überlassen und trotz der Verlassenheitsangst und dem damit verbundenen Winseln oder Heulen nicht erhört, wird in dieser noch bestehenden Prägungsphase das Urvertrauen, das bis dahin noch in Mensch und Tier bestand, elementar gestört.
Dies wird in den ersten Wochen und Monaten sicherlich nicht offenkundig sein, denn zu dankbar wird er sein Futter entgegennehmen und sich über die gelegentlichen Freigänge freuen. Bei der späteren Zusammenarbeit werden sich aber wahrscheinlich Vertrauensdefizite herausstellen, die auch unter Strafmaßnahmen nicht mehr zu regulieren sind.
Die gleichen Vorraussetzungen gelten für den im Haus gehaltenen Hund. Die soziale Anbindung ist hier natürlicherweise größer durch die vermehrte Anwesenheit von Familienmitgliedern. Aber auch hier können Schäden auftreten durch eine vermehrte Abwesenheit oder durch einen Mangel an gebotenen Reizen. Auch hier wird ein einsamer Hund Verhaltensmuster zeigen, die für die spätere Zusammenarbeit nicht förderlich sind.
Für beide Arten der Hundehaltung gilt es, dem jungen Hund (und nicht nur ihm) ausreichend Bewegungsmöglichkeit zu bieten, seinen Spiel- und Entdeckungstrieb zu fördern, ihm Anreize zu bieten und ihn nicht verdummen zu lassen.
Also nicht der scheinbar sichere Hort eines Zwingers und auch nicht die Bequemlichkeit einer guten Stube gewährleisten eine gute Hundehaltung, sondern eine stetige Präsenz neuer Herausforderungen. Zuwendungen und besondere körperliche Anforderungen bringen Befriedigung in den Sozialverbund von Mensch und Hund. Denn wie der Menschen ist auch der Vierläufer nach getaner Arbeit und erfüllter Aufgabenstellung zufrieden.
Weiter zu berücksichtigen ist, dass eine gewisse Beständigkeit im Verhalten zum Welpen einzuhalten ist, um ihm die gewünschte Sicherheit und Ausgeglichenheit zu vermitteln.
Diese Konsequenz fördert nicht zuletzt auch unsere Autorität dem Hund gegenüber und bildet eine natürliche Grundlage für gegenseitiges respektvolles Vertrauen.
Und wer denkt, dass ein Jagdhund doch nicht so verhätschelt werden muß, dem sei gesagt, dass gerade dem Gebrauchshund eine Komprimierung auf seinen letztendlichen Gebrauch, sprich Nutzen, nicht ausreicht, um dauerhafte gute Leistung zu zeigen. Er ist einfach zu intelligent.
Zwingergewöhnung „schrittweise“
Ob Sie sich als Führer eines Jagdhundes für die Zwingerhaltung oder die Haltung im Haus entscheiden, bleibt letztendlich Ihnen oder der Großmütigkeit der Hausfrau überlassen, denn natürlich bedeutet der Hund im Haus mehr Schmutz. Was aber wiederum bedeutet ein „bisschen“ Schmutz, wenn man dafür aber den Hund in seiner alltäglichen Mimik und seinem Körperverhalten als Mitbewohner kennenlernen darf (und umgekehrt).
Gewisse Tugenden und Untugenden lernt man von dem (reinen) Zwingerhund nicht so hautnah kennen. Sie schwelen mehr im Verborgenen und bleiben zwecks Gelegenheitsmangel oft unentdeckt. Ein Zwingerhund erscheint mir persönlich meist rastloser, weil ihm oftmals die Anbindung an das Geschehen in seinem Sichtfeld fehlt.
Wenn er zudem noch viele Stunden allein, vielleicht auch noch ohne Artgenossen, verbringen muß, wirkt sich das, wie schon angesprochen, auf sein Sozialverhalten aus.
Dem Zwingerhund aber, dem ein ausgewogenes Programm aus „Pflicht und Kür“ geboten wird und dem eine artgerechte Unterbringung, geschützt vor Wind und Wetter und mit entsprechend großer Räumlichkeit, sicher ist, führt bestimmt kein schlechtes Leben.
Was spricht übrigens gegen eine kombinierte Haltungsweise von Zwinger und Haus? Ich meine gar nichts!